Donnerstag, 13. Juli 2017

Kinderserien der 2000er Teil 2 (Realserien) - Watch.Read.Discuss.

Dies ist der vierte Teil unserer Serie "Watch.Read.Discuss.", bei der wir Autoren uns mit demselben Thema beschäftigen. Es ist außerdem der zweite Teil unserer Diskussion über Serien der 2000er, die wir in unserer Kindheit gesehen haben. Im ersten Teil ging es um Zeichentrickserien. In diesem Post besprechen wir verschiedene Live-Action-Sendungen, die in den 2000er Jahren in Deutschland gelaufen sind.
Klickt auf die Titel, um euch die Intros anzuschauen.


Laura

Der Sleepover Club

Tolle Mädchen-Clique
Foto: Nine Network
In dieser australischen Sendung geht es um die Freundinnen Frankie, Rosie, Fliss, Kenny und Lyndz. Sie haben ihren eigenen Club gegründet und treffen sich einmal in der Woche zu einer gemeinsamen Übernachtung. Unter der Woche erleben sie aber auch einiges. So verfolgt der Zuschauer sie in der Schule, bei ihren Hobbys oder beim Kleinkrieg gegen die Jungsclique "M&Ms".
Jedes der Mädchen hat sehr individuelle Charaktermerkmale und Interessen, somit kann man sich gut in einzelnen Figuren wiederfinden. Die Streiche und Rachepläne der Clique gegen die Jungs oder ihre anderen "Rivalinnen" Sara und Alana sind lustig und unterhaltsam. Es hat mir immer gut gefallen, dass sich der "Sleepover Club" von den "M&Ms" nichts gefallen lässt. Da kam gerne Schadenfreude auf, wenn die Mädchen am Ende triumphiert haben. Dieser "Geschlechter-Kampf" war für mich zwar manchmal etwas überzogen, dafür ist die Freundschaft zwischen den fünf sehr realistisch. Das liegt vor allem daran, dass die Freundinnen sich nicht immer super gut verstehen. Es gibt Streit und Uneinigkeiten, aber am Ende werden diese gelöst und es kommt zur Versöhnung. Dieser Zusammenhalt vom "Sleepover Club" hat mir immer gut gefallen. Die Clubmitglieder haben zudem mit lebensnahen Problemen und Ängsten des Erwachsenwerdens zu kämpfen. Daher konnte ich mich immer wieder mit ihnen identifizieren. Es gibt leider nur eine Staffel über die Freundinnen und ihren Club, was ich damals schade fand, weil ich so gerne noch mehr von ihren Abenteuern miterlebt hätte. Die zweite Staffel, in der es um eine neue Mädchengruppe geht, hat mich nicht mehr angesprochen. Sie wirkte einfach wie eine schlechtere Version des ersten Clubs.

Katrin: Beim "Sleepover Club" habe ich immer gerne eingeschaltet. Ich bin zwar mit keiner der fünf Freundinnen wirklich warm geworden (Besonders Fliss übertriebenes Gehabe hat mich genervt.), aber ich fand die Club-Idee toll. Besonders schön waren die thematisierten Übernachtungspartys. In Erinnerung ist mir der "griechische Sleepover" geblieben, bei dem die Mädchen alles im Stil Griechenlands dekoriert und griechisches Essen gegessen haben. Außerdem ist der Titelsong klasse!


Lizzie McGuire

Lizzies innere Stimme ist eine Cartoon-Figur
Foto: Disney Channel
In dieser Serie geht es um das Leben der 13-jährigen Schülerin Lizzie McGuire. Das läuft eigentlich ziemlich normal ab: Freunde, Familie, Schule, Schwärmereien und alles, was ein Teenie eben so durchlebt.
Diese Serie ist allerdings nicht zu 100 Prozent Live-Action, denn es gibt eine kleine Besonderheit: Eine kleine Zeichentrick-Version von Lizzie, die für die inneren Gedanken und Gefühle der Hauptfigur steht. Ihre Kommentare und Reaktionen in bestimmten Augenblicken fand ich immer richtig cool und einzigartig. Man hat sich der Protagonistin dadurch auch viel näher gefühlt. Lizzie hat zudem ein Talent dafür, sich in peinliche Situationen zu manövrieren, wodurch die Serie zusätzlich einen komödiantischen Faktor besitzt. Dazu zählen auch ihre Eltern, wobei ich mich vor allem an die Mutter erinnere. Sie ist einerseits ziemlich schrill und verrückt, hat aber gleichzeitig immer gute Tipps und Ratschläge, die für die Zuschauer manchmal genauso hilfreich sein können. Die besten Freunde, Miranda und Gordo, mochte ich ebenfalls sehr gerne. Ich fand es allerdings immer etwas unnötig, dass Letzterer heimlich in Lizzie verliebt ist. Die Serie hätte sicherlich genauso gut funktioniert, wenn dieser Aspekt nicht vorhanden gewesen wäre. Insgesamt ist mir die Sendung als sehr bodenständig im Gedächtnis geblieben. Lizzie McGuire ist ein ganz normales Mädchen, mit dem man sich schnell identifizieren kann. Ihre Erlebnisse und Probleme wirken nie übertrieben oder vollkommen fernab von der Realität. Zusätzlich zur Serie gibt es einen Film ("Popstar auf Umwegen"), in dem es um einen Schultrip nach Rom geht und Lizzie in die Rolle eines Popstars schlüpft. Definitiv eine nette Ergänzung, aber die Sendung hat mir deutlich besser gefallen.

Katrin: Im Gegensatz zu Laura, habe ich die Lizzie-Zeichentrickfigur nie gemocht. Ihre Kommentare waren unnötig, da sie meist genau das gesagt hat, was man sowieso schon wusste. Wieso die innere Lizzie und die reale Lizzie unterschiedliche Stimmen hatten, habe ich auch nie verstanden. Ansonsten mochte ich die Serie, obwohl ich die Hauptfigur und ihren kleinen Bruder manchmal ganz schön nervig fand. Die armen Eltern!


Katrin

Total genial

Toby und Elisabeths Fähigkeiten trotzen der Natur
Foto: Jonathan M. Shiff Productions/ZDF
Bei der australischen Serie "Total genial" geht es um Toby, einen durchschnittlichen Schüler. Gemeinsam mit Streberin Elisabeth bereitet er nach der Schule ein Experiment vor, doch dabei geht etwas schief und die beiden werden von einem mysteriösen Flash getroffen. Von da an haben sie regelmäßig wissenschaftliche Geistesblitze und sind fähig Dinosaurier zu klonen, farbwechselndes Make-up oder einen Schrumpfstrahl zu erfinden. Während Toby mit seinen Fähigkeiten herumspielt und nach kurzer Zeit beschließt sie geheim zu halten, nutzt Elisabeth ihre, um Macht auszuüben und sich zu profilieren. Dabei bringt sie dauernd die Schule in Gefahr und benötigt Tobys Hilfe, um ihre wissenschaftlichen Projekte im Zaum zu halten.
Was mich an der Serie besonders fasziniert hat, waren die Spezialeffekte, die es ermöglichen, dass ein Dinosaurier durch die Schule läuft oder Rasenmäher fliegen. Mal davon abgesehen, dass so etwas Anfang der 2000er eher selten in Kinder- und Jugendsendungen zu finden war, sehen die, selbst aus heutiger Sicht, ziemlich cool aus. Mit Elisabeth gibt es ausnahmsweise mal einen weiblichen Antagonisten. Das fand ich klasse, auch wenn sie ständig von Toby gerettet werden muss. Einige Einfälle der beiden sind ziemlich kreativ und es ist witzig zu sehen, wie sie ihre Genialität im Alltag einsetzen, um relativ normale Probleme zu lösen. Zwei Dinge stören mich an der Serie aber bis heute. Erstens: Woher bekommen die beiden ihre Materialien? Sie sind zwar Genies, scheinen aber kein Geld damit zu verdienen. Woher kommen die nötigen Utensilien für ihre Projekte? Elisabeth hat später sogar ein riesiges geheimes Labor in der Schule. Wie finanziert sie das? Zweitens habe ich bis heute nicht verstanden, was genau das strubbelige Serienfinale sollte. Warum passiert in der Folge dasselbe mit demselben Experiment wie in einer früheren Folge? Außerdem: Was geschieht danach mit Toby und Elisabeth?

Laura: Ich habe "Total genial" auch gerne und regelmäßig geschaut. Die Experimente und Erfindungen fand ich immer toll, besonders als Elisabeth einen Dinosaurier klont! Ich mochte vor allem die Momente der Geistesblitze von Toby und Elisabeth. Da wurde immer super schnell an ein Auge rangezoomt und man hat quasi einen Einblick ins Gehirn bekommen. Die Charaktere haben mich hingegen nie so richtig angesprochen, denn ich fand keinen von ihnen besonders interessant oder sympathisch.


Krimi.de

Leipziger Team mit "Tatort"-Kommissar Ehrlicher
Foto: KiKA
Zur Abwechslung noch eine deutsche Serie. "Krimi.de" lief von 2005 bis 2013 im KiKA. Die Krimi-Reihe wurde mit der Warnung ausgestrahlt, dass sie jüngere Zuschauer gruseln könnte. Wie beim "Tatort" und "Polizeiruf" für Erwachsene, gibt es auch bei "Krimi.de" verschiedene Teams, die in unterschiedlichen Städten bundesweit ermitteln. Eine Einheit besteht immer aus zwei bis vier jugendlichen Detektiven und einem erwachsenen Kommissar bei der Polizei, der ihnen in brenzligen Situationen zur Seite steht (darunter auch "Tatort"-Schauspieler in ihren jeweiligen Rollen). Zwar werden keine Morde aufgeklärt, dennoch spricht die Reihe regelmäßig harte Themen wie Missbrauch, Nationalsozialismus, streng durchgesetzte Familienehre, Mobbing oder Drogen an. Im Laufe der Jahre ist die Sendung mehrfach für verschiedene Folgen ausgezeichnet worden.
Nach "Disneys Fillmore!" war "Krimi.de" meine nächste große Krimi-Leidenschaft. Was mich an der Serie damals wie heute begeistert, ist vor allem der unverblümte Umgang mit vermeintlich "erwachsenen" Themen. In meinen Augen zählt die Reihe zum Besten, was das Fernsehen für Kinder und Jugendliche zu bieten hat. Im Titel habe ich die Folge "Missbraucht" verlinkt, da ich kein separates Intro gefunden habe. Falls ihr Zeit habt, schaut euch die Episode an und ihr werdet verstehen, wenn ich sage, dass "Krimi.de" harte Bilder (in diesem Fall der sexuelle Missbrauch eines Mädchens durch ihren älteren Bruder) selten zeigt. Stattdessen wird das Thema subtil angedeutet, sodass unmissverständlich klar ist, was passiert, ohne irgendetwas bildlich darzustellen oder auszusprechen. Tatsächlich habe ich auch heute bei vielen Folgen "Krimi.de" Gänsehaut, da sie, anders als Krimis für Erwachsene, statt Blut und Gewalt auf subtilen Horror und menschliche Schicksale setzen. Die Ermittler sind ganz normale Kinder und Jugendliche, die in der Schule oder beim Sport mit ihren Fällen konfrontiert werden. Während beispielsweise "Die Pfefferkörner", eine andere Sendung mit jungen Detektiven, ständig in groß angelegte Raubüberfälle oder Schmuggelgeschäfte hineinstolpern, sind die Themen bei "Krimi.de" alle nachvollziehbar und könnten sich so an jeder Schule Deutschlands abspielen. Viele der Folgen haben mich noch lange beschäftigt und ich denke bis heute, dass die Absetzung der Jugend-Krimireihe ein großer Verlust für die Fernsehlandschaft - auch die der Erwachsenen - war.

Laura: Diese Serie habe ich nur sehr sporadisch geschaut, wenn ich durch Zufall beim KiKA gelandet bin. Doch die wenigen Folgen, die ich davon kenne, haben auch bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Genauso wie Katrin, fand ich, dass die Fälle nah an der Realität und auf subtile Weise beklemmend waren. Ich wusste das mit den "Tatort"-Kommissaren übrigens gar nicht. Eine wirklich coole Idee!


Welche Serien habt ihr in eurer Kindheit gerne geguckt? Teilt es uns in den Kommentaren mit. Wir planen weitere Diskussionsbeiträge zum Thema Kindersendungen (alle bisherigen Posts dazu gibt es hier), vielleicht wird euer Favorit in einem zukünftigen Post thematisiert.

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