Nachdem im April der dritte Teil von "Avengers" zu sehen war (hier kommt ihr zu meiner Rezension), läuft seit dem 26. Juli bereits der nächste Streifen aus dem "Marvel Cinematic Universe" in den Kinos. Ich habe "Ant-Man and the Wasp" am Wochenende angeschaut und verrate euch, ob sich der Film lohnt.
Scott Lang (Paul Rudd) steht unter Hausarrest, seit er Captain America in Deutschland als Ant-Man dabei geholfen hat, gegen Iron Man und sein Team zu kämpfen. Er wird vom FBI mit einer Fußfessel überwacht und darf sein Grundstück nicht verlassen. Da er die Aktion nicht mit Hank Pym (Michael Douglas) stehen sie seitdem auf Kriegsfuß. Er ist der Erfinder des Anzugs, der den Träger schrumpfen und wachsen lassen kann. Seine Tochter Hope (Evangeline Lilly, Little Evil) und er müssen sich deshalb vor dem FBI verstecken, da sie als Komplizen angesehen werden. Trotzdem konzentrieren sie sich darauf, Hopes Mutter Janet aus dem Subatomaren Raum zu retten - mithilfe einer Maschine, die es möglich machen soll, dorthin zu gelangen. Vor vielen Jahren hat sie sich während einer Mission auf diese Ebene geschrumpft und konnte daraus nicht mehr zurückkommen. Hank und Hope hoffen, dass sie noch immer am Leben ist. Scott, der ebenfalls schon im Subatomaren Raum war, es aber wieder heraus geschafft hat, hat kurz vor Ende seines Hausarrests eine Vision von Janet. Als er Hank daraufhin anruft, holen sie ihn zu sich. Sie glauben, dass mit seiner Hilfe ihr genauer Standort gefunden werden kann. Allerdings interessieren sich noch andere für die außergewöhnliche Technik. Scott, Hope und Hank müssen es mit "Ghost" (Hannah John-Kamen) aufnehmen, einer jungen Frau, die wie ein Geist unsichtbar werden und durch Wände gehen kann.
Langsamer Start, aber danach wird's gut
Hier verändern Helden ihre Größe Foto: Marvel Studios |
Der dritte Teil von "Captain America" liegt mittlerweile schon über ein Jahr zurück. In "Avengers: Infinity War" spielen die Ereignisse keine Rolle mehr. In "Ant-Man and the Wasp" hingegen werden sie noch einmal durchgekaut. Die Handlung spielt ungefähr zeitgleich zu der im dritten "Avengers". Der Kampf in Deutschland hat für den Protagonisten Scott aber noch deutlich mehr Bedeutung. Das hat zur Folge, dass in den ersten zwanzig bis dreißig Minuten immer wieder Fragen dazu aufkommen oder Diskussionen darüber geführt werden. Der Beginn dreht sich nur darum, dass der Zuschauer zu sehen bekommt, wie Scott seinen Hausarrest verbringt und sich mit dem FBI herumschlagen muss, das ihn akribisch kontrolliert. Selbst als er dann bei Hope und Hank ist, steht diese Thematik immer noch mit im Fokus. Dadurch braucht es eine Weile, bis die eigentliche Handlung im Film richtig losgeht. Wenn dann aber endlich jeder seinen Senf zu Scotts Aktion gegeben hat, rückt dieser Aspekt in den Hintergrund und ab da wird die Geschichte sehr gut. Der Plot ist spannend und bietet ein paar gute Wendungen. Eine große Stärke ist dabei die außergewöhnliche Art von Verfolgungsjagden und Kämpfen. Schon im ersten Teil hat das Schrumpfen und Wachsen des Protagonisten durch seinen Anzug für ausgefallene Situationen gesorgt. In der Fortsetzung wird das noch einmal übertroffen. Zum einen, weil es jetzt gleich zwei Helden in solchen Anzügen gibt. Hope, die in diesem Film auch einen eigenen Anzug hat, ist in gefährlichen Situationen und Kämpfen deutlich sicherer und kompetenter als Scott. Der nimmt eher alles so, wie es kommt und wirkt dabei immer etwas ungeschickter. Beide sorgen aber dafür, dass viel Tempo und Action ins Spiel kommen. Mit Ausnahme vom etwas zähen Anfang vergeht die Zeit im Kino wirklich schnell. Zum anderen gibt es im Vergleich zum ersten Teil deutlich mehr Szenen, in denen nicht nur die Figuren, sondern auch Autos, Salzstreuer und andere Gegenstände mal riesengroß oder winzig klein werden. Besonders gut ist eine Moment, in dem man geschickt getäuscht wird: Als Zuschauer glaubt man, eine normale Autofahrt zu sehen, um kurze Zeit später zu erkennen, dass der Wagen die ganze Zeit winzig klein war und unter den normal großen Fahrzeugen gefahren ist. Besonders lustig ist dabei, dass sich der Motor ganz normal anhört, wenn Szenen im Auto gezeigt werden. Wenn dann aber eine Aufnahme von draußen folgt, ist zu hören, dass der Motor eigentlich wie der eines Spielzeugautos klingt.
Ein weiterer Pluspunkt ist der Humor. Vor allem Scotts Geschäftspartner Luis (Michael Peña) sorgt mit seiner sympathisch direkten und witzigen Art für den ein oder anderen unterhaltsamen Moment. Ein Highlight ist dabei seine lustige Erzählweise, die schon aus dem ersten Teil bekannt ist. Auf der Leinwand sind in dem Moment die Szenen zu sehen, von denen er berichtet, aber anstatt der Stimmen der Charaktere hört man ihn, wie er sie imitiert. Dabei benutzt er aber viel "Ey", "Yo", "Voll krass" und ähnliches und klingt nicht einmal ansatzweise wie die echten Figuren, was einfach sehr komisch ist. Ein anderes kleines Highlight ist für mich die Anspielung auf die "Inkognito"-Verkleidung von verschiedenen "Marvel"-Helden. In einigen anderen Filmen tragen sie dabei einfach bloß Sonnenbrille und Baseballcap, um nicht aufzufallen. Diese ziemlich schlechte Verkleidung nimmt der zweite "Ant-Man" auf die Schippe: Scott, Hope und Hank laufen selbst mit diesen Dingen durch die Gegend. Statt zu glauben, das wäre clever, beschwert sich Scott, wie lächerlich der Versuch ist, damit unerkannt zu bleiben. Ich liebe es, wenn in den MCU-Filmen kleine Anspielungen wie diese auftauchen. Neben witzigen Momenten gibt es aber auch einige emotionale. Da gibt es zum einen die Beziehung zwischen Scott und seiner Tochter Cassie (Abby Ryder Fortson). Ihre Interaktionen sind immer sehr herzerwärmend und ich nehme ihnen ihre Vater-Tochter-Dynamik wirklich ab. Aber vor allem die Geschichte um Hope, Hank und die Rettung von Janet sorgt für berührende Szenen durch den ganzen Film hindurch. Somit hat diese Fortsetzung insgesamt eine gute, ausgeglichene Mischung aus Action, Spannung, Humor und Emotionen, ohne dass dabei eines der Elemente zu viel Gewicht hat.
Durchwachsene Gegner
Ghost lässt ihr Ziel nicht aus den Augen Foto: Marvel Studios |
In diesem Film gibt es nicht nur einen Gegenspieler, es gibt gleich mehrere, die alle nicht so ganz überzeugen können. Der stärkste ist wohl noch "Ghost". Sie hat nicht nur durch ihr gespenstisches Auftreten etwas Unheimliches. Im einen Moment steht sie vor jemandem, dann flackert sie, ist verschwunden und taucht an einer anderen unerwarteten Stelle wieder auf. Zudem handelt sie sehr emotionsgesteuert - vor allem ihre Wut treibt sie an - und wird dadurch unberechenbar. Sie ist entschlossen, ihren Plan ohne Kompromisse durchzuziehen und es ist ihr egal, ob dabei andere zu Schaden kommen. Damit ist sie die einzige, die als Gegner für ständige Spannung sorgt. Allerdings ist der Hass, den sie auf Hank hat, etwas an den Haaren herbeigezogen. Sie macht ihn für etwas verantwortlich, für das er nicht wirklich etwas konnte. Da ihr Hauptziel aber ohnehin nicht die Rache an ihm ist, stört dieser Aspekt nicht allzu sehr. Ein weiterer Gegenspieler, der Schwarzmarkthändler Sonny Birch (Walton Goggins), hingegen ist ein ziemlich austauschbarer Antagonist. Sein einziges Motiv ist Geld, das er mit der Technik von Hank und seiner Tochter machen will. Mich hat er mit seinen arroganten Sprüchen an Justin Hammer aus "Iron Man 2" erinnert, den ich damals auch ziemlich langweilig fand, weil er auch nur auf Geld und Ruhm aus war. Interessant ist bei "Ant-Man and the Wasp" aber, dass auch eine Person auftritt, die irgendwo zwischen Gut und Böse liegt. Das kam für mich überraschend und ist eine nette Abwechslung, weil es solche Charaktere in MCU-Filmen kaum gibt. Diese Figur zieht klare Grenzen, was für sie vertretbar ist, um ihr Ziel zu erreichen und was nicht und sie ist kein Freund von sinnloser Gewalt. Das hat mir ziemlich gut gefallen. Zusätzlich zu all diesen Leuten kommt dann auch noch das FBI ins Spiel. Obwohl das fast schon zu viele Figuren sind, funktioniert die Story trotzdem sehr gut, ohne von den ganzen Charakteren überladen zu werden. Es war für mich jedenfalls nicht schwierig, den Überblick über den Plot zu behalten und darüber, wer sich gerade wo befindet und welche Ziele verfolgt. Alle Nebenhandlungen fügen sich gut in die große Geschichte ein.
Dann gibt es noch ein paar Logikschwächen. Es gibt keine genauen Erklärungen, warum bestimmte Dinge so funktionieren oder funktionieren könnten, wie es sich die Figuren denken. Das fängt schon bei der Maschine an, mit der Hope in den Subatomaren Raum gelangen will. Es gibt nur ein paar Momente, in denen irgendwelche Fachbegriffe in den Raum geworfen werden. Die scheinen ohnehin nicht dazu da zu sein, um vom Zuschauer verstanden zu werden und im Grunde sind es auch keine richtigen Erklärungen. Somit befindet sich alles eher in einem "So ist es halt"-Stadium, das wohl einfach akzeptiert werden muss. Vor allem der Plan von "Ghost" wird nicht genauer aufgegriffen. Was sie vorhat, wird zwar erläutert, aber wie sie darauf gekommen ist, dass es funktionieren muss, bleibt im Dunkeln. Bei einem Film, in dem gefühlt alle zwei Minuten jemand oder etwas blitzschnell die Größe ändern kann, sind Fragen nach logischen Erklärungen allerdings auch nicht unbedingt das Wichtigste. Es ist mir in diesem Teil aber deutlich mehr ins Auge gefallen als noch im Ersten.
Zum Schluss gibt es noch einen großen Tipp von mir: Es sollte mittlerweile ja bekannt sein, dass man bei "Marvel"-Filmen nie vor dem Abspann das Kino verlassen sollte, weil immer noch ein oder zwei kurze Szenen zu sehen sind. In diesem Fall ist es sehr sinnvoll, sitzen zu bleiben! Eine der Szenen ist meiner Meinung nach die beste und überraschendste Abspannszene, die es bisher im MCU gegeben hat. Sagen wir mal so: Das Ende vor dem Abspann ist definitiv nicht das Ende...
Fazit
"Ant-Man and the Wasp" ist ein gelungener Superheldenfilm. Zu Beginn braucht die eigentliche Geschichte etwas zu lange, um in Fahrt zu kommen, weil die Ereignisse aus dem dritten "Captain America" aufgearbeitet werden. Danach legt die Handlung aber deutlich an Tempo zu und hat keine unnötigen Längen. Es ist eine gute Mischung aus Action, Witz und Gefühlen zu sehen. Leider sind die Gegenspieler teilweise nicht ganz so überzeugend und etwas zu uninteressant, um lange im Gedächtnis zu bleiben. Trotzdem bietet der zweite "Ant-Man" gute Unterhaltung bis zum Schluss und außerdem eine Szene im Abspann, die man nicht verpassen sollte.
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