In der 2017/2018-Saison liefen insgesamt 40 neue Sonntagskrimis, davon 36 "Tatorte" und vier Mal "Polizeiruf 110". Wir haben alle rezensiert (hier gelangt ihr zu den Posts) und waren wieder begeistert, wie vielfältig die Krimis sind - trotz einiger Themendopplungen. Dementsprechend werfen wir auch in diesem Jahr wieder einen Blick auf die komplette Saison und sprechen über die Folgen, die uns besonders gut oder überhaupt nicht gefallen haben. Leider muss gesagt werden, dass bei unserer Vorauswahl, aus der wir dann die Top 6 und Flop 6 ausgesucht haben, die Liste der schlechten deutlich länger war, als die der guten Folgen. Wenn ihr auf den Titel der jeweiligen Episode klickt, gelangt ihr zu unserer ausführlichen Rezension und Inhaltsangabe.
Den Rückblick zur 2016/2017-Staffel findet ihr hier.
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Meine Top-Krimis
Tatort: Stau (Stuttgart - Lannert, Bootz; September 2017)
Ein Großteil wurde vor einem Bluescreen gedreht
Foto: SWR/Andreas Schäfauer
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Produktionstechnisch gesehen ist "Stau" die faszinierendste Folge der Saison. In einer Freiburger Lagerhalle wurde ein 80 Meter langes Stück Straße nachgebaut, auf dem ein Großteil der Handlung gedreht wurde. Szenerie und Wetterbedingungen wirken so realistisch, es ist kaum zu glauben, dass sie am Computer oder durch Kameratricks entstanden sind. Außerdem ist die Handlung wirklich clever. Sie findet genau den richtigen Mittelweg zwischen innovativem Experiment und klassischen Krimi: Während Lannert im Stau ermittelt und die wachsende Revolte beobachtet, bleibt Bootz am Tatort und versucht dem dreijährigen Zeugen eine Aussage zu entlocken. Der Krimi ist atmosphärisch dicht erzählt, spannend, ungewöhnlich und toll gespielt. Eines der ganz großen Highlights der Saison!
Tatort: Goldbach (Schwarzwald - Tobler, Berg; Oktober 2017)
Tobler (l.) und Berg (r.) mit ihrer Chefin am Tatort
Foto: SWR/Johannes Krieg
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Es ist in den letzten Jahren schon fast zur Tradition geworden, dass der erste Fall eines neuen Teams eher mittelmäßig ausfällt. Tobler und Berg haben damit gebrochen. Anstelle die Kommissare und ihre persönlichen Probleme langatmig vorzustellen, liegt der Fokus stattdessen auf dem Fall. Der ist durch die karge, düstere Atmosphäre und das "Wettlauf gegen die Zeit"-Gefühl äußerst spannend. Trotz der ländlichen Umgebung und den Ü45-Ermittlern wirkt der Krimi modern, jung und authentisch. Letzteres auch durch das lebensnahe Verhalten der verzweifelten Eltern und die simpel gestrickten, aber dennoch sehr sympathischen Kommissare.
Tatort: Déjà-vu (Dresden - Sieland, Gorniak; Januar 2018)
Der kleine Oscar (l., Finley Berger) schwebt in Gefahr
Foto: MDR
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Für Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel (Martin Brambach, Das Leben danach) bricht eine Welt zusammen, als der neunjährige Rico tot in einer Sporttasche aufgefunden wird. Vor einigen Jahren hatte er einen ähnlichen Fall nicht aufklären können. Die Kommissarinnen Henni Sieland (Alwara Höfels, Allein gegen die Zeit) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) tappen lange im Dunklen. Sie ahnen noch nicht, dass der Mörder bereits ein neues Opfer im Visier hat.
Spätestens mit "Déjà-vu" hat sich der Dresdner "Tatort" endgültig in die Oberliga der Ermittlerteams katapultiert. Die Folge hat alles, was einen guten Krimi ausmacht: eine stringente Handlung, fokussierte Ermittler, gesellschaftliche Relevanz, Emotionen, Nervenkitzel und einen spannenden Showdown, bei dem man die Augen kaum vom Bildschirm nehmen kann. Dass der Zuschauer früh weiß, wer der Mörder ist, macht den Fall umso besser, da neben den Ermittlungen auch sein Leben gezeigt wird. Es geht an die Nieren, zu sehen, wie er sich auf spielerische Art und Weise an sein nächstes Opfer heranmacht. Trotz der bedrückenden Thematik rutscht der Krimi nie in Melodramatik, übertriebene Betroffenheit oder Effekthascherei ab. Stattdessen behalten die Kommissarinnen stets einen kühlen Kopf, ohne aber emotionslos zu wirken. In "Déjà-vu" stimmt einfach alles!
Tatort: Tollwut (Dortmund - Faber, Bönisch, Dalay; Februar 2018)
Zum ersten Mal ermitteln die Dortmunder nur zu dritt
Foto: WDR/Thomas Kost
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Zugegeben, "Tollwut" gehört nicht zu den allerbesten Fällen des fantastischen Dortmunder Teams, dennoch ist auch diese Folge ein Highlight der 2017/2018-Saison. Das liegt wieder einmal vor allem an den Kommissaren, die nur so vor Zynismus und schwarzem Humor sprühen. Das kommt hier durch Zanders tödliche Infizierung umso besser zur Geltung. Ihre unterschiedlichen Reaktionen auf die schlimme Nachricht sorgen für spannendes Konfliktpotenzial und einige tragikomische Szenen. Durch die Enge im Gefängnis und die Angst vor der Ansteckung bekommt der Fall zudem eine fesselnde Eigendynamik, die sich im Verlauf des Krimis immer weiter zuspitzt. Faber und sein Team beweisen in "Tollwut" erneut, dass sie zu den besten Ermittlerteams im deutschen Fernsehen gehören.
Tatort: Meta (Berlin - Rubin, Karow; Februar 2018)
Ein Film im Film im Film - kompliziert, aber gut
Foto: rbb/Reiner Bajo
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Ich bin kein Fan des Berliner Teams, da mir die Charaktere zu affektiert und übertrieben sind. "Meta" ist allerdings ein so ausgesprochen interessanter und ungewöhnlicher Fall, dass das künstliche Verhalten der Kommissare kaum ins Gewicht fällt. Vor einigen Jahren gab es bereits einen Wiesbadener "Tatort" mit verschiedenen Metaebenen, der war jedoch ziemlich albern. Diesen Fehler begeht der Berliner Fall nicht. Trotz der komplexen, experimentellen Handlung behält er immer ein gewisses Maß an Bodenständigkeit und Stringenz. Durch clevere Bilder wird die Geschichte auch optisch lebendig und zeigt dem Zuschauer eindrücklich, in welcher Ebene sie sich gerade befinden. Obwohl dem Fall jeglicher Realismus fehlt, ist er wirklich unterhaltsam und unglaublich kreativ.
Tatort: Alles was Sie sagen (Bundespolizei - Falke, Grosz; April 2018)
Arbeiten Grosz (M.) und Falke (r.) gegeneinander?
Foto: NDR/Christine Schroeder
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Genau wie "Stau" und "Meta" beweist auch "Alles was Sie sagen", dass ein Krimi nicht überdreht oder vermeintlich künstlerisch wertvoll sein muss, nur weil er einen experimentellen Charakter hat. Es ist spannend zu sehen, wie unterschiedlich die beiden gegensätzlichen Bundespolizisten verschiedene Situationen wahrnehmen und wie sie mit ihren Erzählungen deutlich machen, was sie am anderen stört. Der Kriminalfall und die interne Ermittlung werden geschickt miteinander verwoben, sodass die Handlung durch wechselnde Perspektiven und Zeitsprünge nicht behindert, sondern belebt wird. Trotz der früh vorhersehbaren Auflösung, wird die Geschichte nicht langweilig und fesselt bis zur letzten Sekunde.
Meine Flop-Krimis
Tatort: Zurück ins Licht (Bremen - Lürsen, Stedefreund; Oktober 2017)
Lürsen, Selb und Stedefreund (vorne, v.l.) am Tatort
Foto: RB/Michael Ihle
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In dieser Folge spielt die Krimihandlung nur eine untergeordnete Rolle. Der Fokus liegt auf der vermeintlich schillernden Femme fatale Maria Voss. Deren Charakter ist jedoch so verschroben, verklärt und künstlich angelegt, dass es für den Zuschauer nicht nachvollziehbar ist, was Stedefreund an ihr so fasziniert. Ihre verklärt-süßliche Stimme raubt ihr auch noch das letzte bisschen Ernsthaftigkeit und Sexappeal. Statt einen spannenden Fall zu präsentieren, folgt die Handlung größtenteils Voss bei ihren seltsamen Freizeitbeschäftigungen, für die es genauso wenig Erklärungen gibt, wie für Stedefreunds Begeisterung. Seine Kollegin Lürsen scheint sich hingegen bereits mit ihrer Krimi-Rente im Jahr 2019 abgefunden zu haben, so lustlos schleppt sie sich durch den langatmigen Fall mit seinen melodramatischen Dialogen. Wer kann es ihr verübeln?
Tatort: Böser Boden (Bundespolizei - Falke, Grosz; November 2017)
Grosz steht einer Horde Zomb... äh, Bauern gegenüber
Foto: NDR/Christine Schroeder
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Ein halbes Jahr bevor plötzlich jeder zweite Sonntagskrimi die militante, konservative Landbevölkerung thematisierte, musste sich das Team der Bundespolizei bereits mit aufgebrachten, radikalen Bauern auseinandersetzen. Allerdings werden die nicht wie Menschen dargestellt, sondern eher wie Zombies. Mit von Ausschlag verzerrten Gesichtern und schleppendem Schritt wanken sie stumm ihren "Opfern" hinterher und wirken dabei eher wie Statisten in einem Low-Budget-Horrorfilm. Wie es der kindlich klingende Titel "Böser Boden" bereits vermuten lässt, scheint die Folge das Thema Fracking und giftige Substanzen in der Natur nicht ernst zu nehmen. Der ganze Krimi erinnert mehr an eine Parodie als an ein aufrüttelndes Ökö-Drama oder zumindest einen normalen "Tatort". Zahlreiche Szenen ohne klaren Bezug zur Handlung, Falkes aufgesetzt wirkende private Handlung und ein unpassender musikalischer Gastauftritt verstärken den Eindruck der lieblos zusammengeschusterten Geschichte nur noch.
Tatort: Borowski und das Land zwischen den Meeren (Kiel - Borowski; Februar 2018)
Borowski gerät in den Bann der sonderbaren Famke
Foto: NDR/Christine Schroeder
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Dieser Fall macht denselben Fehler wie "Zurück ins Licht". Anstelle sich auf die Krimihandlung oder zumindest die Ermittler zu konzentrieren, wird eine den Zuschauern völlig fremde Person in den Mittelpunkt gestellt, die zu undurchsichtig und realitätsfern ist, um eine Beziehung zu ihr aufbauen zu können. Weshalb der Kommissar sie so toll findet, wird auch hier nicht klar. Zudem kommt beim Inselfall noch hinzu, dass das Verhalten völlig untypisch für Borowski ist und irgendeine Art von Erklärung somit wirklich nötig gewesen wäre. Die anderen Charaktere bleiben nur dadurch im Gedächtnis, dass sie das wandelnde Klischee der weltfremden, einfältigen Inselbevölkerung darstellen. Weiterhin besteht der Krimi größtenteils aus zwei Extremen: den schier endlosen, langweiligen Szenen, in denen ein Gedicht von Theodor Storm zitiert wird und den extrem blutigen Momenten, wo verschiedene Charaktere auf unnötig detaillierte und abartige Art getötet werden. Alles in allem einer von Borowskis schlechtesten Fällen.
Tatort: Mitgehangen (Köln - Ballauf, Schenk; März 2018)
Die Kommissare sehen sich am Fundort der Leiche um
Foto: WDR/Thomas Kost
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Statt sich auf den Kriminalfall zu konzentrieren, dreht sich dieser Fall vor allem um die scheinbar glückliche Familie, die durch eine polizeiliche Ermittlung entzweit wird. Prinzipiell eine spannende Sichtweise, doch die Umsetzung ist derart misslungen, dass "Mitgehangen" einer der großen Flops der Saison ist. Es fehlt der Folge an absolut allem - Spannung, interessante Themen, nachvollziehbaren Charaktere und Glaubwürdigkeit. Die ganze Handlung wirkt so konstruiert, dass es dem Zuschauer kaum möglich ist, Mitleid mit den Betroffenen zu entwickeln. Die Geschichte bekommt noch zusätzliche, unnötige Melodramatik durch Ballaufs aus der Luft gegriffene Sinnkrise. Alles in allem ein langweiliger, völlig überfrachteter Krimi, der höchstens wegen seines nervtötenden Soundtracks (negativ) in Erinnerung bleiben wird.
Tatort: Ich töte niemand (Nürnberg - Ringelhahn, Voss, Goldwasser, Fleischer, Schatz; April 2018)
Ringelhahn ist befangen, ermittelt aber trotzdem
Foto: BR /Hager Moss Film GmbH/Luis Zeno Kuhn
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Scheinbar haben die Verantwortlichen des Nürnberger "Tatorts" realisiert, dass blasse Kommissare ohne viel Persönlichkeit ziemlich langweilig sind und schnell vergessen werden. Die Folge steht jedenfalls in krassem Gegensatz zu den bisherigen. Voss schreit in fast jeder seiner Szenen grundlos aggressiv herum und verhält sich wie ein Irrer. Seine Kollegin geht so in ihrer Trauer um eine dem Zuschauer unbekannte Figur auf, dass sie kaum zu gebrauchen ist. Während die beiden plötzlich mit schlecht gemachter Charakterzeichnung übergossen werden, bleiben die drei anderen Ermittler im Team weiterhin farblos. Dazu kommt noch ein undurchsichtiger, verworrener Fall, der weder spannend ist, noch zum Weitergucken ermuntert. Das Ganze wird garniert mit vermeintlich künstlerisch wertvollen Spielereien, wie melancholischer Musik und Standbilder, die aber peinlich auffallen, anstelle nahtlos in die Geschichte überzugehen.
Polizeiruf 110: Demokratie stirbt in Finsternis (deutsch-polnisches Team - Lenski, Raczek; April 2018)
Lenski (r.) entwickelt Gefühle für ihren Gastgeber
Foto: rbb/Christoph Assmann
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Die Folge beginnt vielversprechend: Es ist wirklich beklemmend zu sehen, wie Fremde durch Lenskis Wohnung schleichen und ihr ganz nah kommen. Doch dieser Fall wird später in einem Nebensatz gelöst. Stattdessen geht es um den "Prepper"-Hof und die aufflammenden Gefühle der Kommissarin. Beides ist ziemlich öde. Dazu kommt noch die Tatsache, dass auch bei Lenski - wie schon bei ihren Kollegen aus Bremen und Kiel - nicht ersichtlich ist, was genau sie an ihrem Gegenüber so anziehend findet. Er und seine Kinder wirken einfach nur sehr schräg, beunruhigend und auch nervig. Ihre pseudo-philosophischen Unterhaltungen am Abendbrottisch wirken realitätsfremd und aufgesagt. Zudem will der "Polizeiruf" dem Zuschauer weismachen, dass bereits nach wenigen Stunden ohne Strom völlige Anarchie ausbricht. Inmitten dieses irren Chaos wirken die beiden Ermittler heillos überfordert und verwirrt - wie viele Menschen vor dem Fernseher vermutlich auch.
Das waren die sechs Sonntagskrimis, die mir in der vergangenen Saison am besten und am wenigsten gefallen haben. Wie sieht es bei euch aus? Welche Folgen sind euch positiv oder negativ im Gedächtnis geblieben? Und mit welchen Serien überbrückt ihr die Sommerpause? Schreibt es gerne in die Kommentare.
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