Mittwoch, 7. März 2018

Katrins Top 15 Musicals

Ich habe mittlerweile 50 verschiedene Musicals in mehreren Ländern auf drei verschiedenen Kontinenten angesehen. Darunter waren einige Reinfälle, viele gute Stücke und einige grandiose , die ich mir immer wieder ansehe. In diesem Post stelle ich euch meine Top 15 vor.
Zur Info: Zu meinen 50 Musicals zähle ich nur diejenigen, die ich live im Theater angeschaut habe - Videoaufnahmen, Kinoübertragungen und Co. also nicht. Tolle Produktionen wie "Newsies", "Dear Evan Hansen" und "Rent", die in meinem "Top 50 Musical Songs"-Post gleich mehrmals vorkommen, finden sich hier nicht, da ich ich sie leider noch nicht gesehen habe. 



15. If/Then

Foto: Fox Theatricals
Ich schaue mir ein Musical an, wenn mir die Handlung, die Musik oder die Stimmung zusagt. "If/Then" ist eins der wenigen Stücke, bei denen die Besetzung der entscheidende Punkt war. Die Hauptrolle wurde nämlich von Indina Menzel, einer der bekanntesten, internationalen Musicaldarstellerinnen, gespielt. Wer sich in der Broadway-Welt nicht auskennt, wird ihre Stimme vermutlich trotzdem schon einmal gehört haben: Sie spricht Elsa in der englischen Originalversion von "Die Eiskönigin". Letztendlich hat mir am Stück aber vor allem die kreative Geschichte gefallen. Sie ist in zwei Handlungsstränge aufgeteilt und zeigt, wie eine einzige Entscheidung den Rest des Lebens beeinflussen kann. Dabei behandelt das Musical viele ernste Themen, wie Krieg und Abtreibung. Beide Geschichten haben ihr eigenes Produktionsdesign, sodass der Zuschauer anhand der Farbgebung erkennen kann, um welche es sich handelt. Interessant ist hinterher auch die Diskussion, welchen Weg man selbst gehen würde und welche Abzweigungen man vielleicht schon verpasst hat. Es gibt jedoch auch Abstriche: Ich kann mich beispielsweise überhaupt nicht an die Musik oder die meisten Nebencharaktere erinnern.


14. Thoroughly Modern Millie

Foto: La Jolla Playhouse
Dieses Musical konnte mich vor allem durch seine witzige, schräge Geschichte fesseln. Das Stück nimmt sich selbst nicht ernst und das ist seine große Stärke. Handlung und Charaktere, Moral - alles ist herrlich überdreht und mit Klischees überladen. "Thoroughly Modern Millie" schlägt zwar auch ein paar leise Töne an, es ist aber vor allem ein lautes, buntes und verrücktes Gute-Laune-Stück. Damit passt es auch perfekt zu seinem Setting. Durch das tolle, detaillierte Bühnenbild und die Kostüme wird das New York der 1920er lebendig. Wie bei "If/Then" mangelt es jedoch auch diesem Musical an ergreifender oder eingängiger Musik. Außerdem passt die Nebenhandlung um den Slavenhändlerring nicht zum humorvollen Rest der Geschichte.


13. Rebecca

Foto: Stage Entertainment
"Rebecca" ist eins der wenigen Stücke mit einer überzeugend gruseligen und düsteren Stimmung. In allem - Charaktere, Beleuchtung und Requisiten - liegt etwas Mysteriöses, Beunruhigendes. Die Handlung ist spannend und hebt sich damit klar von den meisten anderen Musicals ab, die eher in Richtung Drama, Romantik oder Humor gehen. Im emotionalen Bereich schwächelt "Rebecca" dafür. Sowohl die Liebesgeschichte als auch die dramatischen Szenen wirken erzwungen und wenig glaubhaft. Die Charaktere sind zudem sehr hölzern und unsympathisch. Allerdings habe ich sowieso kaum auf sie geachtet, denn die Kulissen sind weltklasse - ganz besonders die brennende Treppe am Ende. Beim Soundtrack bin ich hingegen zwiegespalten: Es gibt ein paar schöne Lieder und zwei fantastische, gewaltige Balladen. Der Rest kann übersprungen werden. Der Soundtrack enthält 48(!) Tracks - die meisten sind weniger als drei Minuten lang und hätten nicht gesungen werden müssen.


12. Aida

Foto: Disney Theatrical Productions
"Aida" war das erste Musical, das ich je besucht habe. Damals war ich zehn Jahre alt und kann mich nur noch bruchstückhaft an die Aufführung erinnern. Ich werde aber niemals vergessen, wie überwältigt ich von der Musik, dem Bühnenbild und der Atmosphäre war. Die Geschichte ist unglaublich fesselnd und berührend - besonders die letzten Augenblicke. Sie zeigen, dass ein Ende irgendwo auch ein neuer Anfang ist, selbst das Lebensende. Die tragischen Momenten werden zudem toll in Szene gesetzt, sodass sie lange im Gedächtnis bleiben. Dazu kommt die tolle Musik der beiden Musical-Legenden Elton John und Tim Rice, die unter anderem zusammen am Soundtrack des "Disney"-Films "Der König der Löwen" mitgearbeitet haben. 


11. Ghost

Foto: Stage Entertainment
"Ghost" war mein 50. Musical. Ehrlich gesagt hatte ich nicht allzu viel erwartet, da ich mit Romanzen wenig anfangen kann und den gleichnamigen Film nicht kannte. Ich wurde jedoch positiv überrascht. Die Musik ist ziemlich eintönig und uninspiriert, ansonsten ist das Stück toll. Vor allem das Produktionsdesign hat mich begeistert. Die Kulissen bestehen nur aus wenigen Requisiten, dennoch fühlen sie sich realistisch an, da Licht und Projektionen geschickt atmosphärisch eingesetzt werden. Durch die Technik sieht sogar die Magie der Geister unglaublich echt aus. Trotz dieser übernatürlichen Elemente ist das Musical angenehm bodenständig. Die Charaktere haben einen trockenen Humor, realistische Motive und sprechen nicht so unnatürlich schwülstig wie viele Broadway-Figuren (hier geht es zu meiner kompletten Rezension).


10. Billy Elliot

Foto: Universal Pictures
Gleichzeitig singen, schauspielern und perfekt Ballett tanzen - was viele Erwachsene niemals schaffen würden, sieht in "Billy Elliot" bei Elf- und Zwölfjährigen kinderleicht aus. Vor allem die Vorgänge hinter den Kulissen sind bei diesem Musical spannend. Es ist unglaublich, was die junge Darsteller leisten, vor allem wenn man bedenkt, dass sich am Westend und Broadway meistens vier von ihnen die Hauptrolle teilen (zum Vergleich: der deutlich kleinere Part des jungen "Tarzan" wird im gleichnamigen Musical in Oberhausen derzeit von acht Jungen gespielt). Die Tanzszenen, sowohl der Erwachsenen, als auch der Kinder, sehen fantastisch aus. Außerdem fängt das Stück die Emotionen der Charaktere und die Stimmung sehr gut ein. An einigen Stellen ist die Handlung jedoch ein wenig zu schräg, was nicht zur bodenständigen Handlung passt.


9. Tarzan

Foto: Disney Theatrical Productions
"Tarzan" ist das erste Musical auf dieser Liste, bei dem ich am Soundtrack nichts auszusetzen habe. Allerdings sind die Lieder, die bereits im "Disney"-Film vorkommen, deutlich eingängiger und emotionaler als die, die extra für die Bühne geschrieben wurden. Man hat als Zuschauer das Gefühl, bei diesem Stück nicht nur zuzusehen, sondern ein Teil der Geschichte zu sein, da die Charaktere durch die Gänge laufen und über dem Publikum schweben. Die kleinen Stunts sehen toll aus und erwecken den Eindruck eines 360 Grad-Erlebnisses. Ansonsten ist das Bühnenbild sehr spärlich, fast ein bisschen lieblos. Vor allem, wenn man es mit den Kulissen anderer "Disney"-Musicals wie "Der König der Löwen" oder "Mary Poppins" (hier geht es zu unserer Rezension) vergleicht.


8. Das Phantom der Oper

Foto: Stage Entertainment
"Das Phantom der Oper" habe ich mittlerweile schon mehrmals gesehen. Ich mag besonders die Zwiespältigkeit der Geschichte. Keiner der Charaktere ist "gut" oder "böse". Sie alle sind vielschichtig aufgebaut und haben sowohl positive als auch negative Eigenschaften - ich finde jedoch alle Figuren herzlich unsympathisch. Dafür liebe ich die ersten Momente der Show, wenn der Leuchter während der Ouvertüre an die Decke wandert und das Theater in der Zeit zurückreist. Die Kulissen und die Kostüme - ganz besonders während der "Maskenball"-Szene - sind fantastisch. Der Soundtrack ist ebenfalls grandios, wenn auch für meinen Geschmack viel zu opernlastig - immerhin ist es ein Musical.


7. Sister Act

Foto: The Shubert Organization
Bei diesem Musical ist es schwierig, keine gute Laune zu bekommen. Die Energie und die Fröhlichkeit sind einfach ansteckend. Dazu kommt eine große Portion Humor, der auch von Show zu Show ein wenig geändert wird, um möglichst frisch und tagesaktuell zu bleiben. Die tolle Musik aus dem gleichnamigen Film kommt leider nicht vor. Die Musicalsongs sind zwar auch cool, aber sehr poplastig. Da es aber immer noch um einen Nonnenchor geht, wären ein paar leisere oder kirchlich angehauchte Lieder passender gewesen. Dafür finde ich die Figurenentwicklung in der Show nachvollziehbarer als im Whoopi-Goldberg-Streifen, da das Publikum mehr über die Bösewichte und die anderen Nonnen erfährt. Außerdem ist der Einfall echt klasse, den Papst am Ende vom Dirigenten spielen zu lassen.


6. Bodyguard

Foto: Stage Entertainment
Genau wie "Ghost" habe ich auch "Bodyguard" aus reiner Neugierde und ohne den Film zu kennen angeschaut, aber keine großen Erwartungen gehabt. Ich war hinterher wirklich froh, dieses Musical nicht verpasst zu haben. Der Soundtrack ist einfach klasse: Keine "Überbrückungslieder" oder Sprachgesang, stattdessen lauter Power-Songs von Whitney Houston - darunter auch die weltbekannten Lieder "I Will Always Love You", "One Moment In Time" und "I'm Every Woman". Ich finde außerdem die Tatsache richtig gut, nur zwei Charaktere singen zu lassen und auch nur wenn es "logisch ist" (Die Figuren singen nicht einfach in jeder x-beliebigen Situation, wie in 95% der Musicals, sondern ausschließlich, wenn es in der Geschichte Sinn ergibt, also beispielsweise bei Proben oder Auftritten.). Dadurch wirkt die Handlung realistischer und bodenständiger, da Dialoge nicht von Gesang unterbrochen werden. Den gleichnamigen Film habe ich übrigens nicht gesehen. Laut der Inhaltsangabe unterscheidet er sich in zwei sehr wichtigen Punkten von der Bühnenversion - deren Handlung finde ich deutlich schlüssiger.


5. Ich war noch niemals in New York

Foto: Stage Entertainment
Um es gleich klarzustellen: Nein, ich mag die Lieder von Udo Jürgens nicht. Dass es "Ich war noch niemals in New York" trotzdem in meine Top 5 geschafft hat, spricht also definitiv für das Musical. Es hat einfach einen unglaublich witzigen Humor und viele kreative Einfälle, wie die geniale Navi-Irrfahrt. Das Stück nimmt sich nicht sonderlich ernst, sondern will einfach nur gute Laune versprühen, sodass ich Lust hatte mitzusingen, obwohl mir die meisten Songs überhaupt nicht gefallen. Ich bin auch kein Fan von Liebesgeschichten, mag die in diesem Musical aber, weil sie nicht süßlich ist, sondern sehr amüsant und bissig. Außerdem hat das Musical eine der beeindruckendsten Kulissen - ein riesiges, zweistöckiges Kreuzfahrtschiff, das von allen Seiten anders aussieht. 


4. Rocky

Foto: Stage Entertainment
Ich kenne niemanden, dem "Rocky" nicht gefallen hat, selbst die Musicalhasser in meinem Umfeld fanden das Stück fantastisch. Das liegt vor allem an dem komplett ungewöhnlichen Konzept. Die Handlung des Films (wieder einer, den ich nicht geguckt habe...) klingt so gar nicht nach Musical und dennoch funktioniert es unglaublich gut. Das große Highlight ist der Boxkampf am Ende - für mich die visuell beste Szene, die ich je auf einer Bühne gesehen habe! Die Schläge und Verletzungen sehen echt aus, der Ring ist direkt im Zuschauerraum und die Szene wird live auf einem großen Bildschirm gezeigt - wie bei einem echten Kampf. Die Idee alleine ist schon grandios und die Umsetzung einfach fantastisch. Doch auch sonst hat das Stück einiges zu bieten - sympathische Charaktere, detailverliebte Kulissen, tolle Effekte und einige wirklich schöne Songs. Kein Wunder, dass "Rocky" das einzige deutsche Musical ist, das es an den Broadway geschafft hat. 


3. We Will Rock You

Foto: Queen Theatrical Productions
"We Will Rock You" ist das Bühnenstück, das mich mit Abstand am meisten positiv überrascht hat. Ich habe es vor vielen Jahren zum ersten Mal gesehen, als ich im Urlaub Lust auf ein Musical hatte und in der Stadt gerade nichts anderes lief. Ich habe das Theater als großer WWRY- und Queen-Fan verlassen. Die Musik ist klasse, auch weil sie größtenteils im Original belassen wurde (zum Vergleich: Beim Abba-Musical "Mamma Mia" wurden die Texte ins Deutsche übersetzt.). Besonders bei den Welthits "We Will Rock You", "We Are The Champions" und "Bohemian Rhapsody" hält es das Publikum nicht auf den Stühlen, sodass sich das Stück ein wenig wie ein Konzert anfühlt. Die Geschichte ist herrlich schräg unangepasst, genau wie die Charaktere. Außerdem ändern sich ganze Dialoge regelmäßig, da sich das Stück an die Stadt, in der es gespielt wird und die aktuelle Popkultur anpasst. Alles in allem ist "We Will Rock You" einfach nur cool, kreativ und verrückt.


2. Wicked

Foto: Stage Entertainment
Ich habe die Show mittlerweile mehrmals in London und einmal in Sydney angesehen, in der deutschen Version bislang noch nicht. Das ist aber auch nicht schlimm, denn ich liebe die Songs einfach. In meiner "Top 50 Musical Songs"-Liste ist "Wicked" das am häufigsten vertretene Stück mit insgesamt vier Lieder - darunter Platz 2 und 3. Die Musik ist abwechslungsreich, dynamisch und voller Emotionen - genau wie die Geschichte. Es ist eines der wenigen Stücke, in denen es um starke Frauen geht und behandelt auch ernste Themen wie Mobbing, Zwei-Klassen-Gesellschaft und Rassismus. Dennoch kommen auch Humor und Magie nicht zu kurz. Die Welt von Oz sieht einfach toll aus und wird durch die fantastische Musik, die sympathischen Charaktere und die tolle Geschichte lebendig.


1. Der König der Löwen

Foto: Stage Entertainment
"Der König der Löwen" ist einfach ein Phänomen, mit dem kein anderes Musical mithalten kann. Es ist das einzige Stück, das mich jemals zum Weinen gebracht hat. Jedes Mal aufs Neue steigen mir Tränen in die Augen, wenn die ersten Töne von "Der ewige Kreis" gespielt werden und die Sonne über der Savanne aufgeht. Fast noch schöner ist es, zu sehen, wie die anderen Zuschauer um einen herum mit feuchten Augen und staunendem Blick den vorbeilaufenden Elefanten hinterher sehen. Es ist einer der ganz wenigen Fälle, in denen Menschen in Tierkostümen nicht komisch aussehen. Das Produktionsdesign ist unglaublich schön und detailreich. Farben, Materialien und Muster sind harmonisch aufeinander abgestimmt und lassen eine einzigartige Welt entstehen. Die Musik passt ebenfalls dazu. Die Songs, die extra für das Musical geschrieben wurden, haben denselben Charme wie die des Films und orientieren sich noch stärker an afrikanischen Rhythmen, wodurch sich "Der König der Löwen" deutlich vom Pop-Einheitsbrei der meisten anderen Stücke abhebt. Dieses Musical hat eine Magie, die man nur nachvollziehen kann, wenn man es selbst live gesehen hat.


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