Dienstag, 24. Juli 2018

Hotel Transsilvanien 3 - Rezension

Um die Woche schön ausklingen zu lassen, bin ich Freitag spontan nach der Arbeit ins Kino gegangen. Nachmittags lief allerdings nur ein einziger Film: "Hotel Transsilvanien 3 - Ein Monster Urlaub". Die ersten beiden Teile fand ich ganz nett, sie haben mir aber nicht gut genug gefallen, um es unter meine "Top 15 Nicht-Disney-Animationsfilme" zu schaffen. Auf Lauras korrespondierender Liste war zumindest der erste Film vertreten. Da der dritte Teil gerade erst herausgekommen war, hatte ich weder den Trailer gesehen noch Meinungen dazu gehört, dementsprechend habe ich mir den Streifen völlig "ahnungslos" angeguckt.

Seit Jahrhunderten versucht die Familie Van Helsing Monster auszurotten, scheitert jedoch kolossal bei jedem Versuch. Nachdem Dracula ihn im Jahre 1897 zum wiederholten Male besiegt hatte, schwor ihm der hartnäckige Abraham Van Helsing Rache. In der Gegenwart entscheidet sich der Vampir  - viele Jahrzehnte nach dem Tod seiner Frau - wieder zu daten. Seine Tochter Mavis deutet sein Verhalten jedoch als Überarbeitung und bucht für die ganze Familie eine Kreuzfahrt. Gemeinsam mit ihrem menschlichen Ehemann Johnny, dem gemeinsamen Sohn Dennis, ihrem Großvater Vlad und Draculas zahlreichen Monsterfreunden, sowie deren Familien, machen sie sich auf die Reise in die wiederentdeckte Stadt Atlantis. Auf dem Schiff lernen sie die menschliche Kapitänin Ericka kennen, in die sich Dracula sofort unsterblich verliebt. Was der Vampir allerdings nicht weiß: Seine Angebetete ist die Urenkelin von Abraham Van Helsing und plant, die einzige Waffe zu stehlen, die es möglich macht, ein Monster zu besiegen.

Hauptsache Ekel und Verletzungen

Das sind noch nicht alle Charaktere
Foto: Sony Pictures Animation
Leider gibt es immer weniger Familienfilme (alles aus dem Hause "Disney" ausgenommen), deren Witze charmant oder clever sind. Stattdessen verlassen sich "Sony Animation", "Dreamworks" und "Illumination" vor allem auf Fäkalhumor, Slapstick-Einlagen und das ach so lustige jemand-fällt-irgendwo-runter-oder-tut-sich-sonstwie-weh. Das ist übrigens nicht nur eine Entwicklung bei animierten Streifen, sondern auch bei Realfilmen (Hat jemand das Trauerspiel "Liliane Susewind" gesehen?). Im dritten Teil der "Hotel Transsilvanien"-Reihe gibt es ebenfalls einen ganzen Haufen schaler Witze. Dennis' gigantischer Hund Piesel (Ja, so heißt der wirklich!) sabbert beispielsweise extrem und verteilt den zähen Schleim mit schöner Regelmäßigkeit in der Umgebung. Außerdem wird akustisch dargestellt, dass Vampire beim Verzehr von Knoblauch zwar nicht sterben, dafür aber Blähungen kriegen. Mit Blobby, einem Monster, das aussieht wie grüner Wackelpudding, gibt es sogar einen Charakter, der ausschließlich für Running Gags genutzt wird. Gefühlte zwei Dutzend Mal wird er "getötet", überlebt aber dank seiner gelatineartigen Form. Insgesamt werden die Furzwitze und der Slapstick allerdings nicht so extrem überstrapaziert wie beispielsweise in den "Shrek"- oder "Ich - einfach unverbesserlich"-Filmen. Stattdessen gibt es sogar einige  ganz amüsante Momente. Dazu zählen die zahlreichen Anspielungen auf das "Traumschiff" (Ich frage mich, wie die Dialoge im Original lauten.) und Tinder sowie das völlig ausgelaugte Werwolf-Paar, das seine mehrere Dutzend Kinder im "Kids Club" abgibt und seine freie Zeit nutzt, um ein bisschen durchzudrehen.
Auf diesem Bild sitzt Vlad glücklicherweise
Foto: Sony Pictures Animation
Diese wenigen, ehrlich lustigen Szenen täuschen jedoch nicht über die zahlreichen Schwachstellen des Films hinweg. Es gibt zahlreiche eher fragwürdige Momente, die nicht einmal amüsant sein sollen. In einer Geschichte über Monster treten viele schräge, teils eklige Gestalten auf: klar. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass Abraham Van Helsing einigen Kindern Albträume bereiten wird. Der Vampirjäger hat nämlich seinen alternden Körper durch eine rundliche Maschine mit Rädern ersetzt, auf der sein echter Kopf thront. Es sieht dementsprechend sehr seltsam und unnatürlich aus, wenn er sich bewegt. Sein völlig irrer, diabolischer Blick fördert das gruselige Bild nur noch. Ein ebenso schauriger Anblick ist der Bierbauch und die zu enge Badehose von Vampir-Großvater Vlad, der ständig von drei vollbusigen Hexen verfolgt wird, die ihm unverhohlen auf den Hintern glotzen. Lustig ist das nicht und auch sonst wirken viele Szenen, als wären sie nur produziert worden, um die normale Laufzeit eines Animationsfilms von rund 100 Minuten zu erreichen. Außerdem gibt es extrem viele Charaktere. Da wäre einmal die Vampir-Familie: Dracula, Vlad, Mavis, Johnny, Dennis und Piesel. Dazu kommen Draculas Monster-Kumpel Frankenstein, Griffin, Wayne, Murray und Blobby. Die meisten von ihnen haben noch eine Ehefrau oder Freundin dabei, Wayne zusätzlich noch eine ganze Schar von Kindern - Blobby erschafft sich im Laufe des Films einen eigenen Sprössling aus seinem Erbrochenem. Dann gibt es noch die beiden Van Helsings, eine singende Krake, die Halb-Mensch-halb-Fisch-Mitarbeiter auf dem Kreuzfahrtschiff und zahlreiche andere Charaktere, die kurz auftauchen und keine wirkliche Funktion haben. Zum einen springt die Handlung so ständig zwischen den verschiedenen Schauplätzen. Zum anderen bleibt nicht genug Zeit, um die Figuren sinnvoll weiterzuentwickeln. Die Liebesgeschichte zwischen Dracula und Ericka wird beispielsweise in wenigen Szenen abgehandelt, wodurch der Zuschauer nicht wirklich nachvollziehen kann, wann und wieso sie seine Gefühle plötzlich erwidert. Andere Charaktere, wie zum Beispiel Vlad, kommen zwar im Film vor, tragen aber rein gar nichts zur Geschichte bei und verschwinden für große Teile der Handlung. 

Der Ohrwurm aller Ohrwürmer

Akkurate Darstellung, wie sich das Filmende anfühlt
Foto: Sony Animation Studios
Pünktlich zum großen Finale sind die meisten Figuren plötzlich wieder da. Obwohl sie dann auch nicht wirklich etwas zu tun haben, außer zu schreien und panisch umher zu rennen. Wie in den meisten Animationsfilmen, die nicht von "Disney" produziert wurden, besteht der Höhepunkt aus einem völlig irren, komplizierten Plan des Antagonisten. In diesem Fall (Spoiler!) ist die geheime Waffe, die Atlantis dem Untergang geweiht hat, ein Musikstück. Die aggressive Tonfolge lässt den Riesenkraken, der unter der Stadt wohnt, böse werden, woraufhin er alles um sich herum zerstört. Aus einem nicht näher erklärten Grund ist das der einzige Weg, um Monster zu töten. Van Helsings Hauptziel ist allerdings Dracula - der sich jederzeit in eine Fledermaus verwandeln und wegfliegen könnte. Ja, der Plan macht überhaupt keinen Sinn. Ganz amüsant ist allerdings der "Kampf" zwischen den Helden und dem Antagonisten. Denn überraschenderweise rettet nicht Dracula die Monster, sondern sein - in diesem Film nur spärlich vertretener - menschlicher Schwiegersohn. Das Finale besteht hauptsächlich aus einem DJ-Battle. Witzig ist dabei die Musikwahl auf Johnnys Seite. Zwar wählt er einige coole Gute-Laune-Songs, aber ich bezweifele, ob die "Hotel Transsilvanien"-Zielgruppe den Beach Boys"-Hit "Good Vibrations" von 1966 kennt. Das Lied, was den Helden letztendlich den Sieg beschert, wird hingegen absolut jeder kennen! Ich verrate mal nicht, um welchen Ohrwurm es geht, aber man bekommt wirklich große Lust, im Kino aufzuspringen und zu tanzen. Das wäre eigentlich ein tolles Ende für den Film. Allerdings kommen danach noch ein paar Szenen, die aufgrund ihrer Schmalzigkeit wirklich nicht notwendig gewesen wären.

Fazit

"Hotel Transsilvanien 3 - Ein Monster Urlaub" ist ein mittelmäßiger Animationsfilm. Was ihm an Herz und ehrlichem Humor fehlt, versucht er mit Slapstick-Einlagen und Klamauk wieder wettzumachen. Das gelingt allerdings nicht. Viele Witze sind zu albern für Erwachsene und gleichzeitig zu verquer, um für Kinder lustig zu sein. Zwar gibt es einige amüsante Szenen, doch die gehen in der Vielzahl der Slapstick-Momente unter. Dasselbe gilt für die Dutzenden Charaktere, die sich gegenseitig im Weg stehen, da es einfach zu viele von ihnen gibt. So findet praktisch keine stringente Entwicklung statt, was für die Nachvollziehbarkeit der Geschichte aber definitiv notwendig gewesen wäre. So hat der dritte Teil der "Hotel Transsilvanien"-Reihe zwar einige nette Einfälle, ist unter dem Strich aber ziemlich nichtssagend und reiht sich damit nahtlos hinter den Fortsetzungen anderer Nicht-"Disney"-Animationsfilme ein.


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