Donnerstag, 31. August 2017

Death Note (Netflix Film) - 5 Dinge, die mich gestört haben

- Der folgende Text enthält Spoiler -

"Death Note" wurde ursprünglich als Manga veröffentlicht, doch mittlerweile sind einige Verfilmungen dazu erschienen, unter anderem eine Anime-Serie sowie mehrere Filme. Es gibt sogar ein Musical (zum Thema Musical haben wir auch Beiträge). Nun hat sich "Netflix" unter der Regie von Adam Wingard an eine amerikanische Adaption gewagt, die allerdings ganz gewollt deutliche Unterschiede zum Original aufweist. Im folgenden Post werde ich über fünf Aspekte sprechen, die mich an diesem Film besonders gestört haben. 

Light Turner (Nat Wolff) gelangt in den Besitz eines mysteriösen Notizbuches, mit dem man Menschen umbringen kann. Name und Aussehen der Person reichen dafür aus. Der Schüler findet das anfangs verrückt, doch dann trifft er auf Ryuk (Willem Dafoe), Todesgott und Erschaffer des Buches, der ihm die Macht des "Death Note" beweist. Light hat die Idee, damit alle schlechten Menschen einfach zu beseitigen. Hilfe holt er sich dabei von Mitschülerin Mia Sutton (Sarah Margaret Qualley). Bald wird die Polizei auf die mysteriösen Todesfälle aufmerksam, doch die Ermittlungen unter der Leitung von Lights Vater (Shea Whigham) sind erfolglos. Daraufhin übernimmt der geheimnisvolle junge Meisterdetektiv L (Keith Stanfield) den Fall.

1. Light wirkt weder schlau noch interessant

Nat Wolff spielt Light Turner
Foto: Netflix
Die Hauptfigur in diesem Film soll ein hochintelligenter Jugendlicher sein. Leider zeugt so gut wie keine seiner Handlungen, nachdem er das "Death Note" besitzt, von großer Intelligenz. Kurz nachdem er das mysteriöse Notizbuch entdeckt hat, präsentiert er es seiner Mitschülerin Mia, einem Mädchen, das er kaum kennt. Wäre sie nicht genauso fasziniert davon wie Light, hätte das Ganze ziemlich schnell nach hinten losgehen können. Seinem Vater stellt er die auffälligsten Fragen zum Fall und wirkt dabei viel zu interessiert. Sein Glück scheint einfach darin zu bestehen, dass auch keiner der anderen Charaktere wirklich clever ist. Als L ihn mit dem Verdacht konfrontiert, er stecke hinter den Morden, bestätigt Light ihm das sofort. Er fühlt sich scheinbar sehr sicher, dass niemand jemals Beweise für seine Taten haben wird. Dadurch stachelt er aber L an, nach solchen zu suchen. Wo zeigt sich da seine Intelligenz? Sein Plan Ls echten Namen herauszufinden, ist letztendlich auch eher simpel als genial. Es ist naheliegend, dass er ihn über Watari (Paul Nakauchi), den engsten Vertrauen des Detektivs, bekommen könnte. Am Ende will der Film beweisen, dass Light sehr wohl schlau ist. Sein Plan ist allerdings riskant, fehlerhaft und endet definitiv nicht so, wie er es sich vorgestellt hat, denn Mia stirbt. Die Zuschauer dürfen in einer endlos langen Slow-Motion-Szene verfolgen, wie er das verhindern wollte. 
Viele seiner Handlungen sind einfach vorhersehbar und kaum überraschend, dadurch ist er ein ziemlich durchschaubarer Charakter. Light zeigt zudem schnell Skrupel, als die ersten Unschuldigen sterben, was ihn zu gewöhnlich macht. Das nimmt der ganzen Grundidee die Spannung. Es wäre viel interessanter, wenn er felsenfest davon überzeugt wäre, dass das Töten aller Verbrecher richtig ist und er dafür den Tod ein paar Unschuldiger in Kauf nehmen würde. Ein Jugendlicher, der nach kurzer Zeit alles abbrechen will, erscheint dagegen einfach langweilig. 

2. Was macht L so außergewöhnlich?

L will Light aufhalten
Foto: Netflix
Wie in der Manga-Vorlage wird L auch im "Netflix"-Film als fantastischer, merkwürdiger und arroganter Detektiv vorgestellt. Er hat schon die kniffligsten Fälle aufgedeckt, an denen andere gescheitert sind. Nur glaube ich das dem Charakter einfach nicht. Er hat über den gesamten Film hinweg insgesamt zwei große Vermutungen: Der Täter braucht nicht nur ein Gesicht, sondern auch den Namen, um die Person umzubringen und er schlussfolgert, dass Light der Mörder ist. Doch wie er darauf kommt, erscheint alles andere als faszinierend. Seine Herangehensweise wirkt überhaupt nicht außergewöhnlich. Um auf diese Vermutungen zu kommen, muss man kein Genie sein, sondern einfach nur gesunden Menschenverstand haben. Er hat zudem nicht mal ansatzweise eine Idee, wie Light tötet. Von der Wahrheit ist L meilenweit entfernt und erkennt sie erst, als der Hauptcharakter es ihm quasi auf dem Silbertablett präsentiert. Dass er anscheinend jemand ist, der schnell die Nerven verliert, lässt ihn auch nicht gerade wie einen besonderen Charakter erscheinen. In den ersten Szenen hat er noch eine gewisse Ruhe und Gelassenheit ausgestrahlt, mit einer Prise Überheblichkeit. Doch als mehrere FBI Agenten kurz davor stehen getötet zu werden, wirkt L erst vollkommen verängstigt und dann einfach nur unbeherrscht. Er reagiert so wie jeder andere x-beliebige Ermittler. Seine anfangs herausstechenden Charakterzüge verliert er im Laufe des Filmes immer mehr. Besonders nach Wataris Verschwinden handelt er irrational und leichtsinnig: Zuerst bedroht er Light, dann stiehlt er einen Polizeiwagen, bevor er seinen Gegenspieler zu Fuß verfolgt und ist kurz davor ihn einfach zu erschießen. Während dieser Szenen erscheinen keine seiner Entscheidungen durchdacht, stattdessen sind sie nur gesteuert von Emotionen. Ich habe daher einfach nicht verstanden, warum gerade er dieser bahnbrechende Detektiv sein soll, der sich von anderen abhebt. Die Figur wird nicht so außergewöhnlich dargestellt, wie sie angeblich sein soll. 

3. Spannendes Katz-und-Maus-Spiel? Fehlanzeige!

Erste Konfrontation zwischen L (l.) und Light
Foto: Netflix
Die ersten zwei Punkte deuten es wahrscheinlich schon an: Durch die eher durchschnittlichen Charaktere sowie dem Fehlen cleverer Schachzüge, gibt es im Film kaum Nervenkitzel. Fast jeder Schritt von Light und L ist vorhersehbar, jede Erkenntnis offensichtlich. Kein einziges Mal habe ich mich gefragt, wie die Charaktere vorgegangen sind. Es gab auch keine schockierenden Wendungen, die mich überrascht haben. Als Light Watari benutzt, um Ls echten Namen zu erfahren, hatte ich wirklich die Hoffnung, dass L diesen Zug längst vermutet hat und den Plan durchkreuzt. Doch der angebliche Meisterdetektiv kommt erst ziemlich spät dahinter, so dass ich hier wieder enttäuscht wurde. Gerade dieses wahnsinnige Gedankenspiel zwischen den beiden, das man aus dem Original kennt, hätte den Film stark aufwerten können. Nie zu wissen, wer die Oberhand hat und dem anderen einen Schritt voraus ist, hätte die Handlung so viel spannender gemacht. Stattdessen konzentriert sich die Verfilmung zum Ende hin auf Lights und Mias Kampf um das "Death Note". Dieser Showdown ist nicht wirklich atemberaubend oder clever. Der Ls Erzählstrang wird in den Hintergrund gerückt. Damit verschwindet auch jegliche Chance, dass es zwischen ihm und Light noch einen spannenden Konflikt geben könnte. 

4. Unnötige Liebesgeschichte

Mia will die neue Besitzerin des "Death Note" werden
Foto: Netflix
Eine echte Romanze gehörte nicht zu den Dingen, die ich in dieser "Death Note" Verfilmung erwartet oder mir gewünscht hätte. Doch genau die wird hier eingebaut. Leider. Ich habe selten zwei Figuren gesehen, sie so wenig Chemie haben wie Light und Mia. Es gibt kaum genug Zeit, um die Beziehung zwischen ihnen sinnvoll aufzubauen. Alles wirkt vollkommen gehetzt. Den Zuschauern wurden gerade erst die Charaktere vorgestellt, kurz danach sind sie schon ein Paar. Mia ist das beliebte Mädchen, Light ein uninteressanter Loser. Sobald Letzterer ihr das "Death Note" zeigt und was er damit machen kann, hat sie nur noch Augen für ihn. Kann ja sein, dass sie in Wahrheit nur scharf auf das Buch ist, aber warum muss dann so viel störende Lovestory gezeigt werden? Beispielsweise die Montage, in der sie das tödliche Notizbuch benutzen, während sie nebenbei miteinander rummachen. Das wirkte vollkommen gezwungen und fehl am Platz. Natürlich kommt es auch zu einem Drama zwischen ihnen, als Light das Morden vorerst beenden will, um nicht noch mehr aufzufallen. In einem Film, der von einem Notizbuch handelt, mit dem man Gott spielen kann, sind solche Momente uninteressant. Es gibt viele solcher unnötigen Szenen zwischen den beiden, die der Handlung nichts geben. Diese Zeit hätte man eher dafür nutzen können, die Geschichte um das "Death Note", den Konflikt zwischen Light und L oder die Ermittlungsarbeit intensiver zu behandeln. 

5. Ryuk hat zu wenig Screentime

Der Todesgott Ryuk mag Äpfel
Foto: Netflix
Die Beziehung zwischen dem Todesgott und Light hingegen hätte mich hundertmal mehr interessiert als die Liebesgeschichte. Anfangs fand ich es irritierend, dass der Charakter in dieser Verfilmung nicht länger der neutrale Beobachter ist, sondern den Jugendlichen ständig dazu drängt, das "Death Note" zu benutzen. Trotzdem ist Ryuk der überzeugendste Charakter im Film, weil die wenigen Szenen mit ihm deutlich interessanter und teilweise sogar unterhaltender sind als der Rest. Die Figur zeigt eine interessante Mischung aus böse und belustigt von den Entscheidungen der Menschen um ihn herum. Daher ist es ziemlich schade, dass er kaum auftaucht. Ich hätte gerne deutlich öfter gesehen, wie er mit der Hauptfigur interagiert. Bei der ersten Begegnung kreischt Light einfach nur 20 Sekunden vollkommen hysterisch herum, bevor er sich vom Todesgott dazu überreden lässt, den ersten Menschen zu töten. Danach gibt es nur ein paar gemeinsame Momente, in denen sie kaum miteinander interagieren und Light wirkt immer noch eingeschüchtert. Später gibt es eine Szene, in der Ryuk einen amüsierten Kommentar abgibt und der Schüler ihm einen genervten Blick zuwirft. Wann genau hat sich sein Verhalten gegenüber dem Todesgott gewandelt? Die Beziehung zwischen ihnen wäre so viel spannender gewesen als Lights und Mias, einfach weil es eine außergewöhnlichere Kombination ist. Aber anscheinend musste hier an Effekten gespart werden. In den wenigen Szenen wird Ryuk meistens entweder kaum belichtet oder nur als unscharfe Figur im Hintergrund dargestellt. Wird er dann etwas deutlicher gezeigt, habe ich mir die Dunkelheit und Unschärfe zurück gewünscht. Sein Gesicht sieht aus als wäre es aus weißer Baumrinde. Ich musste automatisch an eine misslungene Version von Groot aus "Marvels" "Guardians of the Galaxy" denken. 


Das waren meine fünf Punkte, die mich an der "Netflix" Verfilmung von "Death Note" besonders gestört haben. Zwar fand ich die Idee einer Neuinterpretation nicht schlecht und es hätte sicherlich interessant werden können, doch leider ist die Umsetzung kaum gelungen. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, komplett neue Figuren mit anderen Namen einzuführen und dadurch wirklich eine ganz andere Geschichte zu erzählen. So schwebt der Film irgendwo zwischen dem Original und einer fragwürdigen Erneuerung von Charakteren sowie Handlung.


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Dienstag, 29. August 2017

Aquila (Ursula Poznanski) - Rezension

Ursula Poznanski präsentiert mit "Aquila" ihren neuesten Jugendthriller. Der Roman erschien am 14. August im "Loewe"-Verlag und umfasst 425 Seiten.
Ich habe schon andere Werke der Autorin gelesen ("Erebos" und "Elanus"), die mich mit einer aufregenden, ausgefallenen Handlung begeistern konnten. Daher war ich schon sehr gespannt auf ihre jüngste Geschichte.

Die 19-jährige Studentin Nika macht gerade ein Auslandssemester in Siena. Eines Morgens wacht sie in ihrer Wohnung auf und weiß nicht mehr, was in letzten 48 Stunden geschehen ist. Zu allem Überfluss kann sie Handy, Wohnungsschlüssel sowie Pass nicht finden. Auch von ihrer Mitbewohnerin fehlt jede Spur. Dann findet Nika einen Zettel und darauf eine Liste mit merkwürdigen Botschaften, geschrieben in ihrer Handschrift:
„Das Blut ist nicht deines.
Du weißt, wo das Wasser am dunkelsten ist.
Halte dich fern von Adler und Einhorn.“
Das sind nur einige der mysteriösen Hinweise. Nika kann mit ihnen nichts anfangen, erkennt aber bald, dass sie die Rätsel lösen muss, um herauszufinden, was in den vergangenen zwei Tagen passiert ist. Und die Zeit rennt, denn jemand hat die Studentin im Visier und scheint mit allen Mitteln verhindern zu wollen, dass Nika die Wahrheit erfährt. 

Tolle Kulisse und keine Lovestory

Aquila bedeutet Adler
Foto: Loewe Verlag
Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut. Ein Grund dafür war, dass die Geschichte in Italien spielt, weil ich dieses Land als Handlungsort interessant und faszinierend finde. Poznanski schafft es, die Leser mitten in die Stadt Siena zu ziehen. Sie beschreibt die Umgebung detailliert, ohne dabei zu langweilen. Ich habe das Gefühl gehabt, den Ort dadurch richtig gut kennenzulernen. Das liegt auch daran, dass Nika viele verschiedene Gegenden aufsucht, um herauszufinden, was passiert ist. Am spannendsten war für mich ihr Abstieg in die Bottini, die Unterwasserstraßen Sienas. Eine tolle Kulisse, die dazu beigetragen hat, die düstere, fast unheimliche Stimmung der Szenen zu unterstreichen. Durch die Schilderungen der Autorin ist die Angst der Protagonistin förmlich greifbar.
Generell ist Poznanskis Schreibstil angenehm und flüssig zu lesen, sodass ich von Anfang an in die Geschichte hineingezogen wurde. Dazu trägt zudem die Hauptfigur bei, die mich zumindest teilweise auf ihre Seite bringen konnte. Vor allem Nikas Ausgangssituation ist ein ziemlich beunruhigendes Szenario, so dass ich anfangs automatisch ihre Sorgen und Ängste mitgefühlt habe. Die Lage wird außerdem sehr bald ernst, als die Leiche der Mitbewohnerin gefunden wird. Besonders die Konfrontationen mit der Polizei haben mich auf die Seite der Protagonistin gezogen. Der Ermittler glaubt, ihr Gedächtnisverlust sei nur vorgespielt. Er beschuldigt sie sogar unterschwellig, etwas mit dem Verbrechen zu tun zu haben ("'[...] Ich kann mich nicht erinnern.' Es war Fiorese (Kommissar) anzusehen, dass er sich um innere Ruhe bemühte. 'Sehr bequem, nicht wahr? Einfach so tun, als wäre nichts passiert?' […] 'Nein, das ist überhaupt nicht bequem', fuhr sie ihn an. 'Es ist ein Albtraum. […]'"). In diesen Situationen wird den Lesern Nikas Frustration sehr gut nahegebracht, sodass ich mich richtig mit ihr geärgert habe.
Die Protagonistin wurde für mich besonders dadurch sympathisch, dass sie selbst in beängstigenden Situationen oftmals Sarkasmus oder schwarzen Humor einbringt ("Die schwere Erkältung war vorprogrammiert. Der Gedanke ließ sie beinahe auflachen. Diese Erkältung musste sie erst einmal erleben."; "'Es gibt Probleme.' 'Oh. Etwas ganz Neues.'"). Was mir ebenfalls wirklich gut gefallen hat: Die junge Studentin lernt den Italiener Stefano kennen und das schreit fast nach einer Liebesgeschichte. Doch Nika sagt klar, dass sie in ihrer Situation keinen Kopf für sowas hat ("Unter anderen Umständen hätte sie ihn vermutlich interessant gefunden […], aber so wie die Dinge standen, gab es kaum etwas, das sie weniger interessierte als irgendwelche romantischen Verwicklungen."). Endlich mal eine realistische Einstellung! Ich habe wirklich kurz das Lesen unterbrochen und "Danke" gesagt.


Was machst du denn?

Im Laufe der Geschichte gibt es dann allerdings einige Entscheidungen der Protagonistin, die ich fragwürdig fand. So hat mich ihr Charakter dann doch zwiegespalten zurückgelassen. Die Frage oben ist mir tatsächlich immer wieder in den Sinn gekommen, während ich Nikas Aktionen und Gedankengänge verfolgt habe. Gerade zu Beginn wirkt die junge Studentin sehr sprunghaft, was ihre Einstellung zur ganzen Geschichte angeht. In der einen Sekunde ist sie fest davon überzeugt, dass die verschlüsselten Botschaften eine wichtige Bedeutung haben müssen. In der anderen glaubt Nika plötzlich an keinen tieferen Sinn mehr, obwohl zu diesem Zeitpunkt schon in ihre Wohnung eingebrochen wurde! Dieses Hin und Her geht noch eine Weile weiter. Das war etwas anstrengend mitzuverfolgen. Ich habe mich ebenfalls darüber geärgert, dass sie ständig die Fakten verdrängt. Zu Beginn verdächtigt die Studentin längere Zeit ihre verschwundene Mitbewohnerin als diejenige, die sie terrorisiert. Dabei weiß Nika, dass ein Mann nachts in ihrer Wohnung war und zudem liegt ein blutiges Männershirt in ihrem Badezimmer. Für mich war ihre Schlussfolgerung daher sehr unlogisch.
Mit der Zeit hat es auch gestört, wie viele Dinge die Protagonistin der Polizei verheimlicht, da es dafür oftmals keinen wirklich guten Grund gibt. Durch dieses Verhalten wird leider auch schnell ziemlich offensichtlich, was als nächstes passiert: Natürlich kommen im Laufe der Geschichte alle Details ans Licht, die von ihr verschwiegen wurden, was Nika nur noch verdächtiger dastehen lässt. Sie reitet sich selbst immer tiefer in den Schlamassel. Da fiel es mir teilweise schwer, noch mit ihr zu fühlen. Was aber am schlimmsten ist: Ihr unvorsichtiges Verhalten. So geht die Hauptfigur beispielsweise einer Spur nach, läuft, ohne sich auch nur mal umzudrehen, zu einem Haus und in den dortigen Keller. Im nächsten Moment ist Nika dann vollkommen geschockt, als jemand die Tür verriegelt. Auch hier war es schwierig, Mitleid mit ihr zu haben, weil ich wusste, wie unvernünftig sie zuvor gehandelt hat. 

Rätselraten bis zum Schluss

Mir hat die Idee mit den versteckten Botschaften, die von der Protagonistin selbst als Gedächtnisstütze geschrieben wurden, grundlegend gut gefallen. Die Leser wissen genauso wenig wie Nika und begleiten sie beim Versuch, die Hinweise zu entschlüsseln. Die mysteriösen Rätsel haben definitiv dafür gesorgt, dass mich das Buch gefesselt hat. Es dauert fast den gesamten Zeitraum der Handlung, bis wirklich jede Bedeutung offenbart wird. Die Hauptfigur selbst kann lange Zeit keinen Sinn hinter den Worten erkennen, was alles sehr glaubhaft erscheinen lässt. Leider war es somit recht schwierig, die meisten Rätsel irgendwie mit aufzulösen. Teilweise kommen der Studentin die Erleuchtungen sehr plötzlich, sodass man als Leser gar nicht nachvollziehen kann, wie sie den Hinweis knacken konnte. Dadurch wurde ich aber noch mehr von der Geschichte gepackt, weil ich unbedingt wissen wollte, was hinter allen mysteriösen Botschaften steckt.
Das letzte Drittel des Buches wird dann nochmal richtig spannend, als Stück für Stück endlich alles aufgedeckt wird, was in den 48 Stunden passiert ist. Dabei gerät Nika außerdem in eine gefährliche Situation, die so lebendig beschrieben wird, dass ich vollkommen gepackt wurde. Nikas Angst und Panik wurde glaubhaft und eingängig von Poznanski geschildert. Die Leser können zudem bis zum Schluss rätseln, was genau vorgefallen ist. Nika erfährt immer nur einzelne Teile der ganzen Wahrheit, entweder durch andere oder durch ihre eigenen Erinnerungen, die langsam zurückkommen. Die Auflösung war dann allerdings so überhaupt nicht das, was ich vermutet habe. Es hat letztendlich aber alles Sinn ergeben und die offenen Fragen wurden geklärt. Trotzdem wirkte es etwas unbefriedigend. Ich hatte mit einer ausgefalleneren Erklärung gerechnet, die mich richtig schockt. Letztendlich müssen die Leser auch einfach glauben, dass die verantwortliche Person zu so einer Tat imstande war. Das ist mir etwas schwergefallen, da es im Buch nicht wirklich überzeugende Stellen gibt, die dafür sprechen. 

Fazit

Ursula Poznanski präsentiert mit ihrem neuen Jugendthriller "Aquila" einen spannenden Roman, der durch eine tolle Kulisse besticht. Durch den lebendigen Schreibstil der Autorin habe ich schnell in die Handlung hineingefunden und war bis zum Ende von der Geschichte gefesselt. Auch wenn die Protagonistin oft undurchdacht handelt, war es dennoch aufregend und interessant, sie bei der Suche nach den verlorenen Erinnerungen zu begleiten. Die cleveren Rätsel haben dazu beigetragen, dass die Handlung durchweg mysteriös und packend blieb. Zwar wird zum Schluss alles mit einer logischen Erklärung aufgelöst, dennoch hatte ich am Ende auf eine außergewöhnlichere Idee gehofft.


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Sonntag, 27. August 2017

Tatort: Virus - Rezension

Der Mord zum Sonntag hat Tradition, deshalb sind auch wir mit Rezension und Live-Tweets (@WatchReadTalk) dabei. 

ENDLICH ist die Sommerpause beendet! 
Ab heute gibt es wieder neue Folgen "Tatort" und "Polizeiruf 110".  Bevor es los geht, lasst die vergangene Saison noch einmal mit unseren "Tops und Flops der 2016/2017-Sonntagskrimis" Revue passieren (hier geht es zum Post).


Den Anfang macht in dieser Saison das Team aus Österreich. Die Wiener Kommissare Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) werden in die kleine Gemeinde Pöllau gerufen. Im örtlichen Steinbruch liegt ein toter dunkelhäutiger Mann, den niemand zu kennen scheint. Doch die Ermittler merken schnell, dass einige Dorfbewohner etwas zu verbergen haben. Thomas Reuss (Martin Niedermair), der Betreiber des Steinbruchs, wollte beispielsweise eine geplante Sprengung vorziehen - nur durch einen Zufall wurde die Leiche noch rechtzeitig gefunden. Sein Bruder Albert (Andreas Kiendl) leitet einen Fluchthof, auf dem Asylbewerber aus Nordafrika leben. Auch dort scheint es Geheimnisse zu geben. All das tritt nach einem beunruhigenden Anruf des Rechtsmediziners in den Hintergrund: Der Tote trägt den Ebola-Virus in sich.


PANIK und Heiterkeit liegen nah beieinander

Wird sich der Virus ausbreiten?
Foto: ORF
Eisner und Fellner sind im Gegensatz zu ihren Kollegen aus Weimar oder Münster zwar kein "rein humoristisches" Team, doch auch bei ihnen wird gerne gewitzelt und geblödelt. "Virus" ist da keine Ausnahme ("Leck mich am Arsch, die Wiener!"). Hier liegt jedoch das Grundproblem: Der Krimi findet keinen stimmigen Ton. Auf der einen Seite liefern sich die beiden Ermittler einen ständigen komödiantischen Schlagabtausch und rangeln beim Polizeisport wie Kinder auf dem Schulhof. Auf der anderen Seite möchte der Krimi auf die fast vergessenen humanitären Krisen in Afrika aufmerksam machen. Außerdem ist da noch die Gemeinde im Ebola-Ausnahmezustand und Rechtsmediziner Michael Kreindl (Günter Franzmeier), der seine junge Assistentin mit notgeilen Sprüchen verunsichert (Eisner: "Wird das a Sonderschicht?" Kreindl: "Millionen von 23-Jährigen werden sich heute Nacht einsam und unbefriedigt in den Schlaf weinen."). Diese unterschiedlichen Stimmungen wollen einfach nicht zusammenpassen. Am deutlichsten zeigt sich das in den letzten Minuten des Films. Ohne zu viel zu verraten: Hier liegen Witzeleien und Panik seeeeehr nah beieinander, bevor es aber tatsächlich spannend werden kann, läuft auch schon der Abspann. Ich bin neugierig, ob der nächste Fall das offene Ende aufgreifen wird. Interessant und sinnvoll wäre es, aber Kontinuität ist ja leider keine Stärke des Sonntagskrimis.
Dr. Reuss hat früher als Arzt in Guinea gearbeitet
Foto: ARD Degeto/ORF/Epo Film/Hubert Mican
Worauf man sich bei "Tatort" und "Polizeiruf" aber fast mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit verlassen kann: Der sozialkritische Ansatz. In "Virus" ist es, wie oben bereits erwähnt, die Krankenversorgung in Afrika. Die ersten zwei Minuten der neuen Krimi-Saison spielen auf einer Ebola-Station in Guinea, wo überarbeitete Helfer in Ganzkörperanzügen um das Leben der Infizierten kämpfen. Für mich waren diese Szenen das Highlight, da sie mich im Gegensatz zum Rest der Folge gefesselt und berührt haben. Die verzweifelt flehenden Kranken und die hoffnunglos-triste Umgebung lassen einen schnell vergessen, dass Regisseurin Barbara Eder die Seuchenstation in  Niederösterreich nachbauen ließ. Es ist ein gelungener Einstieg in ein Thema, an das viele Menschen nur denken, wenn es in den aktuellen Nachrichten oder zu Weihnachten in TV-Spendenmarathons erwähnt wird. Leider verliert Drehbuchautor Rupert Henning die Materie zwischen der Ebola-Hysterie, den herumalbernden Ermittlern und der lautstarken Dorfbevölkerung schnell aus den Augen. Erst beim Showdown wird erneut an die Situation in Afrika erinnert. Im Gegensatz zu vielen anderen Fans stört es mich nicht, wenn sozialkritische Themen in die Sonntagskrimis eingeflochten werden. So spiegelt jede einzelne Saison die relevanten politischen und gesellschaftlichen Schlagzeilen eines Jahres wieder, wie eine Art geschichtliches Gedächtnis. Da der "Tatort" mit fast 47 Jahren mehr als doppelt so lange existiert wie ich, schaue ich mir gerne alte Folgen an, um ein Gefühl für die Jahrzehnte zu bekommen, die ich nicht erlebt habe. Daher finde ich es schade, wenn soziale Themen nicht flüssig in die Geschichte übergehen, sondern gezwungen und deplatziert wirken - wie in "Virus". Durch die Kürze der thematischen Szenen und den ablenkenden Humor, haben auch die eindrücklichen ersten Minuten und der Showdown keinen großen Nachhall. Die Not in Afrika ist hier leider nur der Aufhänger, um durch die Angst vor einer Ebola-Epidemie Spannung zu erzeugen.

Noch mehr PANIK

Dr. Rottensteiner (r.) lässt das Dorf abriegeln
Foto: ARD Degeto/ORF/Epo Film/Hubert Mican
So ganz geht der Plan allerdings nicht auf, denn viele der Charaktere scheinen keine sonderlich große Angst zu haben. Das beste Beispiel sind Eisner und Fellner, die der Leiche sehr nah gekommen sind und erste Krankheitssymptome zeigen. Zwar gucken sie mal ein bisschen ängstlich, doch die meiste Zeit über granteln und blödeln sie wie immer. Ob das realistisch ist? Ziemlich wahrheitsgetreu wirkt hingegen der Beamte des Seuchenkommandos. Dr. Klaus Rottensteiner (Markus Schleinzer) ist überkorrekt, beflissen und duldet keine Alleingänge. Als Bibi und Moritz trotz aller Ermahnungen mit einem halben Dutzend Polizisten zum Fluchthof fahren, ruft der genervte Virologe ihnen hinterher: "Dann steckt's euch halt alle an, ihr Provinztrotteln! Mia isses ja persönlich wurst. Ich mag keine Menschen, mia haben an Überbevölkerung: Löst sich das Problem von allein." Definitiv einer der witzigsten Kommentare der jüngeren "Tatort"-Geschichte! An den beiden Wiener Ermittlern stört mich häufig, dass ihre Dialoge aufgesetzt klingen und sie als Charaktere künstlich wirken. Rottensteiner ist für mich das krasse Gegenteil - ehrlich und trocken. Markus Schleinzer scheint die Rolle des beflissenen Beamten zu leben. Im Vergleich zu ihm wirken die meisten anderen Figuren blass. Allen voran Eisners und Fellners Chef Ernst Rauter (Hubert Kramar) sowie ihr Kollege Manfred “Fredo” Schimpf (Thomas Stipsits). Beide werden in ihren kurzen Auftritte vor allem als "comic relief" verheizt. Da der Fokus in "Virus" auf den Kommissaren und der Ebola-Angst liegt, spielen auch die Verdächtigen nur eine untergeordnete Rolle. Wirklich im Gedächtnis geblieben ist mir lediglich David Wurawa als Dr. Kamil Daouda Maka. Seine Darbietung hat mich deutlich mehr beeindruckt und "geschockt" als die eher uninspirierte Ebola-Quarantäne. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen, ohne etwas zu spoilern.

Fazit

In den letzten Jahren ist es schon fast zur Tradition geworden, dass die Sonntagskrimi-Saison mit einem eher durchschnittlichen "Tatort" startet. Das trifft auch diesmal zu. Der Grundgedanke von "Virus" ist packend und bietet Stoff für einen Thriller. Doch das Drehbuch wurde mit dem falschen Ermittlerteam umgesetzt. Durch Eisners und Fellners komödiantische Einlagen - die teilweise in den Klamauk abrutschen - wird dem Thema die Ernsthaftigkeit, somit auch die Spannung genommen. Die Mördersuche rückt ebenfalls in den Hintergrund. Der Zuschauer hat nicht die Möglichkeit die Charaktere näher kennenzulernen, wodurch die Ebola-Angst noch mehr an Bedeutung verliert. Die eindrückliche Eröffnungsszene, einige tolle Episodencharaktere und eine Handvoll gelungener Dialoge machen "Virus" dennoch zu einem passablen Krimi.


Wie gewonnen, so zerronnen. Schon nach einer Folge macht der Sonntagskrimi eine kurze Pause. In der nächsten Woche zeigt die ARD stattdessen das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz. Am 10. September geht es dann weiter mit einem neuen "Tatort" aus Stuttgart. In "Stau" müssen die Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) den Mord an einem Mädchen aufklären.

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Donnerstag, 24. August 2017

The Circle (Film) - Rezension

Am Montag waren Laura und ich mal wieder in der "Sneak Preview", wo wöchentlich ein Film gezeigt wird, der in naher Zukunft im Kino anläuft. Das Coole dabei ist, dass vorher nicht bekanntgegeben wird, was gezeigt wird. Bei unserem letzten Besuch war es die Musik-Action-Thriller-Komödie "Baby Driver" (hier geht es zur Rezension). Dieses Mal haben wir "The Circle" gesehen. Es ist die Verfilmung des gleichnamigen Buches von Dave Eggers und wird ab dem 7. September in den deutschen Kinos gezeigt.

Collegeabsolventin Mae Holland (Emma Watson) wohnt bei ihren Eltern, fährt gerne Kajak und arbeitet in einem Callcenter. Eines Tages bekommt sie dank ihrer besten Freundin Annie (Karen Gillan) ein Vorstellungsgespräch bei "The Circle", einem riesigen Unternehmen, das sich darauf spezialisiert hat, alle Onlineaktivitäten und Profile in einer Anwendung zu vereinen. Mae bekommt einen Job als Kundenbetreuerin und ist begeistert von all den Zusatzangeboten, wie Partys, Sportkursen, Theateraufführungen und Museen, die "The Circle" seinen Mitarbeitern bietet. Außerdem kümmert sich die interne Krankenversorgung um ihren Vater Vinnie (Bill Paxton), der an Multipler Sklerose leidet. Im Gegenzug sind alle Kollegen online eng vernetzt und werden permanent überwacht. Zuerst findet Mae die fehlende Privatsphäre und die ständige Präsenz im Internet beunruhigend, doch nach einem Zwischenfall glaubt sie immer fester daran, dass 100% Transparenz der Schlüssel zu Frieden und Demokratie ist. Gemeinsam mit den Mitbegründern des Unternehmens, Eamon Bailey (Tom Hanks) und Tom Stenton (Patton Oswalt), arbeitet sie am Projekt, ein "Circle"-Account für jeden Menschen obligatorisch zu machen.

Big Brother is watching you!

Wie viel Transparenz ist gut?
Foto: Image Nation Abu Dhabi
Der große Pluspunkt des Films ist die realistische Darstellung einer nicht allzu fernen Zukunft, in der alles digital vernetzt und Privatsphäre ein Privileg ist. Roboter, fliegende Autos, echte Hoverboards und andere futuristische Erfindungen werden nicht gezeigt. Stattdessen konzentriert sich Drehbuchautor und Regisseur James Ponsoldt auf Entwicklungen, die bereits heute im Gange sind und spinnt sie weiter. Für mich ist es nicht unwahrscheinlich, dass es künftig Dienste geben wird, die Dutzende Anwendungen, unter anderem Wählen und Steuern zahlen, in sich vereinen. Bereits heute gibt es in allen Bereichen Marktführer, die ihre Konkurrenz ausschalten, in dem sie sie aufkaufen und unter ihrer Dachmarke vereinen. Doch nicht nur "The Circle" selbst wirkt beängstigend realistisch. Das Verhalten der Charaktere ähnelt der heutigen Situation schon deutlich. So wird Mae beispielsweise von ihren Kollegen freundlich dazu gedrängt, online aktiver zu sein, da sie doch sonst kaum etwas über ihre neue Mitarbeiterin erfahren. Das kennen wohl viele, die sich bestimmten sozialen Medien gegenüber verschließen. Kurz darauf postet Mae das Bild eines Kronleuchters, den ihr Kindheitsfreund Mercer (Ellar Coltrane) aus Hirschgeweihen hergestellt hat. Er konfrontiert sie daraufhin wütend, weil er von völlig Fremden bedroht und als "Hirschmörder" bezeichnet wird, obwohl er selbst kein Tier getötet hat. Wem diese Beispiele noch nicht offensichtlich genug sind: Später im Film entscheidet sich Mae die erste Mitarbeiterin des "Circle" zu werden, die völlig transparent ist und lässt sich 24/7 von Kameras beobachten. Dabei muss die junge Frau feststellen, dass ihre beste Freundin Annie sie meidet, da sie nicht gefilmt werden möchte. Auch ihre Eltern grenzen sich von ihr ab, nachdem Mae sie versehentlich beim Sex überrascht hat und die Bilder durch ihre mobile Kamera live im Internet zu sehen waren.
Mae (r.) genießt die Zeit mit ihren Eltern
Foto: Image Nation Abu Dhabi
Die Welt, in der "The Circle" spielt, wirkt beunruhigend realistisch, weist jedoch auch viele Unstimmigkeiten auf. Die Handlung ist so fixiert auf Mae, dass Einzelheiten des Unternehmens nicht thematisiert werden. So wird nicht direkt beschrieben, womit "The Circle" eigentlich genau Geld verdient. Da es eine Kundenbetreuung für die Produkte gibt, muss es noch weitere geschäftliche Felder geben, als kleine Videokameras und das Verbinden verschiedener Dienste. Es ist auch nicht klar ersichtlich, wieso die Firmengründer so einen großen Einfluss auf die Politik haben und was sie eigentlich erreichen wollen - außer noch mehr zu verdienen. Bailey und Stenton selbst werden nur oberflächlich thematisiert. Sie bleiben relativ langweilig und wirken auch nicht wie Antagonisten. Ihr Schicksal wird am Ende ebenso offen gelassen, wie das von Annie und Ty Lafitte (John Boyega), dem abtrünnigen dritten Gründer. Maes Eltern Vinne und Bonnie (Glenne Headly - verstarb kurz nach dem US-Kinostart im Alter von 62 Jahren), sowie ihr Internet-abstinenter Freund Mercer fungieren lediglich als Gegenpol zur Social-Media-Welt des "Circle". Leider haben sie nur kurze Auftritte, viele davon über Videochat, in denen ihre einzige Aufgabe darin besteht, an Maes Vernunft zu appellieren. Da bleibt keine Zeit, um sie näher kennenzulernen. Der Zuschauer erfährt nicht einmal, inwieweit "The Circle" Vinnie Hollands Multiple Sklerose behandelt oder ihn unterstützt. Es fällt lediglich die Anmerkung, dass es ihm seitdem besser geht. Die Details bleiben im Dunklen. Ärgerlich für einen Film, in dem Transparenz das Hauptthema ist.

Schöne neue Welt

Mae und Ty lernen sich bei einer Party kennen
Foto: Image Nation Abu Dhabi
Überhaupt bleibt "The Circle" für eine potenziell spannende und wahrheitsgetreue Handlung relativ oberflächlich. Das liegt zum Teil an der mangelnden Charakterzeichnung, aber auch am fehlenden roten Faden. Laura und ich waren uns nach dem Film einig, dass er viel zu lang war und dafür wenig passiert ist. Bei meiner Recherche habe ich festgestellt, dass er eine Laufzeit von lediglich 110 Minuten hat. Er hat sich also deutlich gezogen! Dennoch ist die Geschichte relativ dünn. Das beste Beispiel ist Ty, der die Entwicklung seiner Firma beunruhigend findet und sich dagegen wehren möchte. Dieser Handlungsstrang fällt bereits kurze Zeit später unter den Tisch. Der junge Entwickler wird zwar mehrfach gezeigt, wie er Produktpräsentationen kritisch beäugt, doch er unternimmt nichts und spricht auch nicht mehr mit Mae, die im "Circle" immer weiter aufsteigt. Es ist ebenso unlogisch, dass sie, die Transparenz nun über alles stellt, nie jemandem von ihrem Gespräch mit dem "Verräter" Ty erzählt hat. Seine Rolle ist so unbedeutend, dass man sie auch getrost hätte weglassen können, da sie nichts zur Handlung beiträgt. Aber Ty ist nicht der einzige. Da der Film vollständig auf Nebengeschichten verzichtet, bleibt er sehr eintönig: Mae arbeitet, Mae geht auf Arbeitsveranstaltungen, Mae redet mit Kollegen, Mae arbeitet, Mae redet mit ihren Eltern, Mae redet mit ihren Chefs... Selbst der Showdown scheint keinem konsequenten Plan zu folgen. Die letzten Minuten sollen den Film nur irgendwie schnell beenden. Dabei wird die Chance vertan, klar Stellung zur Thematik zu beziehen und die Geschichte sinnvoll abzuschließen.

Fazit

Die spannenden und brandaktuellen Themen Überwachung und Privatsphäre bieten eine Steilvorlage für einen packenden Thriller. Stattdessen ist die Handlung von "The Circle" eher langatmig und ziellos. Das liegt vor allem daran, dass der Fokus klar auf Hauptfigur Mae liegt, ohne sie schlüssig zu charakterisieren. Alle anderen Personen bleiben ebenfalls eindimensional. Der Zuschauer erfährt nur wenig über sie, sodass es schwierig ist, ihre Gedanken und Gefühlsschwankungen nachzuvollziehen. Die Handlung wirkt aus diesem Grund eher wie eine Aneinanderreihung von zusammenhangslosen Szenen, da die Geschichte nicht konsequent weitererzählt wird. Letztendlich ist "The Circle" ein ereignisloser Film, der aufgrund von fehlender Spannung, lieblosen Charakteren und einem nicht vorhandenen roten Faden der interessanten Thematik nicht gerecht wird.


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Dienstag, 22. August 2017

Marvel's The Defenders: Staffel 1 - Rezension

- Der folgende Text enthält Spoiler -

Im Jahre 2015 veröffentlichten "Marvel" und "Netflix" die erste gemeinsame Produktion "Daredevil". Es folgten drei weitere Comicverfilmungen, deren Protagonisten in "The Defenders" zusammentreffen. In "Daredevil" lernen die Zuschauer den blinden Anwalt und Verbrechensbekämpfer Matt Murdock (Charlie Cox) kennen. "Jessica Jones" erzählt die Geschichte der gleichnamigen Privatermittlerin (Krysten Ritter) und ehemaligen Superheldin, die übermenschlich stark ist. In dieser Serie hat auch schon der Held der nächsten Sendung einen Gastauftritt: Luke Cage (Mike Colter). Sein Körper ist unzerstörbar und kugelsicher. Danny Rand (Finn Jones) ist "Iron Fist". Er wurde ausgebildet, um die Schattenorganisation "Die Hand" zu besiegen. Um genau diese Vereinigung geht es auch in der achtfolgigen Miniserie "The Defenders". Jeder der Protagonisten gerät auf anderem Wege mit der "Hand" aneinander. Nun müssen sie sich zusammenschließen, denn die Antagonisten steht kurz davor, ganz New York zu zerstören. 

Die Hintergrundgeschichte zu dieser Organisation wird auch in zwei der Einzelserien behandelt. Wer also komplett im Bilde sein will, sollte sie gesehen oder zumindest die Zusammenfassungen gelesen haben. Außerdem ist das Anschauen der Sendungen hilfreich, um die Charaktere und ihre jeweilige Motivation zu verstehen. 

Wenn vier Helden aufeinandertreffen

v.l.: Danny, Luke, Jessica und Matt
Foto: Marvel/ Netflix
Die Show lässt sich trotz der geringen Anzahl von acht Episoden bis zur Hälfte Zeit, um die Protagonisten zusammenzuführen. Dadurch gibt es zu Beginn viele verschiedene Perspektiven, was die Episoden spannend und abwechslungsreich macht. Es ist interessant zu sehen, wo jeder von ihnen am Anfang der Serie steht und in die Geschichte involviert wird. Jessica ermittelt in einem Vermisstenfall, Luke will einem Jungen aus seiner Nachbarschaft helfen, der in tödlicher Gefahr schwebt. Danny jagt "Die Hand" schon länger und seine Suche führt ihn nach New York. Matt ist ebenfalls mit der Organisation aneinander geraten und hat an sie seine Geliebte Elektra Natchios (Elodie Yung) verloren, die in einem Kampf getötet wurde. In den ersten Folgen gibt es allerdings schon einzelne Treffen zwischen den Protagonisten. Luke und Danny stoßen als erstes aufeinander und werden einander durch eine gemeinsame Bekannte vorgestellt: Claire Temple (Rosario Dawson). Die ehemalige Krankenschwester tauchte schon in allen vorangegangen Serien auf und ist einer meiner liebsten Nebencharaktere. Ich mag ihre entspannte, ausgeglichene Art, mit der sie auf die ganzen Supermenschen um sie herum reagiert. Sie beweist immer wieder, dass man keine übermenschlichen Fähigkeiten braucht, um Gutes zu tun und für das Richtige einzustehen. Immer wieder hat Claire Regeln gebrochen, um ihren Freunden zu helfen, was sie letztendlich sogar ihren Job gekostet hat. Daher hat es mich sehr gefreut, dass sie auch in „Defenders“ dabei ist. 
Die erste Begegnung zwischen Cage und Rand ist durch schnelle Wortwechsel unterhaltsam und dynamisch (Danny: "You punched me." Luke: "You punched first." Claire: "Seriously?" D: "How come he can't be hurt?" L: "What's the deal with that fist?" D: "I earned it." L: "You what?!"). Das erste gemeinsame Zusammenkommen aller Helden findet dann während eines Kampfes statt und die Konversation danach ist ebenfalls wirklich gelungen. Das liegt vor allem daran, wie gut die Schauspieler ihre Zeilen rüberbringen. (Luke: "Jessica?"; Jessica: "Luke."; L: "How you've been?"; J: "Long story."; Danny: "We need to get out of here."; J: "Who's he?"; L: "Long story. (an Matt gewandt:) Who's he?")
Claire ist wieder mit dabei!
Foto: Marvel/ Netflix
Gut gefallen hat mir auch, dass in verschiedenen Szenen der Fokus auf einzelne Beziehungen, z.B. die von Jessica und Matt gelegt wird. Die Dynamik zwischen der schlecht gelaunten Ermittlerin und dem sarkastischen Anwalt ist genial (Matt hat sich Jessicas Schal genommen, um sein Gesicht im Kampf zu verstecken. Jessica: "You look like an asshole." Matt: "It's your scarf."). Auch manche Reaktionen der Helden auf die unterschiedlichen Fähigkeiten der anderen, ist unterhaltsam (Matt: "I'm still hearing neon." Luke: "Who hears neon?" Jessica: "My maybe blind lawyer." Luke (der kurz zuvor gesehen hat, wie gut Matt kämpfen kann): "What do you mean he's blind?"). 
Jeder der vier Protagonisten hat einige Freunde, die man schon aus den anderen Serien kennt. Auch diese tauchen in der Miniserie auf. Dadurch liegt der Fokus nicht ausschließlich auf den Superhelden. Es wird außerdem immer wieder gezeigt, wie die gefährlichen Situationen diese "normalen" Leute beeinflussen. Besonders aufregend wird es, als einige von ihnen ins Visier der Schattenorganisation geraten. So wird Jessicas Freundin, die Radiomoderatorin Trish Walker (Rachael Taylor), mitten in einem Meeting von der "Hand" angegriffen. Die Privatermittlerin kommt gerade noch rechtzeitig, um ihr zu helfen. Mitten im Kampf erscheint dann auch "Daredevil", was Trish mit einem ungläubigen "No way." kommentiert. 

Nicht alles läuft perfekt

Dannys (l.) und Lukes erstes Treffen verläuft nicht gut
Foto: Marvel/ Netflix
Die einzelnen Protagonisten verstehen sich gerade am Anfang kaum miteinander. Zwischen Luke und Danny kommt es sogar zu einer physischen Auseinandersetzung. Das ist glaubwürdig, da hier sehr unterschiedliche Charaktere zusammenkommen, die nicht alle die gleiche Meinung teilen. Während Danny glaubt, dass sie als Gruppe auch in Zukunft Gutes bewirken könnten, wollen die anderen die Geschichte einfach zu Ende bringen, um danach wieder getrennte Wege zu gehen (Luke: "I'm not looking for superfriends."). Matt möchte am liebsten ohne die anderen arbeiten und weigert sich lange, die Gruppe überhaupt als Team anzusehen. Besonders Jessica und Luke interessieren sich kaum für die Machenschaften der "Hand". Die Privatermittlerin verlässt in einer Szene sogar die Gruppe und will überhaupt nichts mehr damit zu tun haben. Die "Defenders" machen zudem ein paar dumme Fehler. In einer Szene sind die Vier dann aber in eine so hitzige Diskussion vertieft, dass ihr Gegenspieler sich unbemerkt aus seinen Fesseln befreien kann, weil sie ihm alle den Rücken zugewandt haben. An sich hat es mir gefallen, dass sie nicht bloß in einen Kampf rennen, sondern auch miteinander reden und Situationen besprechen. Dadurch versteht man die Ansichten der einzelnen Protagonisten besser. Außerdem wirkt es einfach realistischer, als wenn sie sich sofort prima verstehen und als Team perfekt funktionieren würden. Dass sie in dieser Situation aber so unaufmerksam sind, fand ich dann doch unglaubwürdig. Es wirkte eher so, als ob die Handlung auf sehr ungeschickte Weise vorangetrieben werden sollte. Das wundert einen nicht wirklich angesichts der geringen Episodenanzahl. Was wiederum sehr realistisch ist und mir gut gefallen hat: Die "Defenders" können nicht einfach machen, was sie wollen. Als sie mit zwei Morden in Verbindung gebracht werden, landen sie im Visier der Polizei. Das führt so weit, dass die Helden sogar als Verdächtige im Revier festsitzen und ihre Mission dadurch erschwert wird. 
Danny als "Iron Fist" ist übrigens von besonderer Bedeutung für die Handlung, denn die Antagonisten brauchen seine Fähigkeit, um an ihr Ziel zu kommen. Dennoch ist er für mich das schwächste Mitglied der Heldengruppe. Im Gegensatz zu den anderen drei ist er die meiste Zeit eher unsympathisch. Als allen klar ist, dass die Schattenorganisation an ihn herankommen will und die anderen "Defenders" entscheiden, ihn zu verstecken, wehrt er sich dagegen. Er ist vollkommen davon eingenommen, dass er dazu bestimmt ist, "Die Hand" zu besiegen und ignoriert die Argumente der anderen. Das lässt ihn sehr kindisch wirken. Wirklich überzeugt von seinen angeblich grandiosen Kampffähigkeiten war ich auch nicht. Er erwähnt dafür aber ungefähr in jeder dritten Szene, dass er "The Immortal Iron Fist" ist. Das nervt.

"Die Hand" redet viel, tut aber wenig

Der Zuschauer bekommt auch viele Szenen aus Sicht der Gegenspieler zu sehen. Wird darin eine übermächtige Schattenorganisation mit weltweiten Verbindungen und einer Armee gezeigt? Nein, denn davon wird zwar immer wieder gesprochen, zu sehen bekommt man allerdings ein anderes Bild. Als sie beispielsweise die "Defenders" das erste Mal angreifen, tauchen die Antagonisten mit zwei Vans und vielleicht zwei Dutzend bewaffneten Männern auf. Dadurch erscheint dieser Kampf beinahe harmlos, was auch daran liegt, dass sie den Protagonisten in keiner Weise größeren Schaden zufügen können. 
Keine außergewöhnliche Antagonistin: Alexanda
Foto: Marvel/ Netflix
Alexandra (Sigourney Weaver), die Anführerin der "Hand", wirkt in den meisten Szenen alles andere als mächtig. Schon zu Beginn wird offenbart, dass sie bald stirbt. Die Substanz, die ihr und den restlichen Mitgliedern ein unsterbliches Leben ermöglicht, ist aufgebraucht. Immer wieder sieht der Zuschauer, wie die Figur mit schmerzerfülltem Gesicht zu Tabletten greift. Die Frau ist uralt, hat schon dutzende Leben geführt und "Die Hand" vor Jahrhunderten gegründet. Aber das kann man sich nur schwer vorstellen. Zwar ist es keine schlechte Idee, dem Gegner auch menschliche Züge zu geben, aber in diesem Fall erscheint sie dadurch nur schwach. Die restlichen vier unsterblichen Mitglieder wirken kaum besser. In einer Szene kann je einer der "Defenders" es alleine mit einem von ihnen aufnehmen. Die Antagonisten beenden diesen Kampf nicht einmal, sondern fliehen. Sollte das wirklich so einfach sein? Vielleicht sind acht Episoden hier einfach zu wenig, um dem Zuschauer glaubhafte Gegenspieler zu präsentieren. 
Interessanter hingegen ist Elektra Natchios, die nach ihrem Tod von der "Hand" wieder zum Leben erweckt wurde. Allerdings ohne jegliche Erinnerung an ihr altes Leben. Nun ist sie der "Black Sky", laut einer Prophezeiung der "Hand" eine tödliche Waffe gegen die "Iron Fist". Dabei wirkt sie durchweg unberechenbar und gefährlich. Außerdem sorgt sie für die beste Wendung der Staffel, als sie Alexandra eiskalt tötet und sich selbst zur Anführerin der Organisation macht. Dennoch wird hier nicht wirklich klar, was sie als „Black Sky“ so besonders macht. Sie ist eine ausgezeichnete Kämpferin, unfassbar schnell und stark. Doch darüber hinaus gibt es nichts, was sie wirklich außergewöhnlich macht. Was genau ihre Rolle laut der Prophezeiung sein soll, wird einfach nicht deutlich.
Gemütliches Essen? Wohl kaum.
Foto: Marvel/ Netflix
Im Endkampf tritt "Die Hand" den "Defenders" dann mit dreißig Mann gegenüber. Das ist lächerlich. Gleichzeitig müssen an einem anderen Ort zwei menschliche Freunde der Helden gegen eines der unsterblichen Mitglieder der "Hand" antreten. Dieser Kampf hat deutlich mehr Spannung. Diese fehlt dem anderen wohl auch, weil die Szenen ziemlich schlecht belichtet sind und es jede Menge Schnitte und Kamerawechsel gibt. Dadurch sieht alles sehr chaotisch, beinahe unspektakulär aus. Außerdem soll am Ende ein Gebäude durch Sprengstoff zum Einsturz gebracht werden. Dabei muss es sich natürlich um einen Zeitzünder handeln, damit dem ganzen Geschehen noch mehr Dramatik gegeben wird. Dieses Klischee fand ich wirklich unnötig. Das Ende versucht dann durch den Tod eines Protagonisten besonders dramatisch zu sein. Doch das stellt sich als Trugschluss heraus, da der Zuschauer ihn zum Schluss schwer verletzt in einem Krankenbett liegen sieht. Hätte man mit dieser Auflösung nicht wenigstens noch bis zur nächsten Staffel der entsprechenden Serie warten können?

Fazit

Das Zusammentreffen der einzelnen "Marvel"-Helden in "The Defenders" hat mir insgesamt gut gefallen. Die Interaktionen sowie das Zusammenspiel der unterschiedlichen Figuren sind interessant und unterhaltsam. Dazu tragen auch die tollen Dialoge bei. Der Wechsel zu Szenen mit Nebencharakteren sorgt ebenfalls dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Leider fehlt es der Handlung aber an Spannung, da der Gegner eher schwach wirkt und den Erwartungen nicht entspricht. Durch die geringe Anzahl an Episoden bleibt kaum Zeit, um "Die Hand" als eine wirkliche Bedrohung darzustellen. Die Episoden sind actionreich, aber der Showdown zeigt einen eher unspektakulären Kampf. Zum Schluss wird ein tragischer Todesfall angedeutet, der viel zu schnell aufgelöst wird. Wenn ich diese Miniserie mit den Marvel-Sendungen “Daredevil“ oder “Jessica Jones“ vergleiche, ist sie doch deutlich schwächer und konnte mich einfach nicht richtig mitreißen. 


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Sonntag, 20. August 2017

Blutiges Geheimnis - Ein Dorf in Angst (Daniel Abenthum) - Rezension

Der Krimi "Blutiges Geheimnis - Ein Dorf in Angst" ist im Juni 2017 erschienen und wird von Autor Daniel Abenthum selbst verlegt. Ich kann leider nicht sagen, wie lang das Buch ist, da die Nummerierung der E-Book-Version völlig willkürlich ist (Der Prolog hat die Seitenzahlen 94, 104 und 116.). Online gibt es auch unterschiedliche Angaben dazu.

Der brutale Mord an Schülerin Evelyn erschüttert das kleine Städtchen Dießen am Ammersee. Sie wurde erstochen und das Foto des Tatorts anonym an all ihre Mitschüler verschickt. Kurze Zeit später stirbt auch ihre Mutter auf grausame Art und Weise. Doch der Killer hat gerade erst angefangen. In dem verschlafenen Ort geht die Angst um: Was ist das Motiv des Serienmörders und wer wird sein nächstes Opfer sein? Bäckerstochter Lena ist wenig begeistert, als ihre Clique vorschlägt, selbst zu ermitteln. Schließlich macht sie sich doch mit ihrem Bruder Leon; seinem Freund Daniel; den Zwillingsschwestern Ann Sophie und Jana; Anns Freund Justin und dessen Bandkollegin Amelie auf die Suche nach dem Killer. Doch der hat die Gruppe schon längst im Blick.

Hausarrest für alle!

Ist es Stoff? Ist es Haut?
Foto: Amazon/Daniel Abenthum
Ich habe nicht leicht in die Handlung hineingefunden, was vor allem daran lag, dass mir alle Charaktere furchtbar unsympathisch waren. Die Geschichte wird aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt, daher lernt man die Personen schnell kennen. Im Fokus stehen die sieben völlig unterschiedlichen Teenager, die den Serienmörder auf eigene Faust finden wollen. Aus meiner Sicht haben sie nur eine Sache gemeinsam: Sie sind alle nervig und gedankenlos. Richtige Ermittlungen stellen sie nur zu Beginn der Mordserie an, danach unternehmen sie kaum noch einen Versuch, Informationen zu sammeln. Den einzigen echten Hinweis, den sie haben, behalten sie für sich, anstelle der Polizei davon zu erzählen. Der Großteil der Clique verbringt seine Zeit lieber damit, nachts alleine herumzulaufen, obwohl sie wissen, dass ein brutaler Mörder in ihrem Ort umgeht. Diese Fakten reichen eigentlich schon, um die Hauptcharaktere gerne ohrfeigen zu wollen. Doch ihr arrogantes Verhalten hat mich noch mehr gestört. Die Hobby-Ermittler Amelie und Leon überschätzen ihre Fähigkeiten total, während die reichen Zwillingsschwestern Ann Sophie und Jana ein Paradebeispiel für verwöhnte Gören sind ("Sag nichts gegen Dads Kreditkarten", erwiderte Jana aufheiternd. "Immerhin würde ich ohne die nicht überleben. Wie soll ich mir denn sonst meine Klamotten leisten? Aber du hast schon recht, Weißwein und Geld sollten nicht der einzige Trost in ihrem Leben sein."). Leider gelingt es Autor Daniel Abenthum nicht, die Teenager vielschichtiger darzustellen. Mit Ausnahme von Lena werden alle Personen auf einige wenige Attribute reduziert. So gibt es beispielsweise nur zwei Seiten an ihrem jüngeren Bruder Leon: Den Verliebten, der mit seinem Freund Daniel stundenlang übers Handy flirtet und den Möchtegern-Agenten, der am liebsten beim CIA arbeiten will, weil ihm das deutsche BKA zu langweilig ist. Die anderen Charaktere zeichnen sich vor allem durch seltsames Verhalten aus. Ihr neuer Lehrer erzählt Lena beispielsweise: "(...) ich bin neu in der Gegend und habe noch nicht viele Freunde." Welcher Pädagoge würde mit Schülern, die er gerade erst ein paar Wochen kennt, so über sein Privatleben sprechen? Der Wortlaut klingt auch eher nach einem Teenager als einem Erwachsenen.

Ene mene muh - der Täter bist du!

Es wird gerne in der Zeit herumgesprungen
Foto: Screenshot des Inhaltsverzeichnis
Abenthums Schreibstil ist mir ebenfalls negativ aufgefallen. Besonders zu nennen sind hier die vermeintlich jugendliche Sprache, meist beschränkt auf Schimpfworte wie "Schlampe" und melodramatische innere Monologe ("Sie sah auch nicht die blutige Schneide der Verwüstung vor sich, die alles und jeden zerstören würde, den sie liebte."). Leider sind mir auch mehrfach Fehler ins Auge gesprungen, zum Beispiel ein Raum und eine Bluse, die "blutbesiedelt" sind. Dazu kommt der ermüdende Aufbau der Kapitel. Ständig springt die Handlung zwischen den Perspektiven verschiedener Charaktere, was jedoch nicht zur Dynamik beiträgt. Denn die einzelnen Abschnitte sind teilweise nur eine halbe Seite lang und da die Charaktere nicht aktiv zur Handlung beitragen, beschränken sich ihre Schilderungen meistens auf ihren Alltag, was man sich getrost sparen könnte. Außerdem fungiert der Name der erzählenden Person nicht als Kapitelüberschrift, wie ich es schon in vielen Büchern hatte. Man erfährt erst im Laufe der ersten Sätze, um wessen Sicht es sich handelt. Außerdem gibt es häufig Sprünge in die Vergangenheit. Auch hier sind die betreffenden Kapitel selten länger als eine Seite, weshalb ich mich mehrfach gefragt habe, wieso man sie nicht zu weniger, dafür längeren Abschnitten zusammengefasst hat. Am Ende des Buches wird der Inhalt der Rückblicke fast wortwörtlich noch einmal wiedergeben, was den Showdown künstlich in die Länge zieht. So konnte mich selbst die Auflösung nicht fesseln.
Besonders enttäuscht hat mich die Identität des Mörders. Dem Autor gelingt es, einige überzeugende Hinweise einzustreuen, die den Leser auf falsche Fährten locken sollen. Ich habe zwischenzeitlich geschwankt, ob ich tatsächlich die richtige Person verdächtige. Letztendlich hatte ich recht und war von der sehr simpel konstruierten Aufklärung enttäuscht. Das Motiv ist nicht sonderlich kreativ. Erst vor kurzem hatte ich fast dasselbe in "Die Bestimmung des Bösen" von Julia Corbin (hier geht es zur Rezension). Außerdem kann der Täter auch leicht anhand des Krimi-Klassikers "Es-ist-immer-die-Person-die-scheinbar-nichts-mit-allem-zu-tun-und-kein-Alleinstellungsmerkmal-hat-aber-permanent-auftaucht." enttarnt werden. Weiterhin endet die Geschichte nach dem Showdown ziemlich abrupt. Zwar gibt es noch einen kurzen Epilog, doch der lässt einige Fragen offen. Zum Beispiel erfährt der Leser nicht, was mit einem der sieben Teenager passiert ist. Gegen Ende des Buches verschwindet er und wird auch von den anderen nicht mehr erwähnt. Die Reaktion der Dorfbewohner auf den Mörder, die letzten Opfer und die Hintergrundgeschichte bleiben leider ebenfalls auf der Strecke. Alles in allem wirkt der Abschluss sehr abrupt.

Fazit

Mich hat "Blutiges Geheimnis - Ein Dorf in Angst" enttäuscht. Die jugendlichen Hauptcharaktere sind furchtbar unsympathisch, weshalb es mir ziemlich egal war, was mit ihnen passiert. Dadurch konnte mich auch die Geschichte nicht fesseln. Viel Handlung gibt es sowieso nicht. Die Teenager wollen zwar ermitteln, doch mit Ausnahme von ein paar verschwörerischen Treffen unternehmen sie überhaupt nichts. Das Einzige, was die Geschichte vorantreibt, sind die Morde. Die letztendliche Auflösung ist jedoch unspektakulär. Täter und Motiv entsprechen vielen Krimi-Klischees, wodurch es leicht fällt, den Serienkiller zu erraten. Schlussendlich wird das Lesevergnügen auch durch zahlreiche Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler geschmälert.


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Donnerstag, 17. August 2017

Kinderserien der 2000er Teil 3 (Zeichentrick) - Watch.Read.Discuss.

Nachdem wir uns im letzten Teil der Reihe "Kinderserien der 2000er" mit einigen Realserien beschäftigt haben, folgen in diesem dritten Teil wieder vier verschiedene Zeichentricksendungen aus unserer Kindheit. Der Post gehört zur Serie "Watch.Read.Discuss.", bei der wir Autoren uns mit demselben Thema beschäftigen. 
Klickt auf die Titel um euch die Intros anzuschauen.

Katrin

SimsalaGrimm

Yoyo (l.) und Crocy starten in ein neues Abenteuer
Foto: Greenlight Media/KiKA 
Die deutsche Serie "SimsalaGrimm" gehörte zum klassischen "KiKA"-Vorabendprogramm. Es geht um die beiden Abenteurer Yoyo und Doc Croc "Crocy", die in jeder Folge von einem magischen Buch in die Märchenwelt gebracht werden. Dort treffen sie Figuren der Brüder Grimm, wie Aschenputtel, König Drosselbart oder Rotkäppchen. Gemeinsam erleben sie die bekannten Märchengeschichten. Dabei nehmen Yoyo und Crocy aktiv am Geschehen teil. Sie werden erst wieder von ihrem fliegenden Buch abgeholt, wenn es ein Happyend gibt.
Bei meiner Recherche habe ich gerade ziemlich geschockt festgestellt, dass es im Jahr 2010, elf Jahre nach Erstausstrahlung der beiden Staffeln, noch eine dritte gab. Dort wurden auch Geschichten erzählt, die nicht von den Brüdern Grimm stammen, wie "Kalif Storch" von Wilhelm Hauff, "Des Kaisers neue Kleider" von Hans Christian Andersen oder das französische Volksmärchen "Die Schöne und das Biest". Also werde ich jetzt mit diesem Text reinhauen und dann die dritte Staffel bingewatchen - auch wenn das tolle Intro leicht verändert wurde. Schade, denn es ist wirklich magisch. Bis heute kann ich den ganzen Wortlaut auswendig und bekomme bei "Abra Kadabra SimsalaGrimm" eine Gänsehaut. Da in den ersten beiden Staffeln die bekanntesten Märchen behandelt wurden, kannte ich sie als Kind schon. Dennoch habe ich es geliebt zu sehen, wie die beiden niedlichen, witzigen Hauptcharaktere durch die Geschichte stolpern. Obwohl man die Handlung schon kennt, wird es nicht langweilig, denn Yoyo und Crocy bringen ihren eigenen Charme ein. Sie retten die Märchen, wenn die Figuren nicht mehr weiterwissen. Durch das liebevolle Design sowie den tollen Soundtrack, wird die Serie wahrhaft magisch. 

Laura: Die Idee hinter "SimsalaGrimm" fand ich richtig toll. Man kannte viele der Märchen aus seiner Kindheit, aber es war überhaupt nicht langweilig, weil die zwei Hauptfiguren die Geschichte begleitet haben. Dadurch wurden sie fast zu ganz neuen Abenteuern. Am stärksten in Erinnerung geblieben ist mir aber tatsächlich das schöne Titellied.


Danny Phantom

Danny Phantom = Danny Fenton fällt keinem auf
Foto: Nickelodeon
In dieser "Nickelodeon"-Serie geht es um den 14-jährigen Danny Fenton, dessen Eltern Geisterjäger sind. Sie arbeiten an einem Geisterportal, das jedoch scheinbar nicht funktioniert. Als ihr Sohn es neugierig inspiziert, aktiviert er die Maschine versehentlich und wird in einen Halb-Geist verwandelt. Von da an beschützt Danny seine Heimatstadt Amity Park vor Angriffen aus der Geisterwelt. Gleichzeitig versucht er seine Identität geheim zu halten - besonders vor seinen Eltern, die "Danny Phantom" unbedingt fangen wollen. Die einzigen, die das Geheimnis hinter dem stadtbekannten Geisterjungen kennen, sind seine Freunde Tucker Foley und Samantha "Sam" Manson.
"Danny Phantom" war meine Lieblingszeichentrickserie auf "Nickelodeon". Ich mochte die übernatürliche Geschichte und die sarkastischen Charaktere. Im Gegensatz zu vielen anderen Sendungen, wurden die jugendlichen Hauptcharaktere nicht als altklug oder unglaublich talentiert dargestellt, sondern als ganz normal. Danny und seine Freunde sind unscheinbare, mäßig beliebte Schüler, die mit ganz normalen Problemen zu kämpfen haben, wie zum Beispiel Eltern mit völlig anderer Einstellung zum Leben, fiese Klassenkameraden oder nervige Geschwister (Die Kabbeleien zwischen Danny und seiner Schwester Jazz konnte ich sehr gut nachvollziehen!). Bei der Geisterjagd machen die drei zu Beginn auch noch jede Menge Fehler, da sie im Gegensatz zu vielen anderen TV-Helden keinen "Lehrmeister" haben, der sie über ihre Gegner aufklärt und mit Waffen ausstattet. Mir hat außerdem gefallen, dass es nicht nur böse Geister gab, sondern auch völlig harmlose, witzige, wie beispielsweise einen Klempner-Geist, der auf der Suche nach Freunden ist. Die Serie, mit nur 53 Folgen viel zu früh abgesetzt, ist mir auch wegen des ziemlich coolen Titelsongs in Erinnerung geblieben. 

Laura: Ich habe diese Sendung erst recht spät entdeckt, wahrscheinlich so mit 14 oder 15. Doch ich war von Anfang an richtig begeistert von ihr und habe sie ab da täglich geschaut. Mir hat besonders der coole Humor gefallen. Hinsichtlich der Charaktere bin ich mit Katrin einer Meinung: Ich fand es auch sehr angenehm, dass sie so unaufgeregt waren.


Laura

Kim Possible

Die nächste Mission wartet schon
Foto: Disney Channel
Diese "Disney"-Serie zählt zu den absoluten Favoriten meiner Kindheit. Kim Possible scheint auf den ersten Blick eine normale Schülerin zu sein, doch sie hat einen außergewöhnlichen "Nebenjob": Die Welt retten. Zusammen mit ihrem besten Freund Ron Stoppable und dem Technikgenie Wade, der sie virtuell über den "Kimmunicator" unterstützt, begibt sie sich auf gefährliche Missionen. 
Klar ist das alles ein wenig realitätsfern. Welche 15-Jährige kriegt schulische Verpflichtungen und Weltretten unter einen Hut? Wie kann sie nur mit Cheerleading-Qualitäten Bösewichte bekämpfen, die mit ziemlich gefährlichen Waffen ausgestattet sind? Welche Erwachsenen wenden sich an eine Jugendliche, wenn sie in Schwierigkeiten sind? Doch als Kind fand ich das großartig. Auch heute schaue ich gerne rein, wenn zufällig eine Folge läuft. Die Kampfszenen habe ich immer besonders gemocht, weil Kim dank des Cheerleadings sehr elegant kämpft. In solchen Momenten ist die Titelheldin mutig und stark, doch im Schulalltag zeigt auch sie Unsicherheiten oder gerät in peinliche Situationen. Das macht sie so sympathisch. Der tollpatschige Ron sorgt zusammen mit seinem Nacktmull Rufus für komische Momente. Oftmals ist er derjenige, der von Kim gerettet werden muss, was eine tolle Abwechslung gewesen ist. Die besten Gegenspieler waren natürlich Dr. Drakken und Shego. Vor allem die Komik ihrer Auftritte hat mich immer amüsiert. Generell hatte "Kim Possible" einen guten Humor, der einen auch noch anspricht, wenn man älter ist. Zum Schluss muss ich das Intro erwähnen, denn das ist richtig toll gestaltet und hat einen genialen Song.

Katrin: "Kim Possible" war definitiv eine der coolsten Sendungen der 2000er! Was mir an der Serie besonders gefallen hat: Kim hat ihre Missionen nie verheimlicht. Ihre Familie und Freunde wussten Bescheid, ihre Schulkameraden auch. Alle fanden es völlig normal, niemand hat versucht es ihr auszureden, weil es gefährlich sein könnte oder sie zu jung ist. Kim war einfach eine tolle Heldin, wenn auch manchmal ein bisschen zu fantastisch und zu talentiert. Deshalb mochte ich Ron und Rufus am liebsten. Mit Shego hatte die Serie außerdem die vermutlich sarkastischste und coolste Gegenspielerin aller Zeiten!


Flipper und Lopaka

Flipper und Lopaka gehen durch dick und dünn
Foto: Studio 100
Diese australische Zeichentrickserie handelt von der Freundschaft zwischen dem elfjährigen Lopaka und dem Delfin Flipper. Der Junge, der auf der Insel Illoka fernab von moderner Technologie lebt, kentert in einen Sturm mit seinem Kanu. Dabei verliert er das Bewusstsein, doch Flipper rettet ihm das Leben. Kurze Zeit später treffen sie wieder aufeinander und der Delfin nimmt Lopaka mit in seine Unterwasserwelt Quetso. Er kann nun unter Wasser atmen und auch mit allen Meeresbewohnern sprechen. 
Für mich sticht die Serie durch das Intro heraus. Mit elf oder zwölf Jahren habe ich es zusammen mit einer Freundin jeden Tag gesungen. Ich erinnere mich bis heute an den gesamten Text. Bei der Serie hat mir gefallen, dass sowohl Erlebnisse in Quetso als auch auf Illoka behandelt wurden. So hat man auch Lopakas menschliche Freunde kennengelernt. Oftmals geht es darum, dass der Krake Dexter mit fiesen Plänen über die Unterwasserstadt herrschen will, woraufhin die zwei Hauptcharaktere ihn stoppen. Die Folgen legen dabei den Fokus immer mal auf verschiedene Figuren oder Handlungen, sodass nie wirklich Langeweile aufkommt. In der zweiten Staffel taucht außerdem ein Forscher-Ehepaar mit ihrem Sohn Spike auf. Das Aufeinandertreffen von ihm und Lopaka war besonders interessant: Dem Inseljungen ist moderne Technik fremd, während der andere damit aufgewachsen ist. Schlussendlich werden sie aber trotz anfänglicher Konflikte zu Freunden. "Flipper und Lopaka" war insgesamt eine tolle Serie, die wenigstens in gewisser Weise eine fortlaufende Handlung hatte und durch die Einführung neuer Charaktere für Abwechslung gesorgt hat.

Katrin: Ich erinnere mich noch gut daran, als Laura und eine weitere Freundin ständig das Titellied gesungen haben. Das war übrigens nicht nur mit "elf oder zwölf Jahren". ;) Ich habe "Flipper und Lopaka" auch sehr oft geguckt, war aber nicht so ein großer Fan wie Laura. Mich hat es immer gestört, dass es kaum weibliche Charaktere gab und die Handlung der Episoden oft ähnlich war.


Welche Serien habt ihr in eurer Kindheit gerne geguckt? Teilt es uns in den Kommentaren mit. Wir planen weitere Diskussionsbeiträge zum Thema Kindersendungen (alle bisherigen Posts dazu gibt es hier), vielleicht wird euer Favorit in einem zukünftigen Post thematisiert.

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Dienstag, 15. August 2017

Power Rangers (Film) - Rezension

Seit 1993 gibt es die Fernsehserie "Power Rangers". In mittlerweile 24 Staffeln beschützen jugendliche Superhelden in farbenfrohen Kampfanzügen die Welt vor Aliens und Monstern. Im Jahr 2017 kam der dritte Film des Franchises heraus. Allerdings stellt er keine Ergänzung zur Serie dar, sondern lässt die Charaktere der ersten Staffel "Mighty Morphin Power Rangers" mit jungen Schauspielern und einer anderen Geschichte neu aufleben.
Ich habe die Serie in meiner Kindheit nie wirklich verfolgt, nur ab und zu eine Folge gesehen, wenn nichts anderes im Fernsehen lief. Dabei hatte ich vor allem Spaß an den schlecht animierten Kampfszenen und den "Bösen", die sich immer durch peinliche Kostüme und sinnlose Pläne auszeichneten. Dementsprechend wenig hat mich der "Power Rangers"-Kinofilm interessiert. Durch Zufall habe ich dann doch den Trailer gesehen und gemerkt, dass die Verfilmung nicht wirklich etwas mit der Serie zu hat, sondern tatsächlich ziemlich cool und abenteuerlich aussieht. 

Die fünf Highschoolschüler Jason, Kimberly, Billy, Trini und Zack haben praktisch nichts gemeinsam. Der polizeibekannte Jason (Dacre Montgomery, roter Ranger) war Star der Footballmannschaft, bevor er den Sport durch eine Knieverletzung aufgeben musste. Die ehemalige Cheerleaderin Kimberly (Naomi Scott, pinkfarbener Ranger) ist aus ihrem Freundeskreis ausgeschlossen worden, nachdem sie das private Foto eines anderen Mädchens weitergeleitet hat. Autist Billy (RJ Cyler, blauer Ranger) ist regelmäßig das Ziel von Mobbing. Trini (Becky G, gelber Ranger) hat aufgrund mehrerer Umzüge keine Freunde und fühlt sich von ihrer "perfekten" Familie unverstanden. Außenseiter Zack (Ludi Lin, schwarzer Ranger) schwänzt häufig die Schule, um seine schwerkranke Mutter zu pflegen. Durch einen Zufall treffen die Teenager abends in einem alten Bergwerk aufeinander und entdecken dort fünf bunte Münzen, die ihnen Superkräfte verleihen. Bei der Suche nach Antworten, treffen die Schüler auf Roboter Alpha 5 und seinen Meister Zordon. Die beiden eröffnen den Jugendlichen, dass sie nun "Power Rangers" sind und die Welt vor der bösen, abtrünnigen Rangerin Rita Repulsa (Elizabeth Banks) beschützen müssen.

Metall statt Plastik, Action statt Animation

Die Anzüge ähneln den "Transformers"
Foto: Lionsgate
Serie und Film haben bis auf die Namen der Hauptcharaktere, ihre Kampfanzüge und Zords (große Kampfroboter) praktisch keine Gemeinsamkeiten. Die Sendung wurde unter anderem vom Disney Channel produziert und ausgestrahlt, mittlerweile läuft sie bei Nickelodeon - dementsprechend jung ist die Zielgruppe. Der Film richtet sich an ältere Zuschauer. Anstelle einer bunten, comicartigen Welt, dominieren hier triste Landschaften und gedeckte Farben. Selbst die Anzüge der "Power Rangers" sind nicht ansatzweise so farbenfroh wie in der Serie. Um genau zu sein, spielen die sowieso eine untergeordnete Rolle. Erst nach 86 Minuten, bei einer Laufzeit von 121 Minuten inklusive Abspann, verwandelt sich die Gruppe zum ersten Mal in die "Power Rangers". Am Ende gibt es auch nur eine kurze Nahkampfsequenz, danach wird ausschließlich mit den Zords gekämpft. Diese Szenen sehen jedoch ziemlich cool aus und wirken wie der Showdown eines "normalen" Superheldenfilms. Von den Plastik-Zords, die in einer einfachen Kulisse aufeinander geschmissen werden, fehlt hier jede Spur. Auf der einen Seite ist das ein bisschen schade, da der unglaublich billig-peinliche Look ein Markenzeichen der "Mighty Morphin Power Rangers" ist. Anderseits hat der Film so Potenzial, der Beginn eines neuen Franchises zu sein, das vielleicht ein bisschen weniger Charme, dafür deutlich mehr Action, Handlung und Spannung hat. 

Tragen unwissentlich schon alle "ihre" Farben
Foto: Lionsgate
Die fünf Hauptcharaktere sind eine große Stärke der neuen Verfilmung. Im Gegensatz zur Serie verschwinden sie nicht die meiste Zeit unter ihren anonymen Masken und leben nicht gemeinsam in einer Art Trainingscamp. Jeder von ihnen hat eine ausgeprägte Persönlichkeit und muss neben der neuen Aufgabe als "Power Ranger" auch alltägliche Probleme bewältigen. Dabei ist es angenehm, dass darauf verzichtet wurde, sie von Anfang an als "Helden" darzustellen. Die fünf sind eher unbegabt, sodass Alt-Ranger Zordon sogar erwägt, selbst zu kämpfen. Außerdem sind sie auf den ersten Blick eher unsympathisch: Zu Beginn mochte ich nur Billy. Zwar verändern sich die Teenager im Laufe des Films (Überraschung!), dennoch müssen sie sich mit ihren früheren Taten weiterhin auseinandersetzen - besonders Kimberly, die mit ihrer Cybermobbingattacke einer Freundin absichtlich und langfristig geschadet hat. Dafür ist sie scheinbar eine ausgezeichnete Friseurin: Innerhalb von wenigen Minuten zaubert sie sich mit einer Bastelschere auf der Schultoilette einen schicken, neuen Haarschnitt. Das ist definitiv unglaubwürdiger als Superhelden und Kampfroboter!
Billy ist der erste autistische Superheld
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Die fünf "Power Rangers" stellen zudem gleich mehrere Neuheiten dar: Mit Billy gibt es den ersten autistischen und mit Trini den ersten homosexuellen Superhelden. Da dieses Genre seit Jahren die Kinos dominiert (lest hier unsere Diskussionsbeiträge zu "Wonder Woman" und "Doctor Strange"), waren diese Charaktere mehr als überfällig. Besonders in einem Film, der eher jüngere Generationen anspricht, ist es toll so unterschiedliche Figuren zu haben. Vor allem, da sie nicht anhand ihrer Besonderheiten definiert werden, sondern anhand ihrer Entwicklungen und späteren Heldentaten. Naomi Scott, die Kimberly spielt, wurde im Juli als "Jasmin" für die Live-Action-Neuverfilmung von "Aladdin" vorgestellt. Gute Nachrichten, Mädels: Es ist möglich, gleichzeitig "Disney"-Prinzessin und "Power Ranger" zu sein. 

Was für ein Zufall!

Etwas sagt mir, dass Rita (r.) der grüne Ranger war
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Während die fünf Hauptcharaktere spannend und vielseitig sind, trifft das leider auf niemand anderen zu. Über Zordon und Roboter Alpha 5 erfährt man nur wenig. Sie geben auch nicht viel über die Geschichte der "Power Rangers" preis. Um genau zu sein, sind sie nur an einer einzigen Stelle eine tatsächliche Hilfe, ansonsten hätte man die Figuren getrost weglassen können, da sie nicht viel zur Handlung beitragen. Dasselbe gilt für alle Schüler an der Angel Grove High School, die Eltern der Protagonisten (von denen mehrere nur in den "Deleted Scenes" vorkommen) und absolut jede andere Person. Jason, Kimberly, Billy, Trini und Zack stehen deutlich im Fokus, dabei haben sie kaum Kontakt mit irgendjemandem außerhalb ihrer Gruppe. Das ist wirklich schade, da man sie so fast nur von einer Seite kennenlernt. Es gibt eine Szene, in der Kimberly mit ihren früheren Freunden spricht. Da sie im Zusammenspiel mit den anderen Rangers meist nett und hilfsbereit wirkt, wäre es hier beispielsweise interessant zu sehen, wie ihr "früheres Ich" aussah, das andere scheinbar grundlos gemobbt hat. Dasselbe gilt für Jason, der in der Anfangssequenz in eine Vefolgungsjagd mit der Polizei verwickelt ist und sich kurze Zeit später schützend vor Billy stellt, mit dem er scheinbar vorher nie Kontakt hatte. Leider gibt es viele solcher Logiklöcher in der Handlung. Einige werden in den "Deleted Scenes" aufgeklärt. Bei einigen Szenen, ist es wirklich eine Schande, dass sie herausgeschnitten wurden, da ohne sie die Geschichte nicht plausibel ist.
65 Millionen Jahre, das erklärt das Aussehen der Zords
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Antagonistin Rita hat mir von allen Figuren am wenigsten gefallen. Sie wirkt nicht sonderlich gruselig oder beunruhigend, außerdem erfährt man nichts über ihre Vorgeschichte als "Power Ranger". Die einzige Szene, in der ich sie tatsächlich als Bösewicht wahrgenommen habe, ist die, in der sie Trini nachts in ihrem Zimmer attackiert. Ansonsten scheint sie auch nur dem Standard-Repertoire eines Bösewichts zu folgen: "Zordon would never forgive me if I killed all of you... or at least one of you!" (Spoiler im nächsten Satz!) Daraufhin tötet sie einen der Ranger und lässt die anderen vier mit Informationen über ihren Plan unbeschadet zurück. Sie ist übrigens vor 65 MILLIONEN JAHREN(!) verschwunden, taucht aber genau zu dem Zeitpunkt wieder auf, an dem fünf potenzielle neue Helden die "Power Ranger"-Münzen finden. Die Tatsache, dass fünf Gleichaltrige - aber sonst niemand anders - in derselben Nacht fast unabhängig voneinander in einem abgelegenen Sperrgebiet herumlungern, ist ebenfalls ein sehr großer Zufall. Der Soundtrack wirkt auch ein bisschen deplatziert. Unter anderem wird das Kampftraining der Teenager mit "HandClap" unterlegt - demselben eingängigem Popsong, der auch in einem Minion-Trailer für den Film "Ich - Einfach Unverbesserlich 3" verwendet wird. Rhythmus und Stimmung des Lieds passen so gar nicht zum Kämpfen. Die Melodien, die von Brian Tyler extra für den Film komponiert wurden, erinnern sehr an den Soundtrack der "Netflix"-Serie "Stranger Things" (Dacre Montgomery, der den roten Ranger spielt, wird übrigens in der zweiten Staffel zu sehen sein.).

Fazit

"Power Rangers" ist ein unterhaltsamer Film, der für sich stehend gut funktioniert. Die fünf Hauptcharaktere sind vielschichtig und überzeugen bei der Gratwanderung zwischen normalen Teenagern und Superhelden. Es gibt viele coole Actionszenen und Effekte, die die Welt lebendig werden lassen. Allerdings ist die Handlung ziemlich löchrig, wenn man nur die Kinoversion sieht, da viele essentiell wichtige Momente herausgeschnitten wurden. Deshalb würde ich jedem empfehlen, die fehlenden Sequenzen auf DVD/BluRay oder YouTube anzugucken. Dennoch ist der Film spannend und definitiv für ältere Altersgruppen geeignet. Fans der Serie könnten jedoch enttäuscht sein, da er nur wenige Elemente aus der Serie aufgreift. 


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Wer den Unterschied zwischen der ersten Staffel der "Power Rangers" und dem Film deutlich sehen möchte, hier sind zum Vergleich das Intro der Serie und der Kinotrailer:

"Mighty Morphin Power Rangers", 1993



"Power Rangers", 2017