Donnerstag, 5. Oktober 2017

Cars 3: Evolution - Rezension

Spontan etwas unternehmen: Was bietet sich da besser an als Kino? Blöd nur, wenn man am nächsten Morgen früh arbeiten muss. Vor diesem Dilemma standen eine Freundin und ich vor wenigen Tagen. Also beschlossen wir, einfach die Vorstellung zu nehmen, die als nächstes losgeht. Drei Filme standen damit zur Auswahl und wir wollten beide einen anderen sehen. Also haben wir einen Kompromiss gefunden und die dritte Option genommen: "Cars 3: Evolution". Der Verkäufer an der Kasse dachte erst, dass wir einen Witz machen... Aber wir haben unsere Wahl hinterher nicht bereut!

Für Lightning McQueen könnte es kaum besser laufen: Er gewinnt seit Jahren ein Rennen nach dem anderen, hat viele Fans und wird von seinen Freunden aus Radiator Springs tatkräftig unterstützt. Doch eines Tages taucht Newcomer Jackson Storm auf der Piste auf und holt sich souverän den Sieg. Er gehört zu einer Generation jüngerer Rennwagen, die durch moderne Technik, Aerodynamik und Effizienz deutlich schneller fahren können als ältere Modelle. Lightning muss mit ansehen, wie viele seiner langjährigen Konkurrenten ihre Startplätze an Neulinge verlieren. Im Übungscenter seines neuen Sponsors versucht McQueen genauso gut zu werden, wie die Newcomer. Dabei hilft ihm die knallharte Trainerin Cruz Ramirez. Gemeinsam versuchen sie, Lightning auf das nächste große Rennen vorzubereiten.

Für Lightning geht's abwärts, für "Cars" aufwärts

Jung gegen Alt: Wer gewinnt?
Foto: Pixar/Walt Disney Studios
Ganze elf Jahre, nachdem der erste Teil in den Kinos lief, ist nun der dritte veröffentlicht worden. Ich war nie ein großer Fan der Reihe, da ich die Geschichte nicht ansatzweise so witzig, berührend und magisch fand, wie die meisten anderen "Disney"-Filme. "Cars" war für mich ganz in Ordnung, "Cars 2" habe ich - im Gegensatz zu gefühlt der ganzen Welt - nicht als Untergang der "Walt Disney Studios" angesehen, sondern fand ihn einfach nur ziemlich lahm. Das lag für mich vor allem an der Tatsache, dass plötzlich Hook der Protagonist war und er mich schon im ersten Film genervt hat. Dementsprechend überrascht war ich, wie gut mir "Cars 3: Evolution" gefallen hat. Zum einen ist das Thema sehr anrührend und realistisch: Alt werden und sich eingestehen müssen, dass man noch so hart arbeiten kann, man wird nicht wieder an die Spitze kommen. Dieser Konflikt wird sehr anschaulich und einfühlsam dargestellt. Allerdings hatte ich hier das Gefühl, dass der Film von der Thematik her wohl eher Erwachsene als Kinder ansprechen wird. Bei der Familie, die hinter uns saß, war es genauso. Der Vater war hinterher total begeistert und die Kinder enttäuscht. Ich möchte das Ende nicht spoilern, daher nur so viel: Du-kannst-alles-schaffen-wenn-du-nur-an-dich-glaubst-nichts-und-niemand-wird-dich-aufhalten-können trifft nicht in jedem "Disney"-Film zu. Mir persönlich hat dieser bodenständige Ansatz sehr gefallen. Ich kann aber auch gut nachvollziehen, wieso Kinder enttäuscht sein könnten. 
Cruz ist ein spannender Gegenpol zu Lightning
Foto: Pixar/Walt Disney Studios
Doch das realistische Thema ist nicht der einzige Pluspunkt, den "Cars 3" gegenüber seinen beiden Vorgängern hat. Mit Cruz Ramirez kommt ein starker weiblicher Charakter in die Geschichte. Im ersten Teil spielte Porsche Sally noch eine wichtige Nebenrolle, im zweiten war sie praktisch überhaupt nicht zu sehen. Viele andere weibliche Autos gab es nicht. In "Evolution" ist Cruz fast so präsent wie Lightning McQueen. Sie ist tough, witzig und schnell. Einmal trifft sie auf einen weiblichen Oldtimer, der ihr berichtet, dass sie bei ihren ersten Rennen eine Startnummer geklaut habe, weil man ihr als Frau keine geben wollte. Dass dieses Thema in einem Film angesprochen wird, der hauptsächlich auf Jungs im Mädchen-sind-doof-Alter abzielt, ist ein mutiger und toller Schritt.

Auch Autos trauern

Alte Weggefährten erinnern sich an Doc Hudson
Foto: Pixar/Walt Disney Studios
Auch sonst wirkt der Film reifer als seine beiden Vorgänger. So wird beispielsweise weitestgehend auf alberne Witzchen von Hook und andere Slapstick-Momente verzichtet. Dafür ist Trauer ein großes Thema - ohne dass sie direkt beim Namen genannt wird. Der Zuschauer erfährt früh, dass Doc Hudson, Rennlegende und Lightnings Mentor aus dem ersten Film, nicht mehr da ist. Durch die Reaktion der anderen Charaktere wird klar, dass er gestorben sein muss. Das wird so nie gesagt und auch nicht aufgeklärt, wie ein Auto sterben kann. Es geht vor allem darum, dass McQueen ihn und seine Ratschläge vermisst. Das Thema Trauer ist nicht so deutlich präsent wie in anderen "Pixar"-Filmen, wie beispielsweise "Oben" oder "Arlo&Spot". Dennoch ist Lightnings Kummer und sein Schwelgen in Erinnerungen greifbar und lässt "Cars 3" deutlich berührender werden als die ersten beiden Teile.
Spektakulär - leider ohne nennenswerten 3D-Effekt
Foto: Pixar/Walt Disney Studios
Wie alle "Disney"- und "Pixar"-Filme hat auch "Cars 3" ein tolles Design. Die Szenerie ist nicht so liebevoll gestaltet und detailliert wie beispielsweise bei "Zoomania" oder "Ratatouille" - das geben die Autos einfach nicht her. Dennoch merkt man auch diesem Film die viele Arbeit an. Besonders eine Szene ist mir im Gedächtnis geblieben: Lightning baut einen Unfall, wodurch Metallstückchen und Asphalt durch die Luft fliegen. Das sah spektakulär und sehr real aus. Tatsächlich bin ich bei dem Anblick zusammengezuckt - es wirkte wie eine echte Karambolage. Die Szene wäre perfekt für tolle 3D-Effekte. Leider ist "Cars 3" einer dieser Filme, bei denen man sich hinterher nicht mehr sicher ist, ob man ihn nun in 3D gesehen hat oder nicht. Denn leider werden sämtliche Chancen vertan, dem Zuschauer die Illusion zu geben, dass etwas auf ihn zukommt oder er die Charaktere berühren könnte. Hier kann man sich definitiv den höheren Eintrittspreis sparen und die reguläre Version in 2D ansehen.

Fazit

Obwohl es der Reihe noch immer am typischen "Pixar"-Charme mangelt, ist "Cars 3: Evolution" viel spannender und tiefgründiger als seine beiden Vorgänger. Der Film wirkt durch das realistische Thema seinen-Traum-altersbedingt-aufgeben-müssen und die Frauen-im-Rennsport-Thematik auch deutlich erwachsener. Zusammen mit dem tollen Design, den sympathischen Charakteren und dem tollen Soundtrack ist der Film nicht nur für seine Zielgruppe ein Highlight, sondern unterhält auch die älteren Zuschauer. Meine Freundin und ich haben es jedenfalls nicht bereut "Cars 3" gesehen zu haben. Sie und die Familienmutter neben uns haben zwischendurch so laut und herzhaft gelacht, dass ich befürchtet habe, dass sie aus dem Saal geschmissen werden.


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