Der Mord zum Sonntag hat Tradition, deshalb sind auch wir mit Rezension und Live-Tweets (@WatchReadTalk) dabei.
"Die Liebe, ein seltsames Spiel" ist der einzige "Tatort" im Mai 2017, da an den beiden vergangenen Sonntagen jeweils ein Polizeiruf lief, genauso wie am 28. Mai. Heute hat sich die Programmplanung der ARD ausgerechnet für eine Münchener Folge entschieden, obwohl die Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec), Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer) erst drei Wochen zuvor ermittelt haben. Der Fall hätte auch gut in die Valentinstagswoche gepasst, da sich alles um die Liebe dreht. Kalli zieht mit seiner Freundin zusammen und versucht seine Mutter Veronika (Wookie Mayer) mit Leitmayr zu verkuppeln. Währenddessen vergisst Batic den Umzug wegen eines Schäferstündchens mit seiner verheirateten Freundin. Er überhört auch Leitmayrs Anruf, der ihn zum Tatort zitiert: Verena Schneider wurde ermordet. Stück für Stück stellt sich heraus, dass ihr Freund Thomas Jacobi (Martin Feifel) nebenher noch Beziehungen mit vier weiteren Frauen hat. Die Ermittler sehen sich einem komplizierten Geflecht aus Liebesgeschichten gegenüber.
Die Liebe, ein einziger Ärger
Jacobi (4.v.l.) zwischen seinen Freundinnen und den Ermittlern Foto: BR/Claussen+Putz Filmproduktion GmbH/Hendrik Heiden |
Die wohl interessanteste Frage in diesem Krimi wird nicht geklärt: Wie schafft es Thomas Jacobi seinen Freundinnen zum Teil seit Jahren eine monogame Beziehung vorzuspielen? Er kennt die Nachbarn seiner toten Freundin Verena namentlich, erinnert sich an den Namenstag der Mutter von Freundin Dr. Andrea Slowinski (Juliane Köhler) und schafft es Zeit mit all seinen Geliebten zu verbringen. Ob er ganze Aktenordner voller Notizen oder ein sehr gutes Gedächtnis hat, wird nicht aufgeklärt. Vielleicht möchte Drehbuchautorin Katrin Bühlig ja Nachahmer vermeiden. Den Kommissaren gehen die Liebesbeziehungen der Nebencharaktere jedenfalls deutlich auf die Nerven. Leitmayr appelliert an Jacobis Moral: "Warum haben Sie Frau Dr. Slowinski nicht einfach gesagt, dass sie nicht die einzige Frau in Ihrem Leben ist? Jacobi: "Warum sollte ich?" Leitmayr: "Anstand vielleicht oder sowas wie Fairness, damit sie selber entscheiden kann, ob sie das auch so will." Neben Verena Schneider und Dr. Andrea Slowinski unterhält Jacobi auch Beziehungen zu Psychologin Dr. Julia Stephan (Anna Schäfer), Friseurin Heike Gonzor (Anastasia Papadopoulou) und Verenas bester Freundin Nicole Büchner (Hanna Scheibe). Seine Kollegin Anna Marie Fritsch (Genija Rykova) scheint ebenfalls ein Auge auf ihn geworfen zu haben. Mal abgesehen davon, dass es kaum nachvollziehbar ist, wie dieses Arrangement tatsächlich bis zum Mord funktioniert hat, ist die Geschichte nicht sonderlich spannend. Obwohl die Frauen unterschiedliche Persönlichkeiten haben, werden sie kaum charakterisiert und bleiben, mit Ausnahme von Dr. Julia Stephan, vor allem: Geschockt. Betrogen. Traurig. Das ist nicht sonderlich vielschichtig oder spannend.
Leitmayr (vorne) hilft Kalli (3.v.l.) und Kathi (l.) beim Umzug
Foto: BR/Claussen+Putz Filmproduktion GmbH/Hendrik Heiden
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"So Kalli, was fragt der Fernsehkommissar jetzt?"
Auch Leitmayrs Hausärztin Dr. Slowinski liebt Jacobi
Foto: BR/Claussen+Putz Filmproduktion GmbH/Hendrik Heiden
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Hat Thomas Jacobi seine Freundin getötet?
Foto: BR/Claussen+Putz Filmproduktion GmbH/Hendrik Heiden
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Das Ende des Krimis hat mich zwiespältig zurückgelassen. Auf der einen Seite finde ich es erfrischend, dass mich Verena Schneiders Mörder tatsächlich überrascht hat und ich erst in den letzten Minuten angefangen habe die Person zu verdächtigen. Andererseits ist das Mordmotiv derart hanebüchen und die Auflösung so gehetzt, dass es wirkt, als hätte sich die Drehbuchautorin erst auf der vorletzten Seite daran erinnert, dass sie einen Krimi und kein Liebesdrama schreibt.
Fazit
"Die Liebe, ein seltsames Spiel" ist ein eher unterdurchschnittlicher "Tatort". Die Geschichte ist wenig spannend und langatmig, da die Charaktere kaum vorgestellt werden und die Hintergründe unklar sind. Dass die Ermittler und Verdächtigen allesamt in irgendeine Art von Liebesbeziehung verwickelt sind, ist zwar konsequent, aber nicht abwechslungsreich. Eine Nebenhandlung mit anderer Thematik hätte die Folge vielleicht etwas aufgelockert. Lichtblicke sind die sympathisch-frotzelnden Dialoge zwischen den älteren Kommissaren und ihrem jungen Kollegen sowie die Szenen mit der skurrilen älteren Nachbarin.Trotz vieler Schwachstellen wird der Krimi, Dank seiner kruden Auflösung und dem schrägen Mordmotiv, wohl doch in Erinnerung bleiben.
In der nächsten Woche zeigt das Erste wieder einen "Polizeiruf 110". Das Rostocker Team Katrin König und Alexander Bukow ermittelt in der Ultraszene. Außerdem müssen sie sich mit den Geschehnissen der vorherigen Folge auseinandersetzen.
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Da hat einer was über Polyamorie gelesen und ne Geschichte drum gestrickt. Na ja, weils ein Tatort war, mussten auch noch ein paar Leichen her ... Fazit: kein echter Krimi und ein absolut kruder Schluss, der völlig aus der Luft gegriffen war.
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