Montag, 30. Oktober 2017

Lauras Top 30 Halloween Filme

Halloween steht vor der Tür! Ich liebe diesen Tag und freue mich schon im Sommer darauf. Was für mich definitiv zur Stimmung dazu gehört, sind Filme. Deshalb zeige ich euch heute in meiner „Watch.Read.List.“ meine 30 Favoriten. 
Neben älteren und aktuellen Horrorfilmen sind außerdem Titel dabei, die einfach eine etwas düsterere Stimmung haben und daher auch gut zu Halloween passen. Einige Streifen sind auch komplett horrorfrei, aber aus anderen Gründen perfekt für diese Zeit des Jahres. Falls ihr noch auf der Suche nach passenden Filmen für einen schaurig gemütlichen Abend auf der Couch seid, ist in meiner Liste vielleicht etwas für euch dabei.

Kickt auf die Titel, um euch die Trailer anzuschauen.



30. Warm Bodies 

Foto: Summit Entertainment
Wer nach einer ausgefallenen Lovestory mit Zombies sucht, sollte diesem Film eine Chance geben.  Er nimmt einige Klischees aus Teeniefilmen wie "Twilight" auf die Schippe. Hat mich damals positiv überrascht. 

29. Der Exorzist (1973)

Foto: Warner Bros.
Gerade aus heutiger Sicht nicht der unheimlichste Film, aber dennoch sorgt er für eine schaurige Stimmung und hat einige Szenen, die wirklich verstörend sind. Ein Horrorklassiker, den man mal gesehen haben sollte. 

28. Horns

Foto: Red Granite Pictures
Wer auf abgedrehten Horror steht, sollte diesen Film schauen. Es gab nicht nur einige gute Schreckmomente, sondern auch viele Szenen, die ziemlich verrückt waren. Ein bisschen Humor gibt es auch. Die Geschichte zieht sich an manchen Stellen etwas, lohnt sich insgesamt aber wirklich. 

27. The Frighteners

Foto: Universal Pictures
Nicht nur ein unheimlicher Horrorfilm, sondern auch eine Geschichte, die Spaß und Spannung beinhaltet. Es ist insgesamt ein wirklich unterhaltsamer Streifen und hat einige überraschende Wendungen. 

26. Die Abenteuer von Ichabod und Taddäus Kröte

Foto: Walt Disney Pictures
Hier beziehe ich mich nur auf die "Sleepy Hollow" Verfilmung, nicht auf die Geschichte von Taddäus Kröte. Ein Klassiker für die Halloween-Zeit. Kurzweiliger, düsterer Disney Spaß, den ich seit meiner Kindheit jedes Jahr zur Halloween Zeit schaue und der daher für mich einfach zu diesem Fest dazugehört.

25. Little Evil

Foto: Netflix
Horror und viel Humor verpackt in einer spannenden Geschichte, die an den Film "Das Omen" anspielt. Es gibt außerdem einige überraschende Wendungen. Meine ausführlichere Meinung findet ihr hier.

24. Paranorman

Foto: Universal Pictures
Toller Stop-Motion-Film, der eine leicht schaurige Stimmung hat, aber auch eine wundervolle Geschichte erzählt, die mit sympathischen Charakteren und berührenden Momenten überzeugen kann. 

23. Die Peanuts: Der große Kürbis

Foto: CBS
Ein Zeichentrick Klassiker mit Charlie Brown, Snoopy und ihren Freunden. Hier wird eine süße Halloween Geschichte der Peanuts erzählt, die auch nicht allzu lang ist und super passt, wenn man in leichte Halloween Stimmung kommen möchte. 

22. Zimmer 1408

Foto: Dimension Films
Eine leicht abgedrehte Verfilmung einer Stephen King Kurzgeschichte über ein Hotelzimmer, in dem es spuken soll. Ist nicht immer super unheimlich, hat aber definitiv die ein oder andere gute Horrorszene, die schockt. Und das Ende ist total verrückt. 

21. Der Nebel

Foto: Dimension Films
Im Gegensatz zur Serie (hier kommt ihr zum Post, indem wir über die Sendung diskutieren) setzt der Film die Kurzgeschichte von Stephen King toll um und sorgt für eine nervenaufreibende Geschichte, die einige verstörende Monster zu bieten hat.

20. A Nightmare on Elm Sreet - Mörderische Träume (1984)

Foto: New Line Cinema
Ein Klassiker unter den Horrorfilmen. Diese Geschichte verfolgt nicht nur die Figuren, sondern auch die Zuschauer bis in ihre Träume. Freddy Krueger (Robert Englund) ist eine der schaurigsten Horrorfiguren, die es gibt. 

19. Ghostbusters (1984)

Foto: Columbia Pictures
Spaßiger Klassiker, der nicht unglaublich unheimlich ist, aber passend zu Halloween trotzdem für düstere Stimmung sorgt, aber auch humorvolle Szenen bietet. Sollte man definitiv mal gesehen haben. Der gleichnamige Song aus dem Film ist eh Kult. 

18. Frankenweenie

Foto: Walt Disney Pictures
Ein toller Film, der düsterer ist als viele andere Trickfilme: Ein Junge erweckt seinen toten Hund wieder zum Leben, doch das bleibt nicht ohne Konsequenzen. Gleichzeitig ist dieser Film aber auch sehr berührend. 

17. Das Omen (1976)

Foto: 20th Century Fox
Auch dieser Film ist ein Klassiker der Horrorfilme. Mit einem teuflisch bösen Kind und tollen Horrorelementen, die schocken können, sorgt er für viel Nervenkitzel. 

16. 1922

Foto: Netflix
Subtiler Horrorfilm, der keine übertriebenen Schocker oder Effekte braucht, um den Zuschauer zu packen. Die ausführliche Rezension gibt es hier.

15. Arachnophobia

Foto: Buena Vista Pictures
Wer keinen überzogenen Monsterspinnenfilm mit unrealistisch riesigen Biestern sehen will, sollte diesen Klassiker schauen. Die Spinnen haben Normalgröße und machen den Streifen dadurch besonders unheimlich. 

Foto: Blumhouse Productions
Ein solider Horrorfilm mit einer interessanten Geschichte. Habe ihn ohne große Erwartungen geschaut und wurde letztendlich positiv überrascht, daher kann ich ihn auf jeden Fall empfehlen.

Foto: Columbia Pictures
Wer Halloween Stimmung mit ganz viel Spaß und Humor haben will und nicht mit Horror, kann bei diesem Animationsfilm nicht viel falsch machen. Eine süße, kurzweilige Geschichte mit sympathischen Figuren und einem tollen Soundtrack. 

Foto: DreamWorks Pictures
Spielt in der perfekten Location: einem alten Schloss, in dem es spuken soll. Packt den Zuschauer vor allem auf der subtilen Ebene. Obwohl er ab 12 freigegeben ist, finde ich diesen Film teilweise schlimmer als einige Horrorstreifen ab 16.

Foto: Momentum Pictures / CBS Films
In diesem Film gibt es viel subtilen Horror, aber auch gute Schocker. Dazu bietet die Geschichte ein tolles, düsteres Setting in einem einsamen Haus auf einer Insel Anfang des 20. Jahrhunderts. Da ist Gänsehaut vorprogrammiert. 

Foto: Universal Pictures
Dieser Film überzeugt vor allem mit gut eingesetzten Horrormomenten. Hier kann der Zuschauer kaum verschnaufen, denn der Horror lauert in vielen Szenen auf ihn, um ihn so richtig zu erschrecken. 

Foto: Warner Bros. Pictures
Ein Stop-Motion-Film mit tollem Design und schönen Liedern. Kein richtiger Horror, aber sorgt dennoch für eine leicht düstere Stimmung. 

Foto: Sandrew Metronome
Ein grandioser schwedischer Horror auf hohem Niveau, der vor allem auf subtiler Ebene voll überzeugen kann und für puren Nervenkitzel sorgt. Auch auf emotionaler Ebene kann dieser Film den Zuschauer berühren. 

Foto: Disney Channel
Wie der Titel schon verrät, hat dieser Streifen ziemlich viel mit Halloween zu tun. Es ist allerdings definitiv kein Horror enthalten, sondern zeigt vielmehr eine schöne Halloween Geschichte für die ganze Familie. 

Foto: Focus Features
Ein richtig schön düsterer Stop-Motion-Film, der eine spannende Geschichte erzählt und tolle Figuren hat. Außerdem bietet dieser Streifen auch optisch viel, denn die Welt, die Coraline entdeckt, ist wie eine verstörende Version ihrer eigenen.

Foto: Warner Bros. Pictures
Beruht auf wahren Begebenheiten, was die ganze Sache schon mal doppelt so schaurig macht. Außerdem ist der "Star" der Film eine Puppe, die schon allein optisch für Albträume sorgt. Weiß genau, wie man den Zuschauer gruseln und schocken kann. 

Foto: Paramount Pictures
In diesem Horrorfilm, der auf dem gleichnamigen Roman von Stephen King basiert, wird gezeigt, dass die Toten lieber unter der Erde bleiben sollten. Ein alter, aber immer noch sehr guter Streifen, der gerade durch seine Grundidee meiner Meinung nach wirklich gut zu Halloween passt. 

Foto: Buena Vista Pictures
Dieser Film ist jedes Jahr ein absolutes Muss für mich - nicht nur zu Halloween, auch zu Weihnachten. Er bietet eine tolle Stop-Motion-Technik, wunderschön designte Figuren und Welten sowie viele eingängige Lieder. Kaum ein Film passt besser zur schaurigsten Zeit des Jahres als dieser. 

Foto: Warner Bros. Pictures
Ein richtig guter Horrorfilm mit tollen Schreckmomenten und einer sehr düsteren Geschichte. Außerdem erzählt er eine interessante Handlung, die im gleichen Filmuniversum wie "Annabelle" spielt und ebenfalls auf wahren Begebenheiten beruht.

Foto: Paramount Pictures
Schon allein das Setting ist so herrlich düster und unheimlich. Das versetzt mich automatisch in Halloween Stimmung. Die Geschichte ist nicht nur ein toller Horror, sondern hat darüber hinaus auch eine spannende Handlung und tolle Charaktere. Außerdem ist er an manchen Stellen wirklich abgedreht, was den Streifen noch besser macht. 



Das waren meine Top 30 Filme für die Halloween Zeit. Ich hoffe, dass in der Liste der ein oder andere Titel dabei ist, der euer Interesse geweckt hat. Falls ihr am 31. Oktober einen Filmmarathon macht, wünsche ich euch viel Spaß und Happy Halloween!

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Sonntag, 29. Oktober 2017

Tatort: Fürchte dich - Rezension

Der Mord zum Sonntag hat Tradition, deshalb sind auch wir mit Rezension und Live-Tweets (@WatchReadTalkdabei.



Ein alter Mann (Axel Werner) nähert sich nachts dem Haus, in dem Kommissar Paul Brix (Wolfram Koch) mit seiner Vermieterin Fanny (Zazie de Paris) wohnt und versucht es anzuzünden. Nach der gescheiterten Brandstiftung bricht der Senior zusammen und starrt wie hypnotisiert auf ein Dachfenster. Brix folgt seinem Blick und sieht sich auf dem Dachboden um. Dabei findet er das Skelett eines Kindes. Der Kommissar begibt sich auf Spurensuche und trifft dabei Merle (Luise Befort), die Enkelin des alten Mannes. Währenddessen passt Brix' Kollegin Anna Janneke (Margarita Broich) auf Fanny, die sich zunehmend seltsam verhält. Irgendwann können es die beiden Kommissare nicht mehr verdrängen: Sie stehen übernatürlichen Mächten gegenüber, die mit dem Gemäuer verbunden sind.

Alles ist so, wie es scheint!

Das Poster sagt schon alles!
Foto: HR

Das Wichtigste zuerst: Nein, diese Handlung macht keine Kehrtwende und wird plötzlich doch zu einem normalen Krimi, denn (Spoiler im Rest des Satzes) tatsächlich gibt es hinterher keine natürliche Erklärung für all die gruseligen Vorkommnisse (Ursula Schlien (Gudrun Ritter): "Egal, ob man an Ungeheuer oder Geister glaubt - wir sind alle in Gefahr!"). Eine wirkliche Tätersuche und Ermittlungen gibt es hier auch nur am Rande. Trotzdem hat mich dieser Fall fasziniert, denn im Gegensatz zu anderen abgedrehten "Tatort"-Folgen, wie denen aus Wiesbaden, nimmt er sich nicht ernst. Ich hatte nicht das Gefühl, dass Regisseur Andy Fetscher, der zusammen mit Christian Mackrodt auch das Drehbuch schrieb, "Kunst" erschaffen wollte. Der ganze Horror-Krimi wirkt, als hätten alle Beteiligten großen Spaß gehabt, so richtig schräg sein zu dürfen (Janneke: "Ich fange an, mir Sorgen um Fanny zu machen, irgendwas stimmt nicht mit der. Die sitzt jetzt am Esstisch und legt Karten (...)." Brix: "Füll sie ab! Nimm den Brandy auf dem Regal unter der Spüle oder noch besser: Im Keller sind zwei Flaschen Wodka!" Janneke: "Ich glaube die trinke ich mal lieber selber!"). Die Geschichte ist natürlich völlig realitätsfern und abgedreht, macht aber dennoch Spaß. Das liegt vor allem daran, dass der Film in sich stimmig ist. Anstelle zu versuchen, den Horror-Aspekt irgendwie in einen Krimi zu integrieren, ist dieser "Tatort" einfach nur schräg und versucht gar nicht erst, einen normalen Kriminalfall zu integrieren. 
Wie viele Zuschauer sehen heute Abend so aus?
Foto: HR/Benjamin Dernbecher
Dazu kommen klassische Horror-Elemente, deshalb würde ich jedem, der genauso schreckhaft ist wie ich, empfehlen, diesen Fall aus Frankfurt lieber bei Tageslicht in der Mediathek anzusehen (Janneke: "Welche Frau und warum will sie, dass du das ganze Haus putzt?" Fanny: "Frag sie doch selbst. Sie steht direkt hinter dir."). Denn es gibt eine ganze Reihe von Schreckmomenten - inklusive Jump-Scares. Ich habe mich bis kurz vor Ende des Films nur leicht bis mittelmäßig gegruselt, doch dann gab es eine Szene - um nicht zu viel zu spoilern, gebe ich hier nur den Hinweis "Kellerregal" - in der ich mich wirklich, WIRKLICH erschreckt habe. Ich habe den "Tatort" erst einmal gestoppt und gewartet, bis mein Puls wieder im halbwegs gesunden Bereich war. Denn das letzte, was man beim Sonntagskrimi erwartet, ist es, sich zu erschrecken! Außer man gruselt sich vor schlechten Geschichten wie letzte Woche bei "Zurück ins Licht" oder vor ekligen Sex-Praktiken wie in "Hardcore". Abgesehen von den Jump-Scares gibt es noch allerhand andere Horror-Elemente: Spritzendes Erbrochenes, widerlich geschminkte Untote, einen Schaukelstuhl, der wippt, obwohl niemand darin sitzt, das Getrappel von Kinderfüßen, beunruhigender Gesang, Gewitter, Nebel... Hier wird praktisch nichts aus dem Gruselfilm-Baukasten ausgelassen. So gibt es viele Szenen, die stark an andere Serien oder Filme erinnern, beispielsweise das feine Rinnsal Blut aus dem linken Nasenloch - "Stranger Things" lässt grüßen.

Reise in die Vergangenheit

Fanny (l.) und Janneke stöbern in alten Aufnahmen
Foto: HR/Benjamin Dernbecher
"Fürchte dich" ist definitiv kein "Tatort" bei dem die Zuschauer hinterher über den Mörder oder den Tathergang diskutieren werden. Zwar dreht sich die Handlung auch um die Frage, woher das Kinderskelett auf Brix' Dachboden stammt und wie das kleine Mädchen gestorben ist. Allerdings ist die Auflösung letztendlich ziemlich ernüchternd und passt so gar nicht zum überdrehten Rest dieses Krimis. Ich fand sie auch deswegen enttäuschend, da es einen sehr ähnlichen Tathergang im Ludwigshafener "Tatort: Der Schrei" gab. Auch da war das Opfer ein kleines Mädchen, das auf exakt dieselbe Art und Weise gestorben ist. In "Fürchte dich" kommt allerdings noch der interessante Unterschied dazu, dass sich der Mordfall in den 1950er Jahren ereignet hat und die beiden Kommissare sich daher durch alte Zeitungsartikel wühlen und mit Zeitzeugen sprechen müssen. Besonders letzteres erweist sich als schwierig, als eine alte Dame (Dagmar von Kurmin) vor den Augen von Brix und seiner Begleiterin Merle tot über dem Cafétisch zusammenbricht (Merle danach: "Mein Vater sagt ich wär verflucht. Er meint, das hat alles damals mit der Geschichte im Waisenhaus angefangen." Brix: "Red keinen Scheiß, Merle! Wenn du anfängst, dir das einzureden, wirst du deines Lebens nicht mehr glücklich!"). Ebenjener Vater taucht später auch in der Handlung auf. Wer er eigentlich ist, was in seiner kruden Vergangenheit geschehen ist und vor allem, was genau er diesem "Tatort" bringen soll, stellt sich nicht mehr heraus. Aber ehrlich gesagt hatte ich alle Fragen, die sich bei mir während dieses Krimis angesammelt haben, beim Showdown völlig vergessen. Durch die vielem Effekte, Actionszenen und Gruselelemente fand ich den wirklich aufregend - deutlich besser als die "Tatort"-Klimaxe der letzten Wochen! Aber natürlich hat "Fürchte dich" da einen Vorteil: Untote und Dämonen stechen einen "gewöhnlichen" Mörder nun einmal locker aus.

Fazit

"Fürchte dich" ist kein normaler "Tatort". Mördersuche und Ermittlungen gibt es hier so gut wie nicht, auch Zeugenbefragungen und Co. kommen nur am Rande vor. Außerdem bleiben am Ende Dutzende Fragen offen und einen realistischen Abschluss gibt es nicht. Mir persönlich hat der Fall trotzdem gut gefallen, da er anders ist, ohne zwanghaft Tabus zu brechen oder "Kunst" sein zu wollen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Krimis ist dieser an einigen Stellen sogar richtig spannend und unheimlich. Die Darsteller sind klasse und gehen sichtbar in der schrägen Handlung auf. Wer es ihnen gleich tut, wird einen verrückten, aber auch unterhaltsamen Sonntagabend erleben. 


Nächste Woche bringt "Der Fall Holdt" Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) an ihre Grenzen. Eine Bankiersfrau wurde entführt. Die Hannoveraner Ermittlerin vermutet, dass der Ehemann der Vermissten dahintersteckt und tritt damit eine Lawine los.

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Samstag, 28. Oktober 2017

Stranger Things: Staffel 2 - Rezension

Kaum eine zweite Staffel wurde so heiß ersehnt, wie die der "Netflix"-Serie "Stranger Things". Die Erste wurde über Nacht zum absoluten Hit - sowohl bei Kritikern als auch beim Publikum. Bei den Emmys, die sich leider immer noch ein bisschen vor Streaming-Anbietern zieren, wurde die Serie dieses Jahr 18 Mal nominiert. Ich bin mit geringen Erwartungen an die erste Staffel herangegangen und wurde sehr positiv überrascht. Gestern ist die Zweite in allen Ländern veröffentlicht worden. Ich habe sie durchgeguckt, um euch zu verraten, ob sie die Qualität halten kann. 

Die Handlung beginnt knapp ein Jahr nach den Geschehnissen der ersten acht Episoden. Bei den Protagonisten ist wieder halbwegs normaler Alltag eingekehrt. Will Byers (Noah Schnapp) leidet darunter, dass ihn seine Mutter Joyce (Winona Ryder) aus Sorge kaum eine Sekunde aus den Augen lässt. Lucas Sinclair (Caleb McLaughlin) und Dustin Henderson (Gaten Matarazzo) treten unfreiwillig in Wettstreit, als sie sich beide in ihre neue Mitschülerin Max Hargrove (Sadie Sink) vergucken. Mike Wheeler (Finn Wolfhard) ist von dem neuen Mädchen gar nicht begeistert. Er versucht noch immer jeden Abend Kontakt zu seiner verschwundenen Freundin Eleven (Millie Bobby Brown) herzustellen. Das nächste Abenteuer beginnt, als Will von mysteriösen Visionen heimgesucht wird, die deutlich echter sind, als es sich sein Umfeld eingestehen will.


- Der folgende Text enthält Spoiler -

Alte Geschichte, neue Charaktere

Das Design ist einfach klasse!
Foto: Netflix
Schon nach wenigen Folgen ist klar, dass die Handlung der zweiten Staffel "Stranger Things" den Grundzügen der ersten folgt: Etwas Übernatürliches geschieht mit Will; seine Freunde und seine Familie machen sich Sorgen; Joyce dekoriert ihren Bungalow um; dann entwickeln verschiedene Grüppchen unterschiedliche Pläne, die mehr oder weniger Erfolg haben; schließlich kommt Eleven dazu und rettet den Tag. Ich möchte hier nicht zu sehr ins Detail gehen, doch man merkt die Übereinstimmungen der beiden Handlungsstränge deutlich. Während sich in Staffel eins beispielsweise Lichterketten durch das Haus der Familie Byers ranken, sind es in Staffel zwei Wills Zeichnungen. Beide liefern wichtige Hinweise, um die übernatürlichen Monster zu besiegen. Auch einige der Figuren haben sich nicht wirklich weiterentwickelt. Joyces Hauptaufgabe ist es noch immer, die meiste Zeit zu schreien und hysterisch zu schluchzen, bei High School-Star Steve Harrington (Joe Keery) scheinen sich die Drehbuchautoren noch immer nicht einig zu sein, ob er nun ein Trottel ist oder nicht und Chief Jim Hopper (David Harbour) versucht trotz der Erlebnisse in der ersten Staffel weiterhin, bloß keine Hilfe anzunehmen oder sich jemandem anzuvertrauen. Das fand ich sehr schade, denn so wirken die Charaktere festgefahren und karikativ, da sie sich trotz großer Umstellungen in ihrem Leben nicht weiterentwickeln. Das ist jedoch nicht bei allen Figuren der Fall. Die Kinder, besonders Eleven, haben sich verändert. Nach Ende der ersten Staffel nimmt Hopper das Mädchen auf, verlangt allerdings von ihr, immer im Haus zu bleiben und nicht auf sich aufmerksam zu machen. Nach einigen Monaten in Isolation beginnt sie gegen ihn zu rebellieren. Dieser Aspekt hat mir richtig gut gefallen. Bislang wirkte Eleven sehr erwachsen, tough und unzerstörbar („Ich bin ein Kämpfer. Ich habe getötet.“). Jetzt wird sie menschlicher und nimmt sich auch die Freiheit heraus, einfach ein Kind auf der Schwelle zum Erwachsenwerden zu sein. 
Max kann kaum Glauben, was in Hawkins los ist
Foto: Netflix
Neben den altbekannten Charakteren gibt es aber auch eine ganze Reihe neuer. Da wäre einmal Joyces gut gelaunter, nerdiger Freund Bob Newby (Sean Astin), den ich nach einigen Folgen wirklich ins Herz geschlossen habe. Er passt sich schnell an die seltsamen Geschehnisse an und hilft, so gut er kann. Außerdem ist er kein klischeehaftes, böses Stiefelternteil, sondern mag Will und Jonathan (Charlie Heaton) sehr gerne. Dann wäre da Max, mit der ich nach einigen Folgen ebenfalls warm geworden bin. Gegenüber der Jungengruppe ist sie tough und cool, zeigt aber auch ihre ängstliche Seite, wenn sie alleine mit ihrem brutalen Stiefbruder Billy (Dacre Montgomery, Power Rangers) ist. Nachdem ihr Lucas von den Geschehnissen der ersten Staffel erzählt hat, glaubt Max ihm kein Wort. Sie hilft den Jungs dennoch, als sie merkt, wie ernst es ihnen ist. Billy fand ich jedoch als Charakter völlig überflüssig. Er soll wohl Jonathans arrogante Freunde und Elevens böse Ärzte aus der ersten Staffel als menschlicher Antagonist ersetzen. Doch er steht eigentlich nur im Weg herum und bringt weder Schwung in die Handlung noch wirkliche Spannung. An einigen Stellen ist er sehr überzeichnet, beispielsweise als er bei einer Halloweenparty mit geöffnetem Hemd und grölend herumrennt, während ihm eine Entourage folgt und laut anfeuert. Außerdem ist es schwer, seinen Hass auf Max und Lucas (Vielleicht ist er "einfach" rassistisch?) mangels Informationen nachzuvollziehen.

Alte Pluspunkte, neue Erzählweise

Eleven (3.v.l.) und Eight (4.v.l.) sind... cool oder so?
Foto: Netflix
Ein weiterer neuer Charakter ist Kali/"Eight" (Linnea Berthelsen), die wie Eleven als Kind entführt und für Experimente missbraucht wurde. Sie ist in den ersten Szenen der neuen Staffel zu sehen und dann nur noch in Folge sieben, was schade ist, da sie mehr über das Labor und die beteiligten Personen zu wissen scheint. Die ganze Episode konzentriert sich nur auf sie und ihre aus jugendlichen Kriminellen bestehende Gang, der sich Eleven kurzfristig anschließt. Denn während in der ersten Staffel immer wieder zwischen den verschiedenen Schauplätzen hin und her gesprungen wird, konzentriert sich die Fortsetzung länger auf eine Nebenhandlung. So spielt Folge sieben nicht in Hawkins, sondern in Chicago und Eleven ist als einzige der Protagonisten zu sehen. Ich finde es prinzipiell nicht schlecht, Schwerpunkte zu setzen - vor allem bei der stark angestiegenen Zahl von Charakteren - aber die Folge hat mir nicht gefallen. In der dreckigen Großstadt verliert die Geschichte ihren Charme, außerdem ergibt vieles keinen Sinn. Zum Beispiel, dass Eleven ihre "Schwester" nach nur einem mentalen Besuch mitten in Chicago findet und dass sie, die in einem Labor aufgewachsen ist und in der ersten Staffel nicht einmal Fernseher kannte, sich problemlos im Großstadtdschungel zurecht findet. Die ganze Folge wirkt fehl am Platz. "Stranger Things" lebt durch das Setting in einem kleinen Städtchen im Nirgendwo und die kleinbürgerlichen Einwohner. Außerdem wirken Kali und ihre Clique sehr karikativ und trotz ihrer gemeinsamen Vergangenheit mit Eleven bringt Eight die Handlung nicht weiter. Ich fand es sehr schade, dass ein so vielversprechender Charakter eingeführt wurde, nur um ihn für ein paar coole Sprüche und Actionszenen zu verheizen. Leider die mit Abstand schlechteste Folge - nicht nur dieser Staffel, sondern insgesamt.
Who you gonna call? Dustin, Mike, Lucas und Will!
Foto: Netflix
Es ist auch die einzige Episode, in der ich die Schauspieler nicht hundertprozentig überzeugend fand. Die sechzehnköpfige Hauptbesetzung hat letztes Jahr den "Screen Actors Guild Award" für das herausragendste Ensemble in einer Dramaserie gewonnen und dabei "Game of Thrones", "The Crown", "Westworld" und "Downton Abbey" ausgestochen. Kein Wunder, denn bis auf die sehr affektiert spielenden Gangmitglieder in der oben genannten Folge, sind die Schauspieler auch in der zweiten "Stranger Things"-Staffel wieder grandios! Alle Protagonisten stehen irgendwann an ihrem persönlichen Abgrund und absolut jedem gelingt es, die Emotionen realistisch und nachvollziehbar darzustellen. Besonders bei den Jungschauspielern habe ich mich schon in der ersten Staffel gefragt, wo sie diese Gefühle im Alter von 11 bis 13 Jahren herholen. Noah Schnapp als Will war in der ersten Staffel kaum zu sehen. Nun beweist er, dass er nicht einmal Worte braucht, um dem Zuschauer wahre Schauer über den Rücken laufen zu lassen. Wie bei einem Exorzismus schreit er sich die Seele aus dem Leib und bekommt beunruhigende Krampfanfälle.
Hopper und Eleven sind nun eine richtige Familie
Foto: Screenshot
Oben bin ich bereits auf die bewegenden Szenen zwischen Eleven und Hopper eingegangen und möchte an dieser Stelle noch einmal erwähnen, wie großartig die schauspielerische Leistung der beiden ist. Der Zuschauer fühlt, wie sehr sie einander bedeuten und wie sehr sie einander auch weh tun können. Ihren heftigsten Streit kann ich mit Worten nicht einmal beschreiben, man muss die Szene selbst gesehen und die Emotionen gespürt haben. Es gab noch eine zweite Sequenz, die unglaublich berührend ist. Mikes Schwester Nancy (Natalia Dyer) und ihr Freund Steven sind zum Essen bei den Eltern von Barbara (Cynthia Barrett und Aaron Munoz) eingeladen, deren Tod in Staffel eins vertuscht wurde. Die beiden erzählen, dass sie einen ehemaligen investigativen Journalisten (Brett Gelman) angeheuert haben, damit er ihre Tochter findet und wieder nach Hause bringt. Ihre Hoffnung ist so groß, dass ich fast selbst wieder welche geschöpft habe. Es wird sogar noch emotionaler, als sich herausstellt, dass sie ihr Haus verkaufen, um die Dienste des Ex-Journalisten zu bezahlen (Nancy: "Es ist, als hätten sie [Barb, Anm. d. Red.] alle vergessen und keinen interessiert’s – bis auf ihre Eltern. Die verkaufen jetzt ihr Haus und verbringen den Rest ihres Lebens damit, nach ihr zu suchen. Das wird sie kaputt machen."). Die Szene ist mir wirklich nahegegangen - bis sie von der wohl peinlichsten und offensichtlichsten Schleichwerbung in der TV-Geschichte unterbrochen wird. 

Altes Ende, neue Pärchen


#NotEnoughJusticeForBarb
Foto: Screenshot
Viele Fans haben sich gefragt, ob es noch Gerechtigkeit für Barb geben wird. Laut den Filmemachern, ja. Allerdings war es dann genauso enttäuschend wie ihr Tod. In der letzten Folge erfahren ihre Eltern endlich, dass Barbara gestorben ist - den wahren Grund allerdings nicht. Zuvor hatten sich Nancy, Jonathan und der investigative Journalist gemeinsam eine Lügengeschichte ausgedacht, die sie zahlreichen Zeitungen anonym zugespielt haben, um das Labor in Hawkins zu diskreditieren, ohne dass die Wahrheit ans Licht kommt. So haben Barbs Eltern Gewissheit bekommen und können ihre Tochter wenigstens beerdigen. Gerechtigkeit ist es aber nicht. Auch sonst war ich kein großer Fan der letzten Folge. Erst einmal wirkt der Master-Rettungsplan ziemlich amateurhaft. Verschiedene Gruppen planen mal wieder unterschiedliche Dinge und helfen sich damit durch Zufall gegenseitig. Vor allem Joyces Part ist lächerlich. Will hat vorher mehrfach gesagt, dass das Monster es gerne kalt mag ("Ich hab’s gespürt. Überall. Überall. Ich spür’s jetzt noch. Ich will einfach, dass es aufhört."). Erst in der letzten Folge hat seine Mutter den glorreichen Einfall, die Wärme zu steigern, um das Monster zu vertreiben - ihr Einfall mit den Buchstaben und den Lichterketten in Staffel eins kam deutlich schneller. Währenddessen versuchen Hopper und Eleven das Tor in die andere Welt zu schließen, das nun plötzlich unter- statt überirdisch ist. Die Sequenz dauert lange und erinnert sehr an den Kampf des telekinetischen Mädchens gegen den Demogorgon im Finale der ersten Staffel. 
Lucas und Max kommen sich beim Schulball näher
Foto: Screenshot
Damals hatte Mike Eleven kurz vorher zum Schulball eingeladen. Als nun also vorläufig alles Böse besiegt ist, können die Protagonisten endlich tanzen gehen. Das sorgt für einige humorvolle Momente und eine herzzerreißende Szene (Dustin wird von mehreren Mädchen rüde abgewiesen und steht hinterher mit Tränen in den Augen am Rand der Tanzfläche.). Doch die Schlussminuten sind vor allem ein sehr übertrieben süßliches Happy End. Hopper ist dank gefälschter Geburtsurkunde nun offiziell Elevens Vater, Jonathan und Nancy scheinen zusammen zu sein, Lucas und Max kommen zusammen, Mike und Eleven kommen zusammen und selbst Will wird von einem Mädchen zum Tanzen aufgefordert. Schließlich muss auch Dustin nicht mehr alleine rumstehen. Währenddessen tröstet Hopper Joyce, die um Bob trauert (noch ein viel schlimmerer und trauriger Tod als bei Barb #JusticeForBob) und Steven akzeptiert Nancys Beziehung zu Jonathan ohne irgendeinen negativen Ton. Alles in allem schon sehr viel Fröhlichkeit und Glück in ein paar Minuten - vor allem, da die dritte Staffel sowieso alles wieder zerstören wird.

Fazit

Meiner Meinung nach kann die zweite Staffel "Stranger Things" das hohe Niveau der ersten nicht halten. Die Handlung wirkt wie eine Neuauflage der vorherigen acht Folgen und bietet dementsprechend wenig Neues oder Überraschendes. Stattdessen werden viele zusätzliche Charaktere und Schauplätze eingeführt, die die Geschichte nicht voranbringen, sondern sie eher ausbremsen. Auch das übertrieben positive Happy End hätte eine Spur gemäßigter ausfallen können. Trotzdem ist die zweite Staffel der Serie noch immer viel besser als das meiste, was Fernsehen und Streaming-Anbieter produzieren. Besonders die fantastischen Schauspieler und ihre tolle Chemie untereinander sind jede Minute wert. Daher fällt es auch leicht, mit den Charakteren mitzufühlen und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. In Bezug auf Kostüme, Setdesign, Musik und Popkultur-Referenzen sind die neuen Folgen sogar besser als die vorherigen. Ich freue mich jedenfalls schon jetzt auf die dritte Staffel. 


Habt ihr die zweite Staffel von "Stranger Things" schon durchgeguckt? Wenn ja: Was hat euch besonders gefallen, was nicht? Teilt eure Meinung gerne mit uns in den Kommentaren!

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Freitag, 27. Oktober 2017

Kinderserien der 2000er Teil 5 (Realserien) - Watch.Read.Discuss.

In unserem fünften Teil der Reihe "Kinderserien der 2000er" werden wir erneut einen Blick auf verschiedene Realserien werfen, die wir in unserer Kindheit angeschaut haben. Die vorherigen Beiträge, in denen wir über Sendungen wie "Disneys Große Pause", "Kim Possible" oder "Total Genial" diskutieren, findet ihr hier. Dieser Post gehört zur Rubrik "Watch.Read.Discuss.", bei der wir Autoren uns mit demselben Thema beschäftigen. 
Klickt auf die Titel, um euch die Intros anzuschauen.


Katrin

Allein gegen die Zeit

Ben, Leo, Jonas, Özzi und Sophie
Foto: KiKA
Genau wie "Krimi.de" ist auch "Allein gegen die Zeit" eine extrem gute KiKA-Eigenproduktion, an der durch eine spannende Geschichte, talentierte Jungschauspieler und eine professionelle Produktion, auch Zuschauer weit außerhalb der Zielgruppe hängen bleiben. Die Sendung wurde sogar für einen Emmy nominiert und von vielen nationalen und internationalen Kritikern als eine der besten deutschen TV-Produktionen der letzten Jahre bezeichnet. Die Handlung dreht sich um die fünf Gymnasiasten Ben (Timon Wloka), Leo (Janina Fautz), Jonas (Timmi Trinks), Özzi (Uğur Ekeroğlu) und Sophie (Ruby O. Fee), die sich untereinander kaum kennen, aber an einem Samstag gemeinsam in der Schule nachsitzen müssen. Als ihr Aufsichtslehrer (Peter Lohmeyer) vom Kopieren nicht zurückkommt, macht sich die ungleiche Gruppe auf die Suche nach ihm. Dabei stellen sie fest, dass die Teilnehmer des Astronomiekurses von Gangstern als Geiseln gefangen gehalten werden und die gesamte Schule abgeriegelt wurde. Ben, Leo, Jonas, Özzi und Sophie müssen zusammenarbeiten, um ihre Schulkameraden zu befreien und kommen einem politischen Komplott auf die Schliche.
Was ich an dieser Sendung besonders mag ist der rasante Erzählstil. Jede Folge erzählt die Geschehnisse einer Stunde. Beide Staffeln spielen jeweils an einem Tag. So ist jede Episode nervenaufreibend und abwechslungsreich. Obwohl die jungen Protagonisten auch mit Spannungen im Team und anderen Problemen (beispielsweise: Jonas ist Diabetiker und braucht dringend Insulin) zu kämpfen haben, sind diese Nebengeschichten nur ein kleiner Teil der Handlung. Trotzdem kann man sich gut mit den herrlich normalen und bodenständigen Hauptcharakteren identifizieren. Die Jungschauspieler spielen sehr realitätsnah, man nimmt ihnen die Durchschnittskinder, die plötzlich eine große Verantwortung haben, sofort ab. Kein Wunder, dass die meisten von ihnen mittlerweile aus der deutschen Fernsehlandschaft kaum noch wegzudenken sind. Meine Lieblingscharaktere sind allerdings die beiden Polizisten Tanja Greve (heutige Dresdner "Tatort"-Kommissarin Alwara Höfels) und Harald Jakobs (Dennis Moschitto), die der Fünfergruppe als Einzige glauben und für einige humorvolle Momente sorgen. Nach den beiden TV-Staffeln (2010 und 2011/2012) folgte 2016 ein Kinofilm, den ich leider immer noch nicht gesehen habe. Das werde ich aber auf jeden Fall noch nachholen. Mich interessiert dabei auch, ob die Geschichte ohne das Echtzeit-Prinzip genauso gut funktioniert.

Laura: Diese Sendung habe ich nur sehr sporadisch verfolgt und habe die gesamte Geschichte nie von Anfang bis Ende gesehen. Die einzelnen Episoden, die ich geschaut habe, waren aber immer sehr spannend und die Schauspieler tatsächlich überraschend gut und überzeugend in ihren Rollen. Die Handlung wirkte ebenfalls insgesamt sehr glaubwürdig und realistisch. 


H2O - Plötzlich Meerjungfrau und Mako - Einfach Meerjungfrau

Rikki, Cleo und Bella (Indiana Evans) in der 3. Staffel
Foto: Jonathan M. Shiff Productions/ZDF Enterprises
Bei "H2O" handelt es sich um eine australische Serie, die vom ZDF mitproduziert wurde. Hauptpersonen in den ersten beiden von insgesamt drei Staffeln sind die Freundinnen Rikki (Cariba Heine), Cleo (Phoebe Tonkin) und Emma (Claire Holt). Die drei treffen zum ersten Mal bei einer mehr oder weniger freiwilligen Bootstour aufeinander, bei der sie letztendlich auf Mako Island, einer kleinen Insel vor der Gold Coast, stranden. Nachdem sie durch einen mysteriösen See ins Meer getaucht sind, werden sie von der Küstenwache gerettet. Am nächsten Tag stellen die Mädchen fest, dass sie sich in Meerjungfrauen verwandeln, sobald sie mit Wasser in Berührung kommen. 
"H2O" war eine der Serien, die mich meine ganze Kindheit und Jugend über begleitet haben - sogar noch länger, denn 2013 kam das Spin-Off "Mako - Einfach Meerjungfrau" heraus. Im darauffolgenden Jahr war ich als Praktikantin bei ZDFtivi und habe mich intensiv mit "Mako" und dem zweiten Spin-Off "H2O - Abenteuer Meerjungfrau" beschäftigt. Bei Ersterem passiert das Gegenteil von "H2O": Hier werden reale Meerjungfrauen zu Menschen, außerdem gibt es auch Meermänner. Letzeres ist eine Zeichentrickserie, die sich wieder mit Rikki, Cleo und Emma (die drei haben sogar die gleichen deutschen Synchronstimmen wie in der Realversion) beschäftigt, aber eine jüngere Zielgruppe anspricht. Ich mag "H2O - Plötzlich Merjungfrau" und auch "Mako" sehr gerne, da die Geschichten witzig und abwechslungsreich sind. Außerdem gibt es in beiden Serien Figuren, die ich so richtig schön hassen konnte und welche, die fast wie Vorbilder waren (Mag eigentlich irgendjemand Emma, Bella oder Cleo? 90% meiner Freundinnen und der tivi-Mitarbeiter sowie meine Wenigkeit lieben Rikki und fanden die anderen sehr nervtötend...). Zwei weitere wichtige Pluspunkte: Beide Serien haben richtig coole Intro-Songs und ich fand es immer toll, dass wenig mit Special Effects gearbeitet wurde. Die Fischschwänze sind "echt" und es wird wirklich unter Wasser gedreht. Ich war übrigens in Australien und habe Sea World besucht, wo viel für "H2O" und "Mako" gedreht wurde - das war ziemlich cool...

Laura: "H2O" zählte auch zu meinen Lieblingsserien. Ich habe sie immer geschaut, wenn sie im KiKA oder bei ZDFtivi lief. Meerjungfrauen sind halt einfach ziemlich cool und noch dazu wurden in den Folgen immer untersame, kurzweilige Geschichten gezeigt. Das mit den Hass-Charakteren trifft vor allem bei Cleo auch auf mich zu, ich konnte sie überhaupt nicht ausstehen. "Mako" habe ich allerdings nie gesehen.


Laura

Blue Water High

Die Surfschüler und ihre Trainer
Foto: NDR/Southern East Entertainment
In dieser australischen Serie, die ab 2005 im KiKA zu sehen war, wird das Leben von den sieben Jugendlichen Bec (Kate Bell), Perri (Tahyna Tozzi), Fly (Sophie Luck), Anna (Mara Scherzinger), Heath (Adam Saunders), Matt (Chris Foy) und Edge (Khan Chittenden) gezeigt. Die Gruppe nimmt an einem intensiven Trainingsprogramm der Surfschule „Solar Blue“ teil. Sie alle beherrschen das Surfen und wurden aufgrund ihres Talents ausgewählt, um ihr Können auf dem Bord zu steigern. Neben dem harten Training zeigt die Sendung auch das ganz normale Teenagerleben der Charaktere und legt in den meisten Folgen den Fokus auf einzelne Figuren, deren jeweilige Geschichte dann im Mittelpunkt steht. 
Diese Serie hat mich schon damals etwas zwiegespalten. Denn einerseits ist das Setting am australischen Strand Sydneys einfach genial und definitiv einer der Gründe, warum ich die Sendung so gerne geschaut habe. Außerdem finde ich es bis heute sehr cool, dass es ums Surfen geht. Ich mochte die Szenen auf dem Wasser immer besonders gern, weil der Sport selbst einfach spektakulär aussieht. Auf der anderen Seite hatte ich aber Probleme mit den Charakteren, denn die meisten konnte ich gar nicht wirklich leiden. Vor allem der eingebildete Edge und die dramatische Perri gingen mir oft auf die Nerven. Fly, Bec und Heath fand ich am besten und ihre Geschichten habe ich am liebsten verfolgt. Die restlichen Figuren waren für mich größtenteils einfach langweilig. Was mir aber insgesamt auch gefallen hat, ist, dass die Serie nicht nur die tollen Seiten des Surfens zeigt. Es dreht sich ebenfalls um das harte Training, frustrierende Niederlagen in Wettkämpfen gegen bessere Surfer und den Stress, trotz des zeitintensiven Trainings in der Schule gut abzuschneiden. Was ich bis heute schade finde: In Deutschland wurde nur die erste Staffel gezeigt, obwohl es insgesamt drei gab.

Katrin: Ich stimme dir total zu! Ich mochte das Setting und den Surfsport auch sehr gerne. Vor allem seit ich selbst das erste Mal auf einem Board "stand", habe ich großen Respekt vor jedem, der nicht nur Wellen bezwingen, sondern dabei auch noch eine gute Figur machen kann. Allerdings fand ich die Charaktere auch furchtbar nervig und klischeehaft. Bis auf Matt wirkten die alle wie hilflose Kleinkinder, sobald es um Dinge wie kochen, Hausarbeit oder Taschengeld verdienen ging. In den anderen beiden Staffeln wurde es übrigens nicht wirklich besser. 


Lazy Town

Die Puppen sehen wirklich speziell aus
Foto: SuperRTL / Toggo
Das Mädchen Stephanie (Julianna Rose Mauriello) ist in dieser isländischen Serie, die 2005 erstmals bei SuperRTL ausgestrahlt wurde, in die Stadt "Lazy Town" zu ihrem Onkel, dem Bürgermeister, gezogen. Dort erlebt sie mit ihren neuen Freunden viele Abenteuer. Wenn es Probleme gibt, hilft ihnen Sportacus (Magnús Scheving), der in einem Zeppelin wohnt und seinem Namen alle Ehre macht. Mit Spaß und Spiel zeigt er den Kindern, dass Bewegung wichtig ist. Doch nicht alle mögen ihn: Freddie Faulig (Stefán Karl Stefánsson), der Sport über alles hasst, heckt immer wieder fiese Pläne aus, um Sportacus zu sabotieren, damit die Stadt wieder faul und träge wird.
An die meisten Geschichten kann ich mich nicht im Detail erinnern, aber die haben sich auch oft nach den gleichen Mustern abgespielt. Freddie stellt etwas an, kann aber am Ende von den Kindern und Sportacus aufgehalten werden. Nebenbei geht es um Sport oder Ernährung. Diese Serie ist mir vor allem durch das verrückte Setting, die Mischung aus echten Schauspielern und Puppen sowie dem außergewöhnlichen Grundkonzept im Gedächtnis geblieben. Die gesamte Stadt sieht mit den schiefen, merkwürdig proportionierten Gebäuden und den knalligen Farben ziemlich skurril und kitschig aus. Außerdem gibt es ständig irgendwelche abgedrehten Lieder, zum Beispiel übers Zähneputzen, die aber immer eingängig sind. An den Song, der am Ende jeder Folge gesungen wurde, kann ich mich bis heute erinnern. Es ist schon eine wirklich abgedrehte Sendung. Aber sie bemüht sich immerhin, den Kindern die Bedeutung von Bewegung und gesunder Ernährung zu verdeutlichen. Magnús Scheving spielt nicht nur den sportlichen Helden, sondern war selber Vizeweltmeister im Aerobic und hat die Serie entwickelt, was ziemlich cool ist. Trotzdem war Sportacus mit seiner ununterbrochen positiven Einstellung und seinem perfekten Lebensstil für mich manchmal schon etwas überzogen und nervig. Insgesamt ist "Lazy Town" jedenfalls ziemlich … besonders und ich wüsste nicht, mit welcher Sendung ich sie vergleichen könnte.

Katrin: Ich erinnere mich noch, als die Sendung damals angekündigt wurde und ich gedacht habe, dass das Konzept irgendwie widersprüchlich ist: Man setzt sich vor den Fernseher, um eine Serie zu gucken, die einen zum nicht-Fernsehgucken bewegen will. Mein Problem mit "Lazy Town" war immer, dass Stephanie und vor allem Sportacus große Moralapostel waren und allen anderen praktisch immer gesagt haben 'Hey, dein Lebensstil ist schlecht, mache es so wie ich.' Außerdem war es eine dieser typischen Sendungen, die Kinder nicht ernst nimmt und die ganze Zeit so tut, als wäre die gesamte Zielgruppe dumm und grenzdebil. Eigentlich hätten alle Zuschauer Sport und gesunde Ernährung verweigern müssen, um gegen "Lazy Town" zu protestieren.


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Mittwoch, 25. Oktober 2017

1922 (Film) - Rezension

Mit "1922" zeigt "Netflix" kurz nach Veröffentlichung von "Gerald's Game" (hier kommt ihr zu meinem Post, in dem ich die Verfilmung mit dem Roman vergleiche) eine weitere Stephen King Verfilmung. Die Adaption, die seit dem 20. Oktober auf der Seite des Streaming-Anbieters zu sehen ist, basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte aus der Geschichtensammlung "Zwischen Nacht und Dunkel". 

Der Farmer Wilfred "Wilf" James (Thomas Jane) lebt im Jahr 1922 mit seiner Frau Arlette (Molly Parker) und dem gemeinsamen jugendlichen Sohn Henry (Dylan Schmid) auf einem 30 Hektar großen Land in Nebraska. Das Grundstück hat Mrs. James von ihrem Vater geerbt, will es nun aber verkaufen, um in die Stadt zu ziehen. Wilfred hingegen will weiter auf dem Land wohnen bleiben. Der Streit um die Zukunftspläne geht so weit, dass Arlette ihrem Mann droht, das Grundstück zu verkaufen, sich scheiden zu lassen und Henry mit sich zu nehmen. In seiner scheinbar aussichtslosen Lage, sieht er nur einen Ausweg: Arlette muss sterben. Zusammen mit seinem Sohn, der ebenfalls einen Groll gegen seine Mutter hegt, bringt er sie um. Als der Mord gelingt und niemand dahinter kommt, scheint der Plan aufgegangen zu sein. Doch in Wahrheit beginnt jetzt der wahre Horror, denn Wilfred wird von der toten Ehefrau heimgesucht. 


Ein Horror der subtilen Art 

Ein einfacher Farmer wird zum Mörder
Foto: Netflix
Ich habe diesen Film sehr spontan angeschaut, als er mir zufällig bei "Netflix" angezeigt wurde. Bis auf die kurze Beschreibung hatte ich keine Ahnung, was mich erwartet. Erst als der Abspann lief, habe ich überhaupt erfahren, dass es sich um eine Adaption von Stephen Kings Novelle handelte. Letztendlich wurde ich positiv überrascht, denn die Geschichte konnte mich von Anfang bis Ende packen. Das ist meiner Meinung nach eine erstaunliche Leistung, denn in den 101 Minuten ist gar nicht unglaublich viel passiert und trotzdem hält die Verfilmung die Spannung bis zum Schluss. Ein Grund dafür ist der gelungene Einsatz von subtilem Horror. Das eigentliche Grauen scheint sich vor allem im Verstand des Protagonisten abzuspielen. Ständige Schocker, laute Sounds oder schnelle Schnitte gibt es nicht. Stattdessen arbeitet der Film nur vereinzelt mit erschreckenden Momenten, die dafür aber wirklich gut eingesetzt werden. So sieht Wilf eines Nachts plötzlich seine tote Frau im Flur stehen, doch im nächsten Moment ist es sein Sohn Henry. Gerade wegen der Seltenheit haben diese Szenen einen starken, eindrücklichen Effekt: Verweste, von Ratten zerfressene Leichen werden detailliert präsentiert und tauchen auch mal dann auf, wenn der Zuschauer nicht damit rechnet. 
Alles, was 1922 geschehen ist, erzählt Wilf durch einen Brief, in dem er den Mord Jahre später gesteht. Arlettes Tod liegt daher in der Vergangenheit. Somit wird das gesamte Geschehen ausschließlich aus seiner Sicht erzählt. Ich denke nicht, dass das zwingend notwendig gewesen wäre, denn der Film arbeitet so gekonnt mit eindrücklichen Bildern, dass er die Geschichte sicherlich auch so gut präsentiert hätte. Dennoch hat es mir insgesamt gefallen, da die Erzählmethode nicht einfach genutzt wird, um dem Zuschauer alle Ereignisse zu erklären und überall Erklärungen zu präsentieren. Es nimmt dem Film nichts von seiner fesselnden Handlung. Diese ist tatsächlich schon von Beginn an präsent, sodass ich auch in den Anfangsminuten keine Langweile hatte. Denn schon vor dem Mord ist die angespannte Stimmung zwischen den Charakteren greifbar. Arlette und Wilf wollen zwei sehr verschiedene Dinge im Leben und das Land, auf dem sie wohnen, wird zum Auslöser des Konflikts. Auch hier wird unterschwellig gearbeitet: Es sind vor allem die harten, kalten Blicke zwischen ihnen, die zeigen, dass es unter der Oberfläche brodelt. Hinzu kommt der brillante Einsatz von spannungsgeladener Musik, die diese Szenen noch intensiver macht. In der gesamten Adaption trägt der Soundtrack sehr gut zur jeweiligen Stimmung bei. Er sticht damit positiv heraus, weil er so präsent ist, dass man ihn wirklich als Teil des Films wahrnimmt. 
Wilf (r.) und Henry können den Sheriff hinters Licht führen
Foto: Netflix
Die Spannung ist außerdem so greifbar, weil der Zuschauer genau weiß, dass noch ein Mord geschehen wird und nur darauf wartet, bis Wilf gemeinsam mit seinem Sohn die Tat vollbringt. Als der Plan der beiden offensichtlich wird, schafft die Verfilmung es sehr gut, den Zeitpunkt von Arlettes Ermordung schwer vorhersehbar zu machen. Das lässt die Suspense bis ins Unermessliche ansteigen. Der Mord selber schockt besonders, denn er wird in seiner gesamten Grausamkeit gezeigt. Es ist kein schneller Tod für Arlette, sondern ein blutiger, vergeblicher Überlebenskampf, der unerträglich in die Länge gezogen wird. Wilf schafft es nicht, die Sache schnell zu Ende zu bringen und das gibt der Szene ein starkes Gefühl des Unbehagens, das sich auf mich übertragen hat. Was mir besonders gut gefallen hat, war das Ende. Denn hier wird es dem Publikum überlassen, die Geschichte weiterzuspinnen. Es gibt zwei Möglichkeiten, beide sind auf ihre Weise grausam. Dadurch schafft es der Film, auch noch weit nach dem Abspann in den Köpfen der Zuschauer zu bleiben. Mich hat das offene Ende jedenfalls nicht so schnell losgelassen.

Eine Heimsuchung der besonderen Art

Wilf blickt hinunter zur letzten Ruhestätte seiner Frau
Foto: Netflix
Der Mord bleibt für Wilf ohne strafrechtliche Konsequenzen. Den Sheriff des Ortes (Brian d'Arcy James) kann er an der Nase herumführen, sodass er sich um ihn keine Sorgen machen muss. Dieser Film legt den Fokus auf die Folgen, die sich nach der Tat im Verstand des Protagonisten abspielen. Denn er wird von seiner toten Frau heimgesucht und das erscheint in vielen Momenten schlimmer als jede Strafe, die ein Richter hätte aussprechen können. Besonders gut gefallen hat mir dabei, dass die Frage, ob sich alles nur im Verstand der Hauptfigur abspielt oder ob ihn wirklich eine Tote besucht, nie ganz klar beantwortet wird. Das ist ein wirklich interessanter Aspekt des Films. Denn einerseits kann der Zuschauer mitverfolgen, wie Wilf immer stärker von Schuldgefühlen und Scham zerfressen wird. Je weiter diese Entwicklung schreitet, desto intensiver werden auch die Heimsuchungen. Auf der anderen Seite gibt es eine wirklich grandiose Szene, die wohl eine der schlimmsten Momente für die Hauptfigur ist: Arlette kommt in ihrer verwesten Form zu ihm, um schreckliche, aber wahre Dinge in sein Ohr zu flüstern, die der Protagonist selber niemals wissen kann. Hier zeigt sich besonders gut, dass die Grenzen zwischen Realität und Einbildung nicht ganz deutlich gezogen werden, was die gesamte Geschichte noch unbehaglicher erscheinen lässt. 
Ein ganz bedeutender Teil des Horrors ist der Einsatz von Ratten. Sie tauchen über den gesamten Film immer wieder auf. Sie nagen an Arlettes Leiche und die Zuschauer werden mit dem detailreichen, grausigen Anblick konfrontiert (eine Ratte schiebt sich beispielsweise aus ihrem Mund heraus). Danach werden sie genauso wie die Tote zu einer immer wiederkehrenden Präsenz. Anders als Arlette werden sie sogar zu einer sehr realen Gefahr, als Wilfred von einer Ratte in die Hand gebissen wird und eine gefährliche Infektion bekommt. Die Verbindung zwischen den Nagetieren und der Toten wird so deutlich herausgearbeitet, dass sobald nur eine Ratte zu sehen ist, die Gedanken automatisch auch zur Leiche von Wilfs Frau wandern. Besonders am Ende des Films geben die kleinen Tiere der Geschichte etwas sehr Unbehagliches, als sie in Scharen auftauchen und der Betrachter selbst entscheiden muss, ob sie real sind oder nur Einbildung. Selbst dem Protagonisten erkennt man in dieser Szene nur schwer an, ob er sie für echt hält oder nicht. 
Arlette wollte in der Stadt einen Kleiderladen eröffnen
Foto: Netflix
Wilf bleibt insgesamt etwas unausgearbeitet, weil der Zuschauer nicht erfährt, was seinen Charakter unabhängig von dem gezeigten Geschehen ausmacht. Der Mord scheint ihn kaum zu berühren, er wirkt die meiste Zeit sehr ruhig und rational. Nach der Tat bewahrt er einen kühlen Kopf und scheint genau zu wissen, was er tun muss, damit die Leiche niemals entdeckt wird. Dadurch bleibt er insgesamt eher unnahbar. Doch ich hatte nicht das Gefühl, dass dem Film dadurch etwas fehlt. Ein sympathischer Protagonist wäre hier für mich falsch gewesen, schließlich ist Wilfred immer noch ein Mörder. Trotzdem ist dieser Charakter interessant, denn der Darsteller Thomas Jane schafft es sehr gut, das Grauen, das seiner Figur widerfährt, greifbar zu machen. Henry war insgesamt etwas uninteressanter, da der Zuschauer über ihn kaum etwas relevantes erfährt. Da die gesamte Geschichte aus Wilfs Sicht geschildert wird, sieht der Zuschauer kaum, wie der Mord seinen Sohn beeinflusst. Er hatte meiner Meinung nach vor allem die Aufgabe, die Situation der Hauptfigur zu verschlimmern: Weil er mit der Ermordung nicht klarkommt und seinem Vater für sein miserables Leben, das er seitdem führt, die Schuld gibt. Zum Ende hin wird seine Geschichte etwas ergreifender, auch wenn sein Schicksal leicht überzogen ist. Für mich wollte das nicht ganz in das Gesamtbild passen. Es hat mich irgendwie an Bonnie und Clyde erinnert und wirkt im Vergleich zum restlichen Film zu dramatisch. 

Fazit

"1922" ist ein packender Film über einen Mord und die außergewöhnlichen Konsequenzen, mit denen der Täter konfrontiert wird. Diese Adaption beweist, dass auch wenig mehr sein kann. Die Stärke dieser Produktion ist auf jeden Fall die durchgehende Spannung, die mit vereinzelten, gut eingebauten Horrorschockern auskommt. Da die Grenze zwischen Realität und Einbildung der Heimsuchung nicht ganz klar ist, wird der Zuschauer dazu angeregt, sich wirklich mit dem Geschehen auseinanderzusetzen. Insgesamt wird einfach eine sehr gute Geschichte erzählt, die einen bis zum Abspann nicht loslässt und sogar darüber hinaus durch das offene Ende weiter gefangen hält.


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