Mittwoch, 29. August 2018

Kinderserien der 2000er Teil 9 (Realserien) - Watch.Read.Discuss.

In unserem neunten Teil der Reihe "Kinderserien der 2000er" werfen wir erneut einen Blick auf verschiedene Realserien, die wir in unserer Kindheit angeschaut haben. Dieses Mal geht es nur um "Nickelodeon"-Sendungen. Die vorherigen Beiträge, in denen wir über Sendungen wie "Disneys Große Pause", "Powerpuff Girls" oder "H2O - Plötzlich Meerjungfrau" diskutieren, findet ihr hier. Dieser Post gehört zur Rubrik "Watch.Read.Discuss.", bei der wir Autoren uns mit demselben Thema beschäftigen. 
Klickt auf die Titel, um euch die Intros anzuschauen.


Katrin

Jane (l.) ist eine Nervensäge!!!
Foto: Family Channel
"Highschool Halleluja" (Originaltitel: "Wingin' It") ist eine Serie des kanadischen Senders "Family Channel" und wurde in Deutschland auf "Nickelodeon" gezeigt. Sie handelt vom fünfzehnjährigen Pechvogel Carl Montclaire (Dylan Everett), der in der Schule für seine ständigen Missgeschicke verspottet wird. Sein Leben ändert sich schlagartig, als ihm der EiA (Engel in Ausbildung) Porter Jackson (Demetrius Joyette) zur Seite gestellt wird. Der muss Carl zum beliebtesten Schüler an der Bennett High School machen, um sich seine Flügel zu verdienen. Vertrauenslehrer Dr. Cassabi (Wayne Thomas Yorke) entpuppt sich ebenfalls als Engel, der ein wachsames Auge auf den jungen Flügelanwärter hat. Das ist auch bitter nötig, denn Porters unausgereifte magische Kräfte und sein endloser Enthusiasmus sorgen regelmäßig für Chaos und bringen alle Beteiligten in Schwierigkeiten.
"Highschool Halleluja" ist eine Serie, die ich immer gerne geguckt habe, ohne ein großer Fan zu sein. Das Konzept hat mir von Anfang an gefallen, da es zwar um Engel geht und die auch regelmäßig im "Himmel" gezeigt werden, die Sendung aber nicht religiös ist. Die Schutzengel wollen den Menschen das Leben erleichtern und ihnen helfen, aber sie treten nie als "kirchliche Vertreter" auf. Es wird auch nie darüber gesprochen, wo die Wesen eigentlich herkommen und was genau der Himmel ist. Die Engel werden zudem nicht als weise, unfehlbar und brav dargestellt, sondern sind genauso emotional, impulsiv und voreilig wie die Menschen - allerdings mit magischen Fähigkeiten. In meinen Augen ist die Serie in der zweiten Staffel noch um einiges besser geworden, als mit Denise (Kendra Timmins) ein zweiter EiA an die Bennett High kam. Ihr Enthusiasmus, ihr Charme, ihre Dusseligkeit und ihre Lebensfreude haben die von Porter noch locker getoppt. Außerdem stimmte die Chemie zwischen den beiden EiAs und Carl. Was die Sendung für mich getrübt hat, sind die anderen Charaktere - allen voran Carls beste Freundin, die Nachwuchsjournalistin Jane Casey (Brittany Adams). Sie ist altklug, nervig und ändert ständig ihre Meinung. Dabei trägt sie nichts als Drama zur Geschichte bei und bremst die Handlung damit konsequent aus. Die anderen Schüler - darunter der eigenartige Außenseiter Alex Horatio P. Rodriguez (Brian Alexander White), die beliebte und nicht sehr intelligente Brittany Hanson (Hannah Lochner) sowie der mobbende Sportler Serge Delvecchio (Sebastian Hearn) - entsprechen den typischen High School-Klischees und haben keinerlei interessante Charakterzüge. Obwohl sie kaum Einfluss auf die Handlung und nur kleine Rollen haben, gehören sie trotzdem zu den rund zehn Leuten, die im Vorspann namentlich genannt werden. "Highschool Halleluja" wäre jedenfalls noch um Längen besser gewesen, wenn sich die Geschichte auf Carl, Porter und Denise beschränkt hätte.


Troop - Die Monsterjäger

Sieht aus wie T-Rex, ist es aber nicht  
Foto: Nickelodeon
Diese Serie, die im Original "The Troop" heißt, dreht sich um den Comics liebenden, durchschnittlichen High School Schüler Jake Collins (Nicholas Purcell), der eines Tages von seinem Lehrer Mr. Stockley (John Marshall Jones) für eine geheime Organisation angeworben wird. Die "Troop" ist eine Vereinigung, die sich der Jagd auf Monster verschrieben hat. Da Erwachsene beim Anblick der Kreaturen vor Angst erstarren, werden Teenager als Monsterjäger eingesetzt. Eine der vielen Zentralen ist unter Jakes High School. Zum Team gehören neben ihm auch der hochintelligente Einzelgänger Felix Garcia (David Del Rio) und die vielbeschäftigte Cheerleaderin Hayley Steele (Gage Golightly, Step Sisters). Gemeinsam beschützen die drei ihren Bezirk, indem sie Monster aufspüren und einfangen.
"Troop" gehört nicht zu den Sendungen, die ich unter keinen Umständen verpassen wollte. Dennoch habe ich die Abenteuer der Monsterjäger immer gerne verfolgt. Mir hat besonders gefallen, dass die drei Protagonisten nicht so extrem stereotypisch waren, wie in vielen anderen Kinder und Teenieserien. Zwar musste beispielsweise Felix immer den Klugscheißer raushängen lassen, aber die Persönlichkeiten der Charaktere wurden nicht nur auf ein Attribut heruntergebrochen. Die Vielschichtigkeit hat sich übrigens nicht nur in den menschlichen Figuren, sondern auch bei den Kreaturen gezeigt. In Bezug auf Gruselfaktor, Boshaftigkeit und Fähigkeiten waren sie verschieden. Es gab zum Beispiel auch menschenähnliche Monster oder welche, die den Jägern geholfen haben - wie das knuddelige, süße Wesen, dessen Schrei das Gedächtnis von Zeugen gelöscht hat, sodass sie sich nicht an die Geschehnisse erinnern konnten. Allerdings hat mich bei der Serie immer gestört, wie "talentiert" und "weise" die Teenager dargestellt wurden. Ich fand es beispielsweise total albern, dass alle Erwachsenen (Selbst die, die in ihrer Schulzeit selbst Monsterjäger waren!!!) beim Anblick der Kreaturen vor Angst erstarrt sind, während drei pubertierende Jugendliche mit kreativen Lösungen regelmäßig die Stadt gerettet haben


Laura

Unfabulous

Viel Teenie-Drama, aber immerhin glaubhaft
Foto: Nickelodeon
Die 12-jährige Addie Singer (Emma Roberts) ist zusammen mit ihren besten Freunden Geena (Malese Jow) und Zach (Jordan Calloway) vor Kurzem in die siebte Klasse gekommen. Wie alle Teenager muss auch sie sich mit ganz alltäglichen Problemen herumschlagen: Egal ob Pickel am Schulfototag, peinliche Erlebnisse im Unterricht oder Stress mit ihren Eltern (Molly Hagan und Markus Flanagan) und ihrem älteren Bruder Ben (Brandon Kelly). In Sachen Liebe beschäftigt sie vor allem ihr Schwarm Jake (Raja Fenske), der sie nur als Kumpel sieht. Statt einfach bloß Tagebuch zu führen, um all die Gefühle und Erlebnisse zu verarbeiten, singt Addie lieber Songs. Die schreibt sie selbst und lässt sich die Melodien dazu auf der Gitarre einfallen. 
Diese Serie habe ich ziemlich regelmäßig verfolgt, weil sie wirklich unterhaltsam war. Außerdem konnte ich sie immer gut nebenbei schauen, weil die Handlung nicht vollkommen abgedreht oder verwirrend war. Im Grunde ist diese "Nickelodeon"-Sendung eine gute und halbwegs realistische Darstellung von den Problemen eines Teenagers. Aus heutiger Sicht finde ich diese ganzen Dramen vollkommen überzogen, aber damals konnte ich mich in einigen Folgen in den Figuren wiederfinden. Addie war zwar nie eine meiner absoluten Lieblingsfiguren einer Teenie-Sendung, aber es hat trotzdem immer Spaß gemacht, ihr Leben zu verfolgen. Ihre besten Freunde Geena und Zach mochte ich ganz gerne und sie alle drei haben ein gutes Team abgegeben. Sie waren damals eine glaubwürdige Freundesgruppe. Sie haben sich nicht ständig super gut verstanden, haben auch mal gestritten oder sich über die anderen lustig gemacht - wie es Freunde eben machen. An Addies Eltern kann ich mich kaum erinnern. Ihr älterer Bruder hingegen war die meiste Zeit richtig nervtötend und auch hin und wieder gemein - was aber als Zuschauer teilweise sehr unterhaltsam war. Die Sache mit den Songs fand ich früher echt lustig und ich finde die Idee auch heute noch kreativer als das übliche Tagebuchschreiben. Ich würde die Serie heute definitiv nicht mehr schauen, weil sie wirklich für eine bestimmte Zielgruppe gemacht wurde und man sich als Nicht-Teeanger einfach mit nichts identifizieren kann. Aus damaliger Sicht hat sie mich aber gut unterhalten.

Katrin: "Unfabulous" war eine der wenigen 2000er Realserien, die ich wirklich nicht mochte und bei der ich regelmäßig aus- oder umgeschaltet habe. Der Grund dafür war das übermäßige Drama in jeder Folge. Addies Probleme waren zwar halbwegs realistisch, aber sie wurden IMMER zu einer absoluten Katastrophe aufgebauscht. Jeder normale Jugendliche hätte dieselben Probleme schnell gelöst oder vergessen, bei "Unfabulous" ging nichts ohne Weltuntergangsstimmung - einfach nur nervig und langweilig. Außerdem hatte die Show kein wirkliches Konzept. Ein Protagonist, der mit seinem weiblichen und seinem männlichen besten Freund die Schule überstehen muss: Das gibt es hundertfach, aber bei "Unfabulous" bleibt es dabei. Es gibt kein Alleinstellungsmerkmal - wenn man mal von Addies furchtbar schlechten Liedern absieht.


Big Time Rush

Die Gruppe "pausiert" seit 2014
Foto: Nickelodeon
Die vier Freunde Kendall (Kendall Schmidt), James (James Maslow), Logan (Logan Henderson) und Carlos (Carlos PenaVega) leben komplett normale Leben als Teenager in Minnesota. Bis der Musikproduzent Gustavo Rocque (Stephen Kramer Glickman) Kendall durch Zufall beim Singen eines albernen Songs hört. Spontan bietet er ihm an, zu einem Vorsingen zu kommen. Der Jugendliche ist davon überhaupt nicht begeistert, lässt sich aber überreden. Er will allerdings nur kommen, wenn James, Logan und Carlos die gleiche Chance erhalten. Letztendlich kann Kendall Gustavo  nicht nur beim Vorsingen von sich überzeugen, er kann ihn sogar überreden, die anderen drei ebenfalls unter Vertrag zu nehmen. Sie werden zur Boy-Band "Big Time Rush", ziehen nach L.A. und müssen sich im Musik-Business behaupten. Währenddessen sind sie immer noch die chaotische Bande aus Minnesota, die sich ständig in Schlamassel bringt, womit sie Gustavo und seiner Assistentin Kelly (Tanya Chisholm) tagtäglich auf die Nerven gehen.
"Big Time Rush" war für mich eine pure Unterhaltungsshow. Es geht fast ausschließlich um dumme und alberne Situationen und zwischendrin gibt es paar Songs. Zusätzlich sieht der Zuschauer die Erlebnisse von Kendalls kleiner Schwester Katie, die viel zu clever und durchdacht für ein Kind ist. Diese Szenen fand ich zwar lustig, aber ansonsten eher uninteressant. Hinzu kommt dann noch in jeder Folge mindestens ein Wutanfall von Gustavo, der nach dem zehnten Mal auch nicht mehr sehr witzig ist. Tiefgang gibt es so gut wie gar nicht und die Romanzen sind oftmals auch eher oberflächlich und nicht wirklich glaubhaft. Die vollkommen platte Beziehung zwischen Kendall und Jo fand ich immer unglaublich langweilig. Trotzdem konnte mich das Konzept dieser Serie über eine Band, die es wirklich gibt, überzeugen. Das hat mich selbst überrascht: Die "Jonas Brothers", die ebenfalls eine echte Band mit eigener Sendung waren, habe ich mit Ausnahme von "Camp Rock" nie verfolgt. Auch "Hannah Montana" konnte mich nie umhauen. Das war bei BTR anders. Die Geschichte um die chaotischen Freunde fand ich toll. Das lag wohl vor allem an der guten Chemie zwischen den Jungs. Der Humor ist wie bei anderen "Nickelodeon"-Sendungen oft etwas zu überzogen, aber das hat mir nie etwas ausgemacht. Außerdem mochte ich die meisten Lieder, die in der Serie vorkamen. Manche Songs gefallen mir heute noch, zum Beispiel das Titellied "Big Time Rush", "Stuck" oder "Worldwide". Insgesamt war diese Sendung wirklich witzig und unterhaltsam und die Gruppe hatte wirklich Potenzial, groß rauszukommen. Es ist daher echt schade, dass es seit 2014 still um sie geworden ist. Sie wurde zwar nicht aufgelöst, aber dass es irgendwann noch ein Comeback geben wird, finde ich ziemlich unwahrscheinlich.

Katrin: Obwohl ich die Charaktere manchmal echt nervig fand (Ich stimme Laura in ihrer Meinung über Kendall und Jo absolut zu!), mochte ich "Big Time Rush" wirklich gerne. Eine der wenigen Serien mit guten Songs, guter Laune und ohne den Anspruch, den jungen Zuschauern gezwungenermaßen etwas beibringen zu müssen. Dass es die Band nur noch auf dem Papier gibt, finde ich auch sehr schade. Laura und ich waren zwar keine Hardcore-Fans, aber ein Konzert haben wir trotzdem besucht. War cool. ;)


Welche Serien habt ihr in eurer Kindheit gerne geguckt? Teilt es uns in den Kommentaren mit. Wir planen weitere Diskussionsbeiträge zum Thema Kindersendungen (alle bisherigen Posts dazu gibt es hier), vielleicht wird euer Favorit in einem zukünftigen Post thematisiert.

Folgt uns auf FacebookTwitter und Instagram, um weitere Posts nicht zu verpassen. Alle weiteren Beiträge zum Thema "TV" findet ihr hier.


Sonntag, 26. August 2018

Tatort: Die robuste Roswita - Rezension

Der Mord zum Sonntag hat Tradition, deshalb sind auch wir mit Rezension und Live-Tweets (@WatchReadTalk) dabei.


Ein Verkehrsunfall mit Fahrerflucht führt die Weimarer Kommissare Kira Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen) in die traditionsreiche Kloßmanufaktur Hassenzahl. Dort stoßen sie auf die granulierte Leiche des Geschäftsführers Christoph Hassenzahl (Matthias Paul). Seine Ehefrau Roswita (Milena Dreißig) ist vor sieben Jahren spurlos verschwunden. Kommissariatsleiter Kurt Stich (Thorsten Merten) hatte damals Hassenzahl und dessen Geliebte, die Vorarbeiterin Cordula Remda-Teichel (Christina Große, Das Leben danach), verdächtigt, Roswita etwas angetan zu haben. Plötzlich steht die Vermisste jedoch quicklebendig in der Firma. Sie war vor sieben Jahren orientierungslos und ohne Gedächtnis von ihrem jetzigen Lebensgefährten Roland Schnecke (Nicki von Tempelhoff, Tatort: Sonnenwende) im Wald gefunden worden. Seitdem hat sie als Toilettenfrau "Mowgli" an einer Raststätte gearbeitet - ohne zu wissen, wer sie wirklich ist. Die Kommissare sind skeptisch, ob die Geschichte der Wahrheit entspricht. Mit dem wütenden Kartoffelbauern Thomas Halupczok (Jörn Hentschel, Tatort: Borowski und das Land zwischen den Meeren) und der ehrgeizigen Supermarkt-Managerin Marion Kretschmar (Anne Schäfer) gibt es jedoch noch zwei weitere Verdächtige mit eindeutigen Mordmotiven.

Es geht um Klöße, schon verstanden!

Dorn und Lessing ganz stylisch
Foto: MDR
...wird wohl der ein oder andere Zuschauer während dieses "Tatorts" genervt denken. Denn die Weimarer Stamm-Drehbuchautoren Murmel Clausen und Andreas Pflüger lassen keinen Zweifel daran, in welchem gesellschaftlich überaus relevanten "Milieu" der Fall spielt (Dorn: "Es gibt zwei große Dinge in Thüringen..." Lessing: "Ach, gleich zwei!" Stich: "Wurst und Klöße."). Die Wurstkönigin wurde bekannterweise in Dorns und Lessings erstem Fall 2013 ermordet, nun hat es also den Kloßkönig erwischt. Wie für den Weimarer "Tatort" üblich, zieht sich das Thema durch die komplette Handlung - sei es ein Verhör in einem gigantischen Kloß oder fraglich amüsante Sprüche wie "Das sind für mich böhmische Klöße." In das Klamauk-Niveau der beiden vorherigen Fälle "Der wüste Gobi" und "Der kalte Fritte" rutscht der Krimi jedoch glücklicherweise nicht ab. Das liegt vor allem an dem grandiosen ironischen Humor der beiden Protagonisten. Dorns ironisch-abschätzige Gesichtsausdrücke gepaart mit Lessings naiv-fröhlicher Klugscheißerei sorgen für viele amüsante Dialoge und tolle Situationskomik. So tritt die Kommissarin beispielsweise eine Tür ein und kommentiert das trocken mit "Kindheitstraum erfüllt." Lessings tadelndes "Frau Dorn!", wenn die Mutter seines Sohnes mal wieder einen sarkastischen Kommentar abgegeben hat, ist ja mittlerweile schon fast Kult.
Mein kleiner grüner Kaktus steht hier auf dem Tisch
Foto: MDR/Wiedemann & Berg/Anke Neugebauer
Es gibt auch noch den ein oder anderen kleinen, amüsanten Insider-Gag für begeisterte "Tatort"-Fans. Relativ offensichtlich sind die Seitenhiebe auf die Kollegen aus Dortmund. Die Weimarer Ermittler verhören ihre Verdächtigen nicht nur in einem riesigen Kloß, sondern auch in einem stinknormalen Verhörraum - in dessen Mitte ein winziger, schiefer Kaktus auf dem Tisch steht. Auch Kommissar Faber hat einen stacheligen Freund, der immer in seinem Büro zu sehen ist. In einer anderen Szene stellen Dorn und Lessing mit vollem Körpereinsatz den möglichen Tathergang nach - ein übliches Vorgehen für die Ermittler aus dem Ruhrpott. Nicht ganz so offensichtlich ist ein anderer Witz. Der eigenbrötlerische neue Lebensgefährte von Roswita wird als "ganz lieber Mann am Rande des Waldes" beschrieben. Ob nun von den Drehbuchautoren beabsichtigt oder nicht, aufmerksame Zuschauer könnten bei diesem Spruch hellhörig werden. Schauspieler Nicki von Tempelhoff, der Roland Schnecke darstellt, war vor drei Monaten im "Tatort: Sonnenwende" zu sehen. Auch da spielte er einen Einsiedler am Rande des Waldes, der auf den ersten Blick nett und hilfsbereit wirkte, sich dann aber als Rechter mit völkischem Gedankengut entpuppte. Christina Große, die hier die Vorarbeiterin in der Kloßmanufaktur spielt, war übrigens in demselben Fall zu sehen. Da stellt sich mal wieder die Frage, wieso einige Dutzend Schauspieler mehrmals im Jahr im Sonntagskrimi auftauchen - in Rollen, die nicht unumstößlich auf sie zugeschnitten sind.

Bildungsauftrag erfüllt - irgendwie

Mit dem Traktor ganz unauffällig zur Vernehmung
Foto: MDR/Wiedemann & Berg/Anke Neugebauer
Es ist nicht sonderlich überraschend, dass die Handlung bei einem dichten Gag-Feuerwerk und exzentrischen Figuren zu kurz kommt. Für die Fans der Weimarer und Münsteraner "Tatorte" zählt nun einmal eher die Art, wie die Kommissare ermitteln und nicht, was genau sie dabei herausfinden. Das ist auch bei "Die robuste Roswita" der Fall. Protagonisten und Zuschauer lernen in den 88 Minuten viele mehr oder weniger seriöse Fakten, die aber nichts mit der eigentlichen Mordermittlung zu tun haben. Beispielsweise, dass nichts so gut wärmt wie eine heiße Tasse Kloßbrühe, dass ein Trickbetrüger nichts anderes als ein Märchenerzähler ist, dass Menschen aus Bayern keine Ahnung von Klößen haben, dass granulierte Klöße aussehen wie Katzenstreu und dass man seine Hände ganz leicht mit den Scheibenwischern des Autos säubern kann. Die wohl bahnbrechendste Weisheit verrät aber Toilettenmann Roland Schnecke in Form von drei Punkten für das richtige Pinkeln im Stehen: "Senkrechte statt waagerechte Oberflächen anstrullen, geringe Aufprallwinkel und nah rantreten. Mit 60 fängt's an zu tröpfeln, mit 70 geht das Meiste beim Abschütteln weg - fragen Sie nicht wohin." Der einzige noch plattere Spruch in diesem Krimi ist wohl Roswitas ehrfürchtige Ergänzung: "Das musste ich auch alles erst lernen." Ganz so präzise wie die Toilettentipps ist die Auflösung später nicht. In den letzten Minuten schustern sich Dorn und Lessing einen komplexen Tathergang zusammen, in dem fast jede Nebenfigur in irgendeiner Form vorkommt. Die Ermittler machen nicht einmal einen Hehl daraus, dass sie selbst nicht wissen, wer überhaupt juristisch belangt werden kann. Ungeschoren kommt zumindest die Person davon, die Kommissariatsleiter Stich stundenlang in einem Gefrierraum eingesperrt hatte - da sie damit sein hartnäckiges Fieber kuriert und ihm eine Lektion erteilt hat. Schon ein lustiges Volk, diese Weimarer...

Fazit

"Die robuste Roswita" verleiht dem Team Dorn/Lessing nach zwei eher schwachen Folgen wieder einen kleinen Aufschwung. Auch wenn der Humor nicht das Niveau der Anfangsjahre erreicht, ist er dennoch deutlich treffsicherer als in "Der wüste Gobi" und "Der kalte Fritte". Die beiden Kommissare sind das Highlight der Folge. Mit ihren trockenen Sprüchen, ihrer spitzen Ironie und ihren herrlich missbilligenden Gesichtsausdrücken sind sie ein Garant für Lacher - im Gegensatz zu vielen Gags der anderen Charaktere. Mit ihrem Sarkasmus werten die Ermittler auch die holprige Handlung auf, die thematisch an die Pilotfolge der Weimarer und in Teilen auch an andere "Tatort"-Teams erinnert. Trotz der erzählerischen Schwächen ist "Die robuste Roswita" dennoch ein unterhaltsamer Fall, der trotz allem nicht in den Klamauk abrutscht. 


Nächste Woche gibt es eine Premiere beim "Tatort". Die neue Kieler Kommissarin Mila Sahin (Almila Bagriacik) feiert ihren Einstand. Bei ihrem ersten Fall "Borowski und das Haus der Geister" übernimmt sie direkt die Leitung der Ermittlungen, da ihr Kollege Klaus Borowski (Axel Milberg) befangen ist. Sein Patenkind hat ihn um Hilfe gebeten: Offenbar treibt der Geist ihrer verschwundenen Mutter sein Unwesen in der Familienvilla. 

Folgt uns auf Facebook, Twitter und Instagram, um diese und weitere Rezensionen nicht zu verpassen. 
Alle bisherigen Posts zum Thema "TV" findet ihr hier


Mittwoch, 22. August 2018

To All the Boys I've Loved Before - Buch vs. Film

- Der folgende Text enthält Spoiler - 

Seit dem 17. August ist die Buchverfilmung zu Jenny Hans "To All the Boys I've Loved Before" auf "Netflix" zu sehen. Ich habe kurz vor Veröffentlichung den Jugendroman gelesen und am Wochenende die Eigenproduktion des Streaminganbieters angeschaut. Im heutigen Post gibt es daher wieder ein "Buch vs. Film" (meine anderen Posts, in denen ich Verfilmungen mit dem Original vergleiche, findet ihr hier). Ich verrate euch, wo die Unterschiede und Gemeinsamkeiten liegen und welche Version mir besser gefällt. 

Lara Jean Song (Lana Condor) führt mit ihren 16 Jahren ein ziemlich ruhiges Leben. Statt auf Partys zu gehen, verbringt sie ihre Abende mit ihren Schwestern Margot (Janel Parrish) und Kitty (Anna Cathcart) oder dem Lesen kitschiger Liebesromane. Eine reale Liebesbeziehung hatte sie noch nie. Dafür träumt die Schülerin oft davon und schreibt allen Jungs, in die sie jemals verliebt war, einen Brief. Auf den Umschlägen stehen sogar die Adressen, verschickt aber keinen, da die Worte nur für sie bestimmt sind. Doch dann werden alle von ihnen überraschenderweise verschickt. Einer davon ist an Josh (Israel Broussard) gerichtet, in den Lara Jean sich ein paar Jahre zuvor verliebt hat. Nachdem er mit ihrer älteren Schwester Margot zusammengekommen ist, hat sie ihre Schwärmerei aufgegeben und als ihr Geheimnis bewahrt. Dieses Geheimnis kommt jetzt allerdings ans Licht. Um Josh in dem Glauben zu lassen, sie interessiere sich überhaupt nicht für ihn, fängt Lara Jean eine unechte Beziehung mit Peter (Noah Centineo) an. Der ist ebenfalls einer der Liebesbriefempfänger und schlägt ihr den Deal vor, weil er seiner Ex-Freundin Genevieve (Emilija Baranac) klarmachen will, dass es vorbei ist. 


Schöne Geschichte für Zwischendurch mit ein paar Schwächen

Lara Jeans Leben steht bald Kopf
Foto: Netflix
Mich konnten weder das Buch noch der Film komplett umhauen. Es gibt eine nette Handlung mit überwiegend sympathischen Charakteren, die mich aber letztendlich nur bedingt überzeugt hat. Sie hat mich in beiden Fällen gut unterhalten, aber nicht berührt. Wenn ich die Versionen miteinander vergleiche, gefällt mir Lara Jean im Film etwas besser. In der Vorlage von Jenny Han ist die Protagonistin kaum greifbar, weil sie ziemlich perfekt wirkt. Lana Condor schafft es aber, der Figur etwas mehr Ecken und Kanten zu geben. Dennoch bleibt Lara Jean auch dort etwas zu flach. Ich habe weder im Buch noch in der Adaption richtig mit ihr mitgefiebert oder mitgefühlt. Dafür gibt es einen weiteren Grund, der mich schon im Roman gestört hat: Es gibt so gut wie keine Charakterentwicklung. Lara Jean ist am Ende der Geschichte im Grunde genau da, wo sie angefangen hat. Daran ändern auch die gespielte Beziehung mit Peter nichts. Sie erlebt dadurch zwar neue Dinge, aber weder der Leser noch der Zuschauer merkt, dass sie sich dadurch in irgendeiner Form weiterentwickelt. Im Roman macht sie ironischerweise am Schluss exakt das, was sie auch schon früher getan hat: einen Brief schreiben. Dieser Stillstand hängt auch damit zusammen, dass sie keine echten Probleme oder Hürden überwinden muss, wie es bei Protagonisten meist der Fall ist. Als ich das Buch gelesen habe, war ich überrascht, wie wenig die Briefe letztendlich die Handlung bestimmen. Mit Ausnahme von Josh scheint es keinen der Jungs wirklich zu kümmern, dass Lara Jean ihnen geschrieben hat. Selbst Peter nimmt alles sehr gelassen und das Thema ist somit schnell vom Tisch. Sie muss sich damit überhaupt nicht herumschlagen. Da es auch sonst keine Probleme gibt, muss sie nichts groß ändern oder einsehen, um am Ende an ein bestimmtes Ziel zu gelangen - denn es gibt kein Ziel. Diese "Reise" habe ich bei "To All the Boys I've Loved Before" in beiden Versionen vermisst. 
Die Schwestern stehen sich im Buch näher
Foto: Screenshot
Ein weiterer Punkt, der mich beim Film gestört hat: Er legt den Fokus viel zu sehr auf die Liebesgeschichte, sodass sich die Handlung rund um Lara Jeans Familie kaum entfalten kann. Der Roman schafft ein etwas ausgeglicheneres Verhältnis zwischen dem Liebesplot und dem Familienleben. Dort merkt der Leser, wie eng die drei Schwestern sich stehen. Sie sind eine echte Einheit und haben zudem eine tolle, vertrauensvolle Beziehung zu ihrem Vater. Vor allem Lara Jeans starke Verbindung zu Margot sorgt dafür, dass sich der Brief an Josh als ein echtes Problem zwischen den Geschwistern entwickelt. Im Film wirkt alles sehr viel "einfacher". Die Buchvorlage behandelt immer wieder das Problem, dass Lara Jean sich ihrer älteren Schwester Margot nicht anvertrauen kann. Denn sonst müsste sie ihr gestehen, dass sie in Josh verliebt war. Mehrmals hadert sie mit sich und flüchtet vor jedem Gespräch, wodurch der Leser versteht, dass es sie belastet. In der "Netflix"-Produktion beendet sie ein einziges Mal hastig eine Skype-Konversation mit ihrer Schwester, ansonsten macht die Adaption den Eindruck, es würde Lara Jean kaum beschäftigen. Eine Sache, die es zur Abwechslung im Roman nicht gibt und mich im Film dafür so richtig stutzig gemacht hat: Die Hauptfigur bildet sich ein, mit Josh oder Peter zu reden. In diesen Szenen tauchen die Figuren dann tatsächlich in ihrem Zimmer auf und sie führt imaginäre Gespräche mit ihnen. Ich vermute, es sollte wohl ihre starke Vorstellungskraft unterstreichen. Aber es wirkt einfach nur sehr komisch und vor allem wird dieser Aspekt nicht durchgezogen. Er taucht ein paar Mal am Anfang auf - ich habe nicht verstanden, was es dem Film oder dem Charakter bringen soll, weil diese Momente sehr irrelevant erscheinen. Ab der Mitte der Handlung passiert es dann gar nicht mehr. Da hätte sie auch einfach Selbstgespräche führen können, ohne dass der Zuschauer noch andere Figuren zu sehen bekommt.

Romanze mit fehlendem Tiefgang

Der Roman hat etwas mehr Charme
Foto: Hanser Verlag
Die Chemie zwischen Lara Jean und Peter wurde im Film gut umgesetzt, obwohl die Adaption die Beziehung insgesamt nicht so interessant gestaltet. Im Roman macht Lara Jean am Anfang deutlich, dass sie viele Charakterzüge an Peter nicht mag und ihn deshalb auch gar nicht attraktiv findet. Im Film ist sie von Anfang an "netter" in ihrem Umgang. Dadurch macht es aber auch nicht so viel Spaß, zu verfolgen, wie die Zwei sich langsam näherkommen. Besonders Lara Jean merkt, dass sie Peter völlig falsch eingeschätzt hat. Das Problem in der "Netflix"-Produktion ist meiner Meinung nach die Definition der Briefe. Im Original sind es keine richtigen Liebesbriefe. Sie schreibt zwar auch, wieso sie Gefühle entwickelt hat, endet ihre Botschaft aber vor allem bei Peter mit den Punkten, wieso sie sich "entlieben" konnte. In der Verfilmung werden sie immer nur als Liebesbriefe beschrieben und daher entsteht der Eindruck, Lara Jean wäre noch immer verknallt. Das macht die Romanze langweiliger. Im Buch gefällt mir der kleine Twist, dass sie Peter eigentlich gar nicht mehr gut findet. Sie will hartnäckig an diesem Standpunkt festhalten, am Ende erkennt sie aber doch, dass er sehr liebenswert ist - dieses Mal aber wegen richtiger, tiefliegender Gründer anstatt oberflächlicher Aspekte. Genau dadurch versteht der Leser viel besser als der Zuschauer, wieso sie sich langsam ineinander verlieben. Es gibt viele kleine Momente, in denen Peters charmante Seite aufgedeckt wird. So wird einem gemeinsam mit Lara Jean klar, wie er in Wahrheit ist. Einer meiner Lieblingsmomente: Peter kommt bei Lara Jean vorbei, um sie zu einer Party mitzunehmen. Sie backt aber Cupcakes für eine Schulveranstaltung ihrer kleinen Schwester. Als er sie nicht überzeugen kann, mitzukommen, verschwindet er nicht, sondern bietet ihr aufrichtig seine Hilfe an. Das war der erste Moment, in dem er mir langsam sympathisch wurde. Genauso süß sind die Buchszenen, in denen er mit Lara Jeans jüngerer Schwester Kitty interagiert, weil er genau weiß, wie er mit ihr umgehen muss und sie ihn daraufhin schnell ins Herz schließt. Im Film fehlen viele dieser Szenen und werden insgesamt auf zwei, drei reduziert. Peter wirkt darin außerdem von Anfang an deutlich weniger eingebildet und oberflächlich, wodurch der Zuschauer von seinem Charakter kaum überzeugt werden muss. All das sorgt dafür, dass es der Liebesgeschichte an Tiefgang fehlt. Die Geschichte im Buch ist zwar auch nicht die berührendste, die ich je gelesen habe, ist aber deutlich besser als die Verfilmung.
Lara Jean und Peter schließen sogar einen Vertrag ab
Foto: Netflix
Josh, der andere Love Interest, hat mir in beiden Versionen nicht richtig gefallen. Im Roman wird immerhin verdeutlicht, wieso sich sowohl Margot als auch Lara Jean in ihn verliebt haben. Er ist sehr hilfsbereit und versteht sich mit allen drei Schwestern und ihrem Vater sehr gut. Jenny Han kann die Chemie in dieser Hinsicht glaubwürdig herüberbringen. Als die Geschichte mit Peter anfängt, wird er allerdings langsam anstrengender und fällt auch an ein paar Stellen durch sein kindisch eifersüchtiges Verhalten negativ auf. Ich bin sehr froh, dass der Film wenigstens den bescheuerten Grund weggelassen hat, wieso Josh Peter nicht leiden kann: Er hat in der siebten Klasse bei einem unwichtigen Test geschummelt. Ja, das ist der Grund! Geht es noch dämlicher? Das bedeutet aber nicht, dass die "Netflix"-Version deshalb in dieser Hinsicht besser ist. Sie gibt nämlich überhaupt keine Begründung, mit Ausnahme von dem "Du bist zu gut für ihn"-Klischee, was aber kein Argument ist. Abgesehen davon verhält sich der Charakter im Film viel unsympathischer. Er taucht eigentlich nur auf, um beleidigt zu sein oder herumzunörgeln, weil Lara Jean Peter datet. In der unnötigsten Szene spielt er dann den "Helden", als Peter zu Lara Jean kommt, nachdem sie sich gestritten haben. Erstens hätte Lara Jean es sehr gut alleine hinbekommen, ihren "fake" Freund wegzuschicken. Zweitens ist diese "Du sollst verschwinden"-Floskel, die Josh ihm an den Kopf wirft, als er lediglich mit Lara Jean sprechen will und sich dabei nicht einmal aufdrängt, vollkommen peinlich, klischeehaft und verbraucht. Im Roman kann das alles noch irgendwie als ein Love Triangle bezeichnet werden, im Film so gar nicht. Abgesehen davon, dass Josh anstrengend ist, bringt Lara Jean dem Zuschauer auch nicht glaubhaft rüber, dass sie noch Gefühle für ihn hat. Das finde ich insgesamt aber nicht schlimm, weil Liebesdreiecke ohnehin eines der faulsten Mittel sind, um mehr Drama zu erzeugen. Dennoch macht es seinen Charakter fast komplett unnötig, weil er - anders als im Buch - nichts Wichtiges zur Handlung beiträgt. Am Schluss der Verfilmung gibt es dann noch ein kitschiges Happy End, das im Roman überraschenderweise nicht existiert! Für mich kam das fehlende Happy End ziemlich unerwartet, aber es hat mit sehr gut gefallen. In der Adaption hingegen gesteht Lara Jean Peter ihre Liebe und sie laufen glücklich über den Sportplatz der Schule - und erfüllen damit eines der größten Klischees in Liebesfilmen. Wer also ein "richtiges" Ende im Original vermisst hat, wird sich darüber vielleicht freuen. Ich hätte es nicht gebraucht.

Fazit

Das Buch und der Film haben beide ihre Schwächen und Stärken. Die Liebesgeschichte ist in keiner Version so richtig mitreißend, aber dennoch sehr charmant erzählt. Es fehlt an Tiefgang, wobei der Roman in dieser Hinsicht noch etwas verständlicher macht, wieso die Protagonistin sich verliebt. Die "Netflix"-Produktion schafft es dafür, die Chemie zwischen ihr und dem Love Interest ähnlich gut zu transportieren, sodass es Spaß macht, die Geschichte zu verfolgen. Letztendlich ist der Fokus in der Verfilmung aber zu sehr auf die Romanze beschränkt und lässt besonders den Familienaspekt fast komplett außen vor, was wirklich schade ist. "To All the Boys I've Loved Before" ist sowohl zum Lesen als auch zum Schauen eine süße Geschichte, die mich aber nicht komplett mitreißen konnte. Das Original von Jenny Han konnte mich aber etwas mehr überzeugen. 


Folgt uns auf FacebookTwitter und Instagram, um nichts zu verpassen. 
Weitere "Buch vs. Film"-Beiträge findet ihr hierAlle bisherigen Posts zum Thema "Film" findet ihr hier und zum Thema "Buch" hier.


Sonntag, 19. August 2018

Polizeiruf 110: Das Gespenst der Freiheit - Rezension

Der Mord zum Sonntag hat Tradition, deshalb sind auch wir mit Rezension und Live-Tweets (@WatchReadTalk) dabei.


Eine Frau (Ricarda Seifried) behauptet, in einer Münchener Unterführung von einem jungen, muslimischen Syrer sexuell belästigt worden zu sein. Kommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) ermittelt jedoch nicht gegen den vermeintlichen Peiniger, sondern gegen die vier Augenzeugen, die ihn totgeschlagen haben. Die Männer sind schnell gefasst und machen keinen Hehl aus ihrer Tat oder ihrer Abneigung gegenüber Ausländern. In Untersuchungshaft wird einer von ihnen, der Halbiraner Farim Kuban (Jasper Engelhardt), vom Verfassungsschutzmitarbeiter Peter Röhl (der ehemalige Frankfurter "Tatort"-Kommissar Joachim Król) angeworben. Er soll herausfinden, was Kolthoff (Christian Erdt), der Anführer der Nazi-Verbindung, plant. Zu diesem Zweck werden alle vier Täter aus der Haft entlassen. Während Farim, Finn (Cem Lukas Yeginer), Gerrit (Christopher Löschhorn) und Costa (Julian Felix) ausgelassen feiern, setzt von Meuffels alles daran, sie wieder ins Gefängnis zu bringen. Dabei muss er sich vor allem gegen den Verfassungsschutz behaupten.

Ein einziges liebloses Erzähl-Wirrwarr 

Farim (r.) wird von niemandem ernst genommen
Foto: BR/X Filme Creative Pool Entertainment/Hagen Keller
Der vorherige Münchener "Polizeiruf 110" war ein kleines Meisterwerk: beschaulich, intensiv gespielt, aufwühlend und intelligent. Das Einzige, was "Das Gespenst der Freiheit" mit seinem Vorgänger gemeinsam hat, sind der Kommissar und ein gesellschaftlich relevantes Thema. Letztes Jahr hat von Meuffels allerdings engagiert, verständnisvoll und gründlich ermittelt. Diesmal stolpert er eher desorientiert durch einen Fall, bei dem es praktisch nichts herauszufinden gibt. Die Verdächtigen gestehen sofort und spätestens als sich das vermeintliche Opfer sexueller Belästigung als Teil der Nazi-Vereinigung entpuppt, ist ziemlich offensichtlich, was geschehen ist. Das sieht der Kommissar scheinbar genauso und verbringt die restliche Zeit des Krimis damit, gegen den Verfassungsschutz zu wettern, Schuhe zu bestellen und ein väterliches Verhältnis zu Farim aufzubauen. Für Letzteres scheint es keine wirkliche Motivation zu geben. Plötzlich bedeutet der junge Halbiraner dem Ermittler viel - das muss der Zuschauer einfach ohne schlüssige Erklärung hinnehmen. Dasselbe gilt für zahlreiche andere Aspekte der Geschichte. Es wird beispielsweise überhaupt nicht auf die beiden Augenzeugen eingegangen, die die Geschehnisse in der Unterführung beobachtet haben. Ihre Schilderungen sind nicht gerade sachlich ("Besonders hübsch war das Mädchen nicht. Aber ich bin ja auch nicht übers Meer geschwommen und spitz wie Nachbars Lumpi.") und letztendlich ändern sie ihre Aussagen komplett. Nach dem ersten Gespräch zu Beginn des Krimis spricht von Meuffels auch nicht noch einmal mit dem vermeintlichen Belästigungsopfer. Stattdessen konzentriert er sich ausschließlich auf den Verfassungsschutz und Karim. Eigentlich können seine Aktivitäten nicht wirklich als "Ermittlung" bezeichnet werden. Er lässt sich treiben und stellt zwischendurch mal eine Frage. Dabei werden so viele wichtige Aspekte, seien es Verhöre mit bestimmten Leuten, kriminaltechnische Untersuchungen etc., einfach ausgelassen. Da hätten wohl die meisten Krimizuschauer bessere Arbeit abgeliefert!

Weder Handlung noch Handwerk überzeugen

Einem Saufgelage zusehen - unglaublich spannend
Foto: BR/X Filme Creative Pool Entertainment/Hagen Keller
Da die eigentlichen "Ermittlungen" nur etwa ein Drittel des "Polizeirufs" ausmachen, wirkt der Rest des Films künstlich in die Länge gezogen. Das Saufgelage der Nazis, dauert beispielsweise ewig, trägt aber nicht zur Figurenentwicklung, zum Spannungsaufbau oder zur Handlung bei. Drehbuchautor Günter Schütter und Regisseur Jan Bonny (Tatort: Borowski und das Fest des Nordens) gelingt es auch nicht, die ausschweifenden Gewalt- und Sexszenen so einzusetzen, dass sie die Geschichte befeuern. Sie wirken in den meisten Fällen nur wie schlecht gemachte Effekthascherei. Das zeigt sich besonders, als Farim im Gefängnis verprügelt wird (Darauf wird danach kein einziges Mal mehr eingegangen.). Die Sequenz ist übertrieben lang und sieht zudem unrealistisch aus, da mit den eingesetzten Schlagstöcken eher getätschelt als geprügelt wird. Als wäre die Geschichte inhaltlich nicht schon abgehackt genug, werden auch die Szenen durch krasse Schnitte unterbrochen. Einige sind völlig unnötig: Ein fahrendes Auto wird von hinten gezeigt und dann folgen zwei weitere Aufnahmen desselben fahrenden Autos aus derselben Perspektive - nur in anderen Straßen. Andere wirken sprunghaft, weil ein paar Sekunden fehlen, so stehen die Schauspieler in einer Ecke des Raumes, um dann plötzlich an der anderen Seite zu sein. Außerdem ist der Ton nicht vernünftig an die Szenenwechsel angepasst und "hüpft" teilweise in der Frequenz, wenn sich die Einstellung ändert. Das lässt "Das Gespenst der Freiheit" ein wenig wie ein Schulprojekt und nicht wie eine professionelle Filmproduktion wirken. Einen ähnlich abgehackten Schnitt (Fridolin Körner und Bernd Euscher) gab es zuletzt im Impro-"Tatort: Waldlust". Besonders im Vergleich zum vorherigen Sonntagskrimi, der völlig ohne Cuts auskam, fallen die Bild- und Tonsprünge negativ auf.
Über Röhl (r.) erfährt der Zuschauer fast nichts
Foto: BR/X Filme Creative Pool Entertainment/Hagen Keller 
Es ist schade, dass das aktuelle, brisante und ernste Thema rechte Gewalt in diesem Münchener Fall völlig untergeht. Die Handlung klebt förmlich an den Mitgliedern der Nazi-Vereinigung, ohne jedoch wirklich etwas über sie zu erzählen. Mehr als plattes Auftreten und noch plattere Sprüche ("Ich war bei den Regensburger Domfotzen.") ist nicht drin. Trotz fehlender Charakterisierung bringt es der "Polizeiruf" dennoch fertig, die jungen Nazis so unsympathisch zu gestalten, dass der Zuschauer sie bereits nach einer Minute durch den Bildschirm erwürgen möchte. Wären sie jedoch etwas charismatischer und weniger eindimensional, könnte das Thema eine größere Wirkung entfalten. In den letzten Jahren gab es mehrere "Tatorte" mit eiskalten, jugendlichen Tätern, die dem Publikum Schauer über den Rücken gejagt haben. Kolthoff und seine Truppe erscheinen eher wie versoffene, gewaltbereite Querulanten, die sich "Nazi" auf die Fahne geschrieben haben, um nicht selber bestimmen zu müssen, wer "Freund" und wer "Feind" ist. Dasselbe gilt für die anderen Antagonisten in diesem Fall: Röhl und der Verfassungsschutz. Da nie aufgeklärt wird, wobei sie eigentlich die Finger im Spiel haben (der Angriff auf Farim beispielsweise), wirken sie nicht sonderlich bedrohlich. Außerdem taucht Röhl immer nur kurz zwischendurch auf, um seinem neuen V-Mann auf die Füße zu treten, dabei wird nicht einmal klar, wie viel er eigentlich schon weiß und was genau er will. So ist es nicht überraschend, dass es letztendlich eine völlig unauffällige, scheinbar unbeteiligte Person braucht, um Meuffels einen entscheidenden Hinweis zu liefern.

Fazit

"Das Gespenst der Freiheit" ist ein liebloser "Polizeiruf 110", der den Eindruck erweckt, es seien mehrere Ideen vermischt und zusammengepresst worden. Tiefgang, Herz und Spannung gibt es praktisch nicht. Stattdessen stolpert ein verklärt wirkender Kommissar durch eine inhaltslose Ermittlung, während eindimensionale Verdächtige platte Hassparolen brüllen. Das Thema rechte Gewalt wird genauso wenig diskutiert wie die Machenschaften des Verfassungsschutzes. Anstelle einer Auseinandersetzung mit den politischen und gesellschaftlichen Themen, gibt es gestellt wirkende Gewaltszenen, lange Kameraaufnahmen aus Autos heraus und die wohl unsaubersten Bild- und Tonschnitte der letzten Monate. Alles in allem ein sehr enttäuschender von-Meuffels-Fall, der an seinen grandiosen Vorgänger "Nachtdienst" - einer der Top-Krimis der Saison 2016/2017 - nicht ansatzweise heranreicht.


Nächste Woche ermittelt das Team des Weimarer "Tatorts". In "Die robuste Roswitha" müssen Kira Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen) einen Mord in einer erfolgreichen Kloßmanufaktur aufklären. Dabei stehen sie plötzlich der totgeglaubten Ehefrau des Opfers gegenüber.

Folgt uns auf FacebookTwitter und Instagram, um diese und weitere Rezensionen nicht zu verpassen.
Alle bisherigen Posts zum Thema "TV" findet ihr hier.


Mittwoch, 15. August 2018

Lauras Top 5 der rasantesten Phantasialand-Attraktionen

Es ist Sommerzeit und das heißt für viele auch Freizeitpark-Zeit! Ich vermeide die Hochsaison meistens zwar so gut es geht, bin aber trotzdem ein großer Fan von Vergnügungsparks und habe schon einige besucht. In vorherigen Posts haben Katrin und ich bereits über unsere liebsten Attraktionen in "Efteling" und im "Europa Park" vorgestellt (Hier kommt ihr zu den Beiträgen). Heute geht es weiter mit einem Park, den ich schon deutlich länger kenne: das "Phantasialand" in Brühl bei Köln. Ich werde euch in diesem Post meine fünf liebsten temporeichen Attraktionen vorstellen, die dieser Freizeitpark zu bieten hat.


5. Black Mamba (Inverted Coaster)

Achterbahn umgeben von einer tollen Landschaft
Foto: Laura Bremer
Wie so ziemlich alle Fahrgeschäfte im "Phantasialand" ist auch "Black Mamba" im Themenbereich "Deep in Africa" bereits vor Fahrtbeginn ein optischer Hingucker. Alles ist schön thematisiert. Vor allem die Gestaltung des Fahrtverlaufs gefällt mir richtig gut, weil keine kahlen Stellen zu sehen sind. So rauscht der Zug immer an thematisch passenden Gebäuden vorbei oder rast durch felsige Höhlen. Während der Fahrt erreicht die Achterbahn bis zu 80 Stundenkilometer und bietet damit definitiv rasanten Spaß. Die Bahn ist allerdings nur auf dem fünften Platz gelandet. Ich bin nicht der größte Fan von Inverted Coastern - also Achterbahnen, bei denen der Zug unter den Schienen fährt. Die Fahrweise ist immer etwas zu ruckelig und anders als bei Holzachterbahnen mag ich das bei diesen Bahnen nicht wirklich. Ich schaffe es fast immer, mit einem Ohr an die Kopfstütze zu schlagen, was ziemlich schmerzhaft ist und nur bei solchen Sitzen passieren kann. "Black Mamba" ist unter den Inverted Coastern noch mein Favorit, kommt aber eben nicht an andere Arten von Attraktionen heran, die sich angenehmer fahren. 

4. Mystery Castle (Bungee Drop)

Ziemlich hoch
Foto: Laura Bremer
Ich bin kein Fan von klassischen Freefall-Towern. Diesen Bungee Drop, der im "Mystery"-Bereich des Parks steht, finde ich aber richtig cool. Das liegt erstens daran, dass die Fahrt nicht im Freien stattfindet, sondern im Inneren des Schlossturms. Ich finde Indoor Attraktionen immer besonders spannend, weil beim ersten Mal nicht klar ist, was einen erwartet. Das erhöht den Nervenkitzel genauso wie die Vorfreude. Die Dunkelheit im Turm macht das Erlebnis außerdem viel aufregender. Zzudem finde ich, dass einem die Höhe auch dort so richtig bewusst wird, wenn man auf die gegenüberliegende Seite zu den anderen Fahrgästen schaut. Das macht vor allem die kurze Wartezeit vor dem Fall noch intensiver. Warum ich diesen Tower allen anderen bevorzuge, hat aber noch einen weiteren Grund. Es macht viel mehr Spaß, weil die Gondel erstens mehrmals fällt und außerdem auch hochgeschossen wird. Das macht die Fahrt aufregender und dynamischer, als nur ein einziger extremer Fall, der nach zwei Sekunden vorbei ist. Durch die Gestaltung und die mysteriöse Erzählung über den "Kampf gegen das Böse", die die Fahrt begleitet, ist diese Attraktion zudem auch richtig schön stimmig. Anders als bei anderen Freifalltürmen hat "Mystery Castle" damit sogar eine eigene Geschichte, in die der Fahrgast eintaucht. Ich finde in Sachen Geschwindigkeit aber Achterbahnen immer noch am besten, daher ist diese Attraktion nur auf dem vierten Platz gelandet. 

3. Winja's Fear & Force (Spinning Coaster)

Die Bahn liegt im "Fantasy" Bereich
Foto: Phantasialand
"Winja's Fear & Force" war damals mein erster Spinning Coaster, den ich gefahren bin und ist bis heute noch immer mein Favorit. Das Highlight ist hier natürlich, dass es gleich zwei Strecken zur Auswahl gibt, die beide ihre Besonderheiten haben. Ich kann da keinen Liebling wählen, weil ich beide gleich gerne mag. Außerdem ähneln sie sich an einigen Stellen auch sehr. Beispielsweise die drehende Fahrt durch die Halle. Die macht durch das schnelle, wilde Hin- und Herdrehen richtig viel Spaß. Die Bahn hält außerdem eine Überraschung bereit, die nicht nur ziemlich besonders ist, sondern auch wirklich unerwartet kommt - für mich immer noch, obwohl ich sie schon so oft gefahren bin. Die Rede ist von den Kipp-Elementen. Warum das so überraschend ist? Der Wagen wird dafür komplett ausgebremst, was ziemlich abrupt passiert. Als nächstes wird er auf dem Schienenelement gekippt, und an den "neuen" Teil der Strecke angedockt. Auch das kommt so unerwartet, dass ich auch nach mehreren Fahrten immer noch davon überrascht wurde. Ich habe noch keine andere Attraktion kennengelernt, die so ein cooles und unerwartetes Element besitzt. Es gibt dennoch einen Grund, warum dieses Fahrgeschäft nicht auf dem zweiten oder ersten Platz gelandet ist. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass die Bahn so viel Freude macht oder wirklich so kurz ist. Aber nach meinem Gefühl endet die Fahrt immer viel zu schnell und könnte ruhig noch ein wenig länger dauern. Ich weiß natürlich, dass es gerade im "Phantasialand" aufgrund des Platzmangels wohl kaum anders funktioniert hätte, finde es aber trotzdem schade. 

2. Colorado Adventure (Mienenachterbahn)

Wer die Fahrt sehen will, sollte nicht die Lokomotive wählen
Foto: Phantasialand
Diese Attraktion ist bei jedem "Phantasialand"-Besuch ein absolutes Muss! Wenn die Zeit noch reicht, fahre ich sie am liebsten auch noch ein zweites oder drittes Mal und da bin ich sicher nicht die Einzige. Ich finde es einfach sehr faszinierend, wie beliebt diese Fahrt noch immer ist und das, obwohl sie schon 22 Jahre alt ist. Das hat natürlich gute Gründe. Diese Bahn macht einfach immer Spaß und ist an manchen Stellen überraschend schnell unterwegs. Besonders wenn man in den hinteren Wagen sitzt. Hinzu kommt, dass die Fahrtzeit eine gute Länge hat und das Erlebnis nicht zu schnell vorbei ist. Vor einigen Jahren wurden ein paar Abschnitte komplett abgedunkelt (Das hatte lärmschutztechnische Gründe). Diese Änderung hat die Fahrt noch einmal besser gemacht. Die Teile der Strecke sind nämlich wirklich total düster und somit wird das Gefühl der Schnelligkeit noch einmal gesteigert. Zudem finde ich die Gestaltung im Westernstil gut. Sie ist zwar nicht so unglaublich detailreich wie die von neueren Attraktionen, insgesamt aber trotzdem stimmig. Ich liebe besonders den Teil kurz vor Schluss, wenn der Zug schräg über dem kleinen Wasserteich fährt. Der Drop vor diesem Streckenabschnitt ist schön steil ist und zudem kommt dabei das Gefühl, gleich im Nassen zu landen. Alles in allem ist "Colorado Adventure" eine gelungene Bahn, der man das Alter wirklich nicht anmerkt. Ich hoffe, sie bleibt dem Park noch lange erhalten. Was die Geschwindigkeit betrifft, geht aber noch mehr, deshalb hat es diese Bahn nur auf Platz zwei geschafft. 

1. Taron (Launched Coaster)

Sieht auf den ersten Blick wie ein Achterbahn-Irrgarten aus
Foto: Laura Bremer
Wie ich bereits in meinem Post über meine liebsten Europa-Park-Attraktionen erwähnt habe, sind Launched Coaster einfach mein absoluter Favorit, wenn es um Achterbahnen geht. Daher ist es wahrscheinlich nicht sehr überraschend, dass mein erster Platz der "Phantasialand" Attraktionen "Taron" geworden ist. "Blue Fire" war lange Zeit mein Achterbahnen-Liebling, aber die 2016 eröffnete Bahn im Freizeitpark in Brühl, hat sie vom Thron gestoßen. Da es sich um einen Launched Coaster handelt, ist das Tempo natürlich richtig rasant. Zusätzlich kommt dann noch der große Spaßfaktor hinzu, der für mich auch immer wichtig ist. Schon direkt nach dem Abschuss geht es los mit schnellen Wendungen und einem tollen Airtime-Moment. Noch atemberaubender wird es dann, wenn die Bahn erneut beschleunigt. Das Tempo ist eigentlich schon so hoch, doch dann wird es noch schneller. Ich bin auch sehr begeistert davon, dass sie Strecke so lang ist. Obwohl man in rasender Geschwindigkeit fährt, kommt mir die Fahrtzeit für einen Launched Coaster nicht zu kurz vor. Ein besonderes Highlight ist zudem die unglaublich tolle Gestaltung. Schon beim Betreten des Themenbereichs fühle ich mich schnell wie in einer mystischen Welt der nordischen Mythologie. Die Bahn macht allein optisch einen tollen Eindruck. Ich könnte den halben Tag nur in "Klugheim" stehen und Bilder von der Themenwelt und "Taron" machen. Diese Felsenlandschaft sticht einfach sofort ins Auge und gibt der Attraktionen eine sehr einzigartige Optik. Oft sind große Achterbahnen eher kahl oder haben nur an einzelnen Stellen thematische Elemente eingebaut. Bei "Taron" ist der Fahrgast von Anfang bis Ende umschlossen von den alles überragenden säulenförmigen Gesteinen. Zusätzlich finden sich auch noch andere gestalterische Bauten, beispielsweise die vielen interessant designten Gebäude, an denen der Zug vorbeirauscht. Es ist wirklich beeindruckend, wie so eine lange Bahn mit einer Streckenlänge von gut 1,3 Kilometern dorthin gepasst hat - da muss jede Kurve und jedes Element genau passen. Deshalb ist "Taron" auf Platz eins gelandet: Nicht nur die Attraktion selber mit ihrer überzeugenden Geschwindigkeit, auch alles darum herum ist ein faszinierendes Erlebnis.


Das waren meine Top 5 der rastantesten "Phantasialand" Attraktionen. Habt ihr diesen Freizeitpark auch schon mal besucht? Was sind eure Favoriten, wenn es um Geschwindigkeit geht? Schreibt es gerne in die Kommentare.

Folgt uns auf FacebookInstagram und Twitter, um auch kommende Posts nicht zu verpassen.


Sonntag, 12. August 2018

Marvel's Cloak & Dagger: Staffel 1 - Rückblick

Die erste Staffel der neuen "Marvel"-Serie "Cloak & Dagger" ist letzte Woche mit der finalen zehnten Folge zu Ende gegangen. In diesem Post lasse ich die Geschichte um die zwei jungen Superhelden noch einmal Revue passieren. Ich spreche über die Dinge, die mir besonders gut gefallen haben und die Aspekte, die mich gestört haben. Da die Serie bereits verlängert wurde, erwähne ich außerdem meine Wünsche für die zweite Staffel. 


Top Charaktere

Eine Serie mit interessanten Helden
Foto: Freeform/Marvel
Von Beginn an war ich begeistert von dem gründlichen Aufbau der Hauptfiguren Tandy (Olivia Holt) und Tyrone (Aubrey Joseph) und ihrer Persönlichkeiten. Bereits nach der ersten Folge hatte ich das Gefühl, sie nicht nur auf einer oberflächlichen Ebene kennengelernt zu haben. Der Fokus auf die Charakterentwicklung hat sich durch die gesamte Staffel gezogen, was gleichzeitig ungewöhnlich und interessant war. Besonders ab der vorletzten Folge waren die Charaktere für mich richtig greifbar und ich habe ihre Handlungen und Entscheidungen immer nachvollziehen können. Gerade da hat sich wirklich gezeigt, wie gut die ausführliche Vorstellung der Figuren funktioniert. Für mich sind die Charaktere die größte Stärke der Serie. Selbst Episoden, in denen die Handlung sehr langsam vorangekommen ist, war das Zuschauen nicht langweilig, weil die Protagonisten so spannend sind. Dazu haben natürlich die Schauspieler von Tandy und Tyrone ganz viel beigetragen. Olivia Holt und Aubrey Joseph schaffen es, ihre Rollen wirklich greifbar zu machen. Es wird dabei deutlich, dass sie sich sehr gut mit ihren Charakteren auseinandergesetzt haben müssen. Ansonsten hätten sie die Persönlichkeiten nicht so glaubwürdig und verständlich präsentieren können. Ich fand besonders Holts Darbietung in der siebten Episode beeindruckend. Ihre Reaktion, als sie plötzlich mit ihrem toten Vater sprechen konnte und zum ersten Mal nach acht Jahren seine Stimme gehört hat, war so ehrlich und ergreifend. Ich konnte in diesem Moment wirklich verstehen, was in ihr vorgeht und deshalb ihre Entscheidung, in dem gefährlichen Ort in Ivan Hess' (Tim Kang) Gedanken bleiben zu wollen, nachvollziehen. Genauso berührend war ihr Gefühlsausbruch Ty gegenüber, als sie ihm offenbart hat, wie sehr sie es hasst, in der echten Welt niemanden zu haben, der für sie da ist. Die beste Szene mit Tyrone war für mich sein Streit mit Duane, einem Freund seines ermordeten Bruders, in Folge sechs. Der Zuschauer konnte seinen Schmerz, seine Enttäuschung und Wut mitfühlen. Joseph schafft es unglaublich gut, in diesem paar Momenten zu zeigen, wie viele negative Emotionen in ihm hochkochen. Vor allem die Verzweiflung, keine Gerechtigkeit für seinen toten Bruder zu bekommen, ist wirklich greifbar. Das sind nur zwei Beispiele für die tollen schauspielerischen Momente der Hauptdarsteller. In der gesamten Staffel gab es noch viele mehr.

Gemischte Gegner

Connors ist wirklich unausstehlich
Foto: Screenshot
Connors (J. D. Evermore) als korrupter Cop, der sich alles erlauben kann, ist zwar nicht der ausgefallenste Gegenspieler, dafür aber ein sehr glaubhafter. Der ganze Konflikt zwischen ihm und Tyrone wirkte alles andere als an den Haaren herbeigezogen, sondern leider sehr realistisch. Einerseits die Tatsache, dass ein Cop damit durchkommt, einen Schwarzen erschossen zu haben und andererseits, dass Tyrone als Kind niemand geglaubt hat, es sei Mord gewesen. Er ist zudem nicht nur im Drogengeschäft involviert,  er hätte auch nicht davor zurückgeschreckt, Tyrone ebenfalls zu erschießen, weil er ihm in die Quere gekommen ist. Besonders widerlich wurde seine Figur, als er die aufgebrachte O'Reilly (Emma Lahana) zusammengeschlagen hat, während die anderen Polizisten die Situation einfach haben geschehen lassen. Er ist nicht nur bedrohlich, er hat auch Macht, was seine Rolle noch perfider macht. Er war definitiv der interessantere Antagonist in dieser Staffel. "Roxxon" und der CEO Peter Scarborough (Wayne Péré) hingegen konnten mich die gesamte Handlung über nicht wirklich überzeugen. Der Zuschauer hat viel zu wenig über das erfahren, was wirklich in der Firma abläuft. Es wurde immer nur darüber gesprochen, dass sie damals den Unfall vertuscht und Tandys Vater Nathan Bowen die Schuld an der Explosion gegeben haben. Das sind beides Dinge aus der Vergangenheit, während in der Gegenwart nichts passiert ist, von dem man als Zuschauer etwas mitbekommen hat. Scarborough hat sogar einen Moment, in dem er hätte zeigen können, dass er gefährlich ist: Als Tandy in entführt und erpresst hat. Doch auch da ist er sehr langweilig, austauschbar und alles andere als bedrohlich gewesen. Es wurde nicht einmal gezeigt, wie er letztendlich "entkommt" und seine ehrliche Reaktion auf die Entführung. Es gab also keine Anhaltspunkte, die seine Gedanken oder Motivationen offenbaren. Als er dann in der vorletzten Folge jemanden zu Tandys Mutter geschickt hat, um sie zu bedrohen, wurde das vorher überhaupt nicht aufgebaut. Deshalb fehlte auch hier jeglicher Spannungsaufbau und es hat seine Figur definitiv nicht interessanter oder bedrohlicher gemacht. Als weitere Gegenspieler sind dann wohl noch die Besessenen zu nennen. Die sind meiner Meinung nach tatsächlich kaum erwähnenswert. Zum einen sind sie erst im Finale aufgetaucht. Zum anderen haben sie überhaupt nicht für Chaos gesorgt oder die Protagonisten und andere Figuren in lebensbedrohliche Situationen gebracht. In meinen Augen waren sie sehr unspektakulär.

Fähigkeiten der anderen Art

Der Lichtdolch ist nur eine von Tandys Kräften
Foto: Screenshot
Was mich zu Beginn der Serie überrascht hat, ist die ungewohnte Umsetzung einer Superheldengeschichte. In den meisten Fällen sind solche Serien temporeich und haben viele Actionszenen. "Cloak & Dagger" wählt einen ganz anderen Ansatz. Kampfszenen wurden sehr selten gezeigt und außerdem "hetzte" der Zuschauer nicht von einem intensiven Erlebnis zum nächsten. Gerade anfangs habe ich das als eine angenehme Abwechslung empfunden. Gegen Ende hat mir dadurch dann doch etwas gefehlt, aber darauf gehe ich im Detail im nächsten Abschnitt ein. Eine weitere Besonderheit, die ihren Ursprung natürlich in der Comicvorlage hat: die Superkräfte der Helden. Auch die sind mal etwas ganz anderes. Zwar haben sie beide eine "körperliche" Kraft - Tandys Lichtdolch und Tyrones Teleportation - doch darüber hinaus auch noch Fähigkeiten, die nicht einfach so sichtbar sind. Die Idee, dass sie die Hoffnungen bzw. Ängste der Menschen sehen, die sie berühren, fand ich sehr interessant. Im Laufe der Staffel wurde damit auch immer auf sehr verschiedene Weisen gespielt. Am besten hat mir die siebte Folge gefallen. Denn da haben sie dank ihrer Kräfte Ivan Hess aus seinem katatonischen Zustand geholt, in dem er seit dem Unfall vor acht Jahren gewesen ist. So ein Einsatz von Heldenfähigkeiten ist wirklich außergewöhnlich, weshalb ich davon so fasziniert bin. Außerdem habe ich das Gefühl, dass sie weitere Kräfte haben, die nur noch nicht entdeckt wurden. Das wurde ja schon im Staffelfinale angedeutet, als Tyrone Connors mit seinem schwarzen Rauch "aufgesaugt" hat. Der einzige problematische Punkt, den ich im Zusammenhang mit den Fähigkeiten sehe (und über den ich vor allem in meiner Rezension zur vierten Folge ausführlich gesprochen habe und auch noch einmal in meiner Kritik zur darauffolgenden Episode aufgreife), ist der Umgang mit einem sensiblen Thema: Tandy konnte ihre Fähigkeiten erst kontrollieren, nachdem sie versucht hat, sich umzubringen. Leider wurde die Thematik des Selbstmords viel zu oberflächlich behandelt und überhaupt nicht besprochen. Viel mehr wurde er eingesetzt, um ein paar Minuten Dramatik einzubauen. Am Ende blieb dann der Eindruck zurück, dass der Suizidversuch unbedingt nötig gewesen ist, damit sie ihre Kräfte unter Kontrolle hat. Das ist meiner Meinung nach sehr bedenklich. 

Das Tempo der Serie ist gewöhnungsbedürftig

Auch wenn der Plot stockt, machen ihre Szenen Spaß
Foto: Screenshot
So sehr ich den intensiven Charakteraufbau auch mag, er führte letztendlich dazu, dass der Plot etwas zu kurz gekommen ist. In manchen Folgen lief die Handlung kaum voran, wodurch sich die Geschichte lang gezogen anfühlte. Nur durch die tollen Figuren ließen sich auch die fast ereignislosen Episoden bis zum Ende durchschauen. In den letzten Minuten folgte dann meistens ein Cliffhanger, der die Neugier geweckt hat. Doch in vielen Fällen ging die kommende Folge erst einmal nicht darauf ein. Die Aufhänger der achten Folge wurden zum Beispiel erst am Ende der Neunten behandelt. Auch das bremste das Tempo immer wieder aufs Neue. Ein weiteres Problem: Manche Aspekte werden entweder nicht aufgegriffen oder fallen gelassen. Ich fand es beispielsweise sehr komisch, dass nie gezeigt wurde, wie Tandy herausgefunden hat, dass sie die Hoffnungen der Menschen nicht nur anschauen, sondern auch manipulieren und sogar stehlen kann. Der Zuschauer wurde damit einfach überrumpelt und wartete vergeblich auf Erklärungen. Wie problematisch dieses Langziehen des Plots wirklich ist, wurde dann im Staffelfinale deutlich. Ich fand, dass es dort fast komplett an Spannung fehlte. Alle Probleme müssen irgendwie aufgegriffen und am besten noch gelöst werden. Das ist dann nicht nur rasend schnell passiert, sodass kaum Zeit geblieben ist, um eine packende Stimmung aufzubauen. Die Lösungen der Konflikte waren auch noch viel zu simpel. Die Figuren mussten kaum Hürden überwinden und das Verhindern der großen Katastrophe basierte mehr oder weniger auf Zufall. Das war wirklich schade, weil es durchaus Folgen gab, die aufregend waren. Vor allem die Siebte hat mir in dieser Hinsicht gut gefallen. Der Abschluss der Staffel konnte da nicht wirklich mithalten und hat mich deshalb etwas enttäuscht zurückgelassen. Es wurde außerdem nicht einmal mehr gezeigt, was genau mit den Besessenen passiert ist (darunter auch Mina (Ally Maki)!), nachdem Tandy und Ty die Stadt gerettet haben. Scheinbar hat auch dafür die Zeit gefehlt.

Wünsche für Staffel 2

Wird Evitas Rolle in der nächsten Staffel bedeutender?
Foto: Screenshot
Hätte die erste Staffel mehr Folgen gehabt, hätte die Serie vor allem im Hinblick auf den Plot und das Erzähltempo noch besser werden können. Die kommende Staffel wird allerdings ebenfalls nur zehn Episoden haben. Ich hoffe daher, dass der Fokus stärker auf der Geschichte liegt. Tandy und Tyrone kennen die Zuschauer mittlerweile ziemlich gut, ich denke nicht, dass daher noch komplette Folgen benötigt werden, um sie weiter auszubauen. Ich wünsche mir außerdem, dass es an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Action gibt. Die wenigen solcher Szenen haben gezeigt, dass die Serie auch das kann, denn die Kampfszenen haben mir wirklich gefallen. Die Protagonisten müssen deshalb nicht alle fünf Minuten mit sinnlosen körperlichen Auseinandersetzungen konfrontiert werden. Aber eine kleine Steigerung in diese Richtung würde die Handlung vielleicht schon etwas temporeicher machen. 
O'Reilly hat jetzt auch übermenschliche Kräfte
Foto: Screenshot
Ansonsten bin ich unheimlich gespannt darauf, wie es mit O'Reilly weitergeht. Im Finale wurde nur ganz kurz gezeigt, dass sie sich übermenschlich schnell bewegen kann. Ich hoffe, dass das nicht die einzige Fähigkeit bleibt. Ich fände es zudem spannend, wenn sie zu Beginn tatsächlich die neue Gegenspielerin der Helden wird. Ich würde gerne sehen, wie Tandy und vor allem Tyrone damit umgehen. Schließlich hat die Polizistin ihm oftmals geholfen. Neben O'Reilly bin ich auch interessiert daran, zu sehen, wie es mit Evita (Noëlle Renée Bercy) weitergeht. Mein Wunsch ist, dass sie mehr Screen Time bekommt und zudem die Voodoo-Geschichte mit ihrer Tante Chantelle (Angela Davis) ebenfalls noch eine Rolle spielt. Ich bin außerdem sehr neugierig, wie es mit Connors weitergeht - wenn es überhaupt irgendwie weitergeht. Ich hoffe, es gibt eine Aufklärung, was geschehen ist und wieso Tyrone ihn "aufsaugen" konnte. Da er der spannendste Gegner war, wäre es schade, wenn er wirklich nicht mehr auftaucht. Er hat für mehrere aufregende Szenen gesorgt und ist wirklich ein Charakter gewesen, den ich überhaupt nicht ausstehen konnte. Falls er nicht mehr vorkommen sollte, wird es hoffentlich einen ebenbürtigen - oder sogar noch besseren - Antagonisten geben. Ganz allgemein freue ich mich auch schon darauf, die Weiterentwicklung von Tandys und Tys Beziehung zu verfolgen. Da mir ihre gemeinsamen Szenen immer sehr gut gefallen haben, fände ich es toll, wenn es in der kommenden Staffel noch mehr geben würde, da sie insgesamt doch sehr rar waren. Bis jetzt sind sie immer noch kein richtiges Superheldenteam geworden, das hat erst Finale langsam erste Formen angenommen. Mein Wunsch für die zweite Staffel ist daher, dass sie endlich wirklich zu Cloak und Dagger werden.


Auch wenn es ein paar Störfaktoren gibt, habe ich diese "Marvel"-Serie sehr gerne geschaut und freue mich schon auf die zweite Staffel. Jetzt heißt es erst einmal warten und hoffen, dass es bald neue Infos geben wird. Alle meine Rezensionen zur ersten Staffel findet ihr hier. 

Folgt uns auf TwitterFacebook und Instagram, um weitere Rezensionen nicht zu verpassen. Alle Beiträge zum Thema "Marvel" findet ihr hier und alle zum Thema "TV" hier


Mittwoch, 8. August 2018

Netflix Original Serien - Kurzrezensionen (Teil 8)

Kaum eine Woche vergeht, in der "Netflix" nicht mehrere "Originals" herausbringt. Mittlerweile hat der Streaming-Anbieter hunderte eigenproduzierte Filme und Serien im Repertoire. In unser Reihe Kurzrezensionen stellen wir regelmäßig einige vor und verraten, ob sich das Bingewatchen lohnt. Alle bisherigen Beiträge findet ihr hier. In unserem achten Teil der Serien-Kurzrezensionen geht es diesmal um einen Krimi, ein Drama und eine Komödie. Klickt auf die Titel, um euch die Trailer anzuschauen.
An dieser Stelle gehe ich auf Sendungen ein, die "Netflix" selbst als "Original" bezeichnet, obwohl sie teilweise auch im Fernsehen ausgestrahlt oder von Drittanbietern produziert wurden. Da ich alle internationalen Serien in der Originalversion ansehe, kann ich keine Aussagen zu der Qualität der deutschen Synchronisation treffen.


Safe

Warum ist Zoé (M.) abgebildet?
Foto: Netflix
Diese Serie ist eine Koproduktion von "Netflix" und dem französischen Sender "Canal+". Sie entstand nach einer Idee des Krimiautors Harlan Coben und wurde mit britischen Schauspielern in Großbritannien gedreht. Ein Großteil der Handlung spielt innerhalb einer "Gated Community", einer bewachten Wohnanlage, in der jeder jeden kennt und die Welt scheinbar in Ordnung ist. Das heile Bild der Bewohner wird zerstört, als die sechzehnjährige Jenny Delaney (Amy James-Kelly) nach einer Party verschwindet. Ihr Vater Tom (Michael C. Hall), der seine Frau schon vor einem Jahr an den Krebs verloren hat, setzt alles daran, um seine Tochter zu finden. Als Jennys neunzehnjähriger Freund Chris Cahal (Freddie Thorp) tot aufgefunden wird, beginnen auch Toms Affäre, die Kommissarin Sophie Mason (Amanda Abbington, Sherlock) und ihre neue Kollegin Emma Castle (Hannah Arterton) mit den Ermittlungen. Dabei werden immer mehr dunkle Geheimnisse ans Licht gebracht, denn jeder in der Wohnanlage scheint etwas zu verheimlichen.

Neils (Joplin Sibtain) & Zoés Sohn ist getötet worden
Foto: Netflix
"Safe" macht denselben Fehler, wie schon zahlreiche andere "Netflix"-Serien davor, beispielsweise "Collateral" oder "Le Chalet": zu viele Charaktere. Der Zuschauer lernt gefühlt zwanzig Figuren näher kennen, die sich alle mehr oder weniger auffällig verhalten. Irgendwann im Verlauf der Handlung stellt sich heraus, was sie zu verbergen versuchen. Leider ist das in den wenigsten Fällen spannend. Die meisten Geheimnisse sind entweder früh vorhersehbar oder so irrelevant, dass sie schnell in Vergessenheit geraten. Bei der jungen Kommissarin Emma Castle ist beispielsweise von Anfang an klar, dass sie irgendeinen wichtigen Grund gehabt haben muss, sich in die beschauliche Gegend versetzen zu lassen. Der kommt relativ schnell heraus und ist so unglaublich platt, dass er danach noch ein paar Mal kurz erwähnt wird, aber sonst in der Versenkung verschwindet - genauso wie Emma selbst, da Tom und Sophie gegen Ende fast alles alleine regeln. Ein anderes Beispiel ist die Lehrerin Zoé Chahal (Audrey Fleurot). Sie wird konsequent in den Vordergrund gerückt: Sie taucht häufiger auf als andere, ebenbürtige Charaktere - sogar auf dem Poster der Serie ist sie als einzige neben den beiden Protagonisten zu sehen. Dabei hat sie - das ist kein großer Spoiler - kaum Einfluss auf die Geschichte. Mit Ausnahme der Tatsache, dass sie die Mutter des toten Chris ist, hat sie keine wirkliche Verbindung mit der Kriminalgeschichte. Dasselbe gilt für fast alle anderen handelnden Nebenfiguren, jedoch wird keine davon so sehr in den Fokus gestellt wie Zoé.
Was ist mit Jenny in der Partynacht geschehen?
Foto: Netflix/Ben Blackall
Die meisten Serien mit einer Vielzahl von Charakteren haben eine unruhige und unstrukturierte Erzählweise zur Folge. Der Kern der Serie - der Verbleib von Jenny und die Suche nach Chris' Mörder - ist eigentlich nur eine Ausrede, um die vermeintlichen Abgründe der Nachbarn zu erkunden. Aber es bleibt keine Zeit, um die Figuren dem Zuschauer so nahezubringen, dass er sich ehrlich für sie interessiert. Mir war sowohl das Schicksal der verschwundenen Jenny, als auch die persönlichen Verwicklungen der anderen Charaktere ziemlich egal. Sie alle werden von Anfang an so unsympathisch und platt dargestellt, dass es schwer fällt, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Es ist, als wäre man in eine neue Gegend gezogen und würde die fremden Nachbarn beobachten - ohne irgendetwas über sie und ihre Persönlichkeit zu wissen. Auch die Handlung wirkt eher lieblos gestaltet. Sie folgt einem Standard-Muster, wie es bereits in zahlreichen Krimis und Thrillern vorkam (Achtung, Spoiler!): Als Kinder waren die meisten der Protagonisten befreundet und haben durch einen dummen Streich eine Katastrophe ausgelöst, bei der mehrere Menschen starben. Jahrelang werden sie nicht belangt, weil sie die Tat verschweigen oder ihre Eltern sie vertuschen. Viele Jahrzehnte später taucht dann plötzlich jemand auf, der die mittlerweile erwachsenen Mörder zur Rechenschaft ziehen will und damit eine neuerliche Katastrophe auslöst. Mir fallen spontan zwei Serien (darunter "Le Chalet"), zwei Filme und eine "Tatort"-Folge ein, wo exakt dasselbe passiert. Nichtsdestotrotz ist "Safe" kein schlechtes Format, was vor allem an den soliden schauspielerischen Leistungen liegt - allen voran Amanda Abbington als zwiespältige Polizistin Sophie. Falls ihr die Sendung bereits gesehen habt: Schreibt gerne in die Kommentare, wann ihr Chris' Killer erraten hattet. Ich denke, dass es hier nur zwei Möglichkeiten gibt: Entweder man ahnt es gleich zu Beginn oder man verdächtigt die Person bis zum Schluss kein einziges Mal und wird völlig überrascht. In beiden Fällen liegt jedoch nahe, die Frage zu stellen: Wozu hat es 90 Prozent der Handlung eigentlich gebraucht? Denn gegen Ende wird klar, dass die ganzen einzelnen Geschichten wirklich größtenteils überhaupt nichts miteinander zu tun. Schade ist auch: Es wird nicht mehr gezeigt, wie die anderen Charaktere auf die Identität des Mörders reagieren. 


Samantha!


Samantha will wieder nach oben
Foto: Netflix
Hierbei handelt es sich um das dritte brasilianische "Netflix Original" - nach "3%" und "O Mecanismo". In der Serie geht es um den ehemaligen Kinderstar Samantha (Emanuelle Araújo). In den 80ern war sie ein singendes und tanzendes Idol, dem die Herzen Brasiliens nur so zuflogen. In der Gegenwart ist sie eine abgehalfterte Schauspielerin, die verzweifelt versucht, wieder Fuß im Showbusiness zu fassen - sei es durch eine Fake-Ehe mit einem reichen Reality-Star, einen Job als Gastjurorin in einer Castingshow oder einen sexistischen Werbespot. Dabei wird Samantha tatkräftig von ihren beiden Kindern, der Feministin und Umweltschützerin Cindy (Sabrina Nonato) sowie dem an seinen Memoiren schreibenden Brandon (Cauã Gonçalves), unterstützt. Als deren Vater Dodói (Douglas Silva), ein ehemaliger Profi-Fußballer, nach vielen Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird, steht plötzlich auch Samanthas Privatleben Kopf. 

Samantha war der Star der "Plimplom Gang"
Foto: Netflix
Als ich mich für unsere "Auf diese Bücher, Filme und Serien freuen wir uns 2018!"-Liste durch die "Netflix"-Ankündigungen geklickt habe, bin ich auch auf "Samantha!" aufmerksam geworden. Die Beschreibung klang nach einer frischen, witzigen und abwechslungsreichen Serie, daher habe ich sie im Gedächtnis behalten. Im Juli wurde dann endlich die erste Staffel - die zweite ist bereits bestellt - veröffentlicht. Wie die meisten anderen Comedysendungen folgt auch "Samantha!" nur einem groben roten Faden. Die erste Folge beginnt in den 80ern und zeigt die junge Protagonistin hinter den Kulissen ihrer eigenen Show. Danach wird ihre Lebenssituation in der Gegenwart gezeigt und die einzelnen Charaktere näher vorgestellt. Damit bildet der Pilot eine Ausnahme, denn alle anderen Episoden laufen so ziemlich nach demselben Muster ab: Samantha hat ein Jobangebot oder eine Idee, wie sie Fans dazu gewinnen kann. Das geht natürlich völlig schief und sie muss sich irgendwie aus einer unangenehmen Situation befreien. Ihre Kinder und Dodoi sind immer dabei - mal helfen sie ihr, mal haben sie eine eigene Agenda. Die Folge endet dann ziemlich genau an der ursprünglichen Ausgangssituation: Keiner hat irgendetwas Signifikantes erreicht. Ich persönlich bin kein Fan von Serien ohne nennenswerten roten Faden. Bei "Samantha!" ist das verständlich, da die Geschichte erzählerisch zu wenig hergibt, um eine Handlung für mehrere Episoden aufrechtzuerhalten. Dennoch wird das immer gleiche Muster schnell langweilig. 
Brandon (vorne) ist der heimliche Star der Serie!
Foto: Divulgação/Netflix
Außerdem hat mich die inkonsequente Charakterisierung der Protagonistin gestört. In den Rückblenden sieht man Samantha als arrogante, egoistische und verschlagene Neunjährige, die ihre gleichaltrigen Co-Stars und die Mitarbeiter der Sendung terrorisiert und verspottet. In der Gegenwart ist sie zwar noch immer sehr auf ihren eigenen Vorteil bedacht, doch sie hat auch Mitleid mit anderen, ist eine treusorgende Mutter und geht für den Erfolg nicht über Leichen. Das steht in krassem Gegensatz zu der Samantha aus den 80ern. Es ist realistisch, dass sich jemand innerhalb von rund 30 Jahren verändert, doch der Zuschauer kann den Sinneswandel nicht nachvollziehen. In der Serie wird die Zeit zwischen dem neunten Lebensjahr der Protagonistin und der Gegenwart fast gänzlich übergangen. Die einzigen Ausnahmen sind zwei kurze Szenen, in denen Samanthas Hochzeit mit Dodoi und ein Ausflug mit ihren Kindern zum Gefängnis gezeigt wird. Warum ihre Karriere geendet und was sie in der Zwischenzeit getan hat, kommt nie zur Sprache. Ich hätte es auch interessant gefunden, etwas über ihr Eltern zu erfahren, da sie immer wieder erwähnt, seit ihrem fünften Lebensjahr "Samantha" zu sein. Es ist also naheliegend, dass ihre Eltern sie zu einem Kinderstar erzogen haben. Doch die beiden spielen überhaupt keine Rolle. Stattdessen tauchen nur Samanthas ehemalige Co-Stars auf, die dank des bösartigen Verhaltens der damals Neunjährigen allesamt psychische Schäden zu haben scheinen. Leider wird die Protagonistin weder in den Rückblenden noch in der Gegenwart so intensiv charakterisiert, dass ihr Verhalten und ihre Weiterentwicklung verständlich wäre. Das ist zwar nervig, aber sie ist ohnehin nur schmückendes Beiwerk, denn der wahre Star der Serie ist meiner Meinung nach ihr Sohn Brandon. Der hochintelligente Knirps ist witzig, warmherzig und hat tolle Sprüche auf Lager. Ein Spin-Off mit ihm als Hauptfigur würde ich sofort angucken! Er ist auch der Grund, weshalb ich die nächste Staffel "Samantha!", die voraussichtlich nächstes Jahr erscheint, nicht verpassen werde. 
Der blutige Schnee wird zum Symbol
Foto: Netflix

Dieses US-amerikanische "Original" basiert auf dem russischen Film "The Major" und wurde von Veena Sud, Schöpferin der fantastischen "Netflix"-Serie "The Killing", produziert. Die zentralen Themen in "Seven Seconds" sind Polizeigewalt und die "Black Lives Matter"-Bewegung. Der junge Polizist Peter Jablonski (Beau Knapp) fährt durch einen New Yorker Park, als er den Anruf bekommt, dass seine Frau Marie (Michelle Veintimilla) in den Wehen liegt. Für einen Moment ist der Ordnungshüter abgelenkt, übersieht den Teenager Brenton Butler (Daykwon Gaines) auf seinem Fahrrad und überfährt ihn. In seiner Panik ruft Jablonski seinen Vorgesetzten Mike DiAngelo (David Lyons) an, der ihn überzeugt, die Spuren zu verwischen und wegzufahren. 12 Stunden lang liegt der verletzte Brenton im Straßengraben, bis er endlich gefunden wird. Später stirbt er im Krankenhaus. Während sein Vater Isaiah (Russell Hornsby) Kraft im Glauben sucht, setzt seine Mutter Latrice (Regina King) alles daran, den Schuldigen zu finden. Offiziell werden der Ermittler Joe "Fish" Rinaldi (Michael Mosely) und die Staatsanwältin K.J. Harper (Clare-Hope Ashitey) auf den Fall angesetzt. Als der Verdacht auf die Polizeibeamten fällt, schlägt Brentons Tod immer höhere Wellen: Denn er ist dunkel- und Jablonski hellhäutig.

Der Preis für die inkompetentesten Ermittler geht an...
Foto: Netflix
Auf kaum eine "Netflix"-Serie war ich so gespannt wie auf "Seven Seconds": Wichtige, gesellschaftliche Themen verpackt in einem Drama mit Krimi-Elementen - das klang sehr vielversprechend. Ich habe mir direkt am Erscheinungstag die erste Folge angesehen und dann weitere sechs Monate gebraucht, um die restlichen neun anzuschauen. Denn so emotional und realistisch die Serie auch sein mag, sie hat mich überhaupt nicht gepackt. Der Hauptgrund ist derselbe, wie bei zahlreichen anderen "Netflix"-Eigenproduktionen auch, beispielsweise "Tote Mädchen lügen nicht", "Glacè", "Le Chalet" oder "Superstition": Die Handlung wird künstlich in die Länge gezogen. Jede der zehn Folgen ist zwischen 54 und 80 Minuten lang. In dieser Zeit sieht der Zuschauer größtenteils Harper und Fish dabei zu, wie sie der Lösung des Falls immer wieder nahekommen, um dann einen unerklärlich dummen, falschen Schluss zu ziehen. Außerdem sind beide in höchstem Maße unsympathisch: Der Kommissar hat viel zu gute Laune dafür, dass er im Todesfall eines Fünfzehnjährigen ermittelt und kaut ununterbrochen mit weit geöffnetem Mund schmatzend Kaugummi. Die Staatsanwältin ist währenddessen ein jammerndes, sich in Selbstmitleid suhlendes Häufchen Elend, das lieber betrunken Karaoke singt, als sich um den Fall zu kümmern. Durch Eskapaden wie diese geht der Geschichte trotz brisanter Aktualität, grandioser schauspielerischer Leistungen und zahlreichen gefühlsbetonten Szenen schnell die Luft aus. Wäre die Handlung in nur vier oder fünf Stunden erzählt worden, hätte "Seven Seconds" sicher den Top-"Netflix"-Serien gehört. Da sich die Handlung aber nicht wirklich auf das Wesentliche konzentriert und sich immer wieder in Nichtigkeiten verliert, hat sie viele Längen und schafft es nicht, die emotionale Spannung zu halten.
Regina King liefert eine Emmy-würdige Darbietung!
Foto: Netflix
Besonders für eine Person ist das schade: Regina King, die Brentons trauernde, verzweifelte Mutter spielt. Ihr Darbietung hätte definitiv einen Emmy verdient! Mit ihrem intensiven Spiel schafft sie es, wie niemand sonst in der Serie, die Geschichte lebensecht wirken zu lassen. Seien es Wut, Trauer, Hass, Rache, Resignation oder Hoffnung - King geht in jeder einzelnen Emotionen auf und bringt es fertig, dem Zuschauer jede noch so kleine Gemütsregung nur mit einem Blick verständlich zu machen. Besonders in den letzten beiden Folgen spielen auch die anderen Darsteller extrem gut. Im Gerichtssaal prallen schließlich die verschiedensten Emotionen aufeinander, was der brisanten Geschichte die Energie, Reibung und Gefühle verleiht, die in den vorherigen Episoden auf der Strecke geblieben sind. Im Showdown konzentriert sich die Handlung endlich auf die Elemente, die wirklich zählen, sodass ich erstmals froh war, die Serie nicht nach der ersten Folge abgebrochen zu haben. Es ist auch begrüßenswert, dass das Ende von "Seven Seconds" realistisch gehalten ist. Zu oft treffen Serien und Filme die enttäuschende Entscheidung, ein Happy End aus dem Hut zu zaubern, obwohl es wenig glaubwürdig ist und jeglichen Fakten widerspricht. Bei diesem "Netflix Original" ist das anders. Obwohl man den Charakteren als Zuschauer etwas anderes - positives wie negatives - gewünscht hätte, sind die finalen Minuten sehr nah an dem dran, was vermutlich bei einem echten Fall geschehen wäre. Schade ist nur, dass die Schicksale der einzelnen Figuren schnell abgehakt werden und nicht mehr aufgeklärt wird, wieso sie sich für bestimmte Wege entschieden haben. 


Das waren meine "Netflix"-Kurzrezensionen. Da der Streaming-Anbieter immer wieder neue Serien und Staffeln herausbringt, wird es sicher nicht der letzte Beitrag zu diesem Thema sein. Alle Posts zum Thema "Netflix" findet ihr hier.

Folgt uns auf Facebook, Twitter und Instagram, um den nächsten Teil nicht zu verpassen. Alle bisherigen Posts zum Thema "TV" findet ihr hier.