- Der folgende Text enthält Spoiler -
Im Jahre 2015 veröffentlichten "Marvel" und "Netflix" die erste gemeinsame Produktion "Daredevil". Es folgten drei weitere Comicverfilmungen, deren Protagonisten in "The Defenders" zusammentreffen. In "Daredevil" lernen die Zuschauer den blinden Anwalt und Verbrechensbekämpfer Matt Murdock (Charlie Cox) kennen. "Jessica Jones" erzählt die Geschichte der gleichnamigen Privatermittlerin (Krysten Ritter) und ehemaligen Superheldin, die übermenschlich stark ist. In dieser Serie hat auch schon der Held der nächsten Sendung einen Gastauftritt: Luke Cage (Mike Colter). Sein Körper ist unzerstörbar und kugelsicher. Danny Rand (Finn Jones) ist "Iron Fist". Er wurde ausgebildet, um die Schattenorganisation "Die Hand" zu besiegen. Um genau diese Vereinigung geht es auch in der achtfolgigen Miniserie "The Defenders". Jeder der Protagonisten gerät auf anderem Wege mit der "Hand" aneinander. Nun müssen sie sich zusammenschließen, denn die Antagonisten steht kurz davor, ganz New York zu zerstören.
Die Hintergrundgeschichte zu dieser Organisation wird auch in zwei der Einzelserien behandelt. Wer also komplett im Bilde sein will, sollte sie gesehen oder zumindest die Zusammenfassungen gelesen haben. Außerdem ist das Anschauen der Sendungen hilfreich, um die Charaktere und ihre jeweilige Motivation zu verstehen.
Wenn vier Helden aufeinandertreffen
v.l.: Danny, Luke, Jessica und Matt Foto: Marvel/ Netflix |
Die erste Begegnung zwischen Cage und Rand ist durch schnelle Wortwechsel unterhaltsam und dynamisch (Danny: "You punched me." Luke: "You punched first." Claire: "Seriously?" D: "How come he can't be hurt?" L: "What's the deal with that fist?" D: "I earned it." L: "You what?!"). Das erste gemeinsame Zusammenkommen aller Helden findet dann während eines Kampfes statt und die Konversation danach ist ebenfalls wirklich gelungen. Das liegt vor allem daran, wie gut die Schauspieler ihre Zeilen rüberbringen. (Luke: "Jessica?"; Jessica: "Luke."; L: "How you've been?"; J: "Long story."; Danny: "We need to get out of here."; J: "Who's he?"; L: "Long story. (an Matt gewandt:) Who's he?")
Claire ist wieder mit dabei! Foto: Marvel/ Netflix |
Jeder der vier Protagonisten hat einige Freunde, die man schon aus den anderen Serien kennt. Auch diese tauchen in der Miniserie auf. Dadurch liegt der Fokus nicht ausschließlich auf den Superhelden. Es wird außerdem immer wieder gezeigt, wie die gefährlichen Situationen diese "normalen" Leute beeinflussen. Besonders aufregend wird es, als einige von ihnen ins Visier der Schattenorganisation geraten. So wird Jessicas Freundin, die Radiomoderatorin Trish Walker (Rachael Taylor), mitten in einem Meeting von der "Hand" angegriffen. Die Privatermittlerin kommt gerade noch rechtzeitig, um ihr zu helfen. Mitten im Kampf erscheint dann auch "Daredevil", was Trish mit einem ungläubigen "No way." kommentiert.
Nicht alles läuft perfekt
Dannys (l.) und Lukes erstes Treffen verläuft nicht gut Foto: Marvel/ Netflix |
Danny als "Iron Fist" ist übrigens von besonderer Bedeutung für die Handlung, denn die Antagonisten brauchen seine Fähigkeit, um an ihr Ziel zu kommen. Dennoch ist er für mich das schwächste Mitglied der Heldengruppe. Im Gegensatz zu den anderen drei ist er die meiste Zeit eher unsympathisch. Als allen klar ist, dass die Schattenorganisation an ihn herankommen will und die anderen "Defenders" entscheiden, ihn zu verstecken, wehrt er sich dagegen. Er ist vollkommen davon eingenommen, dass er dazu bestimmt ist, "Die Hand" zu besiegen und ignoriert die Argumente der anderen. Das lässt ihn sehr kindisch wirken. Wirklich überzeugt von seinen angeblich grandiosen Kampffähigkeiten war ich auch nicht. Er erwähnt dafür aber ungefähr in jeder dritten Szene, dass er "The Immortal Iron Fist" ist. Das nervt.
"Die Hand" redet viel, tut aber wenig
Der Zuschauer bekommt auch viele Szenen aus Sicht der Gegenspieler zu sehen. Wird darin eine übermächtige Schattenorganisation mit weltweiten Verbindungen und einer Armee gezeigt? Nein, denn davon wird zwar immer wieder gesprochen, zu sehen bekommt man allerdings ein anderes Bild. Als sie beispielsweise die "Defenders" das erste Mal angreifen, tauchen die Antagonisten mit zwei Vans und vielleicht zwei Dutzend bewaffneten Männern auf. Dadurch erscheint dieser Kampf beinahe harmlos, was auch daran liegt, dass sie den Protagonisten in keiner Weise größeren Schaden zufügen können.
Keine außergewöhnliche Antagonistin: Alexanda Foto: Marvel/ Netflix |
Interessanter hingegen ist Elektra Natchios, die nach ihrem Tod von der "Hand" wieder zum Leben erweckt wurde. Allerdings ohne jegliche Erinnerung an ihr altes Leben. Nun ist sie der "Black Sky", laut einer Prophezeiung der "Hand" eine tödliche Waffe gegen die "Iron Fist". Dabei wirkt sie durchweg unberechenbar und gefährlich. Außerdem sorgt sie für die beste Wendung der Staffel, als sie Alexandra eiskalt tötet und sich selbst zur Anführerin der Organisation macht. Dennoch wird hier nicht wirklich klar, was sie als „Black Sky“ so besonders macht. Sie ist eine ausgezeichnete Kämpferin, unfassbar schnell und stark. Doch darüber hinaus gibt es nichts, was sie wirklich außergewöhnlich macht. Was genau ihre Rolle laut der Prophezeiung sein soll, wird einfach nicht deutlich.
Gemütliches Essen? Wohl kaum. Foto: Marvel/ Netflix |
Fazit
Das Zusammentreffen der einzelnen "Marvel"-Helden in "The Defenders" hat mir insgesamt gut gefallen. Die Interaktionen sowie das Zusammenspiel der unterschiedlichen Figuren sind interessant und unterhaltsam. Dazu tragen auch die tollen Dialoge bei. Der Wechsel zu Szenen mit Nebencharakteren sorgt ebenfalls dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Leider fehlt es der Handlung aber an Spannung, da der Gegner eher schwach wirkt und den Erwartungen nicht entspricht. Durch die geringe Anzahl an Episoden bleibt kaum Zeit, um "Die Hand" als eine wirkliche Bedrohung darzustellen. Die Episoden sind actionreich, aber der Showdown zeigt einen eher unspektakulären Kampf. Zum Schluss wird ein tragischer Todesfall angedeutet, der viel zu schnell aufgelöst wird. Wenn ich diese Miniserie mit den Marvel-Sendungen “Daredevil“ oder “Jessica Jones“ vergleiche, ist sie doch deutlich schwächer und konnte mich einfach nicht richtig mitreißen.
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