Pirates of the Caribbean: Salazars Rache - Rezension

- Der folgende Text enthält Spoiler -

Sparrow (l.) gegen Salazar

Foto: Disney

Fünf Jahre mussten die Fans warten. Nun ist es endlich so weit: Die Abenteuergeschichte rund um Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) geht im fünften Teil von "Pirates of the Caribbean" weiter. Dieses Mal hat es der gefürchtete untote Piratenjäger Armando Salazar (Javier Bardem) auf den Seeräuber abgesehen. 

Wer nicht mehr weiß, was im vierten Teil passiert ist, muss sich keine Sorgen machen. Fast nichts davon ist für den neuen Film noch noch von Bedeutung. Nur das Problem der geschrumpften "Black Pearl" wird aus „Fremde Gezeiten“ übernommen und in die neue Handlung eingebaut.

Ich bin mit keinen großen Erwartungen ins Kino gegangen. Für den vierten Teil habe ich viel zu hohe gehabt und wurde ziemlich enttäuscht. Daher war mein einziger Wunsch: Hauptsache besser als der letzte, das wäre schon toll. Das hat "Salazars Rache" definitiv geschafft.

Die große Suche nach dem Dreizack

In "Pirates of the Caribbean: Salazars Rache" trifft man auf Henry Turner (Brenton Thwaites), der unbedingt den Fluch der "Flying Dutchmen" brechen will. Nur so kann er seinen Vater Will Turner (Orlando Bloom) retten. Er kennt sich mit allen Sagen und Legenden der Karibik aus und hat herausgefunden, dass der Dreizack von Poseidon den Fluch aufheben kann. Dafür macht er sich auf die Suche nach Jack Sparrow (Johnny Depp), der ihm angeblich mit seinem Kompass helfen kann, den Dreizack zu finden. Er begegnet dabei nicht nur dem irrwitzigen Piraten und seiner Crew, sondern auch der Astronomin Carina Smyth (Kaya Scodelario), die aufgrund ihres Wissens als Hexe beschuldigt und verfolgt wird. Sie besitzt ein wichtiges Tagebuch, das für die Suche nach dem Dreizack von großer Bedeutung ist. 

Die gemeinsame Reise wird allerdings durch den früheren Piratenjäger Salazar erschwert. Seine Männer und er leiden auch unter einem Fluch, den sie vor vielen Jahren dank Sparrow erhalten haben. Sie sind im Teufelsdreieck gelandet und auf ewig verdammt, dort in einem Zustand zwischen Leben und Tod zu bleiben. Als sich allerdings ein Weg aus dem Dreieck anbietet, machen sie sich sofort auf die Suche nach Captain Sparrow. Denn Salazar will vor allem eins: Sich an dem Piraten rächen für das, was er ihm angetan hat.

Keine Zeit für Langeweile

Henry (l.) trifft auf Salazar

Foto: Disney

Warum "Salazars Rache" den letzten Teil bei Weitem übertrifft, ist einfach erklärt: Man hat beim Zuschauen richtig Spaß und die Zeit fliegt nur so dahin. Die Handlung bleibt ununterbrochen spannend. Der Film schafft es, das Feeling der ersten Filme wieder zurückzubringen. Das liegt vor allem daran, dass es wieder deutlich mehr Action und Kämpfe auf Schiffen gibt, die auch noch optisch grandios aussehen. Trotz des rasanten Tempos, schafft es der Film, den neuen Charakteren Zeit zu geben, damit der Zuschauer sie kennenlernen kann. Ganz nach dem Prinzip "Show don't tell" erzählen die Neuen nicht viel über sich oder ihre Vergangenheit. Das Kennenlernen erfolgt während den spannenden Szenen. Man erfährt, dass Carina als Hexe verfolgt wird, weil genau das in einem Moment des Films passiert. Auch Salazars Hintergründe und Motivation werden dem Zuschauer nahegelegt, indem ein Blick in seine Vergangenheit erfolgt und das Treffen zwischen ihm und Sparrow gezeigt wird. Allerdings bleibt sein Charakter trotzdem flacher als seine Vorgänger-Bösewichte Barbossa und Davy Jones. Apropos Barbossa: Auch sein Charakter bekommt im neuen Teil wieder eine größere Bedeutung. Er überzeugt dabei gewohnt hinterlistig und trotzdem charmant über den ganzen Film hinweg. Besonders die gemeinsamen Szenen mit Sparrow zählen zu den Highlights. In diesen ärgern sie sich immer wieder und streiten um den Posten als Captain.

Was ist los mit Captain Jack Sparrow?

Nur dank Barbossa wird Jacks Auftritt unterhaltsamer

Foto: Disney

Der berühmt berüchtigte Kapitän der "Black Pearl" erinnert in "Salazars Rache" kaum noch an den einzigartigen Piraten aus den ersten Teilen. Kurz gesagt, ist er vollkommen "out of character". Er hat überhaupt keine eigenen Pläne, um sich selbst aus Gefahren zu retten, wie man es aus den anderen Filmen kennt. Es sind ausschließlich glückliche Zufälle oder andere Charaktere, die ihn aus misslichen Lagen befreien. Zur Geschichte trägt die Figur kaum etwas bei und ist oftmals einfach nur anwesend, um ein paar alberne Momente einzubringen (z.B. als er vollkommen betrunken in einem gigantischen Safe liegt und nur wirres Zeug redet). Seinen berühmtesten Satz "Klar soweit?!" (engl: "Savy?!") sagt er im ganzen Film nur ein einziges Mal. Selbst die winzige "Black Pearl" kann er nicht in ihre ursprüngliche Größe zurückbekommen, das macht Barbossa. Seine einzige Idee, die man ausgeführt sieht und die gelingt: Das provisorische Schiff der Crew von Land ins Wasser zu bringen. Dafür hat sich Jack etwas Raffiniertes ausgedacht: Das Schiff fährt auf einem Schienensystem vom Strand hinein ins Wasser. Hier erlebt man noch einmal eine seiner genialen, lustigen Ideen, die man aus den ersten Filmen kennt und liebt. Leider bleibt es die einzige.

Carina und Henry als Elizabeth und Will?

Man kann zu dieser Schlussfolgerung kommen, denn natürlich ist es nichts neues, dass es bei dem Abenteuerspektakel immer eine Liebesgeschichte gibt. Und dann ist der männliche Part auch noch der Sohn von Will und Elizabeth Turner. Doch sie sind nicht bloß der "Ersatz" für das bekannte Paar aus der ersten Trilogie. Mit Carina bekommt das Franchise eine tolle weibliche Protagonistin, die einen großen Teil der Handlung vorantreibt. Nur durch sie schafft die Gruppen es, den Dreizack zu finden. Die Astronomin ist von Anfang an mit hundert Prozent dabei und wird toll eingeführt: Sie ist mitten in einer Flucht, da man sie als Hexe beschuldigt hat und sie nun hingerichtet werden soll. Die junge Protagonistin befreit sich selbst aus ihrer Zelle und bringt sich in Sicherheit. Sie kann auf sich selbst aufpassen, ihre eigenen Entscheidungen treffen und ist dabei nicht nur schlau, sondern auch furchtlos. So entscheidet Carina sich beispielsweise dazu, lieber ins Wasser zu springen und sich selbst an Land zu retten, als länger ins Jacks Nähe zu sein, als er von Salazars Männer verfolgt wird. Auch wenn sie sich dadurch auch von Henry trennt. Ihre Figur passt richtig gut in den actionreichen Blockbuster und weckt die Vorfreude auf eine Fortführung ihrer Geschichte im nächsten Film. 

Carina bleibt von Sparrow (l.) unbeeindruckt

Foto: Disney

Auch Henry entwickelt sich im Laufe der Handlung zu einem spannenden Charakter. Er wird vor allem sympathisch durch seine unbändigen Willen, seinen Vater zu befreien und dafür alles zu riskieren. Tatsächlich ähnelt er hier seinem Vater Will, doch das ist nicht negativ. Hätte er überhaupt keine Ähnlichkeiten mit ihm, wäre das unglaubwürdig. Trotzdem wirkt er nicht wie eine Kopie von Will. Ein Lob an dieser Stelle an das großartige Casting. Brenton Thwaites ist auch optisch ein überzeugender Sohn von den Turners. Schon als er im Trailer aufgetaucht ist und nicht gesagt wurde, wer er ist, war ich mir sofort sicher, dass er Henry sein muss.

Ein neuer Fluch, der gar nicht so neu ist

Der neue Fluch scheint wie eine Mischung aus den zwei bekannten zu sein. Genauso wie Barbossas Crew sind Salazars Leute nicht mehr lebendig. Und ebenso wie Davy Jones Crew sind sie auf einem endlosen Leben auf See verdammt und zerfallen zu Staub, wenn sie Festland betreten. Hierbei ähnelt der Fluch den alten, doch es gibt einen entscheidenden Punkt, in dem er sich unterscheidet: eine schwache Hintergrundgeschichte. Anders als die anderen Flüche wirkt die Erklärung für diesen etwas an den Haaren herbeigezogen. Die Männer wurden durch einen dummen Zufall verflucht. Ein Grund, warum sie so geworden sind, wird nicht gegeben. Ebenso wenig erklärt wird, warum das Schiff plötzlich aus dem Teufelsdreieck entkommen kann: Weil Jack seinen Kompass abgegeben hat. Aber wieso? Auch hier fehlt eine Erläuterung. Es fehlt eine sinnvolle und innovative Idee, die gut ausgearbeitet ist.

Viel fürs Auge

Noch ist die "Pearl" winzig klein

Foto: Disney

Wie schon seine Vorgänger kann auch dieser Teil optisch überzeugen. Salazar und seine Männer sind toll animiert. Im Gegensatz zu den anderen verfluchten Crews, zeichnet sich diese dadurch aus, dass die Männer nicht mehr ganz vollständig sind. Bei manchen fehlen ganze Körperteile. So sieht man in einer Szene einen Angreifer, der zwar einen Unterarm hat, aber so gut wie keinen Oberkörper mehr. Besonders Salazar sieht schauderhaft aus mit seinem Gesicht, dass nur noch teilweise vorhanden ist. Der Hinterkopf ist nicht mehr vollständig und so fliegt sein Haar immer um ihn herum und sieht aus als würde es leben. Doch nicht nur das Haar wirkt lebendig, auch ihr Schiff scheint ein Eigenleben zu führen. Es kann den Bug so bewegen, dass er an ein großes Maul erinnert. Damit "beißt" es sich im Film einfach durch andere Schiffe hindurch. Die untoten Haie aus dem Trailer

Auch untote Haie können kräftig zubeißen

Foto: Disney

bekommen im Film ihren großen Auftritt. Der genauso toll animiert ist wie die Crew und auch nochmal ein richtiger Hingucker. In einer Szene wird die "Black Pearl" die seit Teil vier zu einer Miniatur geschrumpft ist, wieder in ihre Ursprungsgröße gebracht. Zuerst wächst sie nur ein kleines Stück an Land, bis Barbossa sie ins Wasser wirft. Sie versinkt und es dauert einige Augenblicke, bis sie wieder in vollem Ausmaß aus dem Wasser aufsteigt. Auch das sieht auf der großen Leinwand faszinierend aus. Der große Showdown, der auf dem Meeresboden spielt, wirkt optisch ebenfalls fantastisch. Während Jack, Henry und Carina im Trockenen um den Dreizack kämpfen, erstrecken sich links und rechts von ihnen die riesigen Wassermauern, an denen das Meer geteilt wurde.

Fazit

Das neue Piratenabenteuer kann insgesamt nicht ganz mit der ersten Trilogie mithalten. Dennoch kann der Film etwas von der alten Stimmung zurückholen, die im vierten Teil verloren gegangen ist. Die Geschichte ist ein rasanter Spaß mit tollen Kämpfen auf hoher See. Die Animationen sehen toll aus und man kann in einigen Szenen über die tollen Effekte staunen. Weniger staunen kann man über Jack Sparrow. Leider wirkt er in diesem Teil sehr eindimensional und trägt kaum etwas zur Handlung bei. Somit wird er mehr zu einer Nebenfigur. Dafür gibt es mit Carina und Henry wieder zwei tolle neue Helden. Captain Salazar ist ein guter Gegenspieler, dem es allerdings an Tiefe fehlt. Auch der Fluch hat zu wenig Hintergrund und wirkt eher wie ein Zusammenwürfeln der alten Flüche. Die Neugier auf eine Fortsetzung ist auf jeden Fall geweckt und nach dem ernüchternden vierten Teil steigt sogar wieder die Vorfreude auf ein neues Abenteuer in der Karibik. Den größten Wunsch, den ich dafür habe: Bitte lasst uns nicht wieder fünf Jahre warten!

- Achtung! Kleines Extra -

Sitzen bleiben! (für alle, die wissen wollen, was nach dem Abspann kommt)

Was aus den früheren "Pirates of the Caribbean" Filmen eigentlich bekannt sein sollte: Nach den Credits wartet immer noch eine kleine Szene auf die Zuschauer. Und auch im fünften Teil sollte man nicht voreilig den Saal verlassen. Die Post-Credit-Scene ist in diesem Teil besonders interessant. Will und Elizabeth sind wieder zusammen und schlafen gerade, als jemand ins Schlafzimmer gelangt. Es ist Davy Jones! Doch dann erwacht Will und niemand ist im Raum. Allerdings wird der Fokus in den letzten Sekunden auf den Boden gerichtet, wo ein paar Wasserpfützen und Muscheln zu sehen sind. War Jones wirklich dort? Doch der sollte eigentlich tot sein. Diese End-Credit-Scene hat einen ähnlichen Überraschungseffekt wie das Auftauchen vom totgeglaubten Barbossa am Ende des zweiten Teils und wirft Fragen auf: Werden die Charaktere Elizabeth und Will im nächsten Teil wieder stärker eingebaut? Und wird es wirklich ein Wiedersehen mit Davy Jones geben? 

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