Dienstag, 29. Mai 2018

Netflix Original Serien - Kurzrezensionen (Teil 6)

Wir lieben "Netflix" und sind immer wieder beeindruckt, wie breit gefächert und vielseitig die Eigenproduktionen des Streaming-Anbieters sind. Deshalb nutzen wir die Reihe Kurzrezensionen, um Sendungen und Filme vorzustellen, die wir uns in den letzten Wochen angesehen haben. Dieses Mal geht es wieder um Serien - in vorherigen Beiträgen haben wir zum Beispiel über "Retribution", "Alias Grace" und "Travelers" gesprochen (hier kommt ihr zu allen bisherigen Beiträgen). Klickt auf die Titel, um euch die Trailer anzuschauen.
An dieser Stelle gehe ich auf Sendungen ein, die "Netflix" selbst als "Original" bezeichnet, obwohl sie teilweise auch im Fernsehen ausgestrahlt oder von Drittanbietern produziert wurden. Da ich alle englischsprachigen Serien in der Originalversion angesehen habe, kann ich keine Aussagen zu der Qualität der deutschen Synchronisation treffen.


Collateral

Das Poster sieht wirklich klasse aus!
Foto: Netflix
Die vierteilige Miniserie ist eine Koproduktion von BBC und "Netflix". Es geht um den Mord am jungen Pizzalieferanten Abdullah Asif (Sam Otto), der auf offener Straße erschossen wurde. Die schwangere Kommissarin Kip Glaspie (Carey Mulligan) und ihr Kollege Nathan Bilk (Nathaniel Martello-White) nehmen die Ermittlungen auf. Schnell finden sie Hinweise, dass der Schütze vermutlich in den Reihen des Militärs zu finden ist. Der Fall hat somit eine hohe politische Brisanz, vor allem da Abdullah gemeinsam mit seinen beiden Schwestern Fatima (Ahd Kamel) und Mona (July Namir) als Flüchtling nach Großbritannien gekommen war. Im Laufe der Ermittlungen stoßen Kip und Nathan auf immer mehr Personen, die irgendwie mit dem Mord in Verbindung stehen. Darunter der Politiker David Mars (John Simm), dessen Ex-Frau Karen (Billie Piper) die Pizza bestellt hatte, die der Tote liefern sollte und die lesbische Pfarrerin Jane Oliver (Nicola Walker), deren illegal in England lebende Freundin Linh (Kae Alexander) als Einzige den Mord beobachtet hat. 

Jane (r.) steht zwischen Glaube und Liebe 
Foto: BBC/Netflix
Wie die Beschreibung schon andeutet, gibt es in dieser Sendung unwahrscheinlich viele Charaktere, die alle irgendwie in den Fall verstrickt sind. In jeder Folge tauchen mehr Figuren auf, die komplett neue Handlungsstränge anreißen oder an einen bereits vorhandenen anknüpfen. Prinzipiell mag ich es, wenn Serien Aufmerksamkeit erfordern und komplex sind. Bei "Collateral" sind viele Fährten jedoch völlig unnötig. Der Zuschauer lernt kaum einen Charakter - seien es Ermittler, Opfer, Täter oder Angehörige - näher kennen. Die meisten von ihnen sind nur schmückendes Beiwerk und tragen nicht wirklich etwas zur Handlung bei (Ob die Sendung daher den Namen "Collateral" (zu deutsch etwa "begleitend") trägt?). Stattdessen stehen sie der Lösung des Falls eher im Weg. Alle Personen haben eigene Probleme oder Konflikte, mit denen sie fertig werden müssen - dazu gehören Homosexualität und Religion unter einen Hut bekommen, Drogenabhängigkeit, posttraumatische Belastungsstörung und illegale Einwanderung. Alles spannende Konflikte, die aber leider aufgrund der Fülle nur Randnotizen sind. Es wäre wünschenswert gewesen, die Zahl der Themen zu verringern und den verbleibenden mehr Zeit zu widmen.
Kennt Fatima (l.) den Mörder ihres Bruders?
Foto: BBC/Netflix
Besonders im Hinblick auf den Fokus der Serie: das Leben von Flüchtlingen in Großbritannien. Kommissarin Glaspie sieht sich nicht nur mit dem Schicksal des Opfers und seiner Schwestern konfrontiert, sondern auch mit den Interessen verschiedener Organisationen. Es gibt zwar einige interessante Szenen, in denen das Thema vertieft wird, doch keine Situation und Position wird wirklich detailliert dargestellt. Stattdessen werden immer wieder die Konflikte der Charaktere aufgegriffen, die mit der Kerngeschichte nicht wirklich viel zu tun haben. So wirkt alles - vom Fall, über die politischen Aspekte, bis hin zu den Figuren - sehr vage. Kaum eine Situation aus "Collateral" bleibt langfristig im Gedächtnis, was auch daran liegt, dass die Serie sehr nüchtern und emotionslos ist. 


Greenhouse Academy - Staffel 2

Endlich geht die Geschichte voran!
Foto: Netflix
In einem früheren Post habe ich bereits über dieses Remake einer israelischen Jugendsendung gesprochen (klickt hier für die Kurzrezension). Da sich die zweite Staffel aber deutlich von der ersten unterscheidet, gehe ich nun noch einmal separat auf sie ein. Die neuen Folgen schließen nahtlos an die vorherigen an. Brooke Osmond (Grace van Dien) ist als einzige der Schüler den konspirativen Machenschaften an der "Greenhouse Academy" auf der Spur. Als sie die geheime Höhle am Strand entdeckt, wird sie von Judy Hayward (Nadine Ellis) gefangen genommen. Als Brooke kurze Zeit später zu ihren Mitschülern zurückkehrt, verhält sie sich merkwürdig. Ihr Ex-Freund Daniel (Chris O'Neal), der auch Judys Sohn ist, versucht herauszufinden, was geschehen ist. Dabei überschneiden sich seine Ermittlungen mit denen von Hayley Woods (Ariel Mortman). Sie glaubt mittlerweile, dass ihre Mutter nicht (zu Beginn der ersten Staffel) bei einem Raketenunglück gestorben ist, sondern wegen ihrer Forschungen irgendwo festgehalten wird. Trotz persönlicher Differenzen, Probleme und Liebeskummer raufen sich die Schüler der beiden Häuser (Eagles und Ravens) zusammen, um den Dingen gemeinsam auf die Spur zu gehen.

Daniel und Hayley begeben sich auf Spurensuche
Foto: Netflix
Endlich wendet sich die Geschichte den mysteriösen Vorkommnissen zu! In der ersten Staffel gab es zwar Andeutungen, worum es sich dabei handelt, doch die Szenen waren kurz und keiner der Schüler hat etwas davon mitbekommen. Stattdessen drehten sich die Folgen um die seltsamen Unterrichtspraktiken der Academy, die nervigen Wettkämpfe zwischen den Häusern und die wenig glaubwürdigen Beziehungen untereinander. Die ersten beiden Punkte fallen in der zweiten Staffel fast vollständig weg. Dafür konzentriert sich die Serie nun auf die Geheimnisse und Verschwörungen um Hayleys Mutter und deren Forschungen. Wirklich spannend wird die Geschichte zwar nie - was auch daran liegt, dass die große Wendung bereits in den letzten Sekunden der ersten Staffel verraten wurde - dennoch ist es unterhaltsam, den Schülern beim Ermitteln zuzusehen.
Aspen ist das personifizierte übertriebene Drama
Foto: Netflix
Obwohl sich auch die neuen Folgen mit den Problemen der Teenager beschäftigen, wird diesmal von eckigen Nebenhandlungen und unnötigem Drama abgesehen. Lediglich einen massiven Störfaktor gibt es noch: die neue Schülerin Aspen Fairchild (Reina Hardesty). Sie vereint praktisch alle Eigenschaften, die einen Charakter unleidlich werden lassen: Aufgedrehtheit, Falschheit, aufgesetztes Grinsen, Ignoranz, nervtötendes Lachen und zwanghafte Dominanz in allen Szenen. Sie lenkt vom eigentlichen Geschehen ab und ist schlicht und ergreifend furchtbar anstrengend. Mit Ausnahme von diesem Drama wird die Handlung jedoch erfreulich stringent und schnörkellos erzählt. Auch die Dialoge klingen deutlich flüssiger und weniger künstlich als in der ersten Staffel. Zwar reicht "Greenhouse Academy" qualitativ noch immer nicht an die meisten anderen "Netflix"-Serien für Teenager heran, doch die zweite Staffel ist eine große Verbesserung im Vergleich zur ersten.


Das ist das englische Poster
Foto: Netflix
Hierbei handelt es sich um eine von "France Télévisions" produzierte Serie, die von "Netflix"vertrieben wird. Sie handelt von einer Gruppe Dreißigjähriger, die nach einigen Jahren in ihr Heimatdorf in den französischen Alpen zurückkehrt, um dort Urlaub in einem Landhaus zu machen. Manu Laverne (Marc Ruchmann) reist mit seiner schwangeren Verlobten Adèle (Emilie de Preissac) an, die neugierig auf die Kindheitsfreunde ihres Liebsten ist. Manus bester Freundin Alice Bordaz (Agnès Delachair) vergeht die Wiedersehensfreude, als sie feststellt, dass auch Sébastien Genesta (Nicolas Gob) angereist ist, der ihr als Teenager das Leben zur Hölle gemacht hat. Auf dem Weg zum Chalet stürzt die einzige Brücke hinter dem Autokorso ein - das Dorf ist von der Außenwelt abgeschnitten. Während sich die Jugendfreunde mit ihren Lebenspartnern in dem Landhaus einrichten, versuchen einige Bewohner Hilfe zu holen. Nach zahlreichen "Unfällen" mit Todesopfern, erhärtet sich der Verdacht, dass einer aus der Gruppe die anderen auslöschen will. Nach und nach findet Adèle heraus, was sich vor 20 Jahren in dem Chalet ereignet hat: Die letzten Mieter, eine vierköpfige Familie, waren über Nacht plötzlich verschwunden.

Das sieht ja definitiv höchst suspekt aus!
Foto: France Télévisions/Netflix
Ich habe mich dagegen entschieden, alle zentralen Charaktere zu nennen. Das hätte den Rahmen einer normalen Inhaltsangabe definitiv gesprengt, denn es gibt rund ein Dutzend Figuren, die im Landhaus wohnen und noch einmal so viele Personen im Dorf. Es gibt immer wieder Rückblicke, auch dort kommen noch einige Charaktere hinzu. Die Protagonisten werden im Jahr 1997 von jugendlichen Darstellern verkörpert, wodurch der Zuschauer nachhalten muss, wer wer ist. In dieser Hinsicht erinnert "Le Chalet" an die deutsche "Netflix"-Serie "Dark". Auch dort gibt es rund zwei Dutzend zentrale Figuren, die teilweise von mehreren Schauspielern dargestellt werden. Leider ist die französische Serie ebenso unübersichtlich wie die aus Deutschland. Von den Personen im Landhaus werden nur wenige vorgestellt, bei einigen erfährt der Zuschauer erst in einer späteren Folge, wie sie heißen und mit wem sie verheiratet, verwandt oder befreundet sind. Das Unterscheiden der vielen Charaktere wird zusätzlich erschwert, da sie nie alle in einem Raum sind und daher zu Beginn nicht einmal klar ist, wie viele es überhaupt sind.
Am Ende bleiben nicht viele Charaktere übrig
Foto: France Télévisions/Netflix
Die Geschichte ist ebenso wirr, was vor allem daran liegt, dass sie keinem wirklichen roten Faden folgt. Die Protagonisten pendeln ständig zwischen Chalet und fast verlassenem Dorf hin und her, erinnern sich an alte Zeiten und gehen alltäglichen Beschäftigungen nach. Die eigentliche Handlung hätte auch in einem anderthalbstündigen Film erzählt werden können. Leider wird sie auf sechs rund einstündige Folgen ausgeweitet, in denen rein gar nichts passiert. Selbst bei den Todesfällen will keine Spannung aufkommen, da sie schnell abgearbeitet werden und der Zuschauer die Charaktere zu wenig kennt, um Mitleid oder Trauer zu empfinden. Außerdem verschleiert die Serie nicht, wer für die Morde verantwortlich ist. Bereits in der ersten Folge wird kaum Zweifel daran gelassen, welcher der Chalet-Bewohner das dunkle Geheimnis hütet. In den weiteren fünf Episoden gibt es dann keinerlei Wendungen. Genau diese Person ist später der Täter - mit exakt dem Motiv, das bereits in den ersten Minuten der Serie klar war. Lediglich die Identität des Komplizen bleibt lange im Dunklen. Das ist aber so unspektakulär, dass es die Auflösung auch nicht interessanter macht. Alles in allem ist "Le Chalet" vor allem eins: eine gigantische Zeitverschwendung.


Das waren meine "Netflix"-Kurzrezensionen. Da der Streaming-Anbieter immer wieder neue Serien und Staffeln herausbringt, wird es sicher nicht der letzte Beitrag zu diesem Thema sein. Alle Posts zum Thema "Netflix" findet ihr hier.

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Sonntag, 27. Mai 2018

Tatort: Schlangengrube - Rezension

Der Mord zum Sonntag hat Tradition, deshalb sind auch wir mit Rezension und Live-Tweets (@WatchReadTalkdabei.


Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) und ihre schwer kranke Nachbarin Patrizia Merkens (Lilia Lehner) liegen schon lange im Dauerclinch. Als die Katzenliebhaberin durch einen Treppensturz in ihrer eigenen Wohnung stirbt, vermutet Staatsanwältin Ungewitter (Tessa Mittelstaedt), dass ihre Kollegin Klemm nachgeholfen hat. Kommissarin Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter) glaubt nicht an die Theorie und sieht sich im "Allwetterzoo Münster" um, dem die Tote einen Großteil ihres Vermögens vermacht hat. Laut Pflegerin Henny Neubert (Julischka Eichel) soll Merkens dort täglich mehrere Stunden die Tiere gezählt haben, da sie vermutete, dass einige verschwunden seien. Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl), der eigentlich mit seinem Vater Herbert (Claus D. Clausnitzer) in den Urlaub fahren wollte, geht undercover als Aushilfspfleger im Zoo auf Spurensuche. Steckt Tierarzt Dr. Gremlich (Dirk Martens) hinter den Tierdiebstählen oder sogar Zoodirektor Dr. Schönweis (Felix Vörtler, Polizeiruf 110: Starke Schultern)? Rechtsmediziner Prof. Dr. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) versucht währenddessen den Medienmogul und Gourmet Dr. Richard Stockmann (Robert Hunger-Bühler) von seinen Kochkünsten zu überzeugen, um seine eigene Fernsehshow zu bekommen. Stockmann produziert auch die Tiersoap von Filmemacher Henry Schlör (Thomas Arnold, Tatort: Tollwut), die im Zoo gedreht wird. Kann das ein Zufall sein?

Münster, wie es leibt und lebt

Es gibt nicht nur menschliche Opfer
Foto: WDR
Das Trio Thiel, Krusenstern und Boerne hat seit Jahren konstant hohe Einschaltquoten und bricht regelmäßig Zuschauerrekorde. Warum? Ein Grund könnte sein, dass der Münsteraner "Tatort" im Gegensatz zu allen anderen Städten immer demselben simplen Muster folgt: Ein skurriler Mordfall, in den Boerne indirekt verwickelt wird; schräge Verdächtige mit albernen oder schwer auszusprechenden Namen; keine Bezüge zu vergangenen Fällen des Teams und einseitige Protagonisten, die anhand einer Eigenschaft definiert werden (Thiel ist ein Proll, Boerne ein Schnösel, Silke Haller (ChrisTine Urspruch) kleinwüchsig, "Vaddern" kifft und Klemm raucht). So bieten die Krimis aus der Fahrradstadt zwar keinerlei Überraschung, Spannung oder Innovation, aber der Zuschauer weiß, worauf er sich einlässt. Im vorherigen Fall "Gott ist auch nur ein Mensch" wollte der Rechtsmediziner beispielsweise unbedingt Künstler werden und hat alles daran gesetzt, einen bekannten Kunstschaffenden von sich zu überzeugen. Exakt dasselbe geschieht auch in "Schlangengrube", nur dass Boerne diesmal als Koch groß rauskommen will. Angenehmerweise nimmt diese Nebenhandlung jedoch deutlich weniger Raum ein als im letzten "Tatort". Für Münsteraner Verhältnisse halten sich die persönlichen Befindlichkeiten der Charaktere dieses Mal generell eher im Hintergrund. Staatsanwältin Klemms Verwicklungen in den Fall spielen schon nach 20 Minuten kaum noch eine Rolle, genauso wie die Kochversuche des Professors. Lediglich Thiels Urlaubspläne werden zwischendurch immer wieder aufgewärmt, obgleich wohl jedem Zuschauer klar sein müsste, dass der Hauptkommissar nicht nach Amsterdam radeln und seine Kollegen alleine lassen wird. Das wäre eine zu große Veränderung des Münsteraner Grundkonzepts! Schade eigentlich, denn Nadeshda darf in „Schlangengrube“ deutlich mehr Verantwortung übernehmen als sonst und beweist durch ihre lockere Art und ihre harmonischen Witzeleien mit Thiel, dass sie eine größere Rolle wirklich verdient hätte (Krusenstern: "'Fleisch + Blut', das ist ja mal ein schöner Name für eine Metzgerei. Obwohl, ne sorry, Meatshop heißt das ja jetzt." Thiel: "Na, wenn da den Veganern von 'Blatt + Satt' dahinten mal nicht der Appetit vergeht!"). Übrigens: Wegen der Schwangerschaft von Friederike Kempter wird erst Ende 2018 wieder gedreht, weshalb "Schlangengrube" in diesem Jahr der einzige neue Fall aus Münster ist. Wo Thiels Kollegin mehr Screentime bekommt, wird bei Boernes eingespart: Von der stets gut gelaunten, sympathischen Frau Haller ist in dieser Folge nur wenig zu sehen – gegen Ende des Krimis verschwindet sie sogar ganz. Aber leider ist auch die Missachtung der wichtigen Nebencharaktere ein typisches Merkmal des Teams.

Schräg, doch trotzdem unterhaltsam

Glücklicher hat der Zuschauer Thiel selten gesehen
Foto: WDR/Thomas Kost
Normalerweise kommt auch der Fall deutlich zu kurz. Drehbuchautor Jan Hinter gelingt es in "Schlangengrube" jedoch, die Waage zwischen Klamauk und Krimihandlung ausgeglichen zu halten. Der ein oder andere lahme Witz bleibt dem Zuschauer nicht erspart (Krusenstern: "Es gibt für alles zahlungskräftige Abnehmer - selbst für hässliche Vögel und giftige Schlangen." Thiel: "Sie meinen, es gibt noch Hoffnung für mich?"), generell steht aber die Ermittlung im Vordergrund. Thiels Undercover-Arbeit im Zoo bildet dabei das Highlight. Hinter verzichtet darauf, den Kommissar wie einen Trottel dastehen und ihn möglichst peinliche Aufgaben machen zu lassen, um für billige Lacher zu sorgen. Stattdessen ist Thiel ein fähiger Aushilfspfleger und stellt sich bei der unauffälligen Befragung seiner neuen Kollegen deutlich geschickter an, als die Dresdner Ermittlerinnen im "Tatort" letzte Woche. In der besten Szene des ganzen Krimis begleitet er die Pinguine beim Ausgang durch den Zoo: Ein grinsender Kommissar neben einer Schar watschelnder, kleiner Frackträger - einfach süß! In den letzten 15 Minuten rutscht die Geschichte dann jedoch zu weit in die Abstrusität ab. Krude Auflösungen und schräge Showdowns sind typisch für Münster. In diesem Fall geht die Identität des Mörders allerdings in einem so hanebüchenen und konstruierten Tathergang unter, dass wohl nur Hardcore-Thiel-und-Boerne-Fans ihren Spaß haben werden. Alle anderen "Tatort"-Zuschauer können wahrscheinlich bloß den Kopf schütteln, wenn die beiden Ermittler mehrmals wie in einem Cartoon von links nach rechts rennen und sich verpassen.
Nadeshda und Thiel sind keine Schlangen-Fans
Foto: WDR/Thomas Kost
Während "Schlangengrube" seinen Vorgängern in den meisten Punkten gleicht, gibt es dennoch einen Aspekt, der ihn abhebt: das Thema. Ich kann mich spontan an keinen Sonntagskrimi erinnern, in dem es hauptsächlich um Tierdiebstahl geht. In den letzten Jahren häufen sich bestimmte Thematiken - darunter Rechtsextremismus (z.B. Sonnenwende, Dunkle Zeit) und Technologie (z.B. Mord Ex Machina, Level X). Es ist schön, wenn es auch andere Ansätze gibt, die noch nicht völlig ausgelutscht sind. Der Zuschauer erfährt in "Schlangengrube" einige interessante Fakten über den Handel mit Tieren und den Münsteraner Zoo (Bei der Kinopremiere des "Tatorts" erzählte Jan Josef Liefers, dass er die zutrauliche Pinguindame schon vor einigen Jahren bei der Premiere des Films "Madagascar" getroffen hat.). Die tierischen Opfer werden vielen Zuschauern wohl auch deutlich näher gehen als die menschlichen. Tiefe bekommt der immer wenig emotionale Münsteraner Krimi dadurch nicht, allerdings werden sich bestimmt viele Zoofans wundern, wie es sein kann, dass mitten im laufenden Betrieb ein Pinguin totgespritzt wird und niemand etwas mitbekommt. Aber wenn der "Tatort"-Zuschauer mittlerweile eins gelernt hat, dann das: Bei Thiel und Boerne nie die Logik hinterfragen - es gibt keine.

Fazit

"Schlangengrube" ist eine der besseren Folgen aus Münster. Das liegt vor allem an der stringent erzählten Krimihandlung; den süßen, tierischen Stars und dem erfrischend unverbrauchten Thema. Die lockeren Frotzeleien zwischen den beiden Kommissaren sind amüsant und bestärken den Wunsch, Nadeshda mehr Sendezeit zu schenken. Die steife Koch-Nebenhandlung hätte getrost weggelassen werden können, da sie die alberne, konstruierte Auflösung schon früh erahnen lässt und den soliden Ermittlungen im Weg steht. Spannung und Logik gibt es, wie für das Team üblich, praktisch gar nicht, dafür rutscht der Humor angenehmerweise erst gegen Ende in den Klamauk ab. So ist "Schlangengrube" deutlich unterhaltsamer als die vorherigen Münsteraner Episoden, liegt in der "Tatort"-Gesamtwertung jedoch nur im Mittelfeld.


Nächste Woche verschlägt es die Münchener Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) in die niederbayerische Provinz. Ihr Mordopfer war Reichsbürger und hatte sich dort gemeinsam mit Gleichdenkenden ein eigenes "Staatsgebiet" geschaffen. Die Behörden vor Ort haben schon lange resigniert, daher sind die beiden Ermittler auf sich allein gestellt.

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Donnerstag, 24. Mai 2018

You Are Wanted: Staffel 2 - Rezension

Vor gut einem Jahr hat die "Amazon Prime"-Serie "You Are Wanted" Premiere gefeiert. Sie ist die erste deutsche "Amazon"-Produktion. Seit dem 18. Mai gibt es die zweite Staffel beim Streaming-Anbieter zu sehen. Sie umfasst insgesamt acht Episoden und ist wieder von Hauptdarsteller Matthias Schweighöfer mitproduziert worden. 

Am Ende der ersten Staffel haben Lukas Franke (Matthias Schweighöfer) und seine Frau Hanna (Alexandra Maria Lara) Zugriff auf "Burning Man" bekommen. Dieses Programm beinhaltet alle Informationen zu jeder Person. Eine kurze Suche des vollständigen Namens reicht und man erfährt jedes Geheimnis. In den falschen Händen kann das zu einer gefährlichen Waffe werden. Da ist es nicht überraschend, dass mächtige Geheimdienste, Kriminelle und Hacker dieses Programm in die Finger bekommen wollen. Lukas hat gehofft, dass er wieder zu seinem normalen Leben zurückkehren kann, ist nun aber wieder auf der Flucht. Nicht nur er, sondern auch seine Frau und sein Sohn Leon (Franz Hagn) sind erneut im Visier gefährlicher Gegenspieler. 


Wo ist der rote Faden?

Lukas wird dieses Mal von ziemlich vielen Leuten gejagt
Foto: Amazon Prime
Kurz vor dem Erscheinen der zweiten Staffel habe ich die erste noch einmal durchgeschaut. Im direkten Vergleich hat die Qualität leider nachgelassen. Zwar hatte auch die Erste ihre Schwächen, konnte aber insgesamt eine gut strukturierte, unterhaltsame und spannende Handlung bieten. Das alles hat mir in der Fortsetzung gefehlt. Das größte Problem ist für mich das Auftauchen von zu vielen verschiedenen Parteien, die alle an Lukas oder den "Burning Man"-Laptop wollen. Das alleine als Handlung ist aber einfach nicht interessant genug. Die Hälfte der Zeit sieht man entweder dem BND oder der CIA bei der Arbeit zu, was nicht wirklich aufregend ist. Zudem gibt es keine großen Twists oder Überraschungen, wodurch ich nicht wirklich das Gefühl hatte, unterhalten zu werden. Außerdem kommt es durch die vielen Charaktere zu einer Menge Nebenhandlungen und es wird nicht klar, was überhaupt der Hauptfokus sein soll. In der ersten Staffel war das Ziel von Lukas ersichtlich. Er musste herausfinden, wer hinter seinem Identitätsklau steckt und gleichzeitig verhindern, dass er wirklich für einen Terroristen gehalten wird und die Kripo ihn verhaftet. Es war spannend, ihn dabei zu beobachten, dieses Ziel zu erreichen. Der Zuschauer wusste genau, was ihn antreibt. In dieser Staffel wirkt alles hingegen sehr schwammig. Er will, dass die Geschichte mit "Burning Man" ein Ende hat und er zu seinem normalen Leben zurückkehren kann. Die meiste Zeit ist er aber einfach nur auf der Flucht, ohne aktiv zu handeln. Ihm passieren fast die ganze Zeit immer nur Dinge, auf die er reagiert. In der ersten Staffel war sein Charakter deutlich weniger passiv. Dadurch wird es irgendwann sehr eintönig und das Tempo der Folgen bleibt immer relativ langsam. Ich fand es insgesamt schwierig, der Geschichte mit voller Aufmerksamkeit zu folgen. Alles wirkt recht unstrukturiert und es wird nicht wirklich deutlich, worauf die ganze Geschichte letztendlich hinauslaufen soll. Das Ende ist leider so unspektakulär, dass ich nicht wirklich neugierig darauf bin, wie es weitergeht. 
Lukas muss nur die Kapuze aufsetzen, dann ist er unsichtbar
Foto: Screenshot
Neben der Spannung fehlt es der Handlung auch an Glaubwürdigkeit. In der ersten Staffel wurde wenigstens noch versucht, das Hacken zu erklären. Außerdem blieb es immer in einem plausiblen Rahmen, weil es keine übertrieben gigantischen Aktionen waren. So ging es beispielsweise darum, die Identität von Wessling über ein Onlinespiel herauszufinden, während sie gegen ihn spielen und sich gleichzeitig ins Game hacken. Jetzt werden solche Sachen komplett kommentarlos durchgeführt. Als Zuschauer muss man wohl einfach glauben, dass alles, was sie tun (und das sind teilweise sehr große Hacker-Aktionen), auch wirklich möglich ist. Es wird nicht einmal wirklich ersichtlich, wieso Lukas am Ende eine so große Bedrohung ist, nur weil er ein Passwort der CIA besitzt. Das einfach zu ändern, ist scheinbar nicht mal eine Option für sie, was schon ziemlich weit hergeholt erscheint. Auch die Geschichte um Leon wirkt sehr überdramatisiert. Es kommt dazu, dass er in einer Quarantänestation landet, wo er wie ein Gefängnisinsasse behandelt wird und seine Mutter ihn nicht einmal besuchen darf. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass mit einem verängstigten Kind so kaltherzig umgegangen werden würde. So darf er seine Mutter nur für einen Augenblick durch eine Glasscheibe sehen, bevor er an beiden Armen zurück in sein Zimmer gezerrt wird. Zusätzlich werden noch ein paar Rückblicke eingebaut, die teilweise überhaupt nichts zur Handlung beisteuern. So bekommt der harte Admiral Bruce Gardner vom CIA (Michael Landes) eine dreiminütige tragische Vergangenheit, die aber überhaupt keine Wirkung auf den Zuschauer hat und auch sonst sehr zusammenhangslos erscheint. Vielschichtiger wird er dadurch sicherlich nicht. 

Enttäuschende neue Gegenspieler

Austauschbarer Gegner: Gardner
Foto: Screenshot
Gardner ist eine sehr platte und klischeebehaftete Figur, wie ein Großteil der neuen Charaktere. Er rennt die meiste Zeit wichtig in der Gegend herum, gibt seinen Angestellten Befehle und schnauzt sie an, wenn es Probleme gibt. Sehr viel mehr gibt es da nicht. Da er quasi der größte Gegenspieler ist, ist das ziemlich enttäuschend. Er ist übrigens nicht der einzige "Böse", der eine traurige Vergangenheit bekommt. Mich hat das wirklich gestört. Zum einen, weil diese Rückblicke viel zu wenig ausgebaut werden. Sie werden mehr oder weniger einfach in den Raum geworfen, als wirklich mit den Ereignissen in der Gegenwart verbunden zu werden. Zum anderen finde ich es unnötig, dass jeder Gegner so etwas haben muss. Keiner von ihnen wird dadurch vielschichtiger und ihre Entscheidungen sicher nicht gerechtfertigt oder weniger schlimm. Marc Wessling (Tom Beck) aus Staffel eins hatte wenigstens eine beunruhigende Aura, weil er es geschafft hat, sich in das Leben von Lukas' Familie zu schleichen, ohne dass sie sich der Gefahr bewusst waren. Er war einerseits charmant und andererseits unheimlich. So ein Gegenspieler gibt der Handlung deutlich mehr Spannung. 
Ein weiterer Punkt, der mich besonders gestört hat, ist, wie mit den Charakteren aus Staffel eins umgegangen wird, die nicht mehr dabei sind. Lena Arandt (Karoline Herfurth) wird quasi komplett ausgelöscht, als hätte es sie nie gegeben. Abgesehen davon, dass es noch die kleine Chance auf ihr Überleben gab, hätte ich wenigstens erwartet, dass sie noch einmal erwähnt wird. Sie hat der Handlung eine gute Wendung gegeben, weil sie erst wie ein Gegner dargestellt wurde, sie aber in Wahrheit genauso wie Lukas ein Opfer von Wessling war. Die beiden hatten eine tolle Dynamik. Das Hackergenie Dalton (Louis Hofman, Dark) wird mit der schwachen Begründung, dass ihm die Situation zu krass wurde und er deshalb aus Deutschland verschwunden ist, ebenfalls rausgeschrieben. Auch das ist schade, weil er ebenfalls zu den eindrücklichen Figuren gezählt hat. Hofman ist in der Zwischenzeit allerdings auch einer der Hauptdarsteller in der Serie "Dark" geworden, die vom Streaming-Konkurrenten "Netflix" produziert wurde. Vielleicht musste sein Charakter deshalb gestrichen werden. Mit Sandra Jansen (Catrin Striebeck), der Kommissarin der Kripo, behält die Fortsetzung wenigstens einen der interessanten Charaktere, die nicht total klischeehaft sind. Die Mischung aus ihrer direkten, schroffen Art, ihren teils emotionalen sowie humorvollen Momenten machen ihre Figur unterhaltsam und erfrischend ("Sie haben Glück, dass ich nicht im Dienst bin. Sonst wären Sie schon verhaftet oder ich hätt' Sie gleich erschossen. Noch'n Tee?"). Ich finde es toll, dass sie noch immer eine Rolle spielt, da ihre Szenen zu den besten gehören.
Jansen ist zum Glück wieder mit dabei
Foto: Screenshot
Lukas ist als Charakter leider deutlich distanzierter geworden. Im Gegensatz zur vorherigen Staffel finde ich es schwierig, zu erkennen, was ihn wirklich antreibt und was er denkt. Der Zuschauer sieht, wie ihm Dinge widerfahren, aber nicht, inwieweit sie ihn bewegen. Er muss sich wieder um die Sicherheit seiner Familie sorgen. Aber so gleichgültig, wie er ständig auftritt, könnte man meinen, es sei ihm egal. In einer Szene telefoniert er mit Leon, als der auf der Quarantänestation liegt (wovon sein Vater noch nichts weiß) und vollkommen verstört ist. Franz Hagn spielt das sehr überzeugend und emotional, doch Schweighöfer konnte bei mir keine Gefühle wecken. Lukas ist scheinbar nicht einmal beunruhigt, was genau mit seinem Sohn passiert ist. An ein oder zwei Stellen wendet sich dieses ruhige Verhalten von ihm völlig, sodass er beispielsweise einen Mann fast totprügelt. Das wirkt dann eher überzogen, weil dieser krasse Gegensatz nicht passt und auch nicht wirklich verständlich ist. In der ersten Staffel hatte ich in dieser Hinsicht keine Probleme, doch jetzt wirkt seine Figur unstimmig. Lukas' Frau Hanna hat sich im Vergleich zur ersten Staffel überhaupt nicht verändert. Sie ist immer noch weitestgehend dafür da, ihrem Mann zu misstrauen und sich um ihr Kind zu sorgen. Sie bekommt zwar noch eine eigene Nebenhandlung, die ist aber weder besonders eindrücklich noch trägt sie wirklich etwas zum Gesamtgeschehen bei. 

Fazit

Die zweite Staffel von "You Are Wanted" hat insgesamt nachgelassen. Es gibt keinen roten Faden und durch das Einführen von vielen Gegenspielern, wird die Handlung sehr unübersichtlich. Zudem wird nicht klar, worauf die Geschichte hinauslaufen soll und keiner der Handlungsstränge ist wirklich spannend oder mitreißend. Außerdem gibt es überhaupt keine überraschenden Wendungen. Viele der Charaktere, vor allem die Gegner, bleiben zu flach und uninteressant. Zusätzlich werden irrelevante Rückblicke verwendet, die weder den Charakteren noch der Handlung etwas geben. Durch all diese Aspekte kommt die Staffel kaum in Fahrt und ist deutlich weniger spannend und unterhaltsam als die erste.


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Dienstag, 22. Mai 2018

Blindspot: Staffel 3, Folge 22 (Staffelfinale) - Kurzrezension [D/E]

The following review of the "Blindspot" season 3 finale "In Memory" (S03E22) is also available in English. Please scroll down for the English version.

Deutsch


- Der folgende Text enthält Spoiler -

Worum geht es?

In der vorherigen Folge hat Roman (Luke Mitchell) versucht, einen Anschlag auf das UN-Gebäude zu verüben und die Staatsoberhäupter zweier verfeindeter Länder zu töten. Das FBI-Team um Assistant Director Edgar Reade (Rob Brown) konnte jedoch beides verhindern und genug Beweise sammeln, um Hank Crawford (David Morse) mit den geplanten Taten in Verbindung zu bringen. Doch der ist auf der Flucht. Patterson (Ashley Johnson, Spooked) und Rich Dotcom (Ennis Esmer) entschlüsseln ein weiteres von Romans Rätseln, das auf einen Ort in seinem und Jane Does (Jaimie Alexander) Heimatland Südafrika deutet. Jane und Kurt Weller (Sullivan Stapleton) setzen Blake Crawford (Tori Anderson) unter Druck, die ihnen erzählt, dass ihr Vater Roman nach Südafrika gefolgt ist, um sich an ihm zu rächen. Reade, Jane und Weller machen sich auf den Weg, um die beiden endlich festzunehmen.


Meine Meinung in drei Punkten

1. Zapata als mögliche Antagonistin in Staffel 4

Richtig cooler und passender Übergangseffekt! 
Foto: Screenshot
Es ist in Europa durch Zeitverschiebung und NBC-Ländersperre kaum möglich, die aktuellen "Blindspot"-Folgen live zu sehen. Dementsprechend habe ich mir stattdessen mitten in der Nacht die Live-Tweets durchgelesen und gefeiert, dass ich mit all meinen Vermutungen der letzten Folgen richtig lag! Ich hatte ehrlich befürchtet, dass die Drehbuchautoren Zapatas "Mein Funkgerät ist kaputt"-Szene mit Blake vergessen haben. Aber nein, tatsächlich war es genauso, wie ich es in der damaligen und der Rezension letzte Woche vermutet habe: Blake wusste seit Wochen, wer Roman wirklich ist und was er und ihr Vater vorhaben, weil sie mit Tasha (Audrey Esparza) unter einer Decke steckt. Die Frage ist nur: Arbeitet Zapata noch immer für die CIA und die Kündigung soll ihre geheime Mission verschleiern oder will sie die Welt auf eigene Faust "verändern" (Zapata: "This is how we take the power back. This is how we change the world." Blake: "I know, I'm just not sure I'm cut out for what comes next." Zapata: "That's okay. I am.")? Die Geschichte erinnert stark an Bordens Enttarnung als Maulwurf in der zweiten Staffel. Die damalige Folge begann mit ihm und Patterson, wie sie glücklich im Bett geflirtet haben. "Defection" beginnt mit einem morgendlichen Flirt zwischen Tasha und Reade. Beide Folgen enden dann mit den (vermeintlich) abtrünnigen Charakteren, wie sie mit kaltem Blick und ohne Mimik einen brutalen oder wahnsinnigen Plan andeuten. Der Vergleich ist umso signifikanter, wenn man bedenkt, dass zu Beginn der ersten Staffel geplant war, dass Zapata der Maulwurf sein sollte. Eine Rolle, die letztendlich von Borden übernommen wurde. Ich persönlich denke nicht, dass Tasha wirklich eine Antagonistin wird. Entweder agiert sie im Auftrag der CIA (Das würde die sehr inszeniert und aufgesagt wirkende Kündigungsszene erklären.) oder sie hat eine ziemlich dumme, eigenmächtige Entscheidung getroffen, aber aus noblen Gründen. Es gibt jedoch schon einen kleinen Hinweis, dass sie irgendwann zum Team zurückkehren wird: Serien-Erfinder Martin Gero hat in einem Interview gesagt, dass er es toll fände, wenn Reade und Zapata ein Paar werden würden. Er hoffe, dass sie [er und die Drehbuchautoren] diesen Punkt erreichen würden, jedoch nicht am Anfang der nächsten Staffel. Sollte Tasha tatsächlich die Seiten gewechselt haben, wäre das vermutlich keine Option mehr. Sie hat gegenüber Reade sogar selbst mehrmals angedeutet, dass der Zeitpunkt schlecht wäre - nicht ihre romantische Beziehung an sich ("You're my best friend and I love you. But I don't want to lose you, because we tried this at the wrong time."). Dazu passt der coole Effekt nach Tashas Gespräch mit Blake: Eine Überblende zwischen ihrem und Reades Gesicht, sodass es aussieht, als würden sich die beiden gegenüberstehen. Ich denke, das Ende soll wirken, als habe Zapata die Seiten gewechselt, aber irgendwann wird es in Staffel vier einen Twist geben, der entweder ihre Sichtweise ändert (sollte sie wirklich an den Plan glauben) oder eine geheime CIA-Mission enthüllt. Egal, was es werden wird, das Gespann Tasha-Blake und ihr Vorhaben sind das Einzige, was mich tatsächlich neugierig auf die neuen Folgen macht.

2. Remi als mögliche Antagonistin in Staffel 4

Hier ist direkt ein Beispiel für eine Nebenhandlung, die mich so gar nicht interessiert. Am Ende der Folge stellt sich heraus, dass Janes plötzliches Unwohlsein und ihre Schwindelanfälle die Symptome einer ZIP-Vergiftung sind. Darum handelt es sich auch bei Romans mysteriöser Krankheit. Viel mehr erfährt der Zuschauer nicht. Die zentrale Frage wird beispielsweise nicht beantwortet: Wieso hatte Jane nicht schon vor Monaten oder Jahren Symptome, obwohl sie eine viel höhere Dosis ZIP für eine viel längere Zeit im Körper hatte als ihr Bruder? Vermutlich wird Patterson in der vierten Staffel irgendeine hanebüchene Erklärung dafür finden oder die Drehbuchautoren hoffen einfach, dass die Zuschauer diese Frage durch den "Schock" vergessen. Denn nachdem Jane ohnmächtig geworden ist, wacht sie als "Remi" wieder auf: Ihre Erinnerungen hören zu dem Zeitpunkt auf, als ihr Gedächtnis von Sandstorm gelöscht wurde. Die vergangenen drei Jahre als "Jane" sind weg. Es ist ermüdend, dass die Geschichte wieder ausgegraben wurde. Schon Romans ZIP-Gedächtnisverlust in der zweiten Staffel fühlte sich zu repetitiv an. Jetzt geht es also wieder darum, dass sich jemand in einer ihm fremden Welt zurechtfinden muss, weil er keine Erinnerungen mehr hat. Vor allem hat Martin Gero angegeben, dass es zwischen der dritten und der vierte Staffel einen Zeitsprung von etwa zwei bis drei Monaten geben wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Team in der ersten neuen Folge bereits herausgefunden hat, was mit Jane los ist, denn damit würden die Drehbuchautoren dem Zuschauer die spannendste Stelle vorenthalten. Also wird es vermutlich so kommen, dass Remi Reade, Weller, Patterson und Rich tatsächlich wochenlang vorspielen kann, sie sei Jane. Ich hoffe wirklich, dass das nicht der Fall sein wird, denn das wäre sogar für "Blindspot"-Verhältnisse zu unglaubwürdig. Zwar hat Sandstorm das Leben der FBI-Agenten extrem genau studiert, aber nur durch Beobachtungen wird Remi nicht die drei Jahre nachholen können, die ihr fehlen. Sollten die anderen also tatsächlich nicht merken, was geschieht, ist das schlicht und ergreifend ein schlecht geschriebenes Drehbuch. Dramatisch-bedeutungsschwere Reden gibt es übrigens auch im Überfluss (Jane: "South Africa is where this all started and now he's [Roman, Anm. d. Red.] bringing me home to finish it."). Als wäre diese Enthüllung nicht schon melodramatisch genug, gibt es plötzlich auch noch Komplikationen mit Kurts Schusswunde und er schwebt in Lebensgefahr - nachdem er fast problemlos herumgelaufen und von Kapstadt nach New York geflogen ist. Außerdem: Obwohl Jane und Weller beide im Krankenhaus liegen, werden weder Zapata noch Janes Tochter Avery erwähnt. Haben Reade, Patterson und Rich nicht versucht die beiden zu kontaktieren beziehungsweise wundern sie sich nicht, dass die zwei nicht da sind? An dieser Nebenhandlung gab es für mich nur einen positiven Aspekt: Remis kleines, böses Lächeln in der letzten Szene, als sie an Kurts Krankenbett erkennt, dass sie das FBI-Team erfolgreich infiltriert hat.

3. Hektisches Ende mit vielen Fehlern

Reicht Jane Does Geschichte für eine weitere Staffel?
Foto: NBC
Das Finale an sich hat mich genauso sehr enttäuscht wie die lahme "Remi ist zurück"-Wendung. Einerseits verhalten sich die Antagonisten furchtbar naiv und dumm, beispielsweise telefoniert Crawford mit seiner Anwältin, obwohl er wissen müsste, dass ihr Gespräch mit Sicherheit abgehört wird. Andererseits gibt es unglaublich viele Anschluss- und Logikfehler. Ich nenne hier nur eine Handvoll, da dieser Post sonst länger werden würde als die vorherigen 21 Rezensionen der dritten Staffel zusammen. Einige Unstimmigkeiten sind noch vertretbar, zum Beispiel, dass der Flug von New York nach Kapstadt nur ein paar Minuten dauern kann, da der komplette Aufenthalt in Afrika, inklusive Hin- und Rückflug, am selben Tag spielt. Zeitverschiebung scheint auch nicht zu existieren. Zwar gibt es Serien wie "Sense 8", die solche Unterschiede berücksichtigen, jedoch ist es akzeptabel, wenn sie ignoriert werden, um die Produktion zu vereinfachen. "Möglichst einfach" scheinen auch die Drehbuchautoren gedacht zu haben, als sie die Geschichte um Hank Crawford halbwegs aufgelöst haben. Dafür, dass er der große, böse Antagonist der gesamten Staffel war, ist sein Ende relativ unspektakulär und wirkt sehr konstruiert. Die Erklärung, wieso Roman ihn nun doch hintergeht, ist recht schwammig und Crawfords eigentlicher Plan wurde immer noch nicht vollständig enthüllt. Dass seine Idee, 50 Millionen Kinder auf brutale Art zu gehorsamen Soldaten zu erziehen, völliger Schwachsinn ist, muss wohl nicht erwähnt werden (Crawford zu Roman: "I was on a mission. And sometimes our missions turn us into monsters. How many others did you hurt along the way, Tom? How many lives did you destroy?"). Es wird auch nicht aufgeklärt, weshalb ein südafrikanischer Polizist auf Reade und Weller geschossen hat. Zu den offenen Fragen und Unstimmigkeiten in der Geschichte kommen außerdem noch einige sehr plumpe Versuche der Drehbuchautoren, die Gedanken des Zuschauers in eine bestimmte Richtung zu lenken. Nachdem Jane ohnmächtig geworden ist, weigert sie sich ins Krankenhaus zu gehen und denkt, sie sei schwanger - ohne irgendeinen Beweis zu haben. Nach allem, was die fünf Hauptcharaktere körperlich bereits durchmachen mussten, ist es mehr als unlogisch, dass Jane voreilige Schlüsse zieht und auch noch allen von ihrer Vermutung erzählt, ohne es sicher zu wissen. Das Ganze wirkt einfach nur wie ein billiger Versuch, positive Stimmung zu erzeugen, damit der "Remi ist zurück"-Twist die Zuschauer umso mehr schockt. Zuerst versucht Jane ihren Zusammenbruch mit der Behauptung zu erklären, ihr Funkgerät sei kaputt gewesen und sie habe das Kommando ihrer Teamkameraden nicht gehört. Später konfrontiert Patterson sie mit der Tatsache, dass das nicht sein könne: Sie habe alle Geräte ausgetauscht, nachdem Zapatas bei der Gala ausgefallen sei. Ein ziemlicher offensichtlicher Wink mit dem Zaunpfahl an die Zuschauer, die sich nicht mehr an Tashas Gespräch mit Blake in Folge 17 erinnern und so das ganze Finale zwischen Blake, Roman und Zapata nicht verstehen würden. Eine Serie, die immerzu versucht, unvorhergesehen und mysteriös zu sein, sollte so etwas Offensichtliches wirklich vermeiden. 

Fazit

"In Memory" ist das enttäuschende Finale einer enttäuschenden Staffel. In den letzten Wochen gab es unglaublich viele Füller-Episoden, die kaum etwas zur staffelübergreifenden Geschichte beigetragen haben. Nun geht plötzlich alles ganz schnell. Der Zuschauer bekommt halb gehangene Erklärungen an den Kopf geworfen, die nicht stimmig sind und mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten. Es wird zwar keine Handlung wirklich abgeschlossen, dafür werden gleich mehrere neue eröffnet, die entweder schon meilenweit vorhersehbar waren oder völlig abgedroschen sind. Es scheint so, als wird es nur vielversprechende Geschichte in der vierten Staffel geben. Ich werde die neuen Folgen gucken, muss aber zu meiner großen Enttäuschung zugeben, dass ich nicht einmal mehr ansatzweise so begeistert von "Blindspot" bin, wie ich es nach der zweiten Staffel war (klickt hier für meinen damals erschienenen Post "Why I love Blindspot").


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English


- The following text contains spoilers -

What was it about?

In last week's episode "Defection" Roman (Luke Mitchell) wanted to attack the UN building and kill the heads of two hostile countries. FBI Assistant Director Edgar Reade (Rob Brown) and his team were able to prevent both and gather enough to link Hank Crawford (David Morse) to the planned crimes. But he's on the run. Patterson (Ashley Johnson, Spooked) and Rich Dotcom (Ennis Esmer) solve another one of Roman's riddles which leads them to a place in his and Jane Doe's (Jaimie Alexander) home country South Africa. Jane and Kurt Weller (Sullivan Stapleton) put pressure on Blake Crawford (Tori Anderson) until she reveals that her father followed Roman to South Africa in order to get his revenge. Reade, Jane and Weller hit the road, hoping to finally arrest the two.


My opinion in three points

1. Zapata as a possible season 4 antagonist

A pretty cool and fitting transition effect!
Photo: Screenshot
Due to time difference and the NBC-country barrier it's almost impossible for Europeans to watch the new "Blindspot" episodes live. Therefore I read the live tweets in the middle of the night instead and celebrated that all my assumptions during the last few weeks were right! I honestly thought the writers forgot about Zapata's "my com ist broken" scene with Blake. But no, it was exactly like I predicted in episode 17's and last week's review: Blake has known for weeks who Roman really is and what he and her father are planning, because she is working with Tasha (Audrey Esparza). Now the question is: Is Zapata still working for the CIA and her dismissal is supposed to cover up the secret mission or is she going rogue (Zapata: "This is how we take the power back. This is how we change the world." Blake: "I know, I'm just not sure I'm cut out for what comes next." Zapata: "That's okay. I am.")? The story reminds me of Borden's unmasking as a mole during the second season. That episode began with him and Patterson happily flirting in bed. "Defection" starts with a morning flirt between Tasha and Reade. Both episodes end with the (allegedly) rogue character hinting their brutal or insane plan with a glacial stare and no facial expressions. The comparison is even more significant when one considers that in the beginning of the first season Zapata was supposed to become the mole. A role which was later passed on to Borden. I don't think Zapata will actually be an antagonist. She's either operating on behalf of the CIA (Which would explain why the dismissal scene felt so staged and recited.) or she made a pretty stupid, unauthorized decision, but for noble reasons. There's a small hint that she'll be back with the team eventually: Series creator Martin Gero said in an interview that he would love if Reade and Zapata got together. He hops that they [him and the writers] will get the characters there eventually, but not in the beginning of the next season. If Tasha actually switched sides that probably wouldn't be an option anymore. She even told Reade multiple times that the timing was bad - not their romantic relationship itself ("You're my best friend and I love you. But I don't want to lose you, because we tried this at the wrong time."). There's a pretty cool effect after Tasha's talk with Blake that fits this theory: A transition between her and Reade's faces that makes it look like they are looking at each other. I think the end is supposed to make the viewer believe that Zapata switched sides, but there's going to be a twist in season four where she either changes her mind (if she actually believed in the plan) or a secret CIA mission is revealed. Either way the Tasha-Blake duo and their scheme are the only things actually making me curious about the new episodes.

2. Remi as a possible season 4 antagonist

This is an example of a plot I'm absolutely not interested in. At the end of the episode it turns out that Jane's sudden discomfort and dizziness are symptoms of a ZIP poisoning, which is also Roman's mysterious illness. That's basically everything the viewer is told about the matter. Not even the key question is answered: Why didn't Jane have the symptoms months or years earlier, even though she had a way higher dose of ZIP way longer in her system than her brother? Patterson is probably going to find some absurd explanation during the fourth season or the writers hope the viewers will be so "shocked" that they will forget about it. Because after Jane passed out, she wakes up as "Remi": Her memories end at the moment her mind was erased by Sandstorm. The past three years as "Jane" are gone. It's tiring to see the story being dug up once again. Roman's ZIP amnesia during the second season already felt repetitive. Now there's another story about someone having to find their way in a strange world, because they're missing all their memories. Martin Gero said there'll be a two to three months time leap between the third and the fourth season. I can't imagine the team has already found out what happenend to Jane by the time the first episode airs, because the writers would withhold the most interesting scene. So Remi will probably somehow manage to convince Reade, Weller, Patterson and Rich for weeks that she's Jane. I really hope that's not the case, because that would be too implausible even by "Blindspot" standards. Sandstorm studied the FBI agents' lives pretty closely, but there's no way Remi would be able to make up for the three missing years only by observing them. So if the others actually won't recognize what's happening, that's bad writing. By the way: There are also some dramatic-momentous speeches (Jane: "South Africa is where this all started and now he's [Roman, editor's note] bringing me home to finish it."). As if this revelation wasn't melodramatic enough there's suddenly some complications with Kurt's bullet wound, putting him in critical condition - after walking aroung almost problem-free and flying from Cape Town to New York. In addition: Even though Jane and Weller are both in the hospital, neither Zapata nor Jane's daughter Avery are mentioned. Didn't Reade, Patterson and Rich try to contact them alternatively aren't they surprised the two are not there? For me there's only one positive aspect in this subplot: Remi's small, evil smile in the last scene where she sits at Kurt's sickbed and realizes she successfully infiltrated the FBI team.

3. Hectic end with lots of mistakes 

Is there enough Jane-Doe-story for another season?
Photo: NBC
The finale itself disappointed me just as much as the lame "Remi is back" twist. For one thing the antagonists are incredibly naive and stupid. For example: Crawford talks to his lawyer on the phone even though he should know their talk is probably being intercepted. At the same time there are many continuity and logic errors. I'm only going to name a few otherwise this post will be longer than all of the previous 21 season three reviews combined. Some inconsistencies are justifiable like the flight from New York to Cape Town probably one lasting a few minutes, because their entire stay in Africa, including outward and inward flight, happens on the same day. Apparently there's also no time difference. There are some TV shows like "Sense 8" which consider such distinctions, but it's acceptable to ignore those to simplify the production. "Make it simple" was apparently the writers' motto when they tried to unwind Hank Crawford's story. He was supposed to be this season's big, evil antagonist, but his end was really underwhelming and spurious. The explanation why Roman suddenly decided to betray him was very vague and Crawford's final plan was still not fully revealed. There's no need to mention that his idea to use brutality in order to bring 50 million children up to be obedient soldiers is pure bullshit (Crawford zu Roman: "I was on a mission. And sometimes our missions turn us into monsters. How many others did you hurt along the way, Tom? How many lives did you destroy?"). It's also not explained why one of the South African policemen tried to kill Reade and Weller. In addition to the unanswered questions and the story's inconsistencies the writers also make some clumsy attempts to lead the viewer's thoughts into a certain direction. After Jane has passed out, she refuses to go to the hospital and thinks she's pregnant - without having any proof. After all the five main characters had to go through physically it's highly implausible Jane would jump to conclusions and tell everyone about her assumption without knowing anything for sure. The entire thing feels like a cheap attempt to create a positive mood, so the viewers will be even more shocked about the "Remi is back" twist. At first Jane tries to hide her collapse by claiming her radio device failed, so she didn't hear her team-mate's order. Later Patterson confronts her by stating that's not possible, because she switched out all of the gadgets after Zapata's failed at the gala. That's a pretty broad hint for all the viewers who don't remember Tasha's talk with Blake in episode 17 and therefore wouldn't understand the finale between Blake, Roman and Zapata. A TV series that's trying so hard to be unexpected and mysterious should really avoid something that obvious.

Conclusion

"In Memory" is the disappointing finale of a disappointing season. There were many filler episodes within the last few weeks which contributed nothing to the overall storyline. Suddenly everything happens really fast. The viewers are confonted with some spiritless, partial explanations which raise more questions than they answer. Not a single plot is actually concluded, instead a few new ones are added which were either very predictable or are totally trite. It looks like there's only going to be one promising story within the fourth season. I'll watch the new episodes, but to my great disappointment I have to admit that I'm not even remotely as excited about "Blindspot" now as I was after the second season (click here for my then published post "Why I love Blindspot").


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Samstag, 19. Mai 2018

Tatort: Wer jetzt allein ist - Rezension

Der Mord zum Sonntag hat Tradition, deshalb sind auch wir mit Rezension und Live-Tweets (@WatchReadTalkdabei.


Die 22-jährige Doro Meisner (Svenja Jung) wird auf dem Rückweg von einer Party erdrosselt. Ihre geschockte WG-Mitbewohnerin Laura Nix (Kyra Sophia Kahre) berichtet den Dresdner Kommissarinnen Henni Sieland (Alwara Höfels, Allein gegen die Zeit) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski), dass Doro schon länger verfolgt wurde. Sie hatte sich unter dem Usernamen "Birdy" in einem Datingportal angemeldet, derselbe Account wurde später benutzt, um liebestolle Männer um eine Menge Geld zu bringen. Die Betrogenen hatten sich daraufhin als "Vogeljäger" zusammengetan und Jagd auf Doro gemacht. In den Verhören kristallisieren sich zwei Verdächtige heraus: Petrick Wenzel (Aleksandar Jovanovic, Tatort: Gott ist auch nur ein Mensch), der zurückgezogen mit seiner kranken Mutter zusammenlebt und Andreas Koch (Daniel Donskoy, Sankt Maik), ein vermögender, alleinstehender Unternehmer. Da Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel (Martin Brambach, Das Leben danach) auf handfeste Beweise pocht, verabreden sich die Ermittlerinnen unerlaubterweise privat mit den Männern. Damit bringen sie sich in große Gefahr, denn während Sieland von Wenzel bedrängt wird, entwickelt Gorniak Gefühle für Koch.

Starke Schwankungen in jeder Hinsicht

Datet Gorniak einen Mörder?
Foto: MDR
"Déjà-vu", der vorherige Fall aus Dresden, war einer der besten "Tatorte" der letzten Jahre - spannend, berührend, toll gespielt und eindrücklich. An dieses sehr hohe Niveau knüpft "Wer jetzt allein ist" nicht an, was vor allem an den schwachen Kommissarinnen und einigen Logikschwächen liegt. Doch dazu später mehr. Im Vergleich zu anderen Folgen des Ermittlerteams, wie beispielsweise "Level X" und "Auge um Auge", steht der Krimi zum Thema Online-Dating nämlich noch recht gut da. Hauptgrund ist die durchgängig düstere, bedrückende Atmosphäre. In der ersten Szene ruft das spätere Mordopfer ihre Mitbewohnerin an und flüstert ängstlich, dass einer ihrer Verfolger aufgetaucht sei und sie panische Angst habe. Später sieht der Zuschauer dann ihren Todeskampf in voller Länge, um wenige Minuten später noch doppelt und dreifach versichert zu bekommen, dass der Mord brutal war (Falko Lammert (Peter Trabner): "Die Halsschlagader, die ist quasi geplatzt." Sieland: "Da war jemand wütend." Lammert: "Aber richtig." Sieland: "Massive Gewalteinwirkung, oder?" Lammert: "Da hat jemand richtig geackert!") Im weiteren Verlauf des Krimis spielt Drehbuchautor Erol Yesilkaya mit sehr realistischen Gruselelementen - sei es ein Eindringling in den eigenen vier Wänden, von einem Fremden bedrängt zu werden oder schlicht Dunkelheit (Der Verhörraum hat den Charme eines schwarzen Lochs.). Das Thema Online-Dating passt sehr gut zu diesem Ansatz. Yesilkaya vermeidet es, den Zuschauer mit erhobenem Zeigefinger vor den Gefahren des Treffens mit Fremden zu warnen. Die Botschaft des "Tatorts" scheint eher zu sein, dass man auf den ersten Blick nicht wissen kann, was sich unter der Oberfläche eines Menschen verbirgt. So erleben beide Kommissarinnen bei ihren Verabredungen sympathische, aber auch unheimliche Momente, die viele Interpretationsmöglichkeiten lassen. Sieland und Gorniak sind weniger komplex. Erstere befragt ihr Date extrem auffällig zu den "Vogelfängern" und lässt sich wie eine Anfängerin beim "heimlichen" Durchsuchen des Hauses ertappen. Letztere wirkt wie ein Zombie - überhaupt nicht bei der Sache und sehr passiv. Das plötzliche, romantische Interesse an Koch habe ich ihr beim besten Willen nicht abgenommen. Die Kommissarin wirkt eher, als wolle sie die ganze Zeit genervt flüchten. Diese Entwicklung ist schade, denn eigentlich mag ich das Team aus Dresden sehr gerne. Ihre Fälle waren meistens durchschnittlich, aber die beiden Ermittlerinnen konnten immer durch ihre effiziente, logische Arbeitsweise und ihren trockenen Humor überzeugen. Diesmal wirken sie sehr unausgereift, und eckig - besonders auffällig ist ihre ungewöhnlich schleppende Sprechweise, zum Teil gibt es sogar Pausen zwischen einzelnen Wörtern. In dieser Hinsicht ist besonders der Schluss eine Enttäuschung. Für Alwara Höfels war es ihr letzter Einsatz als "Tatort"-Ermittlerin Henni Sieland. Ihre Verabschiedung fällt sehr schmucklos, unspektakulär und steif aus - im Gegensatz zur offiziellen Erklärung ihres Ausstiegs. Im Gespräch mit BILD gab sie an, dass "unterschiedliche Auffassungen zum Arbeitsprozess und ein fehlender künstlerischer Konsens" sie zu ihrer Entscheidung bewegt hätten, da sie sonst ihre "Verantwortung als Künstlerin" gefährdet gesehen hätte.

Charme statt Logik

Schnabel (r.) ist kein gewöhnlicher "Babysitter"
Foto: MDR
Während die Kommissarinnen seltsam steif und unnahbar bleiben, blühen zwei andere Charaktere auf: Kommissariatsleiter Schnabel und Gorniaks pubertierender Sohn Aaron (Alessandro Schuster). Beide sind bislang eher anstrengende Figuren gewesen. Schnabel hat sich mit seinen Pegida-nahen Aussagen nicht nur bei Sieland unbeliebt gemacht, während Aaron vor allem dazu da war, seiner Mutter irgendeine Art von Hintergrundgeschichte zu geben. In "Wer jetzt alleine ist" haben die beiden ihre eigene kleine Nebenhandlung, die mit ihrem locker-lustigen Unterton in krassem Gegensatz zur düsteren Krimigeschichte steht: Gorniak hat ihrem Sohn einen Konzertbesuch verboten, nachdem er eine schlechte Note in Mathe geschrieben hatte. Damit er sich nicht während ihres nächtlichen Dates mit Andreas Koch davonschleicht, soll Schnabel auf den Teenager aufpassen. Der konservative Kommissariatsleiter hat in der Vergangenheit (z.B. "Tatort: Level X") bereits mehrfach bewiesen, dass er nicht wirklich viel mit jungen Menschen, Technik und modernen Entwicklungen anfangen kann. In "Wer jetzt allein ist" zeigt Schabel jedoch eine andere Seite von sich. Mit Geduld und einer guten Portion Humor dringt er zu Aaron durch und baut so etwas wie eine väterliche Freundschaft auf - trotz unterschiedlicher Ansichten (Aaron: "Sagen Sie, die Mucke von vorhin, die hören Sie aber nicht privat, oder? Die ist doch nur zum Foltern." Schnabel: "Peter Alexander entspannt mich."). Zugegeben, die Geschichte trägt nichts zur Handlung bei und wirkt teilweise etwas abgedroschen, beispielsweise, wenn Schnabel Aaron mit Handschellen an den Tisch fesselt, damit der seine Matheaufgaben erledigt. Dennoch ist die charmante, kleine Nebengeschichte ein Highlight der Folge, da das Zusammenspiel der Charaktere deutlich ungezwungener wirkt, als an den anderen Schauplätzen.
Die Ermittler sind selten einer Meinung
Foto: MDR
Bis ins Revier reicht Schnabels neu gefundene Gelassenheit dann doch nicht. Er findet heraus, dass ein Polizist scheinbar Informationen an die Presse weitergegeben hat, wodurch die Mitbewohnerin des Mordopfers in Lebensgefahr gerät. Anstelle aber etwas zu unternehmen, um sie zu schützen, wartet er lieber auf die beiden Kommissarinnen, um sie anzuschnauzen. Es gibt leider noch mehrere andere Unstimmigkeiten und Logiklöcher. Am meisten hat mich geärgert, dass kaum darauf eingegangen wurde, wer nun eigentlich die "Vogeljäger" mit Doros Account um ihr Geld betrogen hat. Schon zu Beginn des Krimis beschuldigen die Kommissarinnen den Betreiber der Dating-Seite (Bernd-Christian Althoff). Danach wird gar nicht mehr in diese Richtung ermittelt, stattdessen sind sich die Ermittler sicher, dass der Mörder unter den Chatpartnern zu finden ist. Ebenso schnell wird die Zahl der Verdächtigen dann von zehn auf zwei eingegrenzt. Wie es Laura Nix geschafft hat, dem Angriff zu entgehen und was es mit den Murmeln auf sich hatte (Kann hier aus Spoiler-Gründen nicht ins Detail gehen.), erfährt der Zuschauer ebenfalls nicht. Die Ermittlungen wirken sehr lückenhaft und ziellos, so als sei die Handlung eigentlich eine Mischung aus Drama und Thriller gewesen, aus der plötzlich doch ein Krimi werden sollte. Besonders enttäuschend ist in dieser Hinsicht die Auflösung, da das Motiv des Täters nicht abschließend geklärt wird. Stattdessen werden noch mehr Fragen aufgeworfen, auf die es keine Antworten gibt.

Fazit

"Wer jetzt allein ist" rangiert sowohl bei den Dresdner Folgen, als auch beim "Tatort" insgesamt im Mittelfeld. Das liegt vor allem an den Kommissarinnen. Sonst sind sie aufgeweckt, engagiert und haben ihren eigenen Kopf. Diesmal wirken sie müde, uninspiriert und lustlos. Angesichts des vielversprechenden, unheimlichen Undercover-Einsatzes ist das sehr schade. Da der Elan der Ermittlerinnen fehlt, bleibt das meiste Potenzial des Falls ungenutzt. Dabei ist er durch die bedrohliche Stimmung und die düsteren Kameraeinstellungen durchgehend spannend und macht neugierig auf das Ende. Die Auflösung lässt den Zuschauer dann allerdings unbefriedigt zurück, da einige Wendungen und das Motiv des Täters nicht wirklich aufgeklärt werden und somit viele Fragen offen bleiben. Die beunruhigende Atmosphäre und die in krassen Gegensatz dazu stehende ungezwungene, humoristische Nebenhandlung machen diesen "Tatort" dennoch sehenswert.


Nächste Woche kommt der "Tatort" wieder wie gewohnt am Sonntag. In "Schlangengrube" müssen die Münsteraner Kommissare Frank Thiel (Axel Prahl) und Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter) in den eigenen Reihen ermitteln, denn das Todesopfer hatte Streit mit Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann). 

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Donnerstag, 17. Mai 2018

Netflix Original Filme - Kurzrezensionen (Teil 4)

Mittlerweile gibt es nicht nur Filme fürs Kino oder Fernsehen. "Netflix" hat vor einigen Jahren ebenfalls damit begonnen, eigene Produktionen zu veröffentlichen. Das Angebot des Streaming-Anbieters beschränkt sich also nicht nur auf "Netflix Original"-Serien, sondern enthält auch eine wachsende Zahl an Filmen. Im den vorherigen Teilen (hier geht's zu Teil 1, Teil 2 und Teil 3) haben wir bereits Titel wie "Little Evil", "Open House" oder "iBoy" vorgestellt und bewertet. In diesem Post folgen drei weitere. 


Kodachrome

Ein gutes, wenn auch chaotisches Trio
Foto: Netflix
Matt Ryder (Jason Sudeikis) ist Musikexperte bei einem unabhängigen Label, allerdings steht er kurz davor, seinen Job zu verlieren. Am selben Tag bekommt er Besuch von einer Frau namens Zoe (Elizabeth Olsen, Avengers: Infinity War). Sie erzählt ihm, dass sie für seinen Vater Ben (Ed Harris) arbeitet, zu dem er schon lange ein schlechtes Verhältnis hat. Doch Ben möchte seinen Sohn noch ein letztes Mal sehen, denn er ist schwer an Krebs erkrankt. Matt sträubt sich zuerst, aber letztendlich stimmt er zu. Grund dafür ist vor allem, dass er als "Gegenleistung" die Chance bekommt, die angesagte Band "Spare 7" zu treffen und für sein Label zu gewinnen. Ben hat einen besonderen Wunsch: Er besitzt aus seiner Zeit als bekannter Fotograf und Filmemacher noch einige unentwickelte Filmrollen von Kodak Kodachrome, die nur noch bei "Dwayne's Photo" in Parson, Kansas entwickelt werden können. So machen sich Matt, Ben und Zoe auf eine fünftägige Reise mit dem Auto, um Ben seinen letzten Wunsch zu erfüllen. In dieser Zeit muss sich Matt damit auseinandersetzen, dass sein Vater, für den er eigentlich nichts mehr übrig hat, bald nicht mehr da sein wird. 
Dieser Film hat mir von den Dreien, die ich hier rezensiere, am besten gefallen. Der Zuschauer kann der Geschichte gut folgen, da sie einen strukturierten Aufbau und einen roten Faden hat. Allerdings hält sie auch keine wirklichen Überraschungen bereit, obwohl ich die Idee der Reise zum letzten Laden, der die Filmrollen entwickeln kann, ganz schön finde. Es ist vor allem interessant, dass das Drehbuch von einem Zeitungsartikel mit dem Titel "For Kodachrome Fans, Road Ends at Photo Lab in Kansas" inspiriert ist. Die Handlung ist aber insgesamt wenig originell und es passiert nichts, was ich nicht habe kommen sehen. Das hat mir hier aber kaum etwas ausgemacht, da die Charaktere der vorhersehbaren Geschichte den Charme geben. Sie sind vielschichtig genug, dass es nicht langweilig wird, ihren Roadtrip zu verfolgen. Außerdem haben alle drei eine gute Dynamik und geben ein unterhaltsames Trio ab. Da es hier um einen Mann geht, der kurz vor seinem Tod steht, erwarten den Zuschauer ebenfalls ergreifende Momente. Die sind nicht überzogen, sondern wirken sehr ehrlich und glaubwürdig. In einer Szene treffen die Protagonisten auf eine Gruppe junger Fotografen, die Bens Werke kennen und bewundern. In diesem Moment blüht er richtig auf und der Zuschauer spürt, wie sehr er seine Arbeit geliebt hat. Gleichzeitig ist in seinen Augen auch eine Trauer erkennbar, so als ob er gerade verstehen würde, dass er bald nie wieder das machen kann, wofür er gebrannt hat. Generell spielt Ed Harris die Rolle des todkranken Ben sehr überzeugend. Zwischen seinem zynischen und arroganten Verhalten lässt er immer wieder seine sentimentale Seite durchblitzen, die den Zuschauer berühren kann. Der einzige kleine Störfaktor ist für mich die Liebesgeschichte. Die ist ebenfalls schon meilenweit vorher ersichtlich, aber im Gegensatz zum Rest passt sie nicht wirklich in die Handlung. Sie wird aber an der richtigen Stelle in den Hintergrund gerückt, damit der Fokus auf der Beziehung zwischen Matt und seinem Vater liegt, was mir wiederum sehr gut gefallen hat. 


The Ritual

Schaffen sie es lebend aus dem Wald?
Foto: Netflix
Die Freunde Phil (Arsher Ali), Dom (Sam Troughton), Hutch (Robert James-Collier), Luke (Rafe Spall) und Rob (Paul Reid) planen einen gemeinsamen Trip. Letzterer hat die Idee, nach Schweden zu fahren, um dort zu wandern. Die anderen haben darauf allerdings nicht wirklich Lust. Noch am selben Abend wird Rob bei einem Überfall auf einen kleinen Laden umgebracht. Luke ist dabei, allerdings versteckt er sich vor Angst und kommt seinem Freund nicht zu Hilfe. Sechs Monate nach dem tragischen Ereignis entscheiden sich die zurückgebliebenen Vier doch dafür, nach Schweden zu reisen, um Robs Wunsch zu ehren. Der entspannte Wanderurlaub entpuppt sich allerdings bald als ein wahrer Horrortrip. Die Gruppe stößt auf einen ausgenommenen Elch, der von mysteriösen Symbolen umgeben ist. Daraufhin erleben sie verstörende Ereignisse, die wie ein Albtraum erscheinen, doch sehr real sind. Irgendetwas im Wald hat es auf sie abgesehen und will nicht, dass sie entkommen. 
Dieser Film hat definitiv einen Gruselfaktor. Vor allem die Ungewissheit, was dort draußen lauert, gibt dem Zuschauer ein mulmiges und unbehagliches Gefühl. Dabei wird das düstere Setting im Wald sehr gut genutzt, um die unheimliche Stimmung zu unterstreichen. Außerdem gibt es auch detaillierte Aufnahmen der grausam zugerichteten Toten, das fängt schon bei Robs Ermordung an. Besonders abstoßend ist aber eine Leiche, die an herausstehenden Ästen eines Baums aufgespießt wurde. Hinsichtlich des Horroraspekts ist "The Ritual" also wirklich gelungen. Allerdings hapert es dafür ziemlich an der Handlung. Die ist nämlich eher langweilig. Besonders die Szenen, in denen die Gruppe nur im Wald herumläuft und diskutiert, bremsen das Tempo des Films stark aus. Das liegt daran, dass die Charaktere alle sehr eindimensional sind und oftmals wie typische Figuren aus Horrorfilmen auftreten. Besonders den Protagonisten Luke sieht der Zuschauer die meiste Zeit nur verängstigt oder verwirrt in der Gegend herum starren. Letztendlich hat das auch dafür gesorgt, dass ich nicht mit ihnen mitgefiebert habe. Ungefähr zur Hälfte der Laufzeit nimmt der Film dann auch noch eine für Horrorfilme typische Wendung. Kleiner Hinweis: Sie sind nicht die einzigen Menschen im Wald... Leider fehlen auch jegliche Erklärungen, was genau es mit irgendetwas auf sich hat. Der Zuschauer muss alles einfach so hinnehmen. Beispielsweise das Wesen, das sie im Wald verfolgt: Es existiert, aber wieso genau und was es eigentlich wirklich will, wird vollkommen im Unklaren gelassen. Genauso verwirrend bleibt die Frage, was genau es mit ihnen macht. Es attackiert sie nicht direkt, sondern dringt irgendwie in ihre Gedanken ein. Trotzdem hinterlässt es aber sichtbare Spuren, ist also doch irgendwie physisch anwesend. Zumindest habe ich mir das so erklärt. Ob das so ist, wird nie geklärt. Dadurch fehlt der ganzen Geschichte einfach eine Grundlage und sie ist nicht wirklich rund. Das alles finde ich noch merkwürdiger, weil es sich um eine Buchverfilmung handelt. Zwar habe ich den gleichnamigen Roman von Adam Nevill nicht gelesen, aber ich kann mir nur schwer vorstellen, dass er mit genauso wenigen Erläuterungen auskommt wie diese Adaption. 


The Cloverfield Paradox

Paradox ist hier so einiges
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Die Energieversorgung auf der Erde neigt sich dem Ende. Um zu verhindern, dass bald alles lahmgelegt ist, wird ein Experiment durchgeführt. Das findet an Bord einer Raumstation statt, auf der sich Ava Hamilton (Gugu Mbatha-Raw), Kiel (David Oyelowo), Ernst Schmidt (Daniel Brühl, The First Avenger: Civil War), Monk Acosta (John Ortiz), Mundy (Chris O'Dowd, The Incredible Jessica James), Tam (Zhang Ziyi) und Volkov (Aksel Hennie) befinden. Mithilfe eines sogenannten Haldron-Teilchenbeschleunigers sollen sie eine stabile Energiezufuhr erzeugen, damit diese die Erde versorgen kann. Nach jahrelangen Fehlversuchen scheint es endlich geklappt zu haben. Doch das Ergebnis ist alles andere als erfreulich, denn die Gruppe auf der Raumstation kann die Erde nicht mehr finden. Sie ist verschwunden. Es stellt sich heraus, dass sie in eine alternative Realität gebracht wurden. Plötzlich passieren vollkommen unerklärliche Ereignisse, die das Leben des Teams in Gefahr bringen. Dann taucht auch noch die mysteriöse Mina Jensen (Elizabeth Debicki) in der Raumstation auf und behauptet, Teil der Crew zu sein. Der einzige Weg in ihre eigene Realität scheint über den Teilchenbeschleuniger zu sein. Wenn sie ihn noch einmal zum Laufen kriegen, könnten sie es zurückschaffen. Wenn sie bis dahin überleben. 
Dieser Film ist der dritte Teil der "Cloverfield"-Reihe (die anderen muss man nicht kennen, da es keinen direkten Zusammenhang gibt). Interessant ist dabei, dass die ersten zwei Teile im Kino liefen. Der Starttermin für "The Cloverfield Paradox" wurde hingegen mehrmals verschoben und letztendlich statt auf der großen Leinwand nur beim Streaming-Anbieter als "Netflix Original" veröffentlicht. Nachdem ich den Film gesehen habe, ist mir auch klar, warum. Zu Beginn war ich noch ganz optimistisch, denn die Geschichte fängt vielversprechend an. Es ist sofort erkennbar, dass es sich um eine hochwertige Produktion handelt, die - allein optisch betrachtet - fürs Kino gemacht ist. Auch die schauspielerischen Leistungen sind insgesamt vollkommen in Ordnung und während des Films nicht negativ aufgefallen. Da ich die vorherigen Teile nicht kenne, habe ich mir nur kurz durchgelesen, worum es grob geht. In beiden gibt es ein Monster bzw. Alien, das auf die Erde gelangt und die Menschen angreift. Daher dachte ich, dass es auch im dritten Teil um so ein Problem geht. Doch diese Fortsetzung hat eine vollkommen andere Handlung und die ist leider nicht sehr spannend oder unterhaltsam. Die meiste Zeit geht es um das Überleben der Charaktere im Weltall. Spätestens, nachdem die Raumstation in der alternativen Realität gelandet ist, wird der Film immer schlechter. Durch dieses Paradoxon gelten plötzlich vollkommen andere Regeln, die aber nirgends erklärt werden. Sprich: Hier ist alles möglich, egal wie abgedreht es ist. So gibt es eine Szene, in der ein menschlicher Arm ein Eigenleben hat und so lange gestikuliert, bis die Crew ihm einen Stift zum Schreiben gibt. Das wirkt vielmehr albern als unheimlich oder schockierend. Ich konnte keines von den merkwürdigen Ereignissen wirklich ernst nehmen, weil sie viel zu verrückt sind und nie erklärt werden. Der Film zeigt die meiste Zeit einfach nur, wie Mitglieder der Crew auf die merkwürdigsten Weisen attackiert werden oder ums Leben kommen. Der Feind ist quasi die alternative Realität, aber da nie klar wird, was überhaupt passiert, ist das nicht wirklich spannend. Der Film verliert sich in diesen Absurditäten und hat keinen wirklichen roten Faden. Besonders das letzte Drittel ist sehr wirr. Das Ende hat dann noch einen Cliffhanger, bei dem ich nur die Augen verdrehen konnte. Er kommt einfach aus dem Nichts und ist wirklich nur dafür da, um eine Geschichte für einen vierten Teil zu haben. Falls es eine Fortsetzung geben sollte, werde ich sie mir wahrscheinlich nicht anschauen. 


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