Sonntag, 8. Juli 2018

Marvel's Cloak & Dagger: Staffel 1, Folge 6 - Rezension

- Der folgende Text enthält Spoiler - 

Nachdem Tandy (Olivia Holt) herausgefunden hat, dass Mina Hess (Ally Maki), die als Umweltingeneurin bei "Roxxon" arbeitet, die Tochter des ehemaligen Ingenieurs Ivan Hess (Tim Kang) ist, gibt sie sich ihr gegenüber als Praktikantin aus. Da ihr eigener und Minas Vater gemeinsam an einem Projekt für das Unternehmen gearbeitet haben, erhofft sie sich, Antworten zu finden. Tyrone (Aubrey Joseph) will ebenfalls an Informationen kommen. Er hat Duane (Dalon J. Holland), einen Freund seines ermordeten Bruders Billy, dabei beobachtet, wie er sich mit Connors (J. D. Evermore) getroffen hat. Da er sich sicher ist, dass es dabei um die Drogengeschäfte des korrupten Polizisten geht, will er sich bei Duane als Drogenkurier "bewerben", um Beweise gegen Connors zu finden. Währenddessen sucht Evita (Noëlle Renée Bercy) ihre Tante und Voodoopriesterin Chantelle (Angela Davis) auf, die ihr etwas Schwerwiegendes über die Zukunft von Ty offenbart. 


Es wird wieder interessanter

Tandy (l.) und Mina verstehen sich auf Anhieb gut
Foto: Screenshot
Obwohl größtenteils wieder wenig Temporeiches passiert, ist diese Folge im Vergleich zu den letzten beiden (hier geht's zu den Rezensionen von Episode 4 und Episode 5) wieder deutlich spannender. Das liegt vor allem daran, dass neue Charaktere mit ins Spiel kommen, von denen der Zuschauer bis jetzt so gut wie nichts gesehen hat. Die Szenen zwischen Tandy und Mina haben mir richtig gut gefallen. Die beiden haben von Anfang an eine tolle Chemie. Mina macht einen sympathischen Eindruck und ihr scheint die Umwelt wirklich am Herzen zu liegen. So begeistert und leidenschaftlich, wie sie über die Pflanzen im Sumpf spricht, wird man gleich mitgerissen. Mir ist sie mit ihrer aufgeweckten Art jedenfalls schnell ans Herz gewachsen. So wie die Situation im Moment aussieht, könnten die beiden noch Freunde werden. Besonders gut hat mir gefallen, dass Mina das Schauspiel durchschaut. Sie schließt es aus dem Alter, Aussehen und den vielen Fragen, die ihre "Praktikantin" ihr über "Roxxon" sowie ihren Vater stellt und konfrontiert sie sehr direkt damit. Tandy hat gar keine Chance, sich herauszureden. Statt ihr deshalb eine Szene zu machen, hört Mina sich an, was Tandy wirklich von ihr möchte und verzeiht ihr. Sie fragt sie dann auch noch, warum sie es nicht von Anfang an mit der Wahrheit versucht hat. Das ist eine interessante Szene, da Tandy ihr entgegnet, dass es ihr nicht einmal in den Sinn gekommen ist. Sie lügt sich mittlerweile seit Jahren durchs Leben und ihre Antwort macht deutlich, wie sehr sie das geprägt hat. Hoffentlich ist Minas verständnisvolle Reaktion ein Beweis für Tandy, dass es manchmal besser ist, ehrlich zu sein. Es könnte ein wichtiger Moment für die weitere Entwicklung ihres Charakters sein. Ich würde mich freuen, wenn die Umweltingenieurin auch in den kommenden Episoden wieder auftaucht und vielleicht sogar herausfindet, dass Tandy und Tyrone Superkräfte besitzen. Dank der gemeinsamen Szenen ist jetzt auch etwas klarer, was bei "Roxxon" vor sich geht. Es wird endlich offenbart, wie der Unfall damals passiert ist. Die Firma hat nicht nach Öl gebohrt, sondern nach etwas anderem, einem Rohstoff "that burned ten times better than oil, gets twice as hot". Dadurch ist es zur Explosion gekommen. 
Ty gibt vor, mit ins Drogengeschäft einsteigen zu wollen
Foto: Screenshot
Tyrone braucht noch etwas Hilfe, um sich bei Duane einzuschleusen. Wieder einmal zeigt ihre gemeinsame Szene, wie gelassen und natürlich sie miteinander umgehen, so als würden sie sich schon seit Jahren gut kennen. Während Ty Tandy dafür bewundert, dass sie ihre Fähigkeit schon so sicher benutzen kann, versucht sie ihm Tipps zu geben, wie er bei dem früheren Freund seines Bruders am besten Nachforschungen betreiben kann. Diese Hilfe nimmt Tyrone dann auch tatsächlich an. Zwischen ihnen besteht bereits eine gewisse Vertrauensbasis. Schon solche kleinen Momente zeigen, was für ein tolles Superheldenteam sie später sein könnten. Doch trotz Tandys Tipps fliegt auch Ty am Ende auf und konfrontiert Duane damit, dass er ihn und Connors zusammen gesehen hat. In dieser Szene lässt er all die Wut und Enttäuschung heraus, die sich seit seiner Entdeckung angestaut hat (Ty: "You were there when Billy got shot. [...] You're working with a cop who killed Billy. He was your friend." Duane: "And he's dead. I'm not. What was I supposed to do?" Ty: "You knew. All these years. You know my parents think I'm a liar? Think I'm crazy? I thought I was crazy." Duane: "You are if you playin' me just to bust some cop." Ty: "Use what you got right? Well, I see what you used." Duane: "Yeah, to build a business." Ty: "My dead brother built this business. His blood's in your mill and you could've changed everything."). 
Tandy hilft Ty beim Lügen
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Dieser Dialog ist schon sehr bewegend, da der Zuschauer merkt, wie sehr Tyrone der unaufgeklärte Mord an seinem Bruder noch immer belastet. Da es die ganze zeit einen weiteren Zeugen gegeben hätte, ist seine Wut sehr gut nachvollziehbar. Doch am Ende der Episode wird es dann noch richtig emotional. Zuerst erschießt O'Reilly (Emma Lahana) Duana. Ty, der das mit ansehen musste und sich durch einen Aufschrei verraten hat, flieht vor Connors. Die Szene, als der Polizist in der Gasse auf den rennenden Tyrone schießt, ist toll gemacht. Tyrones Fähigkeit erwacht in der lebensbedrohlichen Situation wieder von allein, doch nicht sofort. Bevor er sich komplett wegteleportieren kann, "flackert" er mehrmals. Einerseits zeigt es, dass er seine Kräfte immer noch nicht gezielt einsetzen kann und scheinbar weiterhin in gefährlichen Situationen sein muss, um sie zu aktivieren. Andererseits ist diese Verfolgungsjagd sehr aufregend, weil Connors immer dann schießt, wenn Tyrone für eine Sekunde verschwindet und dann wieder auftaucht. Als Zuschauer kann man da erst einmal nicht erkennen, ob er ihn getroffen hat oder nicht. Als Ty sich dann endlich richtig teleportieren kann und körperlich unverletzt bei Tandy landet, folgt die wohl berührendste Szene. Aubrey Joseph spielt den aufgelösten, trauernden Jungen unglaublich überzeugend. Zuerst steht er bloß stumm da und dann verzerrt sich seine Mimik ganz langsam, als er anfängt, leise zu weinen und seine zitternden Hände vor sein Gesicht hält. Seine Schmerzen sind so greifbar, dass es fast wehtut, hinzuschauen. Als wäre das nicht schon traurig genug, kann Tandy ihn nicht einmal trösten. Als sie bestürzt zu ihm läuft und ihn umarmen will, sorgen ihre Kräfte dafür, dass sie von ihm weggestoßen wird. Genauso wie der Zuschauer kann sie also nur mit ansehen, wie Tyrone leidet. Das ist ein sehr eindrucksvoller, ergreifender Moment. 

Gibt es eine Prophezeiung?

Chantelle (r.) sieht eine düstere Zukunft in den Karten
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In dieser Folge gibt es eine Nebenhandlung, die ein wenig die Richtung teasert, in die die Geschichte verlaufen wird: Evita besucht ihre Tante und diese erzählt ihr, was in der Zukunft passieren wird. Ich fand es gut, dass die Voodoo-Geschichte wieder aufgegriffen wird und der Zuschauer mehr über die "Puppe" von Tyrone erfährt, die Chantelle angefertigt hat. Außerdem war es eine nette Abwechslung, Evita in ihrer eigenen Nebengeschichte zu sehen und nicht immer nur als Tys Freundin. In diesen Szenen wirkt sie ehrlich besorgt um ihn und sein mögliches Schicksal. Allerdings finde ich diese "Einer muss leben, einer muss sterben, um eine Katastrophe zu verhindern"-Prophezeiung etwas uninteressant. Erstens wird weder Tandy noch Tyrone wirklich sterben, da sie die Hauptcharaktere sind. Sie sind noch nicht einmal ein Team und haben ihre Kräfte in vollen Zügen eingesetzt. Da wird bestimmt nicht schon nach so kurzer Zeit einer von ihnen gehen. Sollte es doch dazu kommen, wird die Person wahrscheinlich danach wieder zum Leben erweckt. In anderen Superheldengeschichten ist dieser Fall schon öfter eingetreten, daher wäre es nicht überraschend, wenn es hier auch so passiert. Daher ist diese Offenbarung nicht wirklich schockierend oder beängstigend. Zweitens ist diese Art der Vorhersehung nichts Außergewöhnliches. Es gab schon etliche Filme, Serien und Bücher, in denen eine große Katastrophe passieren wird und nur eine Person oder eine Gruppe das aufhalten kann - und dabei vielleicht noch sterben muss. Ich hätte mir eine etwas interessantere Idee gewünscht, die noch nicht so oft benutzt wurde. Abgesehen davon bleibt die Vorhersage natürlich vollkommen vage ("But once the wheel's turning only the divine pairing can stop it from crushing us all under it."). Trotzdem trägt es dazu bei, die Spannung der Serie aufrechtzuerhalten. Denn der Zuschauer weiß jetzt zumindest, dass irgendeine Art von großem Desaster passieren wird. Also wird man wohl nicht nur zu sehen bekommen, wie Tandy und Ty ihre Kräfte für "kleine" Probleme und Gegner einsetzen müssen. Stattdessen werden sie wohl eine deutlich wichtigere Rolle spielen. Da frage ich mich aber auch, wie lange die beiden noch Zeit haben. Laut Chantelle wird es bald passieren. Doch während Tandy ihre Kräfte langsam kontrollieren kann, hat Tyrone noch deutlich mehr Probleme. Ich hoffe, dass er sich bald etwas intensiver mit seinen Fähigkeiten auseinandersetzt und wirklich lernt, sie gezielt einzusetzen. Langsam ist es doch etwas unglaubwürdig, dass er sie weiterhin ignoriert und nicht endlich versucht, sie wirklich in den Griff zu bekommen. Immerhin hat er sie in dieser Folge das erste Mal mit einem Ziel benutzt: Als ihn Kev (Tanner Ellis), einer von Duanes Arbeitern, verfolgt, weil er seinen Rucksack voller Drogen geklaut hat, taucht er in dessen Ängste ein und setzt sie gegen ihn ein. Dass er dazu imstande ist, war bis zu diesem Zeitpunkt nicht klar. Bis jetzt machte es immer den Eindruck, als würden nur Tandy und Ty die Hoffnungen bzw. Albträume der Personen sehen, die sie berühren, ohne dass es einen Einfluss auf die "Berührten" hat. Doch scheinbar kann zumindest Ty seinem Gegenüber diese Albträume sogar durchleben lassen, denn Kev haut danach erschrocken und verstört ab. Es ist definitiv ein interessanter, neuer Aspekt, dass er dieses Talent sogar als eine Art Waffe einsetzen kann. 
Durchschaut Connors seine Kollegin?
Foto: Screenshot
Weiterhin bedeutend für die Geschichte ist wohl auch Connors, da er nun sogar Zeuge von Tyrones Fähigkeiten wird. Mit jeder Episode, in der man mehr von ihm sieht, wirkt er bedrohlicher und kaltblütiger. Im Vergleich zu "Roxxon" und dem CEO Peter Scarborough (Wayne Péré) ist er als Gegenspieler schon deutlich greifbarer. Als er Duane dazu anstiftet, die neugierige O'Reilly zu erschießen, bin ich mir fast sicher, dass die Waffe, die er ihm gegeben hat, nicht geladen war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er die Polizistin einfach umbringen lässt. Selbst wenn er schon einen Verdacht haben könnte, dass sie seine Drogengeschäfte auffliegen lassen will, würde er wahrscheinlich noch nicht so weit gehen und sie töten. Das könnte zu viel Aufsehen erregen. Viel logischer erscheint es da, Duane von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Somit könnte der Fall für O'Reilly abgeschlossen sein oder aber erschwert werden, da sie ohne Duane als Anhaltspunkt wieder von vorne anfangen müsste. Er selbst musste sich die Hände dabei nicht einmal schmutzig machen. Das passt viel besser zu seinem Charakter und zu den Worten, mit denen ein anderer Polizist O'Reilly zu Beginn der Folge warnt: "Connors is flamable. Don't play with fire." Ich bin jedenfalls gespannt, wie die jeweils weiteren Schritte der beiden aussehen werden. Noch gefährlicher wird Connors aber, weil er mit eigenen Augen Tyrones Kräfte beobachtet hat. Auch wenn er es sich nicht erklären kann, wird er vielleicht nach Antworten suchen und sie womöglich sogar finden. Diese Ausgangssituation könnte sich ebenfalls noch interessant weiterentwickeln. 

Fazit

Die sechste Folge "Funhouse Mirrors" (dt.: "Zurück in die Vergangenheit") ist insgesamt wieder etwas spannender als die Vorherige. Zwar ist das Tempo größtenteils immer noch eher ruhig, doch der Zuschauer lernt dafür neue, interessante Charaktere kennen. Gegen Ende wird es dann richtig nervenaufreibend und es gibt einen sehr gelungenen Cliffhanger. Diese Episode hält außerdem ein paar wirklich emotionale Szenen bereit, die vor allem durch tolle schauspielerische Leistungen ergreifend sind. Zudem wird angeteastert, wie bedeutend die Protagonisten noch sein werden, was Neugierde auf die weiteren Folgen weckt.


Alle bisherigen Rezensionen zu "Cloak and Dagger" findet ihr hier.

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