Samstag, 20. Mai 2017

American Gods: Staffel 1, Folge 3 - Rezension

- Der folgende Text enthält Spoiler -


Nachdem die zweite Folge "The Secret of Spoons" (hier kommt ihr zur Rezension) wieder mit einem Cliffhanger geendet hat, setzt die Folge "Head Full of Snow" an dieser Stelle an. Der Gott des Bösen (Peter Stromare) lässt sich auf ein weiteres "Dame"-Spiel mit Shadow Moon (Ricky Whittle) ein. Mr. Wednesday (Ian McShane) will eine Bank ausrauben und Shadow soll ihm dabei helfen. Außerdem trifft man auf den Dschinn (Mousa Kraish), der einen kurzen Auftritt in Folge zwei hatte und den Kobold Mad Sweeney (Pablo Schreiber) aus der Pilotfolge.

Zweiter Versuch

Im Himmel wohnt ein gefährliches Wesen
Foto: starz
Nachdem Shadow das "Dame"-Spiel in der letzten Folge verloren hat, ist es Nacht geworden und er hat sich schlafen gelegt. Jetzt erwacht er aus seinem Schlaf und klettert über eine Feuerleiter aufs Dach. Dort trifft er die dritte Zorya Schwester (Erika Kaar). Hier wird nach der Verwirrung der letzten Folge etwas deutlicher, wer diese Schwestern sind: Jede steht für eine andere Tageszeit, zu der sie den Himmel bewacht, in dem ein böses Wesen lebt. Die Schwester gibt Shadow den Mond - wortwörtlich: Sie greift in den Himmel und holt ihn heraus. Dabei wird er zu einer Münze, die sie in Shadows Hand legt. Dann sagt sie ihm, er solle aufwachen und im nächsten Moment sieht man, wie er auf dem Sofa die Augen öffnet. Er besitzt aber dennoch die Münze, worauf allerdings nicht weiter eingegangen wird. Er fordert Czernobog, den Gott des Bösen, daraufhin zu einem weiteren "Dame"-Spiel  zu den gleichen Bedingungen heraus. Gewinnt er, schließt der Gott sich Wednesday an. Verliert er, bekommt Czernobog nicht nur einen, sondern zwei Schläge mit seinem Hammer, um ihn umzubringen. Shadow wird also auch bei einem Sieg mindestens einmal mit dem Hammer vom bösen Gott erschlagen. Er überredet Czernobog sehr geschickt dazu, das Spiel einzugehen, indem er ihn verunsichert ("How long has it been [...]? I think you got weak, and I don't think you can kill me with one shot."). Also spielen sie erneut und dieses Mal gewinnt Shadow. Wenn der Kampf gegen die neuen Götter vorbei ist, soll Shadow mit einem Schlag von Czernobog umgebracht werden. Ich hatte eine spektakulärere Auflösung dieses offenen Handlungsstranges aus der letzten Folge erwartet. Der Konflikt wird doch recht schnell für den Moment gelöst, damit die Geschichte erstmal weitergehen kann. Das war etwas schade und hätte auch in der letzten Folge behandelt werden können.
Am nächsten Morgen verlassen Shadow und Mr. Wednesday Chicago, um ihre Reise fortzusetzen. Hier ist es etwas verwirrend, dass beide nicht mehr über Czernobog reden. Wednesday hat von dem zweiten Spiel nichts mitbekommen und müsste sich wundern, warum sein Bodyguard nicht an Ort und Stelle mit dem Hammer erschlagen wird. 

Mr. Wednesday braucht Geld

Im Laufe der Folge verfolgt man Shadow und den alten Gott dabei, wie sie sich illegal Geld besorgen. Als Shadow erfährt, dass der Gott eine Bank ausrauben will, weigert er sich  zuerst mitzumachen. Er ist schließlich erst gerade aus dem Gefängnis entlassen worden und will nicht dahin zurück. Mr. Wednesday interessiert das nicht.
Shadow: "F**k, no."
Mr. Wednesday.: "Oh, f**k, yes. You're my bodyguard, huh? That means you guard my body. Is that not right?"
S: "Not when you're robbing a bank."
Mr. W.: "At the moment my body is going to the bank, It's not robbing it. Come on, learn. It'll be fun."
Shadow hilft ihm am Ende doch beim Bankraub. Mr. Wednesday hat sich einen raffinierten Plan ausgedacht: Er gibt sich als Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma aus und setzt sich vor einen öffentlichen Bankautomaten, der angeblich außer Betrieb ist. Jeder, der etwas einzahlen will, gibt ihm das Geld im Glauben, dass es auf ihren Konten landen wird. Shadow ist dabei sein Komplize. 
Alle Szenen mit den beiden in dieser Folge waren wirklich unterhaltsam. Sie sind ein dynamisches Duo: Mr. Wednesday mit seinen verrückten Ideen und Weisheiten und Shadow, der alles etwas genervt und kopfschüttelnd registriert, aber sich letztendlich doch zum Mitmachen überreden lässt. Wie schon in der letzten Folge liefern sie sich tolle Wortgefechte. Das lässt einen freudig auf die kommenden Folgen blicken, in denen die beiden hoffentlich ähnlich gelungene gemeinsame Auftritte haben.

Ein Dschinn als Taxifahrer

Es funkt gewaltig zwischen Salim (l.) und dem Dschinn
Foto: starz
In dieser Folge begleitet man den jungen Verkäufer Salim (Omid Abtahi). Er wartet den ganzen Tag auf ein Gespräch mit einem möglichen Käufer, doch dazu kommt es nicht. Ernüchtert verlässt er das Gebäude und ruft sich ein Taxi. Das wird vom Dschinn gefahren, den man schon in der letzten Folge kurz gesehen hat. Die beiden unterhalten sich und als der junge Mann in den Rückspiegel schaut, sieht er wie Flammen aus den Augen des Dschinn kommen. Statt verstört zu sein, spricht er den Dschinn darauf an. Er erzählt ihm, dass sine Großmutter auch einem Mann mit Flammenaugen begegnet ist. Der Dschinn erzählt daraufhin, dass sie keine Wünsche erfüllen ("If I could grant a wish, do you think I would be driving a cab?"). Sie kommen ins Gespräch und als sie bei Salims Wohnung ankommen, fährt der Dschinn nicht wieder weg, sondern folgt Salim. Was darauf folgt ist eine komplett unzensierte Sexszene in Salims Wohnung. Es kommt doch eher selten vor, dass man in einer TV-Serie eine so explizite, ausführliche Sexszene zwischen zwei Männern sieht. Showrunner Brian Fuller und Co-Showrunner Michael Green wollten diese Szene so real und romantisch wie möglich machen: "We wanted it to be incredibly visual and gorgeous. We wanted those things not to be lurid, but to be beautiful and captivating and for heterosexuals to watch the love scene between these two men and not go ‘Ew,’ but go, ‘That’s gorgeous." Das haben sie definitiv geschafft. Das größte Lob aber sollte an die Schauspieler Abtahi und Kraish gehen. Sie haben diese Szene so überzeugend rüber gebracht. Ohne viele Worte schaffen sie es, die Gefühlswelt ihrer Charaktere offen zu legen und die Anziehung und Sehnsucht zum anderen greifbar zu machen. In dieser Folge haben sie eine herausstechende Leistung abgeliefert.

Ein Kobold mit Pechsträhne

Ohne Glücksmünze sieht es für Mad Sweeney übel aus
Foto: starz
Doch in dieser Folge sieht man auch den Kobold Mad Sweeney wieder, der sich mit Shadow geprügelt hat. In zwei Szenen dieser Folge zeigt sich: Der Kobold hat Pech. Nachdem seine Mitfahrgelegenheit den Schädel von einem Rohr durchbohrt bekommt, durchsucht Mad Sweeney panisch seine Taschen nach etwas und wie sich später herausstellt, ist es seine Glücksmünze. In der Pilotfolge sieht man, wie er Shadow eine seiner Münzen überlasst, die er später auf Lauras Grab wirft. Er hat ihm versehentlich aber nicht irgendeine Münze überreicht, sondern seine Glücksmünze. Die Szene, in der Mad Sweeney sie zurück haben will, ist kurzweilig und spaßig. Der Kobold ist sichtlich aufgebracht und hat keine Lust auf Spielchen. Shadow hingegen ist vollkommen gelassen ("Well, you can't afford to be too careless with a lucky coin."). Er will ihm sagen, wo die Münze ist, wenn er im Gegenzug erfährt, wie Mad Sweeney Münzen aus der Luft zaubert. Seine Antwort darauf und besonders wie er sie abliefert ist grandios: "I plugged it out of thin air, that's how I plugged it out of thin air."
Später sieht man den Kobold auf dem Friedhof wie er Lauras Grab aushebt und ein Loch von der Größe seiner Münze auf dem Sargdeckel entdeckt. Hier ist schon fast klar, was als nächstes geschieht: Mad Sweeney hebt den Sargdeckel und schaut in einen leeren Sarg. Es hat mir wirklich gut gefallen, wie kleine Ereignisse auf diesen Moment aufgebaut haben. Erst die Münze, die langsam in der Graberde verschwindet und in der zweiten Folge die Vision von Shadow, in der er Laura sieht, die behauptet nicht tot zu sein. 

Let it snow

Shadow lässt es schneien?
Foto: starz
Während den Vorbereitungen für den Bankraub steht Mr. Wednesday der Sinn plötzlich nach Schnee. Er möchte von Shadow, dass er an Schnee denkt. Das tut er tatsächlich, obwohl man ihm deutlich ansehen kann, wie lächerlich er diese "Aufgabe" findet. Während er im Copyshop wartet, bis der alte Gott seine Erledigungen beendet hat, wandern seine Gedanken immer wieder zum Schnee und als Mr. Wednesday zu ihm zurückkommt, ist der strahlend blaue Himmel verschwunden und es schneit. Obwohl Shadow erst an einen merkwürdigen Zufall glaubt, wird er doch immer unsicherer. Da er immer noch nichts von der Existenz der Götter weiß, kann er sich dieses Ereignis nur schwer erklären.
Als sie zum ersten Mal das Thema ansprechen, zieht Shadow eine klare Linie zwischen Realität und Fantasie:
Shadow: "It's reality and fantasy."
Mr. Wedneyday: Ooh so that's how the world works. It's either real or it's fantasy." 
Zum Ende der Folge kommen sie wieder auf das Thema zu sprechen. Shadow kann es nicht loslassen und als er seinen Arbeitgeber ganz direkt danach fragt, bekommt er natürlich wieder nur eine irreführende Antwort:
Shadow: "Did I make snow?"
Mr. Wednesday: "Well, if you choose to believe you made snow, then you get to live the rest of your life believing that you can do things that are impossible. Or you can believe it's a delusion." 
Ob Shadow den übernatürlichen Charakteren ähnlicher ist als man denkt? Oder war es doch Wednesday, der ihn auf diese Weise dazu bringen will an Götter zu glauben?
Für Shadow fühlt sich alles, was er seit Wednesdays Auftauchen erlebt hat, wie ein Traum an: "None of this feels real. It feels like a dream." Das erklärt zumindest, warum er die meiste Zeit recht ruhig und bedacht auf die merkwürdigen Situationen und skurrilen Personen um ihn herum reagiert. Er glaubt nicht, dass es echt ist und das stört Mr. Wednesday: "What a beautiful [...] thing to dream when you're not asleep." Es scheint so, als wolle der Gott Shadow dazu bringen, an das Unmögliche zu glauben, ohne ihm dabei zu verraten, dass all das real ist. Schon während des Bankraubs, fragt er Shadow, ob er an ihn glauben wird, wenn die Aktion glatt läuft. Am Ende der Folge wird das Thema Glaube wieder aufgegriffen.
Mr. Wednesday: "The only thing I'm scared of is being forgotten. I can survive most things but not that."
Die Episode endet damit, dass Shadow sein Hotelzimmer betritt und auf Laura (Emily Browning) trifft, die im Raum steht und ihn mit "Hey Puppy" begrüßt, als wäre es das normalste der Welt. Somit endet auch diese Folge relativ offen und steigert die Neugier auf die nächste Folge.

Fazit

Die dritte Folge hat noch immer Momente, die einen verwirrt zurücklassen, doch man kann der Handlung hier schon besser folgen. Man fühlt sich nicht mehr vollkommen erschlagen von all den Szenen und Charakteren. Die Episode konzentriert sich klarer auf bestimmte Figuren. Es gibt zudem Überschneidungen und Zusammenhänge einzelner Handlungsstränge. Somit fällt es deutlich leichter, der Geschichte zu folgen. In dieser Folge passiert nicht viel, das die Handlung voranzutreiben scheint. Dennoch kommt keine Langeweile auf, weil die Storylines mit tollen Charakteren und guten Dialogen überzeugen.


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