Sonntag, 12. August 2018

Marvel's Cloak & Dagger: Staffel 1 - Rückblick

Die erste Staffel der neuen "Marvel"-Serie "Cloak & Dagger" ist letzte Woche mit der finalen zehnten Folge zu Ende gegangen. In diesem Post lasse ich die Geschichte um die zwei jungen Superhelden noch einmal Revue passieren. Ich spreche über die Dinge, die mir besonders gut gefallen haben und die Aspekte, die mich gestört haben. Da die Serie bereits verlängert wurde, erwähne ich außerdem meine Wünsche für die zweite Staffel. 


Top Charaktere

Eine Serie mit interessanten Helden
Foto: Freeform/Marvel
Von Beginn an war ich begeistert von dem gründlichen Aufbau der Hauptfiguren Tandy (Olivia Holt) und Tyrone (Aubrey Joseph) und ihrer Persönlichkeiten. Bereits nach der ersten Folge hatte ich das Gefühl, sie nicht nur auf einer oberflächlichen Ebene kennengelernt zu haben. Der Fokus auf die Charakterentwicklung hat sich durch die gesamte Staffel gezogen, was gleichzeitig ungewöhnlich und interessant war. Besonders ab der vorletzten Folge waren die Charaktere für mich richtig greifbar und ich habe ihre Handlungen und Entscheidungen immer nachvollziehen können. Gerade da hat sich wirklich gezeigt, wie gut die ausführliche Vorstellung der Figuren funktioniert. Für mich sind die Charaktere die größte Stärke der Serie. Selbst Episoden, in denen die Handlung sehr langsam vorangekommen ist, war das Zuschauen nicht langweilig, weil die Protagonisten so spannend sind. Dazu haben natürlich die Schauspieler von Tandy und Tyrone ganz viel beigetragen. Olivia Holt und Aubrey Joseph schaffen es, ihre Rollen wirklich greifbar zu machen. Es wird dabei deutlich, dass sie sich sehr gut mit ihren Charakteren auseinandergesetzt haben müssen. Ansonsten hätten sie die Persönlichkeiten nicht so glaubwürdig und verständlich präsentieren können. Ich fand besonders Holts Darbietung in der siebten Episode beeindruckend. Ihre Reaktion, als sie plötzlich mit ihrem toten Vater sprechen konnte und zum ersten Mal nach acht Jahren seine Stimme gehört hat, war so ehrlich und ergreifend. Ich konnte in diesem Moment wirklich verstehen, was in ihr vorgeht und deshalb ihre Entscheidung, in dem gefährlichen Ort in Ivan Hess' (Tim Kang) Gedanken bleiben zu wollen, nachvollziehen. Genauso berührend war ihr Gefühlsausbruch Ty gegenüber, als sie ihm offenbart hat, wie sehr sie es hasst, in der echten Welt niemanden zu haben, der für sie da ist. Die beste Szene mit Tyrone war für mich sein Streit mit Duane, einem Freund seines ermordeten Bruders, in Folge sechs. Der Zuschauer konnte seinen Schmerz, seine Enttäuschung und Wut mitfühlen. Joseph schafft es unglaublich gut, in diesem paar Momenten zu zeigen, wie viele negative Emotionen in ihm hochkochen. Vor allem die Verzweiflung, keine Gerechtigkeit für seinen toten Bruder zu bekommen, ist wirklich greifbar. Das sind nur zwei Beispiele für die tollen schauspielerischen Momente der Hauptdarsteller. In der gesamten Staffel gab es noch viele mehr.

Gemischte Gegner

Connors ist wirklich unausstehlich
Foto: Screenshot
Connors (J. D. Evermore) als korrupter Cop, der sich alles erlauben kann, ist zwar nicht der ausgefallenste Gegenspieler, dafür aber ein sehr glaubhafter. Der ganze Konflikt zwischen ihm und Tyrone wirkte alles andere als an den Haaren herbeigezogen, sondern leider sehr realistisch. Einerseits die Tatsache, dass ein Cop damit durchkommt, einen Schwarzen erschossen zu haben und andererseits, dass Tyrone als Kind niemand geglaubt hat, es sei Mord gewesen. Er ist zudem nicht nur im Drogengeschäft involviert,  er hätte auch nicht davor zurückgeschreckt, Tyrone ebenfalls zu erschießen, weil er ihm in die Quere gekommen ist. Besonders widerlich wurde seine Figur, als er die aufgebrachte O'Reilly (Emma Lahana) zusammengeschlagen hat, während die anderen Polizisten die Situation einfach haben geschehen lassen. Er ist nicht nur bedrohlich, er hat auch Macht, was seine Rolle noch perfider macht. Er war definitiv der interessantere Antagonist in dieser Staffel. "Roxxon" und der CEO Peter Scarborough (Wayne Péré) hingegen konnten mich die gesamte Handlung über nicht wirklich überzeugen. Der Zuschauer hat viel zu wenig über das erfahren, was wirklich in der Firma abläuft. Es wurde immer nur darüber gesprochen, dass sie damals den Unfall vertuscht und Tandys Vater Nathan Bowen die Schuld an der Explosion gegeben haben. Das sind beides Dinge aus der Vergangenheit, während in der Gegenwart nichts passiert ist, von dem man als Zuschauer etwas mitbekommen hat. Scarborough hat sogar einen Moment, in dem er hätte zeigen können, dass er gefährlich ist: Als Tandy in entführt und erpresst hat. Doch auch da ist er sehr langweilig, austauschbar und alles andere als bedrohlich gewesen. Es wurde nicht einmal gezeigt, wie er letztendlich "entkommt" und seine ehrliche Reaktion auf die Entführung. Es gab also keine Anhaltspunkte, die seine Gedanken oder Motivationen offenbaren. Als er dann in der vorletzten Folge jemanden zu Tandys Mutter geschickt hat, um sie zu bedrohen, wurde das vorher überhaupt nicht aufgebaut. Deshalb fehlte auch hier jeglicher Spannungsaufbau und es hat seine Figur definitiv nicht interessanter oder bedrohlicher gemacht. Als weitere Gegenspieler sind dann wohl noch die Besessenen zu nennen. Die sind meiner Meinung nach tatsächlich kaum erwähnenswert. Zum einen sind sie erst im Finale aufgetaucht. Zum anderen haben sie überhaupt nicht für Chaos gesorgt oder die Protagonisten und andere Figuren in lebensbedrohliche Situationen gebracht. In meinen Augen waren sie sehr unspektakulär.

Fähigkeiten der anderen Art

Der Lichtdolch ist nur eine von Tandys Kräften
Foto: Screenshot
Was mich zu Beginn der Serie überrascht hat, ist die ungewohnte Umsetzung einer Superheldengeschichte. In den meisten Fällen sind solche Serien temporeich und haben viele Actionszenen. "Cloak & Dagger" wählt einen ganz anderen Ansatz. Kampfszenen wurden sehr selten gezeigt und außerdem "hetzte" der Zuschauer nicht von einem intensiven Erlebnis zum nächsten. Gerade anfangs habe ich das als eine angenehme Abwechslung empfunden. Gegen Ende hat mir dadurch dann doch etwas gefehlt, aber darauf gehe ich im Detail im nächsten Abschnitt ein. Eine weitere Besonderheit, die ihren Ursprung natürlich in der Comicvorlage hat: die Superkräfte der Helden. Auch die sind mal etwas ganz anderes. Zwar haben sie beide eine "körperliche" Kraft - Tandys Lichtdolch und Tyrones Teleportation - doch darüber hinaus auch noch Fähigkeiten, die nicht einfach so sichtbar sind. Die Idee, dass sie die Hoffnungen bzw. Ängste der Menschen sehen, die sie berühren, fand ich sehr interessant. Im Laufe der Staffel wurde damit auch immer auf sehr verschiedene Weisen gespielt. Am besten hat mir die siebte Folge gefallen. Denn da haben sie dank ihrer Kräfte Ivan Hess aus seinem katatonischen Zustand geholt, in dem er seit dem Unfall vor acht Jahren gewesen ist. So ein Einsatz von Heldenfähigkeiten ist wirklich außergewöhnlich, weshalb ich davon so fasziniert bin. Außerdem habe ich das Gefühl, dass sie weitere Kräfte haben, die nur noch nicht entdeckt wurden. Das wurde ja schon im Staffelfinale angedeutet, als Tyrone Connors mit seinem schwarzen Rauch "aufgesaugt" hat. Der einzige problematische Punkt, den ich im Zusammenhang mit den Fähigkeiten sehe (und über den ich vor allem in meiner Rezension zur vierten Folge ausführlich gesprochen habe und auch noch einmal in meiner Kritik zur darauffolgenden Episode aufgreife), ist der Umgang mit einem sensiblen Thema: Tandy konnte ihre Fähigkeiten erst kontrollieren, nachdem sie versucht hat, sich umzubringen. Leider wurde die Thematik des Selbstmords viel zu oberflächlich behandelt und überhaupt nicht besprochen. Viel mehr wurde er eingesetzt, um ein paar Minuten Dramatik einzubauen. Am Ende blieb dann der Eindruck zurück, dass der Suizidversuch unbedingt nötig gewesen ist, damit sie ihre Kräfte unter Kontrolle hat. Das ist meiner Meinung nach sehr bedenklich. 

Das Tempo der Serie ist gewöhnungsbedürftig

Auch wenn der Plot stockt, machen ihre Szenen Spaß
Foto: Screenshot
So sehr ich den intensiven Charakteraufbau auch mag, er führte letztendlich dazu, dass der Plot etwas zu kurz gekommen ist. In manchen Folgen lief die Handlung kaum voran, wodurch sich die Geschichte lang gezogen anfühlte. Nur durch die tollen Figuren ließen sich auch die fast ereignislosen Episoden bis zum Ende durchschauen. In den letzten Minuten folgte dann meistens ein Cliffhanger, der die Neugier geweckt hat. Doch in vielen Fällen ging die kommende Folge erst einmal nicht darauf ein. Die Aufhänger der achten Folge wurden zum Beispiel erst am Ende der Neunten behandelt. Auch das bremste das Tempo immer wieder aufs Neue. Ein weiteres Problem: Manche Aspekte werden entweder nicht aufgegriffen oder fallen gelassen. Ich fand es beispielsweise sehr komisch, dass nie gezeigt wurde, wie Tandy herausgefunden hat, dass sie die Hoffnungen der Menschen nicht nur anschauen, sondern auch manipulieren und sogar stehlen kann. Der Zuschauer wurde damit einfach überrumpelt und wartete vergeblich auf Erklärungen. Wie problematisch dieses Langziehen des Plots wirklich ist, wurde dann im Staffelfinale deutlich. Ich fand, dass es dort fast komplett an Spannung fehlte. Alle Probleme müssen irgendwie aufgegriffen und am besten noch gelöst werden. Das ist dann nicht nur rasend schnell passiert, sodass kaum Zeit geblieben ist, um eine packende Stimmung aufzubauen. Die Lösungen der Konflikte waren auch noch viel zu simpel. Die Figuren mussten kaum Hürden überwinden und das Verhindern der großen Katastrophe basierte mehr oder weniger auf Zufall. Das war wirklich schade, weil es durchaus Folgen gab, die aufregend waren. Vor allem die Siebte hat mir in dieser Hinsicht gut gefallen. Der Abschluss der Staffel konnte da nicht wirklich mithalten und hat mich deshalb etwas enttäuscht zurückgelassen. Es wurde außerdem nicht einmal mehr gezeigt, was genau mit den Besessenen passiert ist (darunter auch Mina (Ally Maki)!), nachdem Tandy und Ty die Stadt gerettet haben. Scheinbar hat auch dafür die Zeit gefehlt.

Wünsche für Staffel 2

Wird Evitas Rolle in der nächsten Staffel bedeutender?
Foto: Screenshot
Hätte die erste Staffel mehr Folgen gehabt, hätte die Serie vor allem im Hinblick auf den Plot und das Erzähltempo noch besser werden können. Die kommende Staffel wird allerdings ebenfalls nur zehn Episoden haben. Ich hoffe daher, dass der Fokus stärker auf der Geschichte liegt. Tandy und Tyrone kennen die Zuschauer mittlerweile ziemlich gut, ich denke nicht, dass daher noch komplette Folgen benötigt werden, um sie weiter auszubauen. Ich wünsche mir außerdem, dass es an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Action gibt. Die wenigen solcher Szenen haben gezeigt, dass die Serie auch das kann, denn die Kampfszenen haben mir wirklich gefallen. Die Protagonisten müssen deshalb nicht alle fünf Minuten mit sinnlosen körperlichen Auseinandersetzungen konfrontiert werden. Aber eine kleine Steigerung in diese Richtung würde die Handlung vielleicht schon etwas temporeicher machen. 
O'Reilly hat jetzt auch übermenschliche Kräfte
Foto: Screenshot
Ansonsten bin ich unheimlich gespannt darauf, wie es mit O'Reilly weitergeht. Im Finale wurde nur ganz kurz gezeigt, dass sie sich übermenschlich schnell bewegen kann. Ich hoffe, dass das nicht die einzige Fähigkeit bleibt. Ich fände es zudem spannend, wenn sie zu Beginn tatsächlich die neue Gegenspielerin der Helden wird. Ich würde gerne sehen, wie Tandy und vor allem Tyrone damit umgehen. Schließlich hat die Polizistin ihm oftmals geholfen. Neben O'Reilly bin ich auch interessiert daran, zu sehen, wie es mit Evita (Noëlle Renée Bercy) weitergeht. Mein Wunsch ist, dass sie mehr Screen Time bekommt und zudem die Voodoo-Geschichte mit ihrer Tante Chantelle (Angela Davis) ebenfalls noch eine Rolle spielt. Ich bin außerdem sehr neugierig, wie es mit Connors weitergeht - wenn es überhaupt irgendwie weitergeht. Ich hoffe, es gibt eine Aufklärung, was geschehen ist und wieso Tyrone ihn "aufsaugen" konnte. Da er der spannendste Gegner war, wäre es schade, wenn er wirklich nicht mehr auftaucht. Er hat für mehrere aufregende Szenen gesorgt und ist wirklich ein Charakter gewesen, den ich überhaupt nicht ausstehen konnte. Falls er nicht mehr vorkommen sollte, wird es hoffentlich einen ebenbürtigen - oder sogar noch besseren - Antagonisten geben. Ganz allgemein freue ich mich auch schon darauf, die Weiterentwicklung von Tandys und Tys Beziehung zu verfolgen. Da mir ihre gemeinsamen Szenen immer sehr gut gefallen haben, fände ich es toll, wenn es in der kommenden Staffel noch mehr geben würde, da sie insgesamt doch sehr rar waren. Bis jetzt sind sie immer noch kein richtiges Superheldenteam geworden, das hat erst Finale langsam erste Formen angenommen. Mein Wunsch für die zweite Staffel ist daher, dass sie endlich wirklich zu Cloak und Dagger werden.


Auch wenn es ein paar Störfaktoren gibt, habe ich diese "Marvel"-Serie sehr gerne geschaut und freue mich schon auf die zweite Staffel. Jetzt heißt es erst einmal warten und hoffen, dass es bald neue Infos geben wird. Alle meine Rezensionen zur ersten Staffel findet ihr hier. 

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1 Kommentar:

  1. Für mich die beste Superheldenserie der letzten Jahre. Die Netflix Serien ermöglichen durch das Binge Watching eine gewisse Kontinuität. Im Grunde sind sie aber absolut langweilig. Cloak & Dagger fühlten sich führt mich manchmal auch langsam an, aber ich glaube das lag an der wöchentlichen Ausstrahlung. Die Charakterentwicklung ist super, der Fokus liegt nicht auf das Heldeltum, sondern dem Entdecken der Kraft und dessen Einsatz. Gut, das Erzählttempo könnte in Staffel 2 etwas höher sein und auch das Finale der 1. Staffel war etwas dürftig was die Action betrifft. Das ist aber Jammern auf sehr hohem Niveau. Insgesamt eine tolle Serie.

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