Der Mord zum Sonntag hat Tradition, deshalb sind auch wir mit Rezension und Live-Tweets (@WatchReadTalk) dabei.
Kommissarin Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und ihr Sohn Aaron (Alessandro Emanuel Schuster) müssen in "Level X" mit ansehen, wie der 17-jährige Internetstar "Simson" (Merlin Rose) vor laufender Kamera erschossen wird. Er hatte gerade für eines seiner beliebten "Prank"-Videos einige Rocker heimlich mit einer Drohne gefilmt. Während der Ermittlungen schaut halb Dresden Gorniak und ihrer Kollegin Henni Sieland (Alwara Höfels) zu. Denn die verdächtigen YouTuber "Scoopy" (Wilson Gonzalez Ochsenknecht) und Emilia (Caroline Hartig), sowie ihr zwielichtiger Manager Magnus Cord (Daniel Wagner) streamen Verhöre und Polizeieinsätze live ins Internet. Daher steht das Team um Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel (Martin Brambach) unter großem Druck. Auch privat läuft es nicht rund. Gorniak hat nur wenig Zeit für Sohn Aaron, der bei den Ermittlungen im jugendlichen Umfeld des Opfers jedoch eine große Hilfe wäre. Sieland hingegen ist einsam, nachdem ihr Freund Ole Herzog (Franz Hartwig) sie verlassen hat.
Swag, Alter, ich hab doch delivered!
Neugierig vs. konservativ
Foto: MDR
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Leichen bringen Views: "Scoopy" (r.) filmt am Tatort
Foto: MDR/Gordon Muehle
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In den Nachrichten findet man fast täglich Berichte über Gaffer, die Fotos von
Unfällen machen und dadurch die Arbeit der Rettungsdienste behindern. Dieses Benehmen stellt "Level X" deutlich an den Pranger. So muss der geschockte Schnabel Horden von jungen Menschen davon abhalten, Fotos von "Simsons" blutiger Leiche zu machen ("Da ist ein Toter! Das filmt man nicht!"). Während die Kommissarinnen Cord verhören (Natürlich in dem typischen, gläsernen Büro mit Polstermöbeln, das jeder Start-up-Unternehmer im Fernsehen hat.), werden sie permanent gefilmt. Was folgt sind Beschimpfungen und Kritik aus der Bevölkerung, die die Ermittlungen hautnah verfolgt, jeden Schritt des Teams beurteilt und Gerüchte streut. Die Kommentare werden immer wieder eingeblendet, genau wie die Live-Videos der verschiedenen Internetstars. Das Einblenden der Livevideos trägt, vor allem gegen Ende der Folge, deutlich zum Tempo bei. Die Userkommentare hätte es hingegen nicht gebraucht. Sie sind zum Teil sehr schwer zu lesen und ihr Inhalt ist weder sonderlich amüsant noch bringt er die Handlung voran. Die Polizei Dresden bittet die Internet-Community in einer Szene um Hilfe. Auf die Tatsache, dass alle Hinweise sehr vage sind und in völlig unterschiedliche Richtungen gehen, wird jedoch nicht eingegangen. Das ist schade. Es wäre interessant zu sehen, wie der "Tatort" damit umgeht, dass sich Onlinenutzer beispielsweise zusammenschließen, einen vermeintlichen Täter identifizieren und eine Hetzjagd starten. Trotz nerviger Einblendungen und der anfangs sehr übertriebenen "Jugendsprache", stellt "Level X" die krankhaften Ausmaße der Generation YouTube und Instagram realistisch dar. Gegen Ende möchte man Schnabel fast zustimmen, als er verzweifelt fragt: "Kann nicht jemand dieses verdammte Internet einfach wieder abschalten?"
"Du bist komisch." - "Ja, ich weiß."
Aaron: Früher Problemkind, jetzt Hobby-Ermittler
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Emilia (r.) wird von ihrer Mutter getröstet
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Fazit
"Level X" punktet vor allem durch den trockenen Humor der Ermittler. Sieland und Gorniak begegnen dem Thema Internet angenehm offen und ersparen dem Zuschauer einen weiteren peinlichen Cyberspace-"Tatort", wie es schon mehrere in dieser Saison gegeben hat. Dennoch werden auch hier viele Klischees mitgenommen und die gekünstelte, jugendliche Sprache ist mehr Fremdschämen als authentisch. Die Alles-wird-dokumentiert-Mentalität wird jedoch überzeugend dargestellt und ist ein relativ neues, aktuelles Thema, das im Sonntagskrimi noch nicht oft behandelt wurde. Trotz des ständigen Filmens, erfährt man allerdings nur sehr wenig über die Nebenfiguren, von denen viele nur eine Handvoll Sätze sagen dürfen. Besonders im Hinblick auf die ARD-Themenwoche "Woran glaubst du?" wäre es sinnvoll gewesen, einige Charaktere diese Frage tatsächlich beantworten zu lassen.Nach dem "Tatort" zeigt die ARD das Finale der vierten "Sherlock"-Staffel "Das letzte Problem".
Am nächsten Sonntag gibt es dann die letzte "Tatort"-Erstausstrahlung in dieser Saison. In "Borowski und das Fest des Nordens" müssen die Ermittler Klaus Borowski (Axel Milberg) und Sarah Brandt (Sibel Kekilli) rätselhafte Morde während der "Kieler Woche" aufklären. Es ist außerdem der letzte Fall mit Sibel Kekilli als Kommissarin Brandt.
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