Donnerstag, 31. August 2017

Death Note (Netflix Film) - 5 Dinge, die mich gestört haben

- Der folgende Text enthält Spoiler -

"Death Note" wurde ursprünglich als Manga veröffentlicht, doch mittlerweile sind einige Verfilmungen dazu erschienen, unter anderem eine Anime-Serie sowie mehrere Filme. Es gibt sogar ein Musical (zum Thema Musical haben wir auch Beiträge). Nun hat sich "Netflix" unter der Regie von Adam Wingard an eine amerikanische Adaption gewagt, die allerdings ganz gewollt deutliche Unterschiede zum Original aufweist. Im folgenden Post werde ich über fünf Aspekte sprechen, die mich an diesem Film besonders gestört haben. 

Light Turner (Nat Wolff) gelangt in den Besitz eines mysteriösen Notizbuches, mit dem man Menschen umbringen kann. Name und Aussehen der Person reichen dafür aus. Der Schüler findet das anfangs verrückt, doch dann trifft er auf Ryuk (Willem Dafoe), Todesgott und Erschaffer des Buches, der ihm die Macht des "Death Note" beweist. Light hat die Idee, damit alle schlechten Menschen einfach zu beseitigen. Hilfe holt er sich dabei von Mitschülerin Mia Sutton (Sarah Margaret Qualley). Bald wird die Polizei auf die mysteriösen Todesfälle aufmerksam, doch die Ermittlungen unter der Leitung von Lights Vater (Shea Whigham) sind erfolglos. Daraufhin übernimmt der geheimnisvolle junge Meisterdetektiv L (Keith Stanfield) den Fall.

1. Light wirkt weder schlau noch interessant

Nat Wolff spielt Light Turner
Foto: Netflix
Die Hauptfigur in diesem Film soll ein hochintelligenter Jugendlicher sein. Leider zeugt so gut wie keine seiner Handlungen, nachdem er das "Death Note" besitzt, von großer Intelligenz. Kurz nachdem er das mysteriöse Notizbuch entdeckt hat, präsentiert er es seiner Mitschülerin Mia, einem Mädchen, das er kaum kennt. Wäre sie nicht genauso fasziniert davon wie Light, hätte das Ganze ziemlich schnell nach hinten losgehen können. Seinem Vater stellt er die auffälligsten Fragen zum Fall und wirkt dabei viel zu interessiert. Sein Glück scheint einfach darin zu bestehen, dass auch keiner der anderen Charaktere wirklich clever ist. Als L ihn mit dem Verdacht konfrontiert, er stecke hinter den Morden, bestätigt Light ihm das sofort. Er fühlt sich scheinbar sehr sicher, dass niemand jemals Beweise für seine Taten haben wird. Dadurch stachelt er aber L an, nach solchen zu suchen. Wo zeigt sich da seine Intelligenz? Sein Plan Ls echten Namen herauszufinden, ist letztendlich auch eher simpel als genial. Es ist naheliegend, dass er ihn über Watari (Paul Nakauchi), den engsten Vertrauen des Detektivs, bekommen könnte. Am Ende will der Film beweisen, dass Light sehr wohl schlau ist. Sein Plan ist allerdings riskant, fehlerhaft und endet definitiv nicht so, wie er es sich vorgestellt hat, denn Mia stirbt. Die Zuschauer dürfen in einer endlos langen Slow-Motion-Szene verfolgen, wie er das verhindern wollte. 
Viele seiner Handlungen sind einfach vorhersehbar und kaum überraschend, dadurch ist er ein ziemlich durchschaubarer Charakter. Light zeigt zudem schnell Skrupel, als die ersten Unschuldigen sterben, was ihn zu gewöhnlich macht. Das nimmt der ganzen Grundidee die Spannung. Es wäre viel interessanter, wenn er felsenfest davon überzeugt wäre, dass das Töten aller Verbrecher richtig ist und er dafür den Tod ein paar Unschuldiger in Kauf nehmen würde. Ein Jugendlicher, der nach kurzer Zeit alles abbrechen will, erscheint dagegen einfach langweilig. 

2. Was macht L so außergewöhnlich?

L will Light aufhalten
Foto: Netflix
Wie in der Manga-Vorlage wird L auch im "Netflix"-Film als fantastischer, merkwürdiger und arroganter Detektiv vorgestellt. Er hat schon die kniffligsten Fälle aufgedeckt, an denen andere gescheitert sind. Nur glaube ich das dem Charakter einfach nicht. Er hat über den gesamten Film hinweg insgesamt zwei große Vermutungen: Der Täter braucht nicht nur ein Gesicht, sondern auch den Namen, um die Person umzubringen und er schlussfolgert, dass Light der Mörder ist. Doch wie er darauf kommt, erscheint alles andere als faszinierend. Seine Herangehensweise wirkt überhaupt nicht außergewöhnlich. Um auf diese Vermutungen zu kommen, muss man kein Genie sein, sondern einfach nur gesunden Menschenverstand haben. Er hat zudem nicht mal ansatzweise eine Idee, wie Light tötet. Von der Wahrheit ist L meilenweit entfernt und erkennt sie erst, als der Hauptcharakter es ihm quasi auf dem Silbertablett präsentiert. Dass er anscheinend jemand ist, der schnell die Nerven verliert, lässt ihn auch nicht gerade wie einen besonderen Charakter erscheinen. In den ersten Szenen hat er noch eine gewisse Ruhe und Gelassenheit ausgestrahlt, mit einer Prise Überheblichkeit. Doch als mehrere FBI Agenten kurz davor stehen getötet zu werden, wirkt L erst vollkommen verängstigt und dann einfach nur unbeherrscht. Er reagiert so wie jeder andere x-beliebige Ermittler. Seine anfangs herausstechenden Charakterzüge verliert er im Laufe des Filmes immer mehr. Besonders nach Wataris Verschwinden handelt er irrational und leichtsinnig: Zuerst bedroht er Light, dann stiehlt er einen Polizeiwagen, bevor er seinen Gegenspieler zu Fuß verfolgt und ist kurz davor ihn einfach zu erschießen. Während dieser Szenen erscheinen keine seiner Entscheidungen durchdacht, stattdessen sind sie nur gesteuert von Emotionen. Ich habe daher einfach nicht verstanden, warum gerade er dieser bahnbrechende Detektiv sein soll, der sich von anderen abhebt. Die Figur wird nicht so außergewöhnlich dargestellt, wie sie angeblich sein soll. 

3. Spannendes Katz-und-Maus-Spiel? Fehlanzeige!

Erste Konfrontation zwischen L (l.) und Light
Foto: Netflix
Die ersten zwei Punkte deuten es wahrscheinlich schon an: Durch die eher durchschnittlichen Charaktere sowie dem Fehlen cleverer Schachzüge, gibt es im Film kaum Nervenkitzel. Fast jeder Schritt von Light und L ist vorhersehbar, jede Erkenntnis offensichtlich. Kein einziges Mal habe ich mich gefragt, wie die Charaktere vorgegangen sind. Es gab auch keine schockierenden Wendungen, die mich überrascht haben. Als Light Watari benutzt, um Ls echten Namen zu erfahren, hatte ich wirklich die Hoffnung, dass L diesen Zug längst vermutet hat und den Plan durchkreuzt. Doch der angebliche Meisterdetektiv kommt erst ziemlich spät dahinter, so dass ich hier wieder enttäuscht wurde. Gerade dieses wahnsinnige Gedankenspiel zwischen den beiden, das man aus dem Original kennt, hätte den Film stark aufwerten können. Nie zu wissen, wer die Oberhand hat und dem anderen einen Schritt voraus ist, hätte die Handlung so viel spannender gemacht. Stattdessen konzentriert sich die Verfilmung zum Ende hin auf Lights und Mias Kampf um das "Death Note". Dieser Showdown ist nicht wirklich atemberaubend oder clever. Der Ls Erzählstrang wird in den Hintergrund gerückt. Damit verschwindet auch jegliche Chance, dass es zwischen ihm und Light noch einen spannenden Konflikt geben könnte. 

4. Unnötige Liebesgeschichte

Mia will die neue Besitzerin des "Death Note" werden
Foto: Netflix
Eine echte Romanze gehörte nicht zu den Dingen, die ich in dieser "Death Note" Verfilmung erwartet oder mir gewünscht hätte. Doch genau die wird hier eingebaut. Leider. Ich habe selten zwei Figuren gesehen, sie so wenig Chemie haben wie Light und Mia. Es gibt kaum genug Zeit, um die Beziehung zwischen ihnen sinnvoll aufzubauen. Alles wirkt vollkommen gehetzt. Den Zuschauern wurden gerade erst die Charaktere vorgestellt, kurz danach sind sie schon ein Paar. Mia ist das beliebte Mädchen, Light ein uninteressanter Loser. Sobald Letzterer ihr das "Death Note" zeigt und was er damit machen kann, hat sie nur noch Augen für ihn. Kann ja sein, dass sie in Wahrheit nur scharf auf das Buch ist, aber warum muss dann so viel störende Lovestory gezeigt werden? Beispielsweise die Montage, in der sie das tödliche Notizbuch benutzen, während sie nebenbei miteinander rummachen. Das wirkte vollkommen gezwungen und fehl am Platz. Natürlich kommt es auch zu einem Drama zwischen ihnen, als Light das Morden vorerst beenden will, um nicht noch mehr aufzufallen. In einem Film, der von einem Notizbuch handelt, mit dem man Gott spielen kann, sind solche Momente uninteressant. Es gibt viele solcher unnötigen Szenen zwischen den beiden, die der Handlung nichts geben. Diese Zeit hätte man eher dafür nutzen können, die Geschichte um das "Death Note", den Konflikt zwischen Light und L oder die Ermittlungsarbeit intensiver zu behandeln. 

5. Ryuk hat zu wenig Screentime

Der Todesgott Ryuk mag Äpfel
Foto: Netflix
Die Beziehung zwischen dem Todesgott und Light hingegen hätte mich hundertmal mehr interessiert als die Liebesgeschichte. Anfangs fand ich es irritierend, dass der Charakter in dieser Verfilmung nicht länger der neutrale Beobachter ist, sondern den Jugendlichen ständig dazu drängt, das "Death Note" zu benutzen. Trotzdem ist Ryuk der überzeugendste Charakter im Film, weil die wenigen Szenen mit ihm deutlich interessanter und teilweise sogar unterhaltender sind als der Rest. Die Figur zeigt eine interessante Mischung aus böse und belustigt von den Entscheidungen der Menschen um ihn herum. Daher ist es ziemlich schade, dass er kaum auftaucht. Ich hätte gerne deutlich öfter gesehen, wie er mit der Hauptfigur interagiert. Bei der ersten Begegnung kreischt Light einfach nur 20 Sekunden vollkommen hysterisch herum, bevor er sich vom Todesgott dazu überreden lässt, den ersten Menschen zu töten. Danach gibt es nur ein paar gemeinsame Momente, in denen sie kaum miteinander interagieren und Light wirkt immer noch eingeschüchtert. Später gibt es eine Szene, in der Ryuk einen amüsierten Kommentar abgibt und der Schüler ihm einen genervten Blick zuwirft. Wann genau hat sich sein Verhalten gegenüber dem Todesgott gewandelt? Die Beziehung zwischen ihnen wäre so viel spannender gewesen als Lights und Mias, einfach weil es eine außergewöhnlichere Kombination ist. Aber anscheinend musste hier an Effekten gespart werden. In den wenigen Szenen wird Ryuk meistens entweder kaum belichtet oder nur als unscharfe Figur im Hintergrund dargestellt. Wird er dann etwas deutlicher gezeigt, habe ich mir die Dunkelheit und Unschärfe zurück gewünscht. Sein Gesicht sieht aus als wäre es aus weißer Baumrinde. Ich musste automatisch an eine misslungene Version von Groot aus "Marvels" "Guardians of the Galaxy" denken. 


Das waren meine fünf Punkte, die mich an der "Netflix" Verfilmung von "Death Note" besonders gestört haben. Zwar fand ich die Idee einer Neuinterpretation nicht schlecht und es hätte sicherlich interessant werden können, doch leider ist die Umsetzung kaum gelungen. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, komplett neue Figuren mit anderen Namen einzuführen und dadurch wirklich eine ganz andere Geschichte zu erzählen. So schwebt der Film irgendwo zwischen dem Original und einer fragwürdigen Erneuerung von Charakteren sowie Handlung.


Folgt uns auf FacebookTwitter und Instagram, um weitere Rezensionen nicht zu verpassen. Alle bisherigen Posts zum Thema "TV" findet ihr hier.


0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen