Mittwoch, 3. Mai 2017

American Gods: Staffel 1, Folge 1 - Rezension

American Gods Serie Folge 1 Rezension Kritik - Der folgende Text enthält Spoiler - 

Die Serie "American Gods" ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Neil Gaiman, der 2001 erschienen ist. In den USA hatte die Serie am 30. April 2017 auf dem Sender "Starz" Premiere. In Deutschland wird sie seit dem 1. Mai 2017 online über "Amazon Prime Video" angeboten - in der Originalversion und mit deutscher Synchronisation. Es wird jeden Montag eine neue Folge der Staffel auf "Amazon" erscheinen, die insgesamt aus acht Episoden besteht.

Schon vor einer Weile habe ich mitbekommen, dass Neil Gaimans Roman verfilmt wird. Das Buch klang interessant und spannend, weshalb ich auch auf die Serie gespannt war. Ich kannte den Autor durch andere Werke, habe "American Gods" aber nicht gelesen. Daher wird sich diese Rezension nur auf die Serie konzentrieren.

Kurze Zusammenfassung

Göttlicher Roadtrip durch die USA
Foto: Starz Entertainment
In "American Gods" geht es um den jungen Mann Shadow Moon (Ricky Whittle), der kurz davor ist, aus dem Gefängnis entlassen zu werden. Er kommt aber ein paar Tage vor der offiziellen Entlassung aus der Haft: Seine Frau Laura (Emily Browning) ist bei einem Autounfall gestorben, daher macht der Gefängnischef eine Ausnahme und entlässt ihn früher. Auf seiner Reise zur Beerdigung trifft er im Flugzeug auf einen Mann, der sich Mr. Wednesday (Ian McShane) nennt. Dieser scheint nicht nur eine interessante Persönlichkeit zu sein, er weiß auch überraschend viel über Shadow und seine Lebensumstände. Er bietet ihm einen Job an, den Shadow mehrmals ablehnt, doch Mr. Wednesday ist ein sehr beharrlicher Mann. Durch eine Wette bringt er Shadow doch noch dazu, das Angebot für den Job anzunehmen und sein Bodyguard zu werden. Dadurch landet er in einer Welt, in der Götter existieren und die alten Götter wie Mr. Wednesyday um ihre Existenz fürchten. Die Menschen glauben immer weniger an sie und stattdessen an neue Götter, wie den Gott der Technik.

Beginn und Ende mit Gemetzel

Bei dieser Serie erkennt man schon früh ein herausstechendes Element: Gewalt. Man lässt sich auf eine Serie ein, in der es auch mal brutal und blutig werden kann. Der kurze Prolog, in dem sich eine Gruppe Wikinger mit glühender Klinge Augen ausstechen, einen ihrer Leute verbrennen und sich zum Schluss gegenseitig niedermetzeln, um die Götter zu befriedigen, macht dies mehr als deutlich. Es würde aber blutiger wirken, wenn das Blut nicht wie Rotwein aussehen würde. Vielleicht ist das auch genauso gewollt, es wirkt im ersten Moment dennoch merkwürdig. Die letzte Szene der Folge endet so wie sie begonnen hat: Mit viel Blut und Toten. 


Verdrehte Welt

"American Gods" spielt in einer Realität, auf die man sich erst einlassen muss. Grundlegend spielt die Serie in unserer Welt, wirkt aber durch die Anwesenheit von Göttern viel verrückter. Alles ist etwas verdreht, besonders die Charaktere. Genau das macht sie aber auch so interessant. Wäre ja langweilig, wenn Götter genauso wären wie Menschen. Wer hier mit nahbaren Charakteren rechnet, wird vorerst nur einen finden: Shadow Moon.
Shadow prügelt sich mit dem Kobold Mad Sweeney (Pablo 
Schreiber, r.)
Foto: Starz Entertainment
Shadow Moon bildet den Gegenpol zu diesen verdrehten Charakteren - abgesehen von seinem Namen, den er dank seiner Hippie-Mutter bekommen hat. Er ist  – zufällig oder bewusst - in diese Welt hineingezogen worden. Doch auch er scheint eine Art Begabung zu haben. So hat er im Gefängnis Vorahnungen, dass etwas bei seiner Frau nicht stimmt. Kurz darauf stirbt sie. Die erste Folge beschäftigt sich auch mit seinem Verlust: Shadow wirkt dabei eher gefasst und in sich gekehrt, erst nach der Beerdigung sieht man eine wirkliche Reaktion auf den Tod seiner Frau. Das Ende der Szene ist auch interessant, weil die Goldmünze, die er frustriert aufs Grab geworfen hat, langsam in der Erde versinkt.
Shadow trifft in der ersten Folge auf zwei Götter und einen Kobold, weiß es aber nicht. Diese Interaktionen sind oftmals sehr unterhaltsam. Als der Kobold wie aus dem Nichts immer wieder Goldmünzen zum Vorschein bringt, ist Shadow erst belustigt. Gegen Ende dieses "Tricks" merkt man ihm seine Verwunderung aber an, weil er sich nicht erklären kann, woher die Münzen kommen. Er wirkt einerseits so nüchtern und nimmt die Merkwürdigkeiten mit Gelassenheit hin, kann dann aber doch schnell seine Geduld verlieren. Besonders die Auseinandersetzung mit dem "Technical Boy" (Bruce Langley) ist wirklich bizarr. 

Virtual Reality sagt Hallo

Der Gott der Technik (Bruce Langley)
Foto: Starz Entertainment
Mit Göttern, die etwas eigen sind und den ein oder anderen Trick drauf haben, muss man bei einer Serie dieser Art natürlich rechnen. Doch als dann der "Technical Boy", der Gott der Technik, auftauchte, dachte ich kurz, ich wäre im falschen Film. Wenn man das Buch gelesen hat, kennt man diese Figur und wundert sich wahrscheinlich nicht, doch als Unwissender kann diese Szene etwas verwirren. Shadow nähert sich einer leuchtenden Box, die sich plötzlich aufklappt und um sein Gesicht legt. Und das war noch nicht der wirklich verrückte Teil. Plötzlich befindet man sich zusammen mit Shadow in einer virtuellen Realität. Er sitzt in einer Limousine mit einem Mann, der an einen Hipster erinnert. Dann tauchen auch noch zwei gesichtslose Schlägertypen auf. Sie werden dabei Pixel für Pixel in die virtuelle Realität "übertragen". Diese Szene war visuell wirklich toll gemacht.
Allgemein gibt es viele Szenen, die optisch überzeugen, beispielsweise Shadows Traum, in dem er in einem Wald durch unzählige menschliche Knochen läuft oder als er auf den Büffel mit den Flammenaugen trifft. Auch das Intro, das im Übrigen 90 Sekunden lang ist, bietet viel fürs Auge und die Musik dazu ist einfach stimmig. 

Fazit

Die erste Folge "American Gods" hat viel Potential. Shadow ist ein toller Charakter, den man gerne durch die Geschichte begleitet. Was Mr. Wednesday genau plant und wie er mit den anderen bisher erschienenen Figuren zusammenhängt, ist noch weitestgehend offen. Das macht neugierig auf die weiteren Folgen. Man braucht auch gerade diese weiteren Folgen, um sich in der Welt vollkommen zurechtzufinden, besonders wenn man die Vorlage nicht kennt. "American Gods" ist eine Serie, die man mit der Einstellung schauen sollte, dass grundlegend alles möglich ist. Schließlich tauchen hier Götter auf. Ich werde auf jeden Fall weiterschauen und kann das auch nur jedem empfehlen.


Hier kommt ihr zur Rezension der zweiten Folge. Eine Liste mit allen Rezensionen und einem Rückblick auf die gesamte Staffel "American Gods" findet ihr hier. 
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