Sonntag, 29. April 2018

Polizeiruf 110: Demokratie stirbt in Finsternis - Rezension

Der Mord zum Sonntag hat Tradition, deshalb sind auch wir mit Rezension und Live-Tweets (@WatchReadTalkdabei.


Kommissarin Olga Lenski (Maria Simon) ist völlig verstört: Einbrecher haben sie und ihre kleine Tochter Alma nachts unbemerkt beim Schlafen gefilmt. Ihre Kollegen vom deutsch-polnischen Polizeirevier nehmen die Ermittlungen auf. Lenski ist jedoch mit den Nerven am Ende. Auf Anraten ihrer Mutter (Natalia Bobyleva) nimmt sie eine Auszeit und zieht auf einen abgelegenen Hof. Der Besitzer Lennard Kohlmorgen (Jürgen Vogel, Tatort: Der wüste Gobi) ist ein sogenannter "Prepper". Mit eigenem Windrad zur Stromversorgung, einem Schutzbunker unter dem Teppich und genug Vorräten für eine kleine Armee, ist er bestens auf einen etwaigen Weltuntergang vorbereitet. Seine Teenagertochter Ulrike (Sofie Eifertinger) rebelliert gegen das eigenbrötlerische Leben. Ihr kleiner Bruder Henry (Jona Eisenblätter) vermisst vor allem seine Mutter Valeska (Patrycia Ziolkowska), die die Familie vor Kurzem verlassen hat. Als Valeska tot aufgefunden wird, fragt sich Lenski, inwieweit sie Kohlmorgen, dem sie mittlerweile nähergekommen ist, trauen kann. Während ihr Kollege Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) wegen einer Befragung auf dem Hof ist, fällt bundesweit der Strom aus. In der Umgebung bricht Anarchie aus...

Hysterie. Verunsicherung. Dystopie. Albern.

Lenski ist ein emotionales Wrack
Foto: rbb
In dieser Sonntagskrimi-Saison gab es bereits einen kleinen Zombie-Ausbruch in Norddeutschland und einen paranormalen Spuk in Frankfurt. Nun geht es um den bevorstehenden Weltuntergang und die Folgen einer nationalen Krise - wie auch immer es das Zweite noch geben soll, wenn das Erste bereits eingetreten ist. Ganz nach dem Motto: "Unter dem Druck der Welt verschrumpeln unsere Seelen" (Ja, dieser Satz fällt tatsächlich...) lässt es dieser "Polizeiruf 110" bis kurz vor Ende relativ ruhig angehen. Lenski beobachtet meist stumm die Familienauseinandersetzungen auf dem Hof, während Raczek mit Engelsgeduld zwischen radikalen Weltverbesserern und Reichsbürger-ähnlichen Gruppierungen ermittelt. Spannung kommt erst in den letzten Minuten auf, dann aber mit richtig Kugeln, Feuer und Panik - als habe sich plötzlich "Tatort"-Kollege Nick Tschiller ins brandenburgische Grenzland verirrt. Bei so viel Action interessiert es die Charaktere (und viele Zuschauer vermutlich) auch nicht mehr, wer Valeska Kohlmorgen getötet hat. Da ist es ganz praktisch, dass den Ermittlern die Auflösung in den Schlussminuten auf dem Silbertablett serviert wird - Befragung und Spurensicherung würden ja auch zu lange dauern, da bliebe weniger Zeit für den Weltuntergang. Immerhin: Der Tathergang ist wenig offensichtlich. Eine große Enttäuschung ist hingegen die Abwicklung des Einbruchfalls. In dieser Hinsicht sieht der Zuschauer überhaupt nichts von den Ermittlungen und erfährt dann gemeinsam mit Lenski am Telefon, wer in deren Wohnung eingedrungen ist. Die Täter waren unbekannt und werden auch danach nicht mehr aufgegriffen. Schade, denn der Gedanke, nachts von Fremden in den eigenen vier Wänden gefilmt zu werden, ist deutlich spannender und beunruhigender als alles, was in diesem Krimi sonst noch passiert (Lenski: "Die waren nur Zentimeter von meiner Tochter entfernt und ich habe geschlafen.").
Ulysses will mit seinen Hackern die Welt aufrütteln
Foto: rbb/Oliver Feist
Die Eindringlinge sind nicht das einzige, was die Kommissarin in diesem Krimi geflissentlich übersieht oder ignoriert. Es scheint, als würde sie mit Scheuklappen durch die Geschichte stolpern. Sie kehrt nach dem Einbruch in ihre Wohnung zurück, als sei nichts gewesen, verliert ihre kleine Tochter gleich zweimal aus den Augen und akzeptiert jede noch so schräge Situation auf dem Kohlmorgen-Hof. Über ein paar Familienstreits und eine kleine Schlägerei hinwegzusehen, ist ja noch verständlich. Dass Lenski es aber nicht seltsam findet, dass Lennard mehrere Krankenbetten in seiner Garage stehen hat und seine Kinder dort mit Infusionen versorgt, ist einfach nur hanebüchen. Die Ermittlungen von Raczek sind nicht minder schräg als Olgas "Urlaubsort". Bei seinen Ermittlungen trifft er auf Valeskas neuen Lebensgefährten (Dimitrij Schaad). Der wird nur "Ulysses" genannt, erinnert an einen Reichsbürger und ist extrem überzeichnet. Was sein ultimatives Ziel ist, wer die Dutzenden Computerhacker um ihn herum sind und welche Ideologie er eigentlich verfolgt, erfahren die Zuschauer nicht. Außer inhaltslosen Pöbeleien gibt der Charakter nichts her ((zu Raczek) "Alles, was dich interessiert, ist: Wer ist der Mörder? Wer ist der Mörder? Adam, weißt du, was du bist? Du bist eine Witzfigur! Du bist dumm! Du bist banal! Du bist zu dumm, um zu begreifen, dass wir alle der Mörder sind: unsere verlogene Gesellschaft."). Dieses Problem zieht sich durch den ganzen "Polizeiruf". Er behauptet, dass die Menschen schon wenige Stunden nach einem Stromausfall plündernd und zerstörend durch die Straßen ziehen - Waffen, Feuer und Massenhysterie inklusive. Das ganze Szenario passiert viel zu schnell und zu extrem, dass es schwer ist, es ernst zu nehmen. Spätestens, als Lenski aus einem Küchenhandtuch und einem Stock eine weiße Fahne bastelt, um ihre friedlichen Absichten zu signalisieren, erinnert die Folge zu stark an einen billigen Hollywood-Katastrophenfilm. Übrigens hat ein Risikoforscher herausgefunden, dass die meisten Menschen bei einer längerfristigen Krisensituation, wie einem Stromausfall, ruhig bleiben und nicht den Kopf verlieren. Das lässt "Demokratie stirbt in Finsternis", wo der Katastrophenschutz schon nach kurzer Zeit ein völlig ausuferndes Chaos eindämmen muss, umso lächerlicher erscheinen.

Wer ist der Bekloppteste im ganzen Land?

Kohlmorgen und Olga haben keine Chemie
Foto: rbb/Christoph Assmann
Die Charaktere sind nicht minder seltsam. Zum einen ist da Lenski, die wie eine Untote durch die Handlung schleicht und sich so gar nicht nachvollziehbar verhält. Die Familie Kohlmorgen fällt schon durch ihren ungewöhnlichen Lebensstil mit selbst angebautem Essen, Homeschooling und wenig Kontakt zur Außenwelt auf (Ulrike: "Herzlich Willkommen im Paradies der Familie Kohlmorgen! Hier verlieren Sie Seele und Verstand, aber immer mit 'nem freundlichen Lächeln auf den Lippen und frischem Gemüse im Garten."). Richtig charakterisiert wird aber keiner der Hofbewohner. Die Interaktionen zwischen den einzelnen Personen wirken aufgesagt und hölzern. Ein gutes Beispiel dafür sind die aufkeimenden romantischen Gefühle zwischen Lenski und Lennard, denn die kommen praktisch aus dem Nichts. Vor dem ersten Kuss gab es nicht wirklich einen Wort- oder Blickwechsel, der irgendetwas in dieser Richtung angedeutet hätte. Im Gegenteil: Die Dialoge zwischen den beiden wirken eher sperrig (Lenski: "Ich frage dich nicht als Polizistin. Ich frage dich als Mensch, der dich mag."). Nur die Besetzung von Jürgen Vogel hätte ein Hinweis sein können, da er in seinen Sonntagskrimi-Gastrollen regelmäßig Frauen den Kopf verdreht. 2015 flirtete er im Ludwigshafener "Tatort" mit Ermittlerin Lena Odenthal. Vor wenigen Monaten verfielen gleich mehrere Damen seinem Charme im Weimarer "Tatort: Der wüste Gobi". Doch nicht nur die Gefühle sind undurchsichtig, wie schon bei den Reichsbürger-Hackern ist es auch bei Kohlmorgen schwer, eine Motivation hinter seiner Ideologie zu erkennen. Weshalb er ein "Prepper" ist und dementsprechend auch mit einer nahen Katastrophe rechnet, wird nicht klar. Alle Charaktere verfolgen in diesem Fall irgendeine Art von Ideologie oder persönlichem Plan, doch keiner von ihnen bekommt die Chance, dem Zuschauer zu zeigen, weshalb eigentlich. Das nimmt der ohnehin schon wackligen und unglaubwürdigen Handlung jegliche Substanz. 

Fazit

"Demokratie stirbt in Finsternis" ist ein zäher, holpriger "Polizeiruf", der eher an einen Katastrophenfilm mit sehr kleinem Budget erinnert. Die zahlreichen Figuren fallen durch ihr ungewöhnliches, vermeintlich verrücktes Verhalten auf, sind aber undurchschaubar und ihre Handlungen nur schwer nachvollziehbar. Dadurch fehlt der Geschichte ein richtiger Kern, denn die beiden Kriminalfälle geraten schnell in Vergessenheit und werden vor allem Off-Screen aufgeklärt. Die Ermittler sind ebenfalls nicht präsent und überzeugend genug, um die ganze Handlung zu tragen. Mit Ausnahme der actionreichen Schlussminuten ist sie zudem auch noch relativ langweilig. So fehlt es diesem "Polizeiruf" an so ziemlich allem, was einen guten Krimi ausmacht - packende Geschichte, Spannung, transparente Charaktere und ein glaubwürdiges, relevantes Thema. 


Nächste Woche ermittelt das "Tatort"-Team aus Köln. In "Familien"  müssen die Kommissare Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) aufklären, wer einen jungen Mann überfahren hat. Neben seiner Leiche wurden 500.000 Euro in bar gefunden: das Lösegeld in einem Entführungsfall. 

Folgt uns auf FacebookTwitter und Instagram, um diese und weitere Rezensionen nicht zu verpassen.
Alle bisherigen Posts zum Thema "TV" findet ihr hier.



Samstag, 28. April 2018

Blindspot: Staffel 3, Folge 19 - Kurzrezension [D/E]

The following review of the "Blindspot" episode "Galaxy of Minds" (S03E19) is also available in English. Please scroll down for the English version.

Deutsch


- Der folgende Text enthält Spoiler -

Worum geht es?

Patterson (Ashley Johnson, Spooked) hat ein weiteres Tattoo-Rätsel gelöst. Es führt zu einem demnächst erscheinenden Buch, in dem ein geheimes, tödliches Waffen-Projekt namens "Golden Rhino" aufgedeckt werden soll. Der Autor Daschelle "Dash" Watkins (Christopher Fitzgerald) entpuppt sich jedoch als Verschwörungstheoretiker, der fest daran glaubt, dass es sich bei der Waffe um einen Strahl handelt, mit dem man das Bewusstsein anderer Menschen kontrollieren kann. Die FBI-Agenten müssen allerdings feststellen, dass er mit seinen Ideen nicht völlig falsch liegt. Währenddessen wird es für Roman (Luke Mitchell) immer schwerer, seine wahre Identität und seine Aufträge vor Blake Crawford (Tori Anderson) geheim zu halten.


Meine Meinung in drei Punkten

1. Die langweilige Handlung

Für Reade (M.) und Zapata (r.) gibt es wenig zu tun
Foto: NBC
"Galaxy of Minds" wirkt wie eine typische Füller-Episode wenige Wochen vor einem Staffelfinale - sie trägt kaum etwas zur folgenübergreifenden Handlung bei, die Charaktere entwickeln sich nicht weiter und die ganze Geschichte tritt auf der Stelle. Es ist deutlich zu merken, dass die Drehbuchautoren innerlich schon mit "wichtigeren" Ideen beschäftigt waren und diese Folge zu kurz gekommen ist. So witzig der Einfall mit dem verrückten Verschwörungstheoretiker auch klingen mag, in der Praxis zieht er sich. Rich Dotcom wird häufig völlig überzogen dargestellt, sodass er nicht mehr glaubwürdig ist. Dash hätte genau das gut getan. Er gibt sich jedoch moderat, verständnisvoll und hilfsbereit. Er wirkt nicht wie ein Durchgeknallter mit wirren Theorien, sondern eher wie einer von Pattersons verpeilten Nerd-Bekannten (Patterson: "I need your help combing through your research. You know your work better than anyone." Dash: "Is that just a nice way to say you can't read my handwriting?" Patterson: "It's literally the worst I've ever seen."). Dash besitzt genügend Geld, um Hacker zu bezahlen und Informationen aus dem Dark Web zu kaufen. Außerdem hat er Zugang zu zahlreichen geschützten Daten. Eine Erklärung für seine gute Vernetzung gibt es nicht - dabei wäre das die einzige interessante Frage gewesen. Die dröge Ausgangssituation wird im Verlauf der Folge nicht besser: Jane Doe (Jaimie Alexander), Kurt Weller (Sullivan Stapleton) und Tasha Zapata (Audrey Esparza) entgehen der tödlichen Wirkung der Waffe, in dem sie sich hinter einem Auto verstecken und zerstören sie dann innerhalb weniger Augenblicke. Der Showdown ist definitiv einer der langweiligsten und unspektakulärsten in dieser Staffel. 

2. Roman als hoffnungslos verliebter Bösewicht 

Mich konnte Roman noch nie wirklich überzeugen. Ich fand die Rolle immer schon zu wankelmütig und zu wenig menschlich. Nun scheint es so, als sei er plötzlich doch sehr menschlich geworden, weil er sich angeblich in Blake verliebt hat. Selbst wenn das kein Trick sein sollte, nehme ich ihm die Gefühle nicht ab. Sie wirken unehrlich und aufgesetzt. Außerdem passen sie nicht zu seinem Charakter. Die rührseligen, melodramatischen Szenen zwischen ihm und Blake nehmen in "Galaxy of Minds" leider überhand. Sie sind albern und es ist ermüdend, dass sich Blake kontinuierlich mit halbherzigen Ausreden abspeisen lässt, obwohl sie genau weiß, dass ihr etwas verheimlicht wird. Ich hoffe wirklich, meine Theorie stimmt und in Wahrheit führt sie Roman an der Nase herum und ist nicht einfach nur ein naives Blondchen, das seinem Freund alles glaubt. Die ganze Sache wird spätestens dann lachhaft, als Janes Bruder einen Mann in der Badewanne ertränkt und ihn bittet, etwas leiser zu ersticken, damit Blake nichts hört.

3. Wo sind plötzlich die ganzen privaten Geschichten hin?

Möchte Avery (l.) nicht studieren oder so - weit weg?
Foto: NBC
Wenn "Blindspot" eins nicht kann, dann ist es die sinnvolle Gewichtung von Nebenhandlungen. "Artful Dodge" und zahlreiche andere Episoden waren vollgestopft mit mehreren Erzählsträngen und persönlichen Dramen, sodass alle zu kurz kamen. In dieser Episode ist es genau umgekehrt: kein Wort über das Ermittlungsverfahren gegen FBI Assistant Director Edgar Reade (Rob Brown) oder Zapatas Fehltritte, auch keine Konsequenzen für Romans gescheiterten Anschlag auf das Team. Mal abgesehen von dessen angeblicher Liebe zu Blake und den damit verbundenen Gewissensbissen, gibt es nur eine weitere persönliche Geschichte: Jane will Avery (Kristina Reyes) bei sich und Kurt einziehen lassen, damit sie sich nicht mehr wie eine Gefangene fühlt. Einerseits frage ich mich schon seit Wochen, wieso bislang noch niemand auf diese Idee gekommen ist. Andererseits ist diese Plötzlich-hat-sie-eine-Tochter-Handlung mittlerweile so ausgelutscht, dass die Autoren sie einfach abschließen und sich den etwas frischeren Ideen widmen sollten. Da es auch nur einen Fall gibt, mit dem Patterson, Jane und Weller halbwegs beschäftigt sind, fühlt sich die ganze Folge inhalts- und einfallslos an. Reade und Zapata haben währenddessen praktisch gar nichts zu tun. Wer hätte gedacht, dass ich mir mal wünschen würde, dass Rich Dotcom hereinplatzt und für Chaos sorgt?

Fazit

"Galaxy of Minds" ist eine der langweiligsten und unspektakulärsten Folgen in dieser Staffel. Das liegt vor allem an der uninspirierten Tattoo-Handlung, die alle Chancen verschenkt, irgendwie unterhaltsam, witzig oder interessant zu sein. Dasselbe gilt für die Charaktere. Alle bleiben eindimensional und scheinen ihre Probleme der letzten Wochen auf einen Schlag völlig vergessen zu haben. Stattdessen liegt der Fokus auf der Nebenhandlung, die am unglaubwürdigsten und rührseligsten ist. Von Spannung, einer stringenten Erzählweise oder einfach nur packenden Szenen fehlt jede Spur. Dadurch wirkt die Episode einfach nur langatmig und lieblos - als hätte sich das Produktionsteam kurz vor dem Staffelfinale keine wirkliche Mühe mehr gegeben.


Folgt uns auf FacebookTwitter und Instagram, um weitere Rezensionen nicht zu verpassen. 
Alle bisherigen Posts zum Thema "TV" findet ihr hier.


_____________________________________________________________________________________________


English


- The following text contains spoilers -

What was it about?

Patterson (Ashley Johnson, Spooked) solved another tattoo riddle: It leads to a soon-to-be published book, that wants to uncover a deadly weapon project called "Golden Rhino". The author Daschelle "Dash" Watkins (Christopher Fitzgerald) turns out to be a conspiracy theorist who believes the weapon is a ray that can control people's minds. However the FBI agents realize his ideas aren't totally wrong. Meanwhile it gets harder for Roman (Luke Mitchell) to keep his real identity and missions a secret from Blake Crawford (Tori Anderson).


My opinion in three points

1. The boring plot

Reade (m.) and Zapata (r.) have not much to do
Photo: NBC
"Galaxy of Minds" feels like a typical filler episode shortly before the season finale - it doesn't contribute to the overall storyline, there's no character development and the plot is treading water. It's clearly noticeable the authors were busy with more "important" ideas and this episode came up short. The concept of including a crazy conspiracy theorist sounds fun, but in reality it drags on. Rich Dotcom is often portrayed so way over the top that it's not believable anymore. That would've been great for Dash. But he is moderate, understanding and helpful. He doesn't seem like a nutcase with mad theories, more like one of Patterson's dopey nerd acquaintances (Patterson: "I need your help combing through your research. You know your work better than anyone." Dash: "Is that just a nice way to say you can't read my handwriting?" Patterson: "It's literally the worst I've ever seen."). Dash has enough money to pay hackers and buy information from the dark web. Furthermore he has access to lots of secure data. But there's no explanation given for his good interconnections - even though that would've been the only interesting question. The dry starting situation doesn't get better during the course of the episode: Jane Doe (Jaimie Alexander), Kurt Weller (Sullivan Stapleton) and Tasha Zapata (Audrey Esparza) avoid the deadly effect of the weapon by hiding behind a car and then destroying the threat within seconds. The showdown is definitely one of the most boring and unspectacular ones during this season.

2. Roman as lovey-dovey antagonist

I never thought Roman was convincing. I always found the role to be too inconsistent and not really human. Now it seems like he suddenly became very human and actually fell in love with Blake. Even if that's not a trick, I don't buy those emotions from him. They feel dishonest and fake. They're also out of character. The sappy, melodramatic scenes between him and Blake get out of hand in "Galaxy of Minds". On one hand they're insincere and silly, on the other hand it's tiring to see how Blake just constantly accepts faltering excuses, even though she knows that something's being kept from her. I really hope my theory turns out to be true and she's actually playing with him and not being a naive blondie who believes everything her boyfriend tells her. The entire thing becomes even more ridiculous when Jane's brother drowns a man in the bathtub and asks him to choke more quitely, so Blake won't hear anything.

3. Where are all the private stories?

Doesn't Avery (l.) want to go to College - far away?
Photo: NBC
There's one thing "Blindspot" is especially bad at: reasonable weighting of subplots. "Artful Dodge" and many other episodes were crammed with countless narrative threads and personal drama, resulting in all of them going short. In this episode it's the exact opposite: no news on the internal investigation on FBI Assistant Director Edgar Reade (Rob Brown) or Zapata's misconducts, also no consequences for Roman's failed attack on the team. Except for his alleged love for Blake and the associated remorse there's only one other personal story: Jane wants Avery (Kristina Reyes) to move in with her and Kurt, so she won't feel like a prisoner anymore. On one hand I've asked myself for weeks why no one has considered this yet. Then again the suddenly-she-has-a-daugther-story is so stale by now that the writers should really end it and dedicate themself to fresher ideas. Because there's also only one case, which keeps Patterson, Jane and Weller somehow busy, the entire episode feels unsubstantial and unimaginative. Meanwhile Reade and Zapata basically have nothing to do. Who would have thought that one day I'd wish for Rich Dotcom to burst in and wreak havoc?

Conclusion

"Galaxy of Minds" is one of this season's most boring and unspectacular episodes. The main reason is the uninspired tattoo story which misses all opportunities to be somehow entertaining, funny or interesting. The same applies to the characters. They all remain one-dimensional and seem to have forgotten their problems of the last few weeks. Instead the writers focus on the subplot that's least authentic and incredibly sappy. There's no trace of suspense, a plausible narrative or simply thrilling scenes. Thereby the episode feels lengthy and loveless - as if the production team didn't really make an effort this close to the season finale.


You can find all posts about "Blindspot" here.
Follow us on FacebookTwitter and Instagram to be notified about new stuff.


Freitag, 27. April 2018

Avengers: Infinity War - Rezension

Seit dem 26. April läuft "Avengers: Infinity War" in den deutschen Kinos. Auf diesen Film habe ich als großer "Marvel"-Fan schon sehnsüchtig gewartet. Nachdem über die letzten zehn Jahre viele Superhelden im "Marvel Cinematic Universe" vorgestellt wurden, gibt es nun endlich das große Finale. 
Ich bin sofort am Donnerstag ins Kino gegangen und erzähle euch heute, ob der Film meine hohen Erwartungen erfüllen konnte. 

Nach den Ereignissen in "The First Avenger: Civil War" stehen die Superhelden auf zwei unterschiedlichen Seiten. Während die Gruppe um Tony Stark (Robert Downey jr.) für die Vereinten Nationen arbeitet, hat sich das Team um Steve Rogers (Chris Evans) zurückgezogen und agiert aus dem Untergrund. Das sind schlechte Voraussetzungen angesichts der großen Bedrohung, die auf sie zukommt. Der Titan Thanos (Josh Brolin) hat ein grausames Ziel: Er will mithilfe der sechs Infinity Steine allmächtig werden und das gesamte Universum mit einem Fingerschnippen zerstören. Für so einen starken Gegner braucht es mehr als nur ein paar Helden. Die Avengers, die Guardians of the Galaxy, Doctor Strange (Benedict Cumberbatch), Black Panther (Chadwick Boseman) und noch mehr schließen sich zusammen. Sie alle wollen verhindern, dass Thanos seinen Plan in die Tat umsetzen kann. Der ist schon auf dem Weg zur Erde, denn dort befinden sich gleich zwei der mächtigen Steine. 


Superheld trifft auf Superheld trifft auf Superheld 

Können die Helden Thanos besiegen?
Foto: Walt Disney Studios
Das fasst den dritten "Avengers"-Film wohl ziemlich gut zusammen. Nach rund zehn Jahren, in denen die unterschiedlichsten Figuren eingeführt wurden, kommt es in "Infinity War" endlich dazu, dass sie alle zusammenkommen. Dieses gigantische Helden-Spektakel ist richtig gut gelungen. Ich hatte wirklich Zweifel, ob so viele Charaktere den Film überladen könnten. Doch das ist nicht passiert. Keine der Figuren wirkt zu blass, da sie alle immer noch genug Aufmerksamkeit bekommen und ihre Persönlichkeiten nicht verloren gehen. Egal, an welchen Superhelden ich denke, mir fällt mindestens eine tolle Szene ein, in der er eine Rolle gespielt hat. Das funktioniert vor allem, weil es mehrere Handlungsstränge gibt, die parallel ablaufen. Somit kommt es nicht zu vollkommen unübersichtlichen Mega-Kämpfen, bei denen der Zuschauer irgendwann gar nicht mehr weiß, wer eigentlich dabei ist. Die Anzahl hält sich immer in einem guten Rahmen. Die aufgeteilten Handlungen sorgen ebenfalls dafür, dass der Film sehr temporeich ist und durchgängig spannend. Es gibt nicht eine langweilige Stelle und die Zeit vergeht wie im Flug. Ein Pluspunkt bei diesem großen Zusammentreffen sind außerdem die genialen Interaktionen. Schon bei "Captain America: Civil War" (der es übrigens in meine "Top 10 Marvel Filme" geschafft hat) kann der Zuschauer das verfolgen, doch im dritten Avengers wird es noch mal auf ein höheres Level gesetzt. Es gibt geniale Wortwechsel und die einzelnen Figuren verlieren dabei nicht ihren Wiedererkennungswert. Sie reagieren genau so aufeinander, wie ich es mir vorgestellt habe und wie es zu ihrer Persönlichkeit passt. Ich fand die Dialoge zwischen Tony Stark und Peter Quill mit am besten: Quill schwafelt wie immer viel herum und Stark ist davon schnell genervt und gibt kontra. Aber das ist nur eine der vielen unterhaltsamen Szenen zwischen allen möglichen Superhelden. 
Peter Quill (Chris Pratt, l.) redet, Tony Stark ist genervt
Foto: Screenshot Trailer
Neben den Interaktionen sind auch die Einführungen der unterschiedlichen Charaktere sehr gelungen. So gibt es einige Szenen, die schon andeuten, welche Figuren in der kommenden Szene auftauchen. Besonders als Fan weiß man dann schon, auf wen man sich freuen kann. Das ist richtig gut gemacht! Insgesamt war die Aufregung und Freude bei meinem Kinobesuch wirklich im ganzen Saal spürbar. Ich bin seit 2013 "Marvel"-Fan und kenne alle Filme. Dieses Ereignis, die Figuren endlich zusammen zu sehen, ist etwas sehr besonderes und durch die tolle Umsetzung wird der Zuschauer komplett mitgerissen. Bei mir im Kino wurde außerdem ziemlich oft laut gelacht, weil "Marvel" in diesem Film wieder mit gelungenem Humor glänzt. Zum Vergleich: "Thor: Tag der Entscheidung" versucht eher angestrengt lustig zu sein, was mich leider nicht überzeugen konnte. Neben lustigen gibt es aber auch einige emotionale Momente. Die sind mir echt nahegegangen. Das liegt wohl auch daran, dass ich viele der Protagonisten durch die anderen Filme schon so gut kenne. Daher hat ihr Schicksal mich erst recht getroffen. Ich finde es sehr bemerkenswert, wie "Infinity War"es schafft, das Gleichgewicht zwischen den Emotionen zu halten, ohne dass der Film entweder zu albern oder zu dramatisch wirkt.

Wie bedrohlich ist Thanos?

Thanos holt sich die Infinity Steine, ganz egal wie
Foto: Screenshot Trailer
Wie in jedem Superheldenfilm gibt es natürlich auch hier einen Gegner: Thanos. Der ist schon bekannt, weil er in mehreren früheren Filmen kurze Auftritte hat. Und wo ein Gegner ist, gibt es selbstverständlich auch Kämpfe. Diese Szenen sind optisch alle spektakulär, so wie man es vom MCU gewohnt ist. Und das ist auch gut so, denn der Film besteht quasi zu 80 Prozent daraus. Doch obwohl der Zuschauer oft von Kampf zu Kampf springt, wird es nicht ermüdend. Das liegt daran, dass keiner von ihnen bedeutungslos ist. Jede Auseinandersetzung ist wichtig und vor allem durch den Gegner alles andere als harmlos. Wenn ich diesen Bösewicht mit den anderen vergleiche, steht Thanos auf der Liste jedenfalls ziemlich weit oben. Er ist eine große Bedrohung. Das gibt dem ganzen Film eine ganze Menge Spannung und dem Zuschauer einige angstvolle Momente. Die Kämpfe zwischen ihm und den verschiedenen Superhelden sind teilweise nur schwer mit anzusehen, weil er ihnen wirklich stark zusetzt. Ich hatte noch nie so viel Angst um die Charaktere wie in diesem Film. Das hängt vor allem damit zusammen, dass Thanos als Gegner so verdammt gut ist. Der Zuschauer lernt ihn kennen und versteht seine Gründe und was ihn zu seinem grausamen Ziel, die Hälfte des Universums auszulöschen, treibt. Er glaubt fest daran, dass er etwas Gutes tut. Außerdem gibt es sogar kurze emotionale Momente, in denen er Schwächen durchscheinen lässt. Wenn ein Bösewicht Gefühle zeigt, macht ihn das noch deutlich interessanter als jemand, der nur eine kalte und böse Seite zu haben scheint. Dadurch wird er so real und wirkt nicht wie ein überzeichneter Bösewicht. Er ist als Charakter wirklich glaubwürdig und vielschichtig. Er ist auch nicht der Standardgegner, der ständig große Töne spuckt oder die Helden mit albernen Sprüchen provoziert. Es gibt Szenen, in denen er vollkommen entspannt mit einigen von ihnen spricht. Er strahlt eine Ruhe und Bestimmtheit aus, die unheimlich ist. Als Zuschauer erkennt man einfach, dass er sich von nichts aufhalten lässt. Das alles macht ihn zu einem furchterregenden Gegenspieler. Im Gegensatz zu ihm bleiben seine Handlanger eher blass und austauschbar. Das fällt aber kaum ins Gewicht, weil Thanos so beeindruckend ist.
Steve Rogers vs. Thanos
Foto: Screenshot Trailer
Noch in keinem anderen "Marvel"-Film wurde so sehr klargemacht, wie ernst die Lage ist. Die Bedrohung ist größer als jemals zuvor. Zum ersten Mal schwebt ununterbrochen die Angst mit, dass jederzeit jemand sterben könnte. Nichts und niemand ist sicher, vor allem nicht der Sieg der Helden. Das bringt dem Film viel Nervenkitzel. Es war unglaublich schwierig, ruhig auf dem Kinositz zu bleiben, weil es immer wieder nervenaufreibende Szenen gibt. Wie zu erwarten, gibt es natürlich noch kein Happy End, schließlich kommt ja noch ein vierter "Avengers"-Teil. Ich werde hier nicht spoilern, nur so viel: Das Ende ist zwar krass, aber hatte dennoch keine so große Wirkung auf mich, wie ich vor meinem Kinobesuch befürchtet habe. Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht sicher, was ich überhaupt vom Schluss halten soll. Ich habe ihn so definitiv nicht erwartet, war also überrascht. Gleichzeitig hat er mich aber auch nicht wirklich tief geschockt. Eines schafft der Cliffhanger aber auf jeden Fall: Ich möchte am liebsten jetzt sofort wissen, wie es weitergeht. Bis 2019 zu warten, wird eine verdammt lange Zeit... 

Fazit

"Avengers: Infinity War" zeigt genau das große Superhelden-Spektakel, das ich mir erhofft habe. Das Zusammenkommen der verschiedenen Charaktere wird toll umgesetzt. Die vielen Figuren und Handlungsstränge bringen Spannung, Tempo und Abwechslung. Durch die Aufteilung der Helden auf unterschiedliche Geschehen, kommt es nicht zu einem unübersichtlichen Durcheinander. Trotz ständiger Kämpfe kommt keine Langeweile auf, was vor allem am starken Gegenspieler liegt. Mit Thanos hat der Film einen der besten "Marvel"-Antagonisten. Er sorgt dafür, dass die enorme Bedrohung immer präsent ist und der Zuschauer ununterbrochen Angst um die Protagonisten hat. Das Ende lässt mich zwar etwas zwiegespalten zurück, macht aber unheimlich neugierig auf den nächsten Teil. 


Habt ihr den Film schon gesehen? Konnte er eure Erwartungen erfüllen und freut ihr euch auch schon auf die Fortsetzung? Schreibt es gerne in die Kommentare!

Folgt uns auf FacebookTwitter und Instagram, um weitere Rezensionen nicht zu verpassen. Alle bisherigen Posts zum Thema "Film" findet ihr hier.


Dienstag, 24. April 2018

Blindspot: Staffel 3, Folge 18 - Kurzrezension [D/E]

The following review of the "Blindspot" episode "Clamorous Night" (S03E18) is also available in English. Please scroll down for the English version.

Deutsch


- Der folgende Text enthält Spoiler -

Worum geht es?

Am Ende der vorherigen Folge "Mum's The Word" hat Roman (Luke Mitchell) verschiedene Auftragskiller auf das fünfköpfige FBI-Team angesetzt. Jane Doe (Jaimie Alexander) und Kurt Weller (Sullivan Stapleton) werden bei einem Essen im Restaurant angegriffen. Zeitgleich zielt ein Scharfschütze auf Tasha Zapata (Audrey Esparza), während die bei der Beerdigung eines ehemaligen Freundes ist. FBI Assistant Director Edgar Reade (Rob Brown) wird in seinem Apartment attackiert, wobei Millicent Van Der Waal (Lauren Stamile), die intern gegen ihn ermittelt, stirbt. Patterson (Ashley Johnson, Spooked) befindet sich auf einem desaströsen Date mit Jack Izenberg (Bryce Pinkham), als der auf sie angesetzte Killer zuschlägt. Jeder der Agenten schafft es, seinen Angreifer abzuwehren, doch die fünf haben weiterhin mit persönlichen Problemen zu kämpfen.


Meine Meinung in zwei Punkten

1. Fünf verschiedene Blickwinkel

In dieser Folge ist jeder auf sich allein gestellt
Foto: NBC
Diese "Blindspot"-Folge hat mich an den Bundespolizei-"Tatort" vom letzten Sonntag erinnert. In beiden Fällen wird die Geschichte aus den unterschiedlichen Perspektiven der Ermittler erzählt. In "Clamorous Night" sieht der Zuschauer fünfmal dieselbe Szene, danach folgt die Handlung dann jeweils einem anderen Charakter. Prinzipiell mag ich das Konzept, da die Figuren so stärker im Fokus stehen und nicht durch Nebenhandlungen von ihnen abgelenkt wird. Allerdings ist die Folge relativ langweilig. Der Anfang ist vielversprechend (Roman zu Jane: "Hey, sis, I'm afraid Kurt won't be coming to your rescue, as a team of highly trained assassins is currently killing him and the rest of your friends."). Doch letztendlich stellen sich die Auftragskiller so dilettantisch an, dass die FBI-Agenten die Kämpfe innerhalb weniger Minuten für sich entscheiden können - besonders bei Zapata geht es extrem schnell. Spannung will da nicht aufkommen, vor allem da ich zu keiner Sekunde Angst um die Agenten hatte - die Wahrscheinlichkeit, dass so kurz vor dem Staffelfinale ein Hauptcharakter stirbt, ist gering. Außerdem frage ich mich wirklich, was Roman und sein Arbeitgeber Hank Crawford damit bezwecken, das FBI-Team zu töten. Wenn fünf Agenten, darunter der Assistant Director und sein Vorgänger, in gezielten Anschlägen sterben, werden ihre bearbeiteten Fälle doch akribisch untersucht und alles daran gesetzt, die Morde an den Kollegen aufzuklären. So ziehen die Antagonisten erst recht Aufmerksamkeit auf sich!

2. Rich versucht sich als Lebensberater

"Clamorous Night" ist eine der wenigen Folgen, in denen mir Rich Dotcom (Ennis Esmer) nicht auf die Nerven gegangen ist und wo er tatsächlich in die Handlung passt. Zwar erlaubt er sich noch immer den ein oder anderen wenig amüsanten Scherz (Nachdem er Jane und Weller gegen ihren Willen einen Tisch in einem teuren Restaurant reserviert hat: "I used your credit card to secure the reservation, so if you don't show up, they charge you 400 bucks for canceling, so bon appétit."), ansonsten ist er ehrlich darum bemüht, den fünf Agenten zu helfen. In "Artful Dodge" hatten sie verhindert, dass Millicent Van Der Waal Rich aus dem Team wirft, nun versucht er, Reade vor dem demselben Verfahren zu bewahren. Außerdem ermuntert er Jane, Weller und Patterson, mal auszugehen und nicht nur an die Arbeit zu denken. Das ernsthafteste Gespräch führt er jedoch mit Zapata, deren Beziehung zu Reade und Patterson noch immer gestört ist. Es ist angenehm, Rich auch mal von einer anderen Seite zu sehen die ihn weniger albern und überdreht zeigt. Tatsächlich sind seine Ratschläge an Tasha gar nicht dumm. Ihre Perspektive ist auch die mit Abstand interessanteste. In Janes und Kurts passiert nicht wirklich etwas. Reades Probleme mit Millicent werden durch ihren Tod zu abrupt gelöst und Pattersons Date ist so übertrieben peinlich, dass es wenig Spaß gemacht hat, dabei zuzusehen. Zapatas Geschichte spielt bei der Beerdigung ihres Ex-Freundes und ehemaligen Kumpels Ricky, der auf die schiefe Bahn geraten ist. Vor der Trauergemeinde, zu der auch Rickys super sympathische Schwester Alexis (Coral Peña) gehört, bricht die sonst so rationale und gefasste Agentin in Tränen aus ("We never lasted long as a couple, but we did as friends, until... I'm so sorry Ricky. I knew you were in a bad place and I stopped knowing how to be there for you. I'm sorry I gave up on you. I know what that feels like now and it's not good."). Der hemmungslose Gefühlsausbruch ist sehr ungewöhnlich für Zapata und gibt einen tollen Einblick in die sonst eher verschlossenste der Hauptcharaktere. Die anderen Figuren bleiben in dieser Folge recht farblos.

Fazit

"Clamorous Night" ist eine der besseren Folgen in dieser Staffel, obwohl nicht viel passiert und keine Spannung aufkommt. Dass die Episode dennoch unterhaltsam ist, liegt an den unterschiedlichen Perspektiven, die clever miteinander verwoben werden, ohne sich dabei in die Quere zu kommen und voneinander abzulenken. Lediglich Pattersons Nebenhandlung nervt, da sie so übertrieben lustig und peinlich sein soll, dass es einfach nur albern wirkt. Die anderen Charaktere machen das Beste aus ihren teils drögen Geschichten und Zapatas ist sogar ein kleines Highlight. 


Folgt uns auf FacebookTwitter und Instagram, um weitere Rezensionen nicht zu verpassen. 
Alle bisherigen Posts zum Thema "TV" findet ihr hier.


_____________________________________________________________________________________________


English


- The following text contains spoilers -

What was it about?

At the end of the previous episode "Mum's The Word" Roman (Luke Mitchell) put a hit on the five-member FBI team. Jane Doe (Jaimie Alexander) and Kurt Weller (Sullivan Stapleton) are being attacked while eating at a restaurant. At the same time a sniper tries to take out Tasha Zapata (Audrey Esparza), who's at the funeral of a former friend. FBI Assistant Director Edgar Reade (Rob Brown) is being ambushed at his own apartment, resulting in the death of Millicent Van Der Waal (Lauren Stamile), who's investigating him. Patterson (Ashley Johnson, Spooked) is on a disastrous date with Jack Izenberg (Bryce Pinkham), when her assigned killer attacks. All of the agents manage to defend themselves, but they still have to deal with personal problems.


My opinion in two points

1. Five different angles

During this episode everyone is on their own
Photo: NBC
This "Blindspot" episode is told through the agent's different perspectives. The viewer watches the same scene five times. Each time the story follows a different character afterwards. In general I really like this concept, because it concentrates more on the people and leaves less room for distracting subplots. However "Clamorous Night" is pretty boring. The beginning is promising (Roman talking to Jane: "Hey, sis, I'm afraid Kurt won't be coming to your rescue, as a team of highly trained assassins is currently killing him and the rest of your friends."). But eventually the assassins act like amateurs, so the FBI agents win their fights after a few minutes - in Tasha's case it happens even faster. There's no suspense at all, especially because I wasn't worried something might happen to the characters - the chance of one of the main characters dying shortly before the season finale is pretty small. Additionally I wonder why Roman and his boss Hank Crawford want to kill the FBI team. If five agents, including the Assistant Director and his predecessor, die in aimed attacks, their cases will be meticulously investigated and everyone will do their best to solve the murders of their colleagues. That way the antagonists draw even more attention to themselves!

2. Rich dabbles in being a life coach

"Clamorous Night" is one of the few episodes, in which Rich Dotcom (Ennis Esmer) didn't annoy me and actually fitted into the plot. He makes a lame joke here and there (After making a restaurant reservation for Jane and Weller against their will: "I used your credit card to secure the reservation, so if you don't show up, they charge you 400 bucks for canceling, so bon appétit."), but otherwise he really strives to help the five agents. In "Artful Dodge" they prevented Millicent Van Der Waal's attempt to ban Rich from the team, so now he tries to protect Reade from the same fate. Furthermore he encourages Jane, Weller and Patterson to go out and stop thinking about work for a while. His most serious conversation is with Zapata, whose relationships with Reade and Patterson are still strained. It's nice to see a different side of Rich, in which he's less silly and hyped. His advice for Tasha is actually not that stupid. Her perspective is also by far the most interesting one. In Jane's and Kurt's basically nothing happens. Reade's problems with Millicent are solved too fast by killing her off and Patterson's date is so over the top embarrassing, that it's not fun to watch it. Zapata's story is set at the funeral of her ex-boyfriend and former friend Ricky, who joined a dangerous gang. In front of the mourners, including Ricky's really likeable sister Alexis (Coral Peña), the usually rational and unfazed agent starts to sob ("We never lasted long as a couple, but we did as friends, until... I'm so sorry Ricky. I knew you were in a bad place and I stopped knowing how to be there for you. I'm sorry I gave up on you. I know what that feels like now and it's not good."). The uncontrollable emotional outburst is very odd for Zapata and gives a great insight into the most incommunicative one of the main characters. The others are a little colorless in this episode.

Conclusion

"Clamorous Night" is one of the better stories this season, even though there's not much happening and no suspense. The episode is still entertaining, which is mainly due to the different perspectives, which are cleverly interwoven without getting in each others ways and being distracting. Merely Patterson's subplot is annoying, because it tries so hard to be funny and embarrassing, that it's just ridiculous. The other characters make the best of their mostly dry stories and Zapata's is even a little highlight.


You can find all posts about "Blindspot" here.
Follow us on Facebook, Twitter and Instagram to be notified about new stuff.


Sonntag, 22. April 2018

Tatort: Alles was Sie sagen - Rezension

Der Mord zum Sonntag hat Tradition, deshalb sind auch wir mit Rezension und Live-Tweets (@WatchReadTalkdabei.


Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) sollen in Lüneburg die Identität von Abbas Khaled (Youssef Maghrebi) überprüfen. Die Bundespolizei vermutet, dass es sich bei dem Flüchtling um einen Kriegsverbrecher handelt. Kurze Zeit später ist dessen Schwester Alima (Sabrina Amali) tot und Falke steht mit gezückter Waffe über ihr. Kriminalrat Joachim Rehberg (Jörn Knebel) befragt die Hamburger Bundespolizisten getrennt voneinander, um herauszufinden, ob Falke etwas mit dem Tod der jungen Frau zu tun hat. Tatsächlich gehen die Schilderungen der beiden immer weiter auseinander, je tiefer Rehberg nachbohrt. Während sich Grosz auf das rüpelhafte und impulsive Auftreten ihres Kollegen konzentriert, berichtet der detailliert über ihre heißen Flirts mit dem lokalen Polizisten Olaf Spieß (Marc Rissmann). Wessen Variante stimmt?

Experiment mit klassischen "Tatort"-Elementen

Im Film sitzen die beiden getrennt 
Foto: NDR
Falke und Grosz klären als einziges Sonntagskrimi-Team Fälle mit bundesweiter Relevanz auf - sei es eine Autobombenattacke auf die Familie einer rechten Politikerin oder ein Mord, der in Verbindung zu einem großen Gasförderunternehmen steht. In "Alles was Sie sagen" wendet sich das Blatt und die beiden Kommissare stehen im Fokus einer internen Ermittlung. Der Kern der Geschichte sind die Gespräche im Verhörraum zwischen Falke und Rehberg sowie Grosz und Rehberg. Der Krimi wirkt jedoch nur im ersten Moment wie ein Kammerspiel, denn ein Großteil der Handlung findet außerhalb des dunklen Zimmers statt - in den Nacherzählungen der beiden Bundespolizisten. Sie schildern dem Kriminalrat ihre Erlebnisse der letzten Tage - von ihrer ersten Begegnung mit dem Verdächtigen bis hin zu Alimas Tod. Dieser Ansatz ist wirklich einfallsreich und unterhaltsam. Er ist eine interessante Abwechslung zu den üblichen "Tatort-Büro-Befragung-Pathologie-Befragung-Büro-Verfolgungsjagd-Geständnis"-Ermittlungen, folgt aber dennoch im Kern dem gewohnten Ablauf eines "Tatorts". "Alles was Sie sagen" könnte also einer der wenigen Fälle sein, die sowohl Krimi-Traditionalisten als auch Fans von Experimenten gefallen. Was der Folge aber einen besonderen Pfiff gibt, sind die unterschiedlichen Perspektiven der beiden Kommissare. 
Ist Falke (r.) eifersüchtig auf Groszs Ex Spieß?
Foto: NDR/Christine Schroeder
In ihren bisherigen drei Ermittlungen haben Falke und Grosz ein ums andere Mal gezeigt, dass sie grundverschieden und nicht wirklich auf einer Wellenlänge sind (Falke: "Sie waren doch sicher Klassensprecherin oder sowas." Grosz: "Und Sie Klassenclown?"). Grosz vermag es - im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin Katharina Lorenz - nicht, ihren Partner zu erden. Während der sich polternd und schimpfend mit lokalen Polizisten und Verdächtigen anlegt, steht sie genervt daneben und versucht halbherzig, Falke zur Professionalität zu ermahnen. Seine ebenfalls halbherzigen Bemühungen, das kollegiale Verhältnis zu verbessern, blockt sie ab. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass sich ihre Schilderungen der Ermittlungen mal mehr, mal weniger unterscheiden. Diese Diskrepanz ist spannend, vor allem da der Zuschauer nicht immer weiß, wessen Sicht er gerade sieht. Leider gibt es nur eine Szene, die tatsächlich aus beiden Perspektiven gezeigt wird und die verschiedenen Wahrnehmungen veranschaulicht. Alle anderen gibt es nur in einer Version. Das ist schade, da der Effekt der gegensätzlichen Aussagen so größtenteils verloren geht. Die stärksten Momente dieses "Tatorts" sind definitiv die, in denen Rehberg versucht, die beiden Protagonisten gegeneinander auszuspielen und sie mit der gegensätzlichen Aussage ihres Kollegen unter Druck zu setzen. Zudem offenbaren die beiden Polizisten in ihren Erzählungen viel über sich, ihre Wünsche und Ängste. Da es unterschwellig geschieht, stehen die persönlichen Verwicklungen und Beziehungen ausnahmsweise nicht der Handlung im Weg, sondern fühlen sich natürlich und passend an.

Besser nichts hinterfragen, es macht keinen Sinn

Rehberg (r.) will von Falke die Wahrheit hören
Foto: NDR/Christine Schroeder
So interessant das Wechselspiel zwischen den beiden Perspektiven auch ist, stimmig ist es überhaupt nicht. Die Kommissare berichten zum Teil von Ereignissen, bei denen sie gar nicht dabei waren oder verfügen über Wissen, das sie nicht haben können. Außerdem konfrontiert Rehberg die Ermittler abwechselnd mit der Sicht ihres Kollegen. Damit das möglich ist, müsste er alle paar Minuten von einem Raum zum anderen gerannt sein und genau darauf geachtet haben, dass seine beiden Verdächtigen immer an derselben Stelle in ihren Erzählungen sind, damit er sie vergleichen kann. Das ganze Konzept wirkt sehr realitätsfern und konstruiert. Eine besonders auffallende Unstimmigkeit ist der Tathergang. Zu Beginn und am Ende sieht der Zuschauer den Zugriff, bei dem Alima gestorben ist. Bei der späteren Version sind Schreie und Rufe zu hören, die in der ersten Version fehlen. Dafür gibt es keinerlei Erklärung - obwohl die Geräusche für den Ablauf wichtig sind. Im Endeffekt ist das Finale jedoch generell der große Schwachpunkt dieses "Tatorts". Die Drehbuchautoren Arne Nolting und Jan Martin Schwarf scheinen sehr bemüht gewesen zu sein, das Ende möglichst überraschend zu gestalten. Die meisten halbwegs geübten Krimi-Gucker werden jedoch schon vor 21 Uhr ahnen, worauf der Fall hinausläuft. Spoiler für den Rest dieses Satzes: Hier wird das Prinzip "Der Täter ist die Person, die scheinbar nichts mit dem Mord zu tun hat, aber ständig im Bild ist." wirklich ausgereizt. Es ist außerdem nicht glaubwürdig, dass ein umfassender Masterplan auf einem Polizeirevier geheim bleibt, bei dem es mindestens einen Maulwurf gibt. Die lokalen Charaktere bleiben leider recht blass. Groszs Ex-Freund Spieß wird fast ausschließlich als armseliger Jammerlappen skizziert ("Weißt du eigentlich, wie es mir geht in diesem Scheiß-Kaff hier? Meine Frau ist weg, ich habe kein Geld, mein Haus ist weg und das Einzige, was mir noch bleibt, ist dieser Scheiß-Job hier!"). Schade, dass hier die Chance verschenkt wurde, durch ihn ein bisschen mehr über Groszs Vergangenheit zu erfahren. Ebenfalls zu kurz kommt Stefan Hansen (Moritz Grove, Tatort: Mitgehangen), der den Flüchtlingen Deutschunterricht gibt. Es wird zwar aufgeklärt, weshalb er sich so intensiv für Abbas und Alima einsetzt, allerdings erfährt der Zuschauer nicht viel mehr über ihn und ob er etwas über die vermeintlichen Kriegsverbrechen wusste. Obwohl das Konzept der gegensätzlichen Erzählungen wirklich sehenswert ist, benachteiligt es die Nebencharaktere, da sich Falke und Grosz vor allem aufeinander konzentrieren. 

Fazit

"Alles was Sie sagen" findet einen bemerkenswerten Mittelweg zwischen klassischem "Tatort" und experimentellen Krimi. Die verschiedenen Sichtweisen der beiden Kommissare, die in direktem Verhältnis zu ihrem Wesen und ihrer Einschätzung des jeweils anderen stehen, sind interessant und abwechslungsreich. Leider werden die beiden Perspektiven zu wenig miteinander verglichen, da die Protagonisten nacheinander und nicht gleichzeitig erzählen. Außerdem gipfelt der Fall in einem früh vorhersehbaren Finale, das leider nicht stimmig ist und viele Fragen aufwirft. Dasselbe gilt für die eindimensionalen Nebenfiguren, deren Geschichten so gut wie gar nicht beleuchtet werden, obwohl es Klärungsbedarf gibt. Unterm Strich ist "Alles was Sie sagen" ein Sonntagskrimi im oberen Mittelmaß, da das kreative, unterhaltsame Konzept durch zu viele Unstimmigkeiten und Handlungslücken ins Wanken gerät.


Nächste Woche ermittelt das deutsch-polnische "Polizeiruf 110"-Team. Kommissarin Olga Lenski (Maria Simon) wird in "Demokratie stirbt in Finsternis" mit einem albtraumhaften Szenario konfrontiert: Nachts ist jemand in ihre Wohnung eingedrungen und hat sie und ihre kleine Tochter beim Schlafen gefilmt. Während ihr Kollege Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) ermittelt, nimmt sich Lenski eine Auszeit. Die beiden schlittern in eine Katastrophe...

Folgt uns auf FacebookTwitter und Instagram, um diese und weitere Rezensionen nicht zu verpassen.
Alle bisherigen Posts zum Thema "TV" findet ihr hier.


Montag, 16. April 2018

Evolution - Die Quelle des Lebens (Thomas Thiemeyer) - Rezension

"Evolution - Die Quelle des Lebens" ist der dritte und letzte Teil aus Thomas Thiemeyers Jugendbuch-Trilogie. Der Roman ist im Arena Verlag erschienen und umfasst 416 Seiten. 

Nachdem die Gruppe um Jem und Lucie den beschwerlichen Weg durch die Wüste überwinden musste, kommt sie endlich am Ziel an: die Oase der Zeitspringer. Doch nicht alle sind wohlbehalten zusammen. Katta ist spurlos verschwunden und Lucie liegt im Koma. Jem und seine Freunde lernen die oberste Ratgeberin GAIA kennen, die sie freundlich aufnimmt und viele ihrer Fragen beantwortet. Schnell beginnen sie darauf zu hoffen, mit ihrer Hilfe wieder ins Jahr 2017 zurückzukommen. Trotzdem ist die Gruppe vorsichtig, den Bewohnern der Oase einfach so zu vertrauen. Denn die scheinen ihre eigenen Ziele zu verfolgen und die Jugendlichen in einen perfiden Plan einbinden zu wollen. Dieser könnte bald über die Zukunft der Erde und aller Lebewesen entscheiden. 


Gelungener Abschluss einer tollen Trilogie

Wartet in der Oase ein Weg nach Hause?
Foto: Arena Verlag
Als ich mit dem Buch begonnen habe, konnte ich wie beim zweiten Teil sehr leicht in die Welt eintauchen. Obwohl es schon ein gutes halbes Jahr her ist, dass ich "Der Turm der Gefangenen" gelesen habe, hatte ich keine Probleme, wieder in die Geschichte zu finden. Eine Hilfe dafür ist auf jeden Fall die kurze Zusammenfassung der letzten beiden Teile im Buch. Ich habe darüber zwar schon bei meiner Rezension zum zweiten Band gesprochen, aber ich möchte trotzdem nochmal erwähnen, dass diese "Was bisher geschah"-Einleitung eine tolle Idee ist und wirklich öfter in Buchreihen benutzt werden sollte. 
In "Die Quelle des Lebens" lernt der Leser wieder eine neue "Welt" kennen. Dieses Mal ist es die technologisch sehr fortgeschrittene Enklave - eine gigantische Glaskuppel, in der die Menschen Schutz vor den Bedrohungen der Umwelt gesucht und eine neue Gesellschaft aufgebaut haben. Mir gefällt es richtig gut, dass jeder Band an einem anderen Ort spielt. Das ist ein tolles Konzept dieser Geschichte. Sie wird über die Trilogie toll erschaffen und wirkt insgesamt sehr durchdacht und rund. Jeder Band bietet dabei etwas Neues - nicht nur eine neue Umgebung, sondern auch neue Charaktere. Es kommt keine Langeweile auf und außerdem habe ich nach Beenden des Finales wirklich das Gefühl, diese Zukunftsversion unserer Erde sehr gut kennengelernt zu haben. 
Wie immer überzeugt Thomas Thiemeyer mit seinem flüssigen und spannenden Schreibstil. Ähnlich wie bei den Vorgängern bin ich auch hier durch die Seiten geflogen und hatte das Buch innerhalb von anderthalb Tagen beendet. Es gibt nicht andauernd nur Action, aber trotzdem gibt es keine langweiligen Stellen. Ich hatte beim Lesen nie den Eindruck, dass sich irgendwelche Szenen zu sehr ziehen, sie haben immer genau die richtige Länge. Es wird zwischen vielen Perspektiven gewechselt, was die Handlung abwechslungsreich und temporeich macht, ohne unübersichtlich zu werden. Ein zusätzlicher Pluspunkt ist definitiv, dass es so gut wie keine Momente gibt, die klischeehaft oder überzogen sind. In vielen Jugendbüchern gibt es hier und da gerne mal Szenen, die so klischeehaft sind, dass ich kurz mit den Augen rollen muss. In diesem Band hatte ich keinen einzigen dieser Momente. Die Figuren wirken immer sehr natürlich und echt. Es wirkt außerdem auch nichts konstruiert, nur um künstlich Spannung zu erzeugen. Die Handlung ist in sich einfach sehr gut aufgebaut und verliert nie den roten Faden. 
Eine Frage, die mich seit dem ersten Teil beschäftigt hat, ist die nach der Zeitreise. Die Geschichte beginnt ja damit, dass die Gruppe mit dem Flugzeug durch die Zeit springt und in der Zukunft landet. In "Die Quelle des Lebens" gibt es darauf endlich Antworten und Erklärungen. Ich habe diese Reihe mit einem wirklich positiven, zufriedenen Gefühl beendet, da auf viele offene Aspekte eingegangen wird und keine großen Fragen zurückbleiben. Das Ende ist zwar nicht wirklich überraschend, doch trotzdem gibt es auf dem Weg dahin einige unerwartete Ereignisse und Wendungen. Mareks Sinneswandel ist einer davon. Seit dem zweiten Teil hat er sich von seinen Freunden abgewendet, sie verraten und ist wie ein Besessener davon überzeugt, dass die neue Welt großartig ist. Am Ende des Finales trifft er dann eine Entscheidung, die gegen all das geht, woran er eigentlich geglaubt hat. Diese Wendung war toll eingebaut und ich habe sie nicht kommen sehen. 

Schlaue Pläne und ein ungewohnter Gegenspieler

Die Beziehung zwischen Mensch und Tier ist eines der zentralen Themen der Reihe. Die ersten zwei Bände haben sich stärker darauf konzentriert, die Feindschaft zwischen den beiden Parteien zu veranschaulichen. Jetzt kommt es auch zu einer Annäherung, die sich schon am Ende von Band zwei angedeutet hat. Mir gefällt besonders gut, dass die verschiedenen Standpunkte sehr ausführlich behandelt werden. Der Leser versteht, wieso die Menschen in der Oase die Tiere verabscheuen, warum Jem, Lucie und ihre Freunde sich ihnen anvertrauen und warum die Tiere sich gegen die Menschen gestellt haben. Es wird sehr interessant veranschaulicht, wie die verschiedenen Positionen zusammenstoßen. ("Lucie ballte verzweifelt die Hände zu Fäusten. 'Es muss doch auch eine Lösung geben, die irgendwo in der Mitte liegt. Eine Koexistenz zwischen Mensch und Tier. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir nur die Wahl zwischen schwarz und weiß haben.'") Dabei gibt es keine kindischen Diskussionen. Die Charaktere agieren meistens sehr erwachsen und treffen nie überstürzte Entscheidungen. Das ist mir besonders in diesem letzten Band sehr positiv aufgefallen. Die Figuren rennen nicht kopflos in gefährliche Situationen: Sie planen, diskutieren und stimmen ab, was sinnvoll ist. Jeder trägt dabei etwas zum Plan bei, sodass es toll ist, mitzuverfolgen, wie er langsam Gestalt annimmt. Außerdem gibt es keine unnötigen, sinnlosen Dramen zwischen ihnen. Dadurch macht es deutlich mehr Spaß, sie bei ihrem Weg zu begleiten, als wenn man als Leser ständig damit rechnen muss, dass jemand etwas Dummes macht. 
Wie schon kurz erwähnt, gibt es auch wieder viele verschiedene Perspektiven und Handlungsstränge, die parallel verlaufen. Obwohl man im ersten Moment meinen könnte, das sorgt für Verwirrung, hat es bei mir das Gegenteil bewirkt. Dank der gleichzeitigen Handlungen ist mehr Zeit vorhanden, um alle Charaktere gut einzubauen, wodurch keiner zu sehr in den Hintergrund rückt. Ich habe mir anfangs Sorgen gemacht, als noch weitere neue Charaktere hinzugekommen sind. Das war eines meiner Probleme im zweiten Band, bei dem ich zwischendurch mal den Überblick verloren habe. Doch in diesem Teil ist das nicht der Fall. Tatsächlich schafft es Thiemeyer hier, den einzelnen Figuren durch die Aufteilung genug einprägsame Szenen zu geben, dass sie alle in Erinnerung bleiben. Bei 13 Charakteren, die abwechselnd im Fokus stehen (nicht jeder bekommt Kapitel aus der eigenen Sicht), ist das definitiv ein ganz schöner Balance-Akt, den der Autor toll gemeistert hat. Ich fand beispielsweise gerade im ersten Band Zoe und Katta recht blass. Im Finale hingegen werden sie deutlich vielschichtiger und interessanter. Katta gerät in eine aussichtslose Lage und ist auf sich alleine gestellt, bevor sie unerwartet Hilfe bekommt. Ihre Entwicklung zu verfolgen hat mir richtig gut gefallen. Anfangs ist sie vollkommen verängstigt und verzweifelt, doch die Situation macht sie letztendlich stärker. Dadurch wird sie als Charakter toll ausgearbeitet. Insgesamt ist deutlich erkennbar, dass die meisten Figuren eine Entwicklung durchgemacht haben und die guten und schlechten Erlebnisse während dieser Zeit sie verändert haben, was mir ebenfalls super gefällt.
Als Gegenspieler haben die Jugendlichen diesmal etwas ganz Besonderes: eine künstliche Intelligenz. Einerseits finde ich das sehr spannend, weil es mal etwas anderes ist. Andererseits ist es als Leser aber auch schwierig, die Entscheidungen dieses Computerprogramms zu verstehen. Es ist schon etwas anderes, wenn ein Mensch etwas tut, weil oft eine Überzeugung dahinter erkennbar ist. Bei diesem Gegner ist das deutlich schwächer vorhanden. Das bringt eine gewisse Unberechenbarkeit mit sich, was gut ist. Thiemeiyer bringt das Unmenschliche, Kalte der künstlichen Intelligenz toll zum Vorschein. Gleichzeitig fehlt dadurch aber auch eine echte Persönlichkeit, was den "Charakter" weniger interessant macht.

Fazit

Das Finale der "Evolution"-Trilogie schließt die Geschichte um Jem, Lucie und ihre Freunde gut ab und beantwortet dabei wichtige offene Fragen aus den Vorgängern. Der letzte Teil kann ebenfalls durch eine tolle Weltenbildung und eine spannende Handlung überzeugen. Der tolle Schreibstil sorgt zusätzlich für einen temporeichen Lesespaß. Trotz der vielen Charaktere entsteht keine Verwirrung, weil die Figuren auf verschiedene Handlungsstränge aufgeteilt werden. Somit rückt keiner in den Hintergrund. Dadurch werden auch die Jugendlichen, die zuvor blass erschienen, vielschichtiger. Insgesamt ist die Reihe sehr durchdacht aufgebaut und erzählt eine in sich sinnvoll abgeschlossene Geschichte. Daher kann ich diese Trilogie definitiv empfehlen.


Folgt uns auf TwitterFacebook und Instagram um weitere Posts nicht zu verpassen.
Alle Beiträge zum Thema Buch findet ihr hier.


Samstag, 14. April 2018

Tatort: Ich töte niemand - Rezension

Der Mord zum Sonntag hat Tradition, deshalb sind auch wir mit Rezension und Live-Tweets (@WatchReadTalkdabei.


In einem heruntergekommenen Haus werden die Leichen eines libyschen Geschwisterpaares gefunden. Ismael und Manousha lebten voll integriert und unauffällig seit vielen Jahren in Deutschland. Dennoch hat ihnen jemand mit Dutzenden Schlägen die Schädel zertrümmert. Ihr Ziehsohn Ahmad (Josef Mohamed) ist verschwunden. Die Nürnberger Kommissare Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) und Felix Voss (Fabian Hinrichs) stoßen auf einen kürzlich geschlossenen Gerichtsprozess, bei dem Ahmad als wichtigster Zeuge ausgesagt hatte. Hat sich jemand dafür gerächt, dass die drei Beschuldigten zu Haftstrafen verurteilt wurden? Kurz darauf stirbt Frank Leitner (André Hennicke) beim Autofahren an einer Wechselwirkung verschiedener Antidepressiva. Er ist Polizist und ein alter Freund von Ringelhahn. In seinem Haus finden sich Hinweise auf eine rechtsradikale Gesinnung. Hatte Leitner etwas mit den Morden zu tun?

Hier ergibt nichts so wirklich Sinn

Voss (l.) und Ringelhahn sind leicht angespannt
Foto: BR/Hager Moss Film GmbH/Luis Zeno Kuhn
So gelesen klingt der Inhalt der Folge verständlich. In der Praxis ist der Fall jedoch sehr verschachtelt und springt immer wieder zwischen verschiedenen Charakteren, Schauplätzen und Ideen hin und her. Ich gebe ehrlich zu: Das ist der erste "Tatort" seit mehreren Jahren, bei dem ich fast den Faden verloren hätte. Zum einen ist die Geschichte sehr komplex, zum anderen so extrem langweilig, dass keine große Lust besteht, Szenen noch einmal anzusehen, um eventuell verpasste Details zu entdecken. Dabei wäre diese Motivation angebracht, denn die Handlung wirkt bruchstückhaft. Es fühlt sich irgendwie so an, als würde man einen Film auf YouTube gucken, bei dem einzelne Sequenzen wegen der GEMA herausgeschnitten wurden. Ständig wird ein neuer Gedanke aufgegriffen, doch bevor der überhaupt zum Zuschauer durchgedrungen ist, springen die Drehbuchautoren Max Färberböck und Catharina Schuchmann bereits zum nächsten. Da hilft es erst recht nicht, dass Ringelhahn, Voss und ihre Kollegen zeitgleich unterschiedlichen Spuren nachgehen. Kaum ist Frank Leitner verunglückt, fokussieren sich die Ermittlungen dann fast ausschließlich auf ihn. Andere Spuren im Fall der toten Libyer werden vernachlässigt. Aber natürlich haben die Kommissare - wie immer in TV-Krimis - einen sechsten Sinn und orientieren sich automatisch in die richtige Richtung. Was überraschend ist, denn in „Ich töte niemand“ (Müsste das nicht "niemanden" heißen? Das macht mich echt verrückt!) sind zumindest die beiden zentralen Ermittler ziemlich durch den Wind. Zu Beginn scheint die Welt noch in Ordnung: Felix Voss (genauso hieß der psychopathische Teenie-Mörder in der Folge letzte Woche) feiert gemeinsam mit den Kollegen seine Einweihungsparty – literweise Alkohol und wilde Knutscherei inklusive. Die ausgelassen fröhliche Stimmung kippt, als das Team zu einem Einsatz gerufen wird. Aus diesem Tief kommen die Kommissare für den Rest des „Tatorts“ nicht mehr heraus.
Wanda Goldwasser bleibt auch in Fall vier farblos
Foto: BR/Hager Moss Film GmbH/Luis Zeno Kuhn
Ringelhahns Gemütszustand ist nachvollziehbar. Nach und nach erfährt der Zuschauer, wie eng ihr Verhältnis zu Leitner wirklich war und wie sehr sein Tod sie belastet. Die depressiven und aggressiven Schübe von Voss scheinen jedoch keinen konkreten, verständlichen Auslöser zu haben. Er hat einfach eine spontane, heftige Sinnkrise und beschwert sich in wirren Monologen lautstark bei seinen Kollegen über die Sinnlosigkeit des Jobs ("Ich meine, unser Leben ist ein schwarzer Raum - rabenschwarz. Wir jagen irgendjemanden, den wir nicht sehen und dann haben wir ihn, werfen ihn vor die Tür und dann schließen wir die Tür ab. Und dann ist schon der Nächste drin."). Die gleiche ermüdende Nebenhandlung musste vor Kurzem auch sein Kölner Kollege Max Ballauf im „Tatort: Mitgehangen“ durchmachen. Nach gerade einmal vier Folgen des Nürnberger Teams sollte es noch nicht solche charakterlichen und erzählerischen Ermüdungserscheinungen geben. Vor allem da es mit Sebastian Fleischer (Andreas Leopold Schadt) und Wanda Goldwasser (Eli Wasserscheid) zwei Kommissare gibt, die bislang so gut wie gar nicht vorgestellt wurden. Voss‘ plötzliche Emotionalität wirkt nicht nur gekünstelt, sondern macht die ohnehin schon komplexen Ermittlungen noch langwieriger. In einer schier endlosen Sequenz versucht er den Hauswart (Roman Sörgel) eines Sportvereins davon zu überzeugen, ihm Informationen zu geben – mit viel Schreierei und völlig unlogischen Drohungen (Voss: "Haben Sie einen Anwalt?" Hauswart: "Was?" Voss: "Ja, wo sind Sie denn mit ihren Gedanken - im Bierhimmel oder was? Sie glauben doch nicht etwa, dass Sie diese Zeit von mir geschenkt bekommen!"). Die ganze Szene wirkt übertrieben. Es ist keine Gefahr im Verzug und Voss weiß nicht einmal, ob der Befragte irgendetwas Sinnvolles zur Ermittlung beitragen kann. Trotzdem geht er ihn an, als müsste das Team innerhalb der nächsten 30 Minuten einen sterbenden Menschen retten und der Hauswart wüsste als Einziger, wo das Opfer ist. Voss ist in diesem Krimi ein nerviger, unausgeglichener und unverständlicher Totalausfall. 

Der Fernseher hängt nicht, das sind Standbilder

Die Kommissare befragen einen der drei Kriminellen
Foto: BR/Hager Moss Film GmbH/Felix Cramer
Leider ist er nicht der einzige. Von der schauspielerischen Leistung her, ist "Ich töte niemand" einer der schwächsten "Tatorte" in diesem Jahr. Besonders die drei jungen Männer, die der flüchtige Ahmad mit seiner Aussage hinter Gittern gebracht hat, agieren hölzern. Sie leiern ihre Texte herunter und schaffen es beim besten Willen nicht, echte Gefühle zu zeigen. Die anderen Darsteller sind überzeugender, wirken aber ebenfalls ein wenig eckig und überemotional. Es gibt aber auch einen Lichtblick: Ursula Strauss als Leitners Witwe Gudrun. Sie hat das Glück, dass ihre Rolle deutlich vielschichtiger ist, als die meisten anderen. Jede dieser Facetten spielt Strauss ein bisschen anders, wodurch ihre Figur nicht nur interessant, sondern auch ein wenig bedrohlich wirkt. Abgesehen von schauspielerischen Glanzleistungen, ist auch Spannung eher Mangelware. Durch die vielen Sprünge bleibt die Geschichte nie lang genug bei einem Schauplatz, um auch nur ein neugieriges Kribbeln beim Zuschauer auszulösen. Das scheint auch das Produktionsteam gemerkt zu haben und setzt auf kleinere Spielereien, um künstlich Spannung zu erzeugen. Zwischen den Szenen gibt es immer wieder schwarze Überblendungen und Standbilder von den Gesichtern der Protagonisten. Letzteres wird jedoch zu so unpassenden Zeiten eingesetzt, dass ich fast jedes Mal gedacht habe, das Video habe sich aufgehängt. Dazu kommt noch ein trister Soundtrack, der an die deutsche "Netflix"-Mysteryserie "Dark" erinnert und einen Tick zu oft wiederholt wird.

Fazit

"Ich töte niemand" ist ein sehr schwacher "Tatort", bei dem kein Aspekt überzeugen kann. Die Protagonisten beginnen schnell zu nerven, da sie übertrieben emotional und aggressiv agieren - zum Teil ohne erkennbaren Grund. Die anderen Kommissare werden hingegen so gut wie gar nicht charakterisiert und wirken nur wie Statisten. Dazu kommt ein verworrener Fall, der zu viele Schauplätze auf einmal bedienen will, wodurch sowohl Spannung als auch Neugierde auf die Auflösung verloren gehen. Während die Schauspieler größtenteils sehr unmotiviert wirken, scheint das Team hinter der Kamera umso inspirierter gewesen zu sein. Durch Standbilder, viele dunkle Farben, lange Monologe und melancholische Musik versuchen sie, dem "Tatort" das Flair eines skandinavischen oder britischen Krimis zu verleihen. Diese Effekte sind allerdings eher störend als spannend und stehen in krassem Gegensatz zu den hektischen, gefühlsbetonten Ausbrüchen der Charaktere.


Nächste Woche ist das Team der Bundespolizei an der Reihe. In "Alles was Sie sagen" geht es um eine interne Ermittlung, die klären soll, wer mit Kommissar Thorsten Falkes (Wotan Wilke Möhring) Dienstwaffe eine Zeugin erschossen hat. Falke und seine Kollegin Julia Grosz (Franziska Weisz) werden befragt und sollen ihre Sicht des Einsatzes schildern. Dabei gibt es Unstimmigkeiten.

Folgt uns auf FacebookTwitter und Instagram, um diese und weitere Rezensionen nicht zu verpassen.
Alle bisherigen Posts zum Thema "TV" findet ihr hier.