"Evolution: Der Turm der Gefangenen" ist der zweite Teil aus Thomas Thiemeyers neuester Jugendbuch-Trilogie. Der Roman ist im Januar 2017 im Arena Verlag erschienen und umfasst 376 Seiten.
Meine Rezension zum ersten Band findet ihr hier.
Meine Rezension zum ersten Band findet ihr hier.
Eigentlich waren Jem, Lucie und die restliche Gruppe jugendlicher Austauschschüler mit dem Flugzeug auf dem Weg nach Amerika, doch stattdessen sind sie durch die Zeit gesprungen. Sie sind in einer fernen Zukunft gelandet, in der es keine Zivilisation mehr gibt und überall gefährliche Tiere lauern. Doch es soll einen Ort geben, an dem Menschen überlebt haben und vor den Bedrohungen der Natur geschützt sind. Nach ihrer beschwerlichen Reise erreicht die Gruppe endlich diesen Ort. Sie sind jedoch nicht vollzählig. Jem wurde in der Wildnis zurückgelassen, wo er nun um sein Überleben kämpfen muss. Lucie und die anderen werden derweil mit Argwohn von den Bewohnern der Stadt aufgenommen. Die dortige Gesellschaft erinnert stark an das Mittelalter. Die Menschen sind streng religiös, außerdem wird Wissenschaft sowie Technologie als Schwarze Magie angesehen. Dennoch hofft die Gruppe zu erfahren, warum sie mit dem Flugzeug durch die Zeit gereist ist und ob es einen Weg zurück nach Hause gibt. Als die Jugendlichen auf der Suche nach Antworten einen Blick in ein verbotenes Buch riskieren, werden sie vom Burgherren hart bestraft. Ihr einziger Ausweg ist die Flucht aus der Stadt. Doch draußen lauern weitere Gefahren, allen voran die tintenfischähnlichen Squids.
Tolle Fortführung der Geschichte
Die Reise geht spannungsreich weiter
Foto: Arena Verlag
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Zuerst einmal war ich positiv überrascht von der kurzen Zusammenfassung des ersten Teils, die den Lesern als "Kapitel 0" noch einmal präsentiert wird. Ich finde diese Idee super und würde mir das für andere Reihen ebenfalls wünschen.
Der zweite Band der Trilogie setzt exakt da an, wo der erste aufgehört hat. Dadurch habe ich sehr schnell wieder in die Geschichte und ihre Welt gefunden. Zusätzlich hat auch der fesselnde Schreibstil Thiemeyers dazu beigetragen, dass ich das Gefühl hatte, mitten im Geschehen zu sein. Insgesamt hat mir auch die Entwicklung der Handlung in diesem Band gut gefallen. Genauso wie im Vorgänger gibt es hier durchweg interessante Ereignisse sowie aufregende Szenen. Daher herrscht so gut wie kein Stillstand. Es gab keine Stelle, die mich gelangweilt hat oder bei der ich gedacht habe, dass sie unnötig gewesen wäre. "Der Turm der Gefangenen" ist definitiv kein Füllband, der bis zum Finale der Reihe nur Zeit schinden soll. Er erzählt die Reise der Figuren gut weiter und bietet einen spannenden Cliffhanger, der sehr neugierig auf den letzten Teil macht.
Es gibt neue Handlungsstränge, Charaktere ebenso wie Herausforderungen. Dadurch bleibt der Roman sowohl vielfältig als auch einnehmend, ohne dabei unübersichtlich zu werden. Jem ist zu Beginn noch immer vom Rest der Gruppe abgeschnitten ist und alleine in der Welt überleben muss, während die anderen sich mit den Bewohnern der Stadt auseinandersetzen müssen. Das gibt der Geschichte eine gute Dynamik. Während im ersten Teil die Gefahren in der Natur lauerten, liegt der Fokus hier auf den Menschen sowie der fragwürdigen Gesellschaft, die sie aufgebaut haben. Das hebt diesen Band inhaltlich deutlich vom Vorgänger ab und macht die gesamte Geschichte abwechslungsreicher. Zudem ist die Bedrohung hier viel subtiler. Die Protagonisten erkennen erst mit der Zeit, wie bedenklich die Situation in Wahrheit ist. Das verleiht dem Buch eine sehr spannungsgeladene Stimmung.
Die schon bestehenden Gefahren werden jedoch nicht einfach beiseitegeschoben. Auch die Squids, die über eine enorme Intelligenz verfügen und andere Tiere kontrollieren, tauchen wieder auf. Die Leser erfahren dabei weitere interessante Aspekte über sie. Es werden nicht zu viele Informationen gegeben, sodass die Geschöpfe weiterhin mysteriös genug bleiben, um noch mehr über sie erfahren zu wollen. Zusätzlich gibt es mehr Details über den Zeitsprung der Protagonisten und darüber, was bis zu diesem Zeitpunkt mit der Menschheit passiert ist. Durch all das wird die gesamte Welt noch greifbarer.
Die schon bestehenden Gefahren werden jedoch nicht einfach beiseitegeschoben. Auch die Squids, die über eine enorme Intelligenz verfügen und andere Tiere kontrollieren, tauchen wieder auf. Die Leser erfahren dabei weitere interessante Aspekte über sie. Es werden nicht zu viele Informationen gegeben, sodass die Geschöpfe weiterhin mysteriös genug bleiben, um noch mehr über sie erfahren zu wollen. Zusätzlich gibt es mehr Details über den Zeitsprung der Protagonisten und darüber, was bis zu diesem Zeitpunkt mit der Menschheit passiert ist. Durch all das wird die gesamte Welt noch greifbarer.
Bekannte Charaktere treffen auf neue
Am ersten Band hatte ich auszusetzen, dass einige der Figuren sehr blass geblieben sind. Das hat sich in diesem Teil geändert. Die meisten von ihnen werden etwas vielschichtiger, weil sie mehr eigenständige Handlungen bekommen. Dadurch hatte nicht mehr so große Probleme, sie auseinanderzuhalten oder mich daran zu erinnern, dass sie überhaupt existieren. Ein weiterer Aspekt, der mich positiv überrascht hat, ist Jems Charakter. Seine Handlungen in dieser Geschichte sind deutlich glaubwürdiger. Im vorigen Band hatte ich oft das Gefühl, dass er für einen 15-jährigen viel zu oft geniale Lösungen in brenzligen Lagen gefunden hat. Oftmals war er auch der Einzige aus der Gruppe, der dazu imstande schien. In vielen Situationen hat Jem nun Hilfe von anderen, was für mich sehr viel realistischer erschien. Dabei verliert er aber trotzdem nicht seine Eigenschaft, clever zu denken. Es wirkt in diesem Band nur viel glaubwürdiger. Lucie hingegen wurde mir im Laufe der Geschichte unsympathischer, was vor allem an ihrer irrationalen Entscheidungen liegt, die Gruppe heimlich zu verlassen. Ähnlich unverständlich wurde für mich Marek, der sich sehr schnell mit dem Gedanken angefreundet hat, sich den zwielichtigen Leuten der Stadt anzuschließen. Das Buch hat es hier nicht wirklich geschafft, mir seine Beweggründe nahezubringen, obwohl es Kapitel gibt, die aus seiner Perspektive geschrieben sind.
Neben den bekannten Jugendlichen tauchen ebenfalls neue Charaktere auf, die in einem ähnlichen Alter sind. Zu ihnen habe ich insgesamt schneller Zugang gefunden als als es bei denen im ersten Band der Fall war. Besonders Ragnar, der Sohn des Anführers, entpuppt sich schnell als eine vielschichtige Persönlichkeit. Er stellt das System, in dem er lebt, infrage und trifft eigenständige Entscheidungen.
Die Interaktionen zwischen den Figuren waren wirklich interessant ausgearbeitet, weil diese wortwörtlich aus zwei vollkommen verschiedenen Welten stammen und daher sehr unterschiedliche Ansichten haben. Letztendlich arbeiten einige von ihnen dann dennoch zusammen, wodurch sie ihre Differenzen überwinden. Etwas unnötig fand ich hingegen, dass gleich mehrere Liebesgeschichten hinzukamen, die aber insgesamt sehr flach geblieben sind. Die Handlung hätte auch ohne sie auskommen können, ohne dass der Handlung etwas Wichtiges genommen worden wäre.
Die Interaktionen zwischen den Figuren waren wirklich interessant ausgearbeitet, weil diese wortwörtlich aus zwei vollkommen verschiedenen Welten stammen und daher sehr unterschiedliche Ansichten haben. Letztendlich arbeiten einige von ihnen dann dennoch zusammen, wodurch sie ihre Differenzen überwinden. Etwas unnötig fand ich hingegen, dass gleich mehrere Liebesgeschichten hinzukamen, die aber insgesamt sehr flach geblieben sind. Die Handlung hätte auch ohne sie auskommen können, ohne dass der Handlung etwas Wichtiges genommen worden wäre.
Leider bleiben die menschlichen Gegner eher eindimensional und sind nicht besonders ausgefallen. Diese Personen zeichnet vor allem die starke Überzeugung ihres gesellschaftlichen Konstrukts sowie ihrer Gesetze aus. Nichts scheint ihre Ansichten ändern zu können. Sie sind stur, festgefahren und verurteilen alles, was gegen das eigene Weltbild geht oder dieses bedroht. Das alles sind für mich nicht wirklich innovative Merkmale. Darüber hinaus erfährt man kaum, was die Figuren antreibt, daher sind sie eher blass geblieben.
Fazit
"Der Turm der Gefangenen" bietet eine spannende, handlungsreiche Fortsetzung der Geschichte. Die Charaktere werden insgesamt greifbarer als im ersten Band. Außerdem gibt es einige neue Figuren, die der Handlung mehr Dynamik geben. Ebenso muss die Gruppe dieses Mal hauptsächlich gegen menschliche Gegner sowie Gefahren ankommen, wodurch die Geschichte einen anderen Schwerpunkt bekommt und sich nicht wie ein Füllband liest. Die bestehenden Elemente aus Teil eins werden aber immer noch behandelt. Die Welt wird dadurch insgesamt noch eingängiger. Etwas schade ist es, dass die menschlichen Gegenspieler eher blass bleiben und die Geschichte außerdem ein paar eher unnötige Liebesgeschichten bekommt, die der Handlung nicht viel geben. Insgesamt konnte mich dieses Buch aber überzeugen. Ich bin schon gespannt, wie die Reise im letzten Teil weitergeht.
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