Mittwoch, 31. Januar 2018

Pastewka: Staffel 8 - Rezension

Von 2005 bis 2014 liefen sieben Staffeln "Pastewka" bei Sat.1. In der Serie geht es um Comedian Bastian Pastewka (spielt sich selbst), der gemeinsam mit seiner Freundin Anne Leyfert (Sonsee Neu) in Köln lebt. Sein Egoismus und seine Bauernschläue bringen Bastian immer wieder in Schwierigkeiten - sei es mit Anne, seiner Familie, prominenten Kollegen, Fans oder der verhassten Nachbarin Svenja Bruck (Bettina Lamprecht). Vier Jahre später sind nun zehn neue Folgen erschienen - nicht mehr bei Sat.1, sondern bei Amazon Prime Video. Da die achte Staffel "Pastewka" auch auf unserer "Darauf freuen wir uns 2018"-Liste stand, haben wir sie natürlich sofort durchgeguckt und für euch rezensiert.

Seit vier Jahren ist Bastian Pastewka als "lustiger Schwuler" in Annette Friers (spielt sich selbst) Sitcom "Frier" zu sehen. Er findet die Witze schal und beschließt, seinen Vertrag nicht zu verlängern. Im Eifer des Gefechts schmeißt er auch seine Agentin Regine Holl (Sabine Vitua) raus und beendet versehentlich die Beziehung mit Anne. Die hat mittlerweile einen Doktortitel und ist Gynäkologin im Krankenhaus. Auch für den Rest der Familie läuft alles rund: Bastians Nichte Kim (Cristina do Rego) ist Teil einer aufstrebenden Band und ihr Vater Hagen ("Polizeiruf"-Kommissar Matthias Matschke) betreibt mit seiner schwangeren Frau Svenja einen erfolgreichen Foodtruck. Bastian haust währenddessen alleine in einem Wohnwagen. Verzweifelt versucht er positive Presse zu bekommen, doch tritt stattdessen von einem Fettnäpfchen ins nächste.


- Der folgende Text enthält Spoiler -

Folgen 2 bis 9 können übersprungen werden

Nicht mehr ganz der alte Pastewka
Foto: Amazon Prime Video
Für die achte Staffel "Pastewka" wurden zwei Dinge groß angekündigt: Die ganze Stammbesetzung ist wieder mit dabei und die zehn Folgen werden durch eine horizontale Erzählweise zusammengehalten. Beides stimmt prinzipiell - allerdings nur für die erste und letzte Episode. Die Serie beginnt nach dem gewohnten Prinzip: Bastian verscherzt es sich durch eine egoistische Aktion mit seiner Familie und seinen Kollegen. In diesem Fall sind es sogar mehrere: Annette Frier ist sauer über seine Kündigung. Anne ist sauer, dass er (vermeintlich) mit ihr Schluss gemacht hat. Volker Pastewka (Dietrich Hollinderbäumer) hält seinen Sohn sowieso für dumm (Volker: "Sag mal, haste gepennt am Standesamt? Hagen heißt jetzt Bruck hinten." Bastian: "Was? Und die Bruck?" Volker: "Ja, die auch, du Dödel."). Hagen und Svenja sind sauer, dass Bastian versucht hat, die Zeugung ihres Kindes zu verhindern und Kim ist sauer, dass er damit nicht erfolgreich war. Im Gegensatz zu den bisherigen Staffeln lösen sich die Probleme am Ende der Folge nicht in Luft auf. Anstelle aber konsequent einen roten Faden zu spinnen, setzt die horizontale Erzählweise für mehrere Episoden aus. Bis auf Kim kommen die meisten Hauptcharaktere nur sporadisch in den Folgen 2 bis 9 vor. Die früheren Staffeln haben vom witzigen Schlagabtausch zwischen Bastian und seinem Umfeld gelebt. In der Neuauflage ist das leider Mangelware, da der Comedian die meiste Zeit alleine unterwegs ist oder genervt in seinem Wohnwagen auf dem Media Markt-Parkplatz herumgammelt. Die eigentlichen Kerne der Geschichte, nämlich die Trennung von Anne und der baldige Familienzuwachs, hätten in zwei oder drei Teilen erzählt werden können. So wird die Handlung auf zehn unterschiedlich lange Episoden gestreckt, die mangels Substanz meist nur wie Füllmaterial wirken.
Der Serienmarathon hat Spuren hinterlassen
Foto: Brainpool/Frank Dicks
Das beste Beispiel ist Folge 4 ("Das Lied von Hals und Nase"), in der es 29 Minuten lang um "Game of Thrones" geht - so detailliert, dass die "Pastewka"-Macher mit einer Spoilerwarnung einsteigen ("Schauen Sie diese Folge nur, wenn Sie bereits auf dem neuesten Stand sind oder mit Rittern und Drachen sowieso nichts anfangen können."). Gefühlt ein Drittel der Zeit beobachtet der Zuschauer Bastian dabei, wie er gebannt auf den Fernseher starrt und Unmengen an Fastfood in sich hineinstopft. Jeder Serienfan kennt dieses Szenario, aber es ist unglaublich langweilig, jemand anderem dabei zuzusehen. In einer weiteren Folge schlägt sich der Comedian nach dem Rasieren mit einem unschönen Ausschlag herum. Diese Szenarien würden sich für eine zehnminütige Sketch- oder Webserie eignen. Als halbstündige Episoden bieten sie aber einfach nicht genug Abwechslung und Spannung. Wenn Bastian im Kaufhaus zum fünften Mal für einen Perversen gehalten wird, weil er sich wegen des Ausschlags so unangemessen bewegt oder die x-te "Game of Thrones"-Staffel mit dem gleichen Dialog eingeleitet wird, können einem 30 Minuten schnell wie zwei Stunden vorkommen. Es gibt jedoch auch Ausnahmen. Die erste und letzte Folge sind kurzweilig, was vor allem daran liegt, dass das Ensemble vollständig ist und sich die Handlung nicht ausschließlich auf Bastian konzentriert.
Die offiziellen Hauptdarsteller von "Pastewka"
Foto: Brainpool/Amazon Prime Video
In dieser Staffel ist unverkennbar, dass die Serie ihren Humor und ihren Charme aus dem Zusammenspiel der Hauptcharaktere zieht. Auf sich allein gestellt, wirkt Pastewka sehr einfallslos und langweilig. Er war bislang nie ein richtiger Sympathieträger, da er sich wenig für sein Umfeld interessiert und andere gerne für seinen eigenen Vorteil ausnutzt. In den neuen Folgen wird dieser Aspekt jedoch arg überspannt. Es ist praktisch unmöglich Mitgefühl für seine Situation zu empfinden oder ihn überhaupt irgendwie zu verstehen, weil er nie aus seinen Fehlern lernt. Eine der besten Szenen der Staffel ist Annes Reaktion auf Bastians (vermeintliche) Trennung. Ausnahmsweise kann er sie nicht mit einer lapidaren Entschuldigung besänftigen, sondern wird mit all ihrem Frust der vergangenen Jahre konfrontiert. Als Zuschauer weiß man, dass sie nicht übertreibt, sondern die Wahrheit sagt. Umso nerviger erscheinen die darauffolgenden Episoden, die sich größtenteils auf den Comedian und sein Versinken im Selbstmitleid konzentrieren. Zusätzlich zum Auftakt und Finale gibt es noch zwei weitere Folgen, die sich lohnen. In der einen liefern sich die beiden Pastewka-Brüder ein Minigolf-Spiel auf Leben und Tod, begleitet von den bissigen Kommentaren ihres Vaters und der unfreiwilligen Spielleiterin Kim. In der anderen lässt Bastian mit seiner Agentin Regine die katastrophalen Geschehnisse des Deutschen Filmpreises Revue passieren - inklusive einer extrem witzigen Fotostrecke. Die anderen sechs Episoden können locker übersprungen werden, da sie nicht sonderlich witzig sind und auch keine große Bedeutung für die staffelübergreifende Handlung haben.


FKK-Camping mit Dany Sahne-Pudding 

Bastian zaubert spontan einen Dany Sahne-Nachtisch 
Foto: Screenshot
Stattdessen bieten diese "Füllepisoden" vor allem eins: Massig Platz für Werbung. Es vergeht kaum eine Szene, in der nicht irgendwo ein Markenlogo auftaucht. Ein paar Unternehmen scheinen extrem tief in die Tasche gegriffen zu haben, denn sie werden sogar namentlich genannt. So bekommt Bastian von dm-Mitarbeiterin Hanna Schwan (Pegah Ferydoni) die Empfehlung, Kondome der Eigenmarke zu kaufen. Die seien am besten - das testen die beiden dann auch direkt. Ein Großteil der "Game of Thrones"-Folge spielt auf dem Media Markt-Parkplatz und in dem Elektromarkt selbst - inklusive Servicegespräch über Fernseher. In derselben Episode ordert Bastian DVDs bei Amazon und da das nun sein Haussender ist, wird der ganze Bestellvorgang gezeigt - natürlich mit Betonung, dass die Ware schon bis 9 Uhr per Overnight Express da sein wird. Welche Lieferadresse er für seinen Wohnwagen angegeben hat, bleibt leider im Dunkeln. Auch Lidl, Nivea und Dany Sahne haben Gastauftritte. Das weckt Erinnerungen an die peinliche KFC-Werbung während einer besonders emotionalen Szene in der zweiten "Stranger Things"-Staffel (hier geht es zu unserer Rezension). Bei "Pastewka" geht es immerhin nicht so düster zu, dass die Produktplatzierungen pietätlos sein könnten. Sie stören trotzdem - zumindest die verbalen. Ein paar Logos im Bild sind akzeptabel, aber dass sich die Charaktere teilweise über reale Marken unterhalten und Vorteile aufzählen, lässt "Pastewka" wie eine Dauerwerbesendung wirken. Hier wäre es wirklich angenehmer gewesen, eine Folge weniger herauszubringen und stattdessen auf exzessive Produktplatzierungen zu verzichten.
In der Serie wird nichts zensiert 
Foto: Screenshot (bearbeitet)
Fast genauso prominent wird nackte Haut inszeniert. Zu Sat.1-Zeiten kam die Serie eher züchtig daher. Das hat sich jetzt grundlegend geändert. Bereits in Folge zwei findet sich Bastian unfreiwillig auf einem Nudisten-Campingplatz wieder. Dort trifft er neben allerhand hilfsbereiter Wohnwagenbesitzer auch Annes Ex-Freund Jo (René Steinke, Beck is back!) - alle splitterfasernackt, was die Kamera ausgiebig festhält. Die ersten Szenen, in denen Bastian völlig verstört versucht, niemanden anzustarren, sind noch ganz amüsant. Schnell wird der Witz jedoch langweilig. Die Camper werden sehr eindimensional dargestellt und fast ausschließlich auf ihre Nacktheit reduziert ("Eifelglück! Eifelglück! Jeder zeigt sein bestes Stück!"). Im Laufe der Staffel lassen dann weitere Haupt- und Nebendarsteller die Hüllen fallen - meist zu Bastians Entsetzen. Er selbst findet immer ein Requisit, um nicht vollkommen blank dazustehen. Das ist eher Klamauk als der Humor, mit dem die Serie bekannt geworden ist. Oder um es mit den Worten von Anke Engelke (spielt sich selbst) zu sagen: "Basti! Du hast dich sehr verändert und ich mach das auch nicht mehr mit, dieses ganze Happy-Go-Lucky! Ich mach jetzt Kino, da herrschen andere Regeln."

Fazit

Mit dem Witz, dem Charme und der Kreativität der vorherigen Folgen kann die achte "Pastewka"-Staffel nicht mithalten. Die Serie funktioniert mit Abstand am besten, wenn die Hauptcharaktere aufeinandertreffen und sich gegenseitig anstacheln. In den neuen Episoden ist das leider zu selten der Fall. Meistens liegt der Fokus auf Bastian und seinem aktuellen Problem - um jeweils knapp 30 Minuten zu füllen, ist das zu wenig. Das Resultat sind Folgen, in denen nur kaum etwas passiert und die sich inhaltlich im Kreis drehen. Die Chance, eine horizontale Geschichte zu erzählen, wurde leider kaum genutzt. Stattdessen gibt es immer wieder aufdringliche Produktplatzierungen, Klamauk und nackte Tatsachen. Die erste und letzte Episode sind hier die angenehme Ausnahme - die dazwischen können locker übersprungen werden. Heute hat Amazon die Produktion einer neunten Staffel verkündet - hoffentlich steht dann wieder die gesamte Hauptbesetzung im Fokus.


Habt ihr die achte Staffel von "Pastewka" schon durchgeguckt? Wenn ja: Was hat euch besonders gefallen, was nicht? Teilt eure Meinung gerne mit uns in den Kommentaren!


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Sonntag, 28. Januar 2018

Tatort: Déjà-vu - Rezension

Der Mord zum Sonntag hat Tradition, deshalb sind auch wir mit Rezension und Live-Tweets (@WatchReadTalkdabei.


Am Elbufer wurde die Leiche des neunjährigen Rico Krüger (Joel Simon) gefunden - fast nackt in eine Sporttasche gezwängt. Beim Dresdner Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel (Martin Brambach, Das Leben danach) brechen alte Wunden auf: Im Jahr 2014 war es ihm nicht gelungen, das Verschwinden eines anderen kleinen Jungen aufzuklären. Seinen Frust lässt er an den Kommissarinnen Henni Sieland (Alwara Höfels, Allein gegen die Zeit) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) aus, die verzweifelt nach einer Spur suchen. Schließlich erhalten sie einen Tipp von der Schulbeamtin Jennifer Wolf (Alice Dwyer): Ricos Schwimmtrainer Micha Siebert (Niels Bruno Schmidt) musste seinen Job als Lehrer aufgeben, da er eine Liebesbeziehung mit einem minderjährigen Schüler hatte. Als Stefan (Jörg Malchow), der Stiefvater des toten Jungen, davon erfährt, geht er auf Siebert los. Dabei verletzt er auch die beiden Kommissarinnen. Im Krankenhaus stößt Sieland schließlich auf den entscheidenden Hinweis. Doch sie müssen sich beeilen, denn der Pädophile hat schon sein nächstes Opfer im Visier.

So klasse, dass es fast wehtut!

Das Bild illustriert den Krimi perfekt
Foto: MDR
Die erste Folge des Dresdner "Tatort"-Teams war von Klamauk geprägt - bis auf die Schlussminuten. In denen fanden die Ermittlerinnen die Leiche ihrer jungen Kollegin Maria Magdalena Mohr (Jella Haase, Das Leben danach), die brutal zu Tode getreten worden war. Zum Klamauk sind Sieland und Gorniak danach nicht mehr zurückgekehrt - auch wenn "Level X" hart an der Grenze war. Wirklich ernst ging es bei diesem Team aber nie zu. "Déjà-vu" bildet nun die (erste) krasse Ausnahme, denn dieser Fall geht an die Nieren. Dem Zuschauer wird nichts erspart. Darauf stimmt der bislang jüngste "Tatort"-Regisseur Dustin Loose (31) früh ein: Er zeigt ungeschönt die fast nackte Leiche des kleinen Jungen in der Sporttasche - umringt von Mitarbeitern der Spurensicherung, Werkzeug und Steinen. Der ohnehin schon furchtbare Anblick wird verschlimmert, als die Kommissarinnen sich dazu durchringen, den Stiefvater des kleinen Rico an den Tatort zu lassen. Seine verzweifelten Schreie gehen durch Mark und Bein. Die Gaffer hält das nicht ab (Gorniak: "Alle machen Fotos. Widerlich. Wann sind die Leute nur so krank geworden?" Sieland: "Die waren immer schon so. Früher gab es nur keine Smartphones."). Es ist früh offensichtlich, wer der Mörder ist. Das nimmt dem Fall allerdings keinesfalls die Spannung. Parallel zu den Ermittlungen wird gezeigt, wie sich der Pädophile an sein nächstes Opfer, den Zweitklässer Oskar (Finley Berger), heranmacht. Kaum ein Sonntagskrimi war in den letzten Monaten so fesselnd wie dieser. Es tut weh, die harmlosen, spielerischen Szenen zwischen den beiden zu sehen und zu wissen, was der Erwachsene damit bezweckt. Die Frage, ob Sieland und Gorniak Oskar finden, bevor er missbraucht wird, spannt viel intensiver auf die Folter, als es eine Mördersuche je gekonnt hätte. Dieser "Tatort" lebt von seiner Atmosphäre, die obgleich aller Verzweiflung und Anspannung nie in Melodramatik oder Effekthascherei abrutscht. Denn trotz der überbrodelnden Emotionen auf allen Seiten bleibt die Folge sachlich.
Stefan und Sandra trauern um ihren Sohn
Foto: MDR/Wiedemann & Berg/Daniela Incoronato
Das liegt vor allem an Alwara Höfels und Karin Hanczewski, die einen kühlen Kopf bewahren - obwohl der Krimi im Hochsommer spielt. Viele ihrer "Tatort"-Kollegen setzten bei ernsten Themen ein betroffenes Gesicht auf und halten das bis zum Abspann. Höfels und Hanczewski zeigen in "Déjà-vu", dass es auch anders geht. Sie lassen die Kommissarinnen angemessen reagieren - sei es mit Wut beim Anblick der Kinderleiche oder mit Hilflosigkeit im Angesicht der trauernden Eltern. Dabei bleiben die beiden dennoch professionell - nur um nach der Arbeit alle aufgestauten Emotionen herauszulassen, doch dazu später mehr. In einer Szene knallt ihr Chef Schnabel einem Journalisten an den Kopf, dass auch Polizisten von einem solch furchtbaren Verbrechen mitgenommen werden. Das ist ein Punkt, der, meiner Meinung nach, in Krimis häufig zu wenig oder falsch thematisiert wird. Entweder mutieren die Ermittler zu seelischen Wracks, die sich saufend und jammernd durch den Fall schleppen oder sie zeigen fast keine Regung. Höfels und Hanczewski finden im Zusammenspiel mit dem Drehbuch (Mark Monheim und Stephan Wagner) einen guten Mittelweg, in dem die Kommissarinnen menschlich und dennoch diszipliniert sind. Jörg Malchow und Franziska Hartmann zeigen als Eltern des Opfers ebenfalls eine sehr gute schauspielerische Leistung. Ihre Verzweiflung und ihr Kummer wirken unglaublich echt und berührend. Am effektvollsten ist die Szene, in der Ricos Stiefvater den Schwimmtrainer seines Sohnes brutal zusammenschlägt und sich nicht durch die beiden Kommissarinnen aufhalten lässt. Malchow geht in dem blanken Hass auf und zeigt eindrücklich, wozu Menschen fähig sein können, wenn man ihnen das Liebste nimmt. Ein großes Lob auch an Kinderdarsteller Finley Berger. Er wirkt als Oskar so unbedarft, bis zu dem Moment, wo er zögert, die Schwelle zur fremden Wohnung zu übertreten. Danach lässt er den Zuschauer durch angespannte Körperhaltung und unsicheren Blick wissen, dass er die Gefahr spürt.

Im Dienst topfit, zu Hause nervlich am Ende

Unbekannte haben Micha Sieberts Auto angezündet
Foto: MDR/Wiedemann & Berg/Daniela Incoronato
Ein große Stärke der Folge ist, dass sie die Situation vieler verschiedener Charaktere beleuchtet. So erlebt der Zuschauer nicht nur die Wut der Eltern, sondern auch deren Auswirkungen. Schwimmtrainer Micha Siebert wird wegen eines Zeitungsartikels für Ricos Mörder gehalten. Schon steht er im Zentrum einer Hexenjagd. "Sowas bleibt an einem kleben", sagt er tonlos zu Gorniak, als die ihn davon überzeugen will, dass sich der Mob irgendwann beruhigen wird. Diese verschiedenen Perspektiven zeigen eindrucksvoll, wie viele Leben ein Gewaltverbrechen zerstören kann. Trotzdem kommen einige Charaktere zu kurz. Am deutlichsten ist das bei der Schulbeamtin Jennifer Wolf. Sie und ihre Motivation bleiben sehr blass und holzschnittartig. Besonders ihre Rolle im Fall wäre sehr interessant gewesen, wird aber nur knapp am Ende angesprochen. Kommissariatsleiter Schnabel bleibt ebenfalls farblos. Im Gegensatz zu seinen Kolleginnen ist er im Dienst nicht besonnen und scheint die Fähigkeit, in normaler Zimmerlautstärke zu sprechen, verloren zu haben. In fast jeder seiner Szenen schreit er entweder Journalisten oder seine Mitarbeiter an. Das wird auf die Dauer nervig und unglaubwürdig. In den vorherigen Folgen wurde er als Ermittler etabliert, der trotz antiquierter Meinungen und Streitbarkeit, immer solide Arbeit abliefert. Dazu passt es nicht, dass er eine Kollegin zurechtweist: "Sie bringen nur beschissene Nachrichten!" Es ist dieselbe Frau, von der er an anderer Stelle sagt, die Beamten sollten sich ein Beispiel an ihr nehmen. 
Aaron (l.) und Nick sind von Karin genervt
Foto: MDR/Wiedemann & Berg/Daniela Incoronato
Während Schnabel der Fall schwer zu schaffen macht, verlieren die beiden Kommissarinnen im Privatleben die Nerven. Karin Gorniak hat eine Affäre mit ihrem Nachbarn Nick (Sebastian Zimmler) und glaubt, ihr Sohn Aaron (Alessandro Schuster) wisse nichts davon. Eines Abends sieht sie, wie die beiden knapp bekleidet Videospiele spielen. Außerdem hat Nick Aaron sein altes Smartphone geschenkt. Es ist verständlich, dass sich Karin mit dem Fall Rico im Hinterkopf Gedanken um die Motive ihres Nachbarn macht. Das Streitgespräch zwischen den beiden wirkt sehr überdramatisiert und aus der Luft gegriffen (Gorniak: "Halbnackt mit kleinen Jungs um die Wette zocken - man könnte fast meinen, du hast mehr Interesse an Aaron als an mir." Nick: "Jetzt mach' mal halblang, willst du mich hier zum Päderasten stempeln?" Gorniak: "Ja, dann rede gefälligst mit mir, bevor du vor Aaron auf Sugar Daddy machst!" Nick: "Klar, ich mach' mich an die bedürftige Mutti ran, aber in Wirklichkeit will ich ihren Prinzen knacken. Wie kaputt bist du eigentlich?"). Während Gorniaks Beziehung, von der der Zuschauer sowieso nicht wirklich etwas mitbekommen hat, zu Ende geht, erhält auch Sieland eine Hiobsbotschaft. Sie hat sich zuvor am Tatort übergeben, daher ist es wohl für niemanden - außer Henni selbst - überraschend, als der Arzt ihr verkündet, dass sie schwanger ist. In meiner Rezension zum vorherigen Fall "Auge um Auge" habe ich übrigens gemutmaßt, ob der schwer in Sieland verliebte Kriminaltechniker Ingo Mommsen (Leon Ullrich) am Ende aus der "Friendzone" entkommen ist... "Déjà-vu" ist Alwara Höfels vorletzter Fall. Die Kommissarin wird also vermutlich wegen ihrer Schwangerschaft oder der daraus resultierenden Komplikationen aussteigen. Die Dresdner sind das bislang einzige rein weibliche Ermittlerduo in 48 Jahren "Tatort". Dementsprechend ist es schade, dass Sieland wohl einen so klischeehaften Ausstieg bekommt - immerhin ist Gorniak alleinerziehende Mutter und Kommissarin. 


Fazit

"Déjà-vu" ist der bislang beste Dresdner "Tatort" und schon jetzt eins der ganz großen Highlights der 2017/2018-Saison. Der Fall ist spannend und berührend, was vor allem an den verschiedenen Perspektiven liegt. Der Zuschauer erfährt durch sie einiges über den Täter, sein Umfeld, die trauernden Familien und die Gefahr, die von falschen Anschuldigungen ausgeht. So wirkt die Thematik lebendiger, echter und kommt ohne künstliche Dramatik aus. Die Darsteller sind ebenfalls sehr gut, auch wenn einige Charaktere ein wenig blass und eindimensional bleiben. Dasselbe gilt für die persönlichen Konflikte der Ermittlerinnen, die zu gewollt zum Thema passen. Glücklicherweise sind das die einzigen Szenen, in denen der Fall in die Theatralik abrutscht. Ansonsten ist er trotz der hohen emotionalen Spannung angenehm schlicht und ein Krimi, der sowohl traditionellen als auch experimentierfreudigen Zuschauern gefallen wird.


Der "Tatort" in der nächsten Woche kommt aus Dortmund. Die Kommissare Peter Faber (Jörg Hartmann), Martina Bönisch (Anna Schudt) und Nora Dalay (Aylin Tezel) ermitteln zum ersten Mal nur zu dritt. In einem Gefängnis müssen sie aufklären, wer einen Häftling mit Tollwut infiziert hat. Dabei treffen sie auch auf ihren alten Widersacher Markus Graf (Florian Bartholomäi), der vermutlich Fabers Frau und Tochter auf dem Gewissen hat.

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Samstag, 27. Januar 2018

Blindspot: Staffel 3, Folge 11 - Kurzrezension [D/E]

The following review of the "Blindspot" episode "Technology Wizards" (S03E11) is also available in English. Please scroll down for the English version.

Deutsch


- Der folgende Text enthält Spoiler -

Worum geht es?

Patterson (Ashley Johnson, Spooked) hat in der vorherigen Folge "Balance of Might" herausgefunden, dass sich Jane Does (Jaimie Alexander) Tochter Avery (Kristina Reyes) vor ihrem vermeintlichen Tod mit Roman (Luke Mitchell) getroffen hat. Ein wenige Tage alter Notruf-Mitschnitt bestätigt dann Kurt Wellers (Sullivan Stapleton) Vermutung: Er hat Avery nicht umgebracht. Roman hat die ganze Geschichte eingefädelt, um etwas gegen ihn in der Hand zu haben. Jane, ihr Freund Clem (Steve Kazee) und Weller fliegen nach Deutschland, um Avery zu befreien. Währenddessen stellt Patterson fest, dass jemand die geheime Hintertür in ihrer App "Wizardville" gefunden hat. Die Hacker haben nun Zugriff auf die Handys von 80 Millionen Spielern und erpressen einzelne User mit ihren persönlichen Daten. Eines der Opfer wurde genötigt, den Tätern zwölf Phosphorbomben für einen Terroranschlag in New York zu besorgen. Patterson, Tasha Zapata (Audrey Esparza) und Assistant Director Edgar Reade (Rob Brown) müssen sich auf die Hilfe der Hacker Rich Dotcom (Ennis Esmer) und Boston Arliss Crab (Josh Dean) verlassen, um die Attacke zu verhindern.

Meine Meinung in drei Punkten

1. Zehn Charaktere mit eigenen Geschichten

Ob Patterson "Wizardville" letztendlich gelöscht hat?
Foto: NBC
Bis auf Weller und Avery mag ich momentan alle Figuren oder finde zumindest ihre Nebenhandlung interessant. In "Technology Wizards" wird nun aber deutlich, dass die "Blindspot"-Autoren zu viele Charaktere und Probleme eingeführt haben. In dieser Folge wird kein einziges Tattoo gelöst und es würde auch keinen "Fall der Woche" geben, wenn Patterson nicht zufällig gehackt worden wäre. Insgesamt gibt es diesmal zehn zentrale Personen - neben den fünf Agents noch Rich, Boston, Clem, Avery und Roman. Jeder von ihnen hat persönliche Krisen, auf die die Drehbuchautoren eingehen. Jane hat Angst um ihre Tochter und ist wütend auf Kurt, der wiederum wütend auf sie und Clem ist. Clem muss mit der Tatsache umgehen, dass Jane seine Gefühle nicht erwidert. Avery misstraut ihrer Mutter und weiß nicht, was sie tun soll. Roman hat einen unbegründeten Hass auf Kurt, nachdem sich die beiden kurz unterhalten haben. Patterson ist bestürzt darüber, was ihre "Wizardville"-Sicherheitslücke angerichtet hat. Außerdem werfen ihre Freunde ihr Vertrauensbruch vor. Rich realisiert, dass er Boston noch immer liebt und ist eifersüchtig auf dessen neuen Freund Sanjay (Sanjit de Silva). Boston ist von beiden enttäuscht, da sie ihn belogen haben (Rich: "Who sells illegal arms behind their loved one's backs?" Boston: "You. You did that constantly."). Reade ist als einziger der zehn Charaktere positiv gestimmt, weil er plant, seiner Freundin Megan einen Heiratsantrag zu machen. Er zeigt Zapata den Ring genau in dem Moment, als sie sich dazu durchgerungen hat, ihm ihre Gefühle zu gestehen. Sie schweigt und umarmt ihn stattdessen, damit er ihre feuchten Augen nicht sieht. Hat irgendetwas davon mit den Tattoos oder dem Masterplan zu tun? Nein. Ist irgendetwas davon wirklich spannend? Nein. Oder überraschend? Auch nicht. Berührend? Tashas Resignation ein bisschen, ansonsten nein. Die Folge ist so überladen mit Charakteren und Nebenhandlungen, dass keine Zeit zum mitfiebern oder mitleiden bleibt. Also wozu überhaupt so viele Emotionen thematisieren, wenn die Zuschauer nicht die Möglichkeit bekommen, sie zu verarbeiten?

2. "Wizardville" als Waffe

Pattersons App wurde in den letzten Folgen immer wieder erwähnt (Reade: "Hey, how'd you finish the Undead Ogre Quest?" Zapata: "How did you not?" Reade: "You bought the Blade of Zarnac, didn't you? That's cheating!"). Dementsprechend war klar, sie würde noch einmal eine wichtige Rolle spielen. Patterson hat mit mehreren anderen Programmieren an dem Spiel gearbeitet - darunter "ehemals" kriminelle Hacker. Trotzdem ist sie überrascht, dass jemand die Sicherheitslücke gefunden und benutzt hat. Diese Naivität und Leichtsinnigkeit ist für Patterson untypisch. Überhaupt hat sie in dieser Staffel noch nicht wirklich ihren Platz gefunden. Nur die Suche nach Stuarts Mörder hat ihr Profil gegeben, doch seit der enttarnt ist, scheinen die Drehbuchautoren nicht mehr zu wissen, was sie mit dem Allroundtalent anfangen sollen. Die Idee mit der App und der Erpressung fand ich dennoch gut - vor allem im Vergleich zum zweiten Fall. Allerdings hat die Handlung einige Schwachstellen. Die Suche nach Boston ist viel zu einfach (Sonst wäre ja noch weniger Zeit für die bei Punkt 1 genannten Dramen gewesen.): Genau in der Minute, in der sie ihn als Hauptverdächtigen ermitteln, steht er schon in der FBI-Lobby, um sich selbst und seinen Freund anzuzeigen. Außerdem ist Sanjay nicht auf die Idee gekommen, die Handy hoher Amtsinhaber anzuzapfen. Bis auf Kurt spielt das ganze FBI-Team "Wizardville" - inklusive des Assistant Directors. Bestimmt gibt es auch Politiker, Lobbyisten oder Diplomaten unter den Nutzern. Aber anstelle deren sensible Daten zu verkaufen oder sie zu erpressen, riskiert Sanjay lieber eine Explosion in seinem eigenen Apartment. Das ist schon ziemlich dämlich.

3. Avery, Jane und Weller nerven!

Kurt hat nur diesen einen Gesichtsausdruck...
Foto: NBC
Seit Wochen dreht sich die Serie um die labile Beziehung der zwei Hauptpersonen und die plötzlich aus dem Hut gezauberte Tochter. In den ersten beiden Staffeln wurden neue Folgen mit Explosionen und sterbenden Agents beworben. In den letzten Wochen bestanden die Promos ausschließlich aus melodramatische Szenen zwischen Jane und Weller - unterlegt mit Fragen wie "Wird ihre Ehe das aushalten?". Das passt zu einer Seifenoper, aber definitiv nicht zu einer Krimi-Actionserie, in der es darum geht, Terror abzuwenden. Die Szenen zwischen Jane, Weller und Clem sind zum fremdschämen. Vor allem ist die Eifersuchtsgeschichte völlig sinnlos, da Showrunner Martin Gero bereits zu Beginn der Staffel versprochen hat, dass Jane und Weller letztendlich zusammenbleiben werden. Trotzdem wird unheimlich viel Zeit mit ziellosen Diskussionen und hölzern gespielten Streits verschwendet. Das Drama um Avery ist fast genauso schlimm (Warum ruft sie die deutsche Polizei an und spricht dann Englisch, obwohl sie Deutschkenntnisse hat?). Nachdem ihre Tochter gerettet ist, glaubt Jane tatsächlich, dass Roman seinen letzten Trumpf verloren hat. Wie schon bei Patterson frage ich mich auch hier, wie naiv und dumm die Charaktere manchmal sind. Die Aufnahmen der Überwachungskamera, die Avery bei Gesprächen mit ihrem Onkel zeigt, sind so eindeutig, dass sie kein Zufall sein können. Roman ist zu intelligent, um sich mehrmals unbeabsichtigt direkt vor Kameras mit ihr zu treffen. Dementsprechend ist leider offensichtlich, dass Janes langweilige, nervige Tochter auch weiterhin eine zentrale Rolle spielen wird. Das letzte, was "Blindspot" derzeit gebrauchen kann, ist noch ein Charakter, der regelmäßig für Drama sorgt.

Fazit

"Technology Wizards" ist eine durchschnittliche Folge, deren interessanter "Fall der Woche" durch eine zweite Haupthandlung und fast ein Dutzend präsenter Charaktere verwässert wird. Der erneute Gastauftritt von Boston Arliss Crab war längst überfällig, kommt aber leider kaum zur Geltung, da die Drehbuchautoren versuchen, zu viele Figuren mit zu vielen eigenen Geschichten und Problemen unterzubringen. Die Episode ist nicht ansatzweise lang genug, um ihnen allen gerecht zu werden. Daher liegt der Fokus wieder einmal auf Jane, Weller und Avery. Doch deren Plot ist mittlerweile auserzählt und hält sich nur noch mit immer unlogischeren Wendungen über Wasser. Die einzige spannende Person in diesem Zusammenhang ist Clem, der jedoch nicht viel mehr tun darf, als Kurt Beziehungstipps zu geben.


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English


- The following text contains spoilers -

What was it about?

In last week's episode "Balance of Might" Patterson (Ashley Johnson, Spooked) found out that Jane Doe's (Jaimie Alexander) daughter Avery (Kristina Reyes) met with Roman (Luke Mitchell) before her alleged death. A recent emergency call confirms Kurt Weller's (Sullivan Stapleton) assumption: He didn't kill Avery. Roman planned the entire thing to have leverage against him. Jane, her friend Clem (Steve Kazee) and Weller fly to Germany in order to free Avery. Meanwhile Patterson detects that someone has found the secret backdoor in her app "Wizardville". Now the hackers have access to the phones of more than 80 million players and blackmail some of them with their personal data. One of the victims was coerced into giving the criminals twelve phosphorus bombs for a terror attack in New York. Patterson, Tasha Zapata (Audrey Esparza) and Assistant Director Edgar Reade (Rob Brown) need to stop the attack with the help of hackers Rich Dotcom (Ennis Esmer) and Boston Arliss Crab (Josh Dean).

My opinion in three points

1. Ten characters with their own stories

Did Patterson delete "Wizardville" in the end?
Photo: NBC
Currently I like all characters or at least find their stories interesting - except for Weller and Avery. But in "Technology Wizards" it becomes obvious that the "Blindspot" writers have introduced way too many characters and problems. Not a single tattoo is solved during this episode and there wouldn't have been a "case of the week" if Patterson didn't get hacked. In total there are ten key characters - Rich, Boston, Clem, Avery, Roman as well as the five agents. The writers go into all of their personal problems and emotions. Jane is worried about her daughter and angry at Kurt, who on his part is angry at her and Clem. Clem has to handle the fact that Jane doesn't return his feelings. Avery distrusts her mother and is unsure what to do. Roman hates Kurt for no particular reason after talking to him for a few minutes. Patterson is shocked to see the results of her "Wizardville" security breach. In addition her friends accuse her of betraying their trust. Rich realizes he still loves Boston and is jealous of his new boyfriend Sanjay (Sanjit de Silva). Boston is disappointed with both of them, because they lied to him (Rich: "Who sells illegal arms behind their loved one's backs?" Boston: "You. You did that constantly."). Reade is the only one of the ten key characters who's in a good mood, because he plans on proposing to his girlfriend Megan. He shows Zapata the ring just at the moment she brings herself to confess her feelings to him. She keeps quiet and instead hugs him, so he won't see her watery eyes. Does any of this have anything to do with the tattoos or the master plan? No. Is any of it thrilling somehow? No. Or surprising? Also no. Touching? Tasha's distress a little, but otherwise no. The episode is cluttered with so many subplots and characters, that there's no time left to root for or sympathize with them. So why talk about so many emotions when the viewers don't have the opportunity to process them?

2. "Wizardville" as a weapon

Patterson's app was mentioned frequently in the last few episodes (Reade: "Hey, how'd you finish the Undead Ogre Quest?" Zapata: "How did you not?" Reade: "You bought the Blade of Zarnac, didn't you? That's cheating!"). So it was pretty obvious it would be important in the future. Patterson created the game with a bunch of other programmers - including "former" criminal hackers. She is still surprised that someone found the security breach and used it. This naivety and recklessness is out of character. Generally Patterson hasn't really found her place in this season yet. She had her purpose by looking for Stuart's murderer, but since he has been found, the writers don't seem to know what to do with the all-round talent. I still like the idea with the app and the blackmail - especially in comparison to the second case. However the plot has too many weak spots. The search for Boston is way too easy (Otherwise there would've been even less time for the drama mentioned in point 1.): At the very moment they identify him as the main suspect, he shows up in the FBI lobby to turn himself and his boyfriend in. Furthermore Sanjay doesn't come up with the idea of tapping the phones of high office holders. Except Kurt, the entire FBI team plays "Wizardville" - including the Assistant Director. There are probably some politicans, lobbyists or diplomats among the users too. But instead of selling their sensitive data or blackmailing them, Sanjay takes the chance of blowing up his apartment. That's incredibly stupid.

3. Avery, Jane and Weller are annoying!

This is the only facial expression Kurt has...
Photo: NBC
For weeks the series has focused on the unstable relationship between the two protagonists and the suddenly pulled-out-of-a-hat daughter. In the first two seasons new episodes were promoted with explosions and dying agents. In the past few weeks the promos consisted of melodramatic scenes between Jane and Weller - accompanied by questions like "Will their marriage last?". That fits a soap opera, but not a crime-action-series about stopping terror attacks. The scenes between Jane, Weller and Clem are cringeworthy. And the entire jealousy story is pointless, because showrunner Martin Gero promised in the beginning of the season, that Jane and Weller would be together eventually. Nevertheless a lot of time is wasted on aimless discussions and woodenly acted out fights. The drama around Avery is almost as bad (Why does she call the German police and then talk English, even though she has some knowledge of the German language?). After her daughter is safe, Jane actually believes that Roman has shot his bolt. As said before with Patterson I can't believe how naive and dumb the characters sometimes are. The security camera footage showing Avery talking to her uncle is very precise, it can't be a coincidence. Roman is too intelligent to meet her in front of a camera by accident - multiple times. Unfortunately it's obvious that Jane's boring and annoying daughter will continue to play a key role. The last thing "Blindspot" needs is another recurring character who brings recurring drama!

Conclusion

"Technology Wizards" is an average episode, whose "case of the week" is watered down by a second main plot and nearly a dozen key characters. Another guest appearance by Boston Arliss Crab was long overdue, but sadly he's not shown to his advantage, because the writers put in too many figures with too many stories and problems. The episode is way too short to live up to all of them. So they focus on Jane, Weller and Avery once again. But their plot has run out of ideas a long time ago and is trying to stay afloat by making up more and more illogical twists. The only interesting person in this context is Clem, but sadly most of his screen time is dedicated to giving Kurt relationship advice.


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Mittwoch, 24. Januar 2018

Katrins Top 15 Nicht-Disney-Animationsfilme

Laura hat euch bereits ihre Top 15 Nicht-Disney-Animationsfilme vorgestellt (hier kommt ihr zum Beitrag). Nun bin ich an der Reihe. Wie schon bei unseren "Watch.Read.List."-Posts zum Thema "Disney"-Lieblingsfilme (klickt hier für Lauras Top 15 und hier für Katrins Top 15) gehen unsere Geschmäcker sehr weit auseinander. Schaut euch also gerne beide Posts an. 
Hinweis: Unter Animation fällt hierbei alles von Zeichentrick über computeranimierte Streifen bis hin zu Filmen mit Stop-Motion-Technik.



15. Störche

Foto: Warner Bros. Pictures
"Störche" habe ich nachts im Flugzeug angesehen, als alle um mich herum geschlafen haben. Das war eine schlechte Entscheidung, da ich mir immer wieder auf die Lippen beißen musste, um nicht laut loszuprusten. Andy Samberg, der in der Originalversion die Hauptfigur Junior spricht, bringt alleine mit seiner Stimme schon viel Charme und Humor in die Geschichte. "Störche" ist generell ein sehr lustiger und unterhaltsamer Film, dem eine kreative Grundidee zugrunde liegt. Er ist mir jedoch an einigen Stellen ein wenig zu sorglos, ein bisschen Ernsthaftigkeit wäre schön gewesen.


14. Ab durch die Hecke

Foto: DreamWorks Animation
"Ab durch die Hecke" war in meiner Kindheit einer meiner liebsten Nicht-Disney-Filme. Weil in den folgenden Jahren aber noch tollere herauskamen, steht er mittlerweile nur noch auf Platz 14. Die Handlung ist wirklich witzig und einfallsreich, vor allem hat sie aber eine tolle Botschaft. Anstelle lange zu erklären, welche Auswirkungen der Mensch auf die Umwelt hat, zeigt der Film sie auf kindgerechte und dennoch eindrücklich-gruselige Weise. Besonders mag ich die vielfältigen und liebenswerten Charaktere, die ihre Besonderheiten nutzen, um neben ihren neuen menschlichen Anwohner zu überleben. Kaum ein Filmzitat wurde in meinem Freundeskreis wohl so oft mit todtrauriger Miene zitiert wie: "Aber ich mag doch den Keks."


13. Megamind

Foto: DreamWorks Animation
An "Megamind" mag ich besonders, dass er da beginnt, wo andere Filme aufhören würden: Der Bösewicht bringt den Helden um, ergreift nach vielen Jahren endlich Besitz von der Stadt - und langweilt sich furchtbar. Die Charaktere sind angenehm anders und mit wenig Klischees behaftet. Besonders Megamind ist eine spannende Figur, da er viele verschiedene Stufen durchlebt und sich selbst neu erfinden muss. Man merkt dem Film deutlich an, wie viel Kreativität und Cleverness in ihm steckt. Er ist ein tolles Beispiel dafür, was dabei herauskommen kann, wenn die Produzenten sich nicht davor scheuen, auch mal aus der Box auszubrechen. Mein einziger Kritikpunkt ist die teils sehr rührselige und mitleiderregende Darstellung des Protagonisten. Ein bisschen mehr "böse" hätte ihm gut gestanden.


12. Die Geschichte vom Teddy, den niemand wollte

Foto: Family Home Entertainment
Leider werden auf Super RTL viele alte Schätze mittlerweile nicht mehr wiederholt, daher habe ich "Die Geschichte vom Teddy, den niemand wollte" schon viele Jahre nicht mehr gesehen. Diesen wunderschönen Film konnte ich jedoch nicht auslassen. Er handelt von einem kleinen Teddy, der aufgrund eines Produktionsfehlers zuerst in einer Kaufhaus-Ramschkiste und später in einem Trödelladen landet. Das Tolle an dem Film ist, dass auf ein übertriebenes Happy End und ein "Umstyling" (Plötzlich wird das hässliche Entlein doch noch zum Schwan.) verzichtet wird. Der Streifen ist versöhnlich und berührend, ohne dabei kitschig zu sein. Die Eigenarten der anderen Trödelladen-Bewohner, die ebenfalls nicht der Norm entsprechen, sind süß und heitern den sonst eher ruhigen Film auf.


11. The Lego Movie

Foto: Warner Bros. Studios
"The Lego Movie" war einer dieser Titel, bei denen Trailer und Inhaltsangabe praktisch geschrieen haben, dass er überdreht und dumm wird. Zum Glück hat sich diese Befürchtung nur zu einem kleinen Teil bestätigt. An einigen Stellen sind Handlung und Witze ziemlich albern, doch der Film ist so klasse gemacht, dass ich locker darüber hinwegsehen konnte. Technisch gesehen ist "The Lego Movie" sogar der Beste auf dieser Liste. Die ganze Welt sieht aus, als sei sie aus Lego-Teilen zusammengesetzt und die Charaktere können sich auch nur so bewegen, wie es ihre Struktur zulässt. Genial sind zudem kleine Details, wie Fingerabdrücke auf den Figuren und Fäden an fliegenden Gegenständen. Solch eine kleinteilige, liebevolle und aufwendige Animation gibt es sonst eigentlich nur in "Disney"-Filmen. Außerdem fand ich die Auflösung am Ende toll, bei der alle Puzzleteile an ihren Platz fallen und mir erst so richtig bewusst geworden ist, wie viel Kreativität und vor allem Fantasie in diesem Film steckt.


10. Ballerina

Foto: Gaumont
An "Ballerina" hat mich vor allem das Design und die Musik begeistert. Letztere stammt von Klaus Badelt, von dem viele berühmte Soundtracks komponiert wurden. Unter anderem hat er mit Hans Zimmer an "Fluch der Karibik" und "Gladiator" gearbeitet. Der Soundtrack zu "Ballerina" ist aufmunternd und belebend, sodass ich Lust hatte, mitzutanzen. Der Animationsstil ist ebenfalls sehr gelungen. Die Charaktere sehen sich zwar alle sehr ähnlich und haben keine nennenswerten Details, doch die Bewegungen sehen toll aus. Als Vorbild wurden die Tänzer des Ballettensembles der Pariser Oper genommen, so wirken die Schritte realistisch und lebendig. Lediglich mit den beiden Hauptfiguren konnte ich mich nicht anfreunden, da sie für meinen Geschmack zu oberflächlich und wankelmütig waren. Außerdem fand ich schade, dass der Film es so dargestellt hat, als sei Leidenschaft ein Ersatz für jahrelanges hartes Training.


9. Ich - Einfach unverbesserlich 2

Foto: Illumination Entertainment
Ich mag den zweiten Teil der "Ich - Einfach unverbesserlich"-Reihe am liebsten, da er für mich die perfekte Mischung aus Humor, Abenteuer, toller Musik und Emotionen ist. Außerdem ist Lucy meine Lieblingsfigur! Der lockere Umgang zwischen den Charakteren ist ein weiterer Grund, weshalb ich den Film sehr gerne mag. Es ist leicht, sich in die (menschlichen) Figuren hineinzuversetzen und sehr amüsant, wie umständlich sie vermeintlich einfache Probleme lösen. Lediglich den Showdown finde ich nicht gelungen, da er eben diesen lockeren Umgang über Bord wirft für einen völlig überdrehten und albernen Kampf, der jeden schlechten Witz mitnimmt. 


8. Barbie in Schwanensee

Foto: Mainframe Entertainment
Es gibt mittlerweile unglaublich viele "Barbie"-Filme, von denen die meisten (ab der späten 2000er Jahre) billig aussehen, mit nervigen Pop-Songs unterlegt und herzlos sind. In meiner Kindheit gab es jedoch zahlreiche wirklich tolle Filme. Zum Beispiel die, die Geschichten berühmter Ballettstücke erzählen - inklusive der dazugehörigen Musik und passender Tänze. Mein Lieblingsfilm ist bis heute "Schwanensee". Ich mochte das Stück schon immer und diese Version ist zwar ein bisschen süßlich, sieht aber dennoch toll aus. So eine ruhige, unaufgeregte Erzählweise und liebenswerte Charaktere findet man in den heutigen "Barbie"-Filmen nicht mehr.


7. Madagascar

Foto: DreamWorks Animation
"Madascar" steht in diesem Fall als Synonym für alle drei Filme, da ich mich nicht entscheiden kann, welcher mir am besten gefällt. Alle drei leben durch ihre amüsanten, vielfältigen und herrlich überspitzten Charaktere - seien es die vier Protagonisten, die Pinguine, die Lemuren oder die "Böse Miezekatze!"-Dame. Jeder der Filme strahlt eine Lebensfreude aus, die einfach ansteckend ist. Dazu kommt noch die tolle Musik und der clevere versteckte Humor (Habt ihr euch schon mal gefragt, warum Marty im Original "Sugar Honey Iced-Tea" schreit, als der hungrige Alex ihn verfolgt?).


6. Rudolph mit der roten Nase

Foto: Goodtimes Entertainment
Ich bin überhaupt kein Fan von Weihnachtsfilmen, da sie mir meistens zu rührselig und kitschig sind. "Rudolph mit der roten Nase" ist da die einzige Ausnahme. Er stimmt auf die Festtage ein, verzichtet aber auf die meisten Weihnachtsfilm-Klischees. Stattdessen wird die Geschichte eines mutigen Helden erzählt, der trotz Mobbings und Selbstzweifel über sich hinauswächst. Untermalt wird das Ganze von einem tollen Soundtrack aus originalen Liedern und bekannten Weihnachtssongs. 


5. Rio 

Foto: 20th Century Fox
Auch "Rio" steht hier stellvertretend für beide unglaublich guten Teile. Mir wurde der erste Film empfohlen. Ich habe ihn geguckt und sofort danach, gemeinsam mit dem zweiten, auf DVD gekauft. Beide zählen seitdem zu meinen Lieblingsfilmen, da sie nur so vor Lebensfreude sprühen! Dazu kommen herzensgute Charaktere mit liebenswerten Eigenarten, ein fantastischer Soundtrack und tolle Animation. Alleine der Straßenkarneval und die Einstellungen, in denen die Vögel über Rio de Janeiro fliegen, sehen absolut genial aus! Im Original hat der Titel zudem noch richtig gute und weltbekannte Stimmen, allen voran Jesse Eisenberg, der wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge zu seiner Synchronrolle, dem unsicheren Ara Blu, passt. 


4. Trolls

Foto: DreamWorks Animation
Diesen Film habe ich auf demselben Flug gesehen wie "Störche" - und dann gleich auf dem Rückflug noch einmal, weil ich ihn so genial fand. Ich habe zwar nicht so gelacht wie bei "Störche", doch "Trolls" besticht durch zahlreiche andere Faktoren. Allen voran die Stimmung: Es ist offensichtlich, dass sich der Film nicht allzu ernst nimmt, sondern stattdessen für gute Laune sorgen möchte. Das hat er bei mir auch geschafft, obwohl ich definitiv auf Branchs Seite bin. Ich mag vor allem die tollen Sequenzen, in denen die Geschichte im Scrapbook-Stil erzählt wird - das ist eine geniale Idee und sieht wirklich toll aus. Das einzige, was mir an "Trolls" nicht gefällt, sind die Nebencharaktere. Außer Poppy und Branch mag ich niemanden so wirklich.


3. Die Hüter des Lichts

Foto: DreamWorks Animation
Die Ernsthaftigkeit, die den meisten Titeln auf dieser Liste eher fehlt, hat "Die Hüter des Lichts" im Überfluss. Selten habe ich einen Familienfilm gesehen, der so tiefgründig und dennoch so fantasievoll ist. Das Zusammenspiel zwischen der echten Welt und den magischen Hütern ist wunderschön. Was mir besonders gefällt ist die Botschaft hinter der Geschichte. Normalerweise versuchen Filme immer, ihrem jungen Publikum etwas beizubringen, doch hier lautet das Fazit, dass man seine Fantasie und sein kindliches Staunen niemals verlieren soll. Trotzdem ist "Die Hüter des Lichts" nie kitschig, sondern sehr gemäßigt und berührend. Er ist mit Abstand der beste "DreamWorks"-Film und ich finde es unglaublich schade, dass scheinbar nur Laura und ich ihn kennen.


2. Sing

Foto: Illumination Entertainment
Wie im Laufe dieser Liste sicher deutlich geworden ist, lege ich bei Filmen sehr großen Wert auf den Soundtrack. Daher bin ich an "Sing" mit relativ niedrigen Erwartungen herangegangen, denn meistens sind Musik-lastige Filme, die nicht von "Disney" produziert wurden, ziemlich schlecht. Bei "Sing" kam noch dazu, dass die Synchronrollen nicht von Sängern, sondern von Schauspielern übernommen wurden. Zum Glück hat mich der Film aber völlig überrascht! Die Prominenten, darunter Reese Witherspoon, Scarlett Johansson, Taron Egerton und Seth MacFarlane singen richtig gut und die Musikauswahl ist toll. Dazu kommen bodenständige Charaktere und eine rührende Handlung, die auf unnötige Dramatik verzichtet. Besonders toll finde ich die tiefe Verbundenheit des Protagonisten zu seinem Theater. Für einen Familienfilm ist "Sing" überraschend ausgeglichen und schlicht, aber dafür umso liebenswerter, berührender und ehrlicher.


1. Anastasia

Foto: 20th Century Fox
"Anastasia" ist wohl der einzige Nicht-Disney-Animationsfilm, der aussieht, klingt und wirkt als sei er von "Disney". Er ist einfach ein Meisterwerk und gehört seit fast zwei Jahrzehnten zu meinen absoluten Lieblingsfilmen. Er auf einem realen Vorbild, das eigentlich nicht für ein junges Publikum geeignet ist, macht aber dennoch eine spannende, lebendige, kindgerechte Geschichte daraus. Dabei werden die traurige Aspekte dennoch angesprochen, aber nicht zugunsten von Dramatik ausgeschlachtet. Im Zentrum steht eine starke Frau, die sich bis zur letzten Minute von nichts und niemandem abhängig macht, sondern ihren eigenen Weg geht. Die anderen Figuren sind ebenfalls sehr sympathisch und einnehmend. Selbst der Antagonist ist klasse, da er deutlich gruseliger ist, als die meisten Bösewichte in Familienfilmen. Das passt zum Rest des Streifens, der eher rustikal ist. Anstelle von bunten Farben, vielen Details und anderen Merkmalen, die die meisten Filme auf dieser Liste haben, ist "Anastasia" schnörkellos und passt sich damit dem Setting an. Nicht zu vergessen ist der fantastische Soundtrack! Die Lieder "Journey to the Past", "Once Upon a December" und "At the Beginning" sind zugleich berührend und verbreiten Optimismus. Ich habe mir immer gewünscht, dass dieses Meisterwerk einmal auf die Musicalbühne gebracht wird. 19 Jahre nach der Premiere des Films ist dieser Traum wahr geworden. Jetzt muss ich es nur bald zum Broadway schaffen.


Das waren meine Top 15 Nicht-Disney-Animationsfilme. Was sind eure Favoriten? Schreibt es gerne in die Kommentare

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Sonntag, 21. Januar 2018

Tatort: Bausünden - Rezension

Der Mord zum Sonntag hat Tradition, deshalb sind auch wir mit Rezension und Live-Tweets (@WatchReadTalkdabei.


Marion Faust (Anja Weingarten), eine Angestellte des Kölner Grand Central Palace Hotels, wurde vom Balkon ihrer Wohnung gestoßen. Kurz vorher hatte sie auf dem Anrufbeantworter von Susanne Baumann (Jana Pallaske, Fack ju Göhte 3) mehrere panische Nachrichten hinterlassen. Kommissar Freddy Schenk (Dietmar Bär) und sein Kollege Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) versuchen Susanne zu befragen, doch sie ist unauffindbar. Weder ihr Ehemann Lars (Hanno Koffler) noch ihre Zwillingsschwester Daniela Mertens (Jana Pallaske) wissen, wo sie sein könnte. Während die Ermittler untersuchen, was Susanne mit der Toten zu tun hatte, sucht Lars obsessiv nach seiner Frau. Die Eheleute arbeiten beide für ein Architekturbüro, das in Katar ein Hotel für die Fußballweltmeisterschaft 2022 baut. Hat Chef Könecke (Julian Weigend) Susanne getötet, weil sie zu viel über die Korruption in dem Gewerbe wusste? Und weshalb musste Marion sterben?

Afghanistan-Krieg, FIFA und Hardcore-Sex 

Trägt Ballauf (l.) einen Ehering?
Foto: WDR
"Bausünden" schlägt einen ähnlichen Weg ein, wie der Wiener "Tatort: Die Faust" in der letzten Woche: Zu Beginn scheint es ein solider Kriminalfall zu werden, dann verstrickt sich die Geschichte in viel zu großen, anspruchsvollen Themen. Während es in der letzten Woche die osteuropäische Bürgerrechtsbewegung mit Verbindung zur CIA war, sind es diesmal FIFA-Bauprojekte in Katar und die posttraumatischen Belastungsstörungen ehemaliger Soldaten. Beides wird jedoch nur grob angesprochen. Zuschauer, die den medialen Aufschrei um die Luxushotels zur WM 2022 nicht verfolgt haben, werden sich um 21:45 Uhr vielleicht fragen, was genau eigentlich die titelgebende "Bausünde" gewesen sein soll. Kritik an der Ausbeutung der Gastarbeiter kommt zum Beispiel praktisch gar nicht vor (Daniela Mertens: "Die Firma Könecke baut in Katar ein riesiges Hotel. Den Arbeitern zahlen sie Hungerlöhne Da wurde wohl genug Geld verdient, um es mit vollen Händen wieder auszugeben."). Auf der einen Seite ist das gut, da dem Zuschauer stundenlange Erklärungen über architektonische Großprojekte erspart bleiben. Andererseits wirft es die Frage auf, wieso sich der "Tatort" dann überhaupt diesen Themen widmet. Es hätte die Geschichte in keinster Weise verändert, wenn der Arbeitgeber der Verschwundenen in Köln statt Katar gebaut hätte - in der Domstadt gibt es ja genug geldfressende Großprojekte. Einen konkreten Bezug zur WM oder zum Emirat hat der Fall jedenfalls nicht. Die Kommissare schießen sie sich sehr früh darauf ein, dass Ex-Soldat Lars Baumann, seine verschwundene Ehefrau und der gemeinsame undurchsichtige Arbeitgeber etwas mit dem Mord zu tun haben. Darum durchleuchten sie das Privatleben der toten Marion Faust gar nicht erst. Ich habe mich gegen Ende nicht gefragt, wer die Hotelangestellte vom Balkon gestoßen hat. Stattdessen habe ich versucht zu verstehen, wieso die Drehbuchautoren Uwe Erichsen und Wolfgang Wysocki komplizierte, gesellschaftskritische Themen einbringen, nur um den Fokus dann doch vollkommen auf die Charaktere zu legen. Die Auflösung des Mordfalls könnte den einen oder anderen Zuschauer sicher überraschen. Gewohnheits-Krimigucker werden jedoch schnell realisieren, worauf die Geschichte hinausläuft.

"Lauter Idioten um mich herum!"

Die Hauptdarsteller bei den Dreharbeiten im März
Foto: Katrin Mertens
...schimpft Lars Baumann, als er realisiert, dass er verdächtigt wird. Unrecht hat er damit nicht, denn die Figuren in "Bausünden" sind alle ziemlich anstrengend - angefangen bei dem Ex-Soldaten selbst. Viel erfährt der Zuschauer nicht über ihn, obwohl einige Informationen notwendig gewesen wären, um seine Kurzschlussreaktionen nachvollziehen zu können (Kaum ist seine Frau ein paar Stunden nicht da, eilt er aus Katar nach Deutschland und startet blind eine Suchaktion.). So wird beispielsweise nicht darauf eingegangen, was bei seinem letzten Einsatz als Soldat passiert ist, dass er danach nicht mehr mit seiner Ehefrau intim werden wollte. Es wir auch nicht klar, ob er tatsächlich Wahnvorstellungen oder einfach nur Angst um Susanne hat. Schauspieler Hanno Koffler gibt sein Bestes, um dem verzweifelten Mann Tiefe zu geben, doch das Drehbuch lässt ihn nicht. Baumann stolpert wütend in zahlreiche Büros und wiederholt "Wo ist meine Frau?" so oft, dass es scheint, als sei die Beantwortung der Frage sein einziger Lebensinhalt. Dabei bleibt er eindimensional, da er außer wütend und verzweifelt keine Emotionen zu haben scheint und nicht nachvollziehbar handelt. Statt seine Ehefrau offiziell als vermisst zu melden, rennt Lars den Kommissaren lieber davon. In einer der wenigen spannenden Szenen schlägt er eine Scheibe an Freddy Schenks Wagen ein und springt während der Fahrt auf die Straße (Schenk zu Ballauf: "Den Bericht dazu schreibst du!"). Die Actionsequenz kommt überraschend und ist gut gemacht, besonders weil sie nicht völlig unrealistisch aussieht. Jana Pallaske kann als Daniela Mertens ebenfalls nur wenig schauspielerische Bandbreite zeigen. Ihre Rolle beschränkt sich darauf, Lars Baumann an verschiedenen Orten zu suchen und ihn dann während ihrer Unterhaltungen mitleidig anzusehen. Gegen Ende verschwindet die Frau dann wortlos von der Bildfläche, obwohl es interessant gewesen wäre, ihre Reaktion auf die Schlussminuten zu sehen.
Dieser Anblick gehört nun der Vergangenheit an
Foto: WDR/Martin Valentin Menke
Auf Seiten der Polizei ist ebenfalls ein Verlust zu beklagen. "Bausünden" ist der letzte Fall mit Patrick Abozen als Tobias Reisser, dem Assistenten der Mordkommission. 2014 hatte er seine Vorgängerin Franziska Lüttgenjohann (Tessa Mittelstaedt) beerbt, die nach vielen Dienstjahren in einer fantastischen, nach ihr benannten "Tatort"-Folge gestorben war. Ein Abschied ist Tobias nicht vergönnt. Ihm wird nur die Arbeit ein wenig erleichtert. Während es im Fernsehen (und im realen Leben leider auch) die Regel ist, dass generell der letzte Versuch zum Erfolg führt, findet der fleißige Assistent das entscheidende Überwachungsvideo gleich auf dem ersten von rund zwei Dutzend USB-Sticks (Schenk: "Du greifst da rein und wirst sofort fündig?" Reisser: "Das Genie beherrscht das Chaos!" Schenk: "Du füllst ab sofort meine Lottoscheine aus! So viel Glück kann keiner haben!"). Freddy wird nun wohl ohne Millionengewinn leben und zudem einen neuen Assistenten finden müssen. Tobias ist nicht einmal beim traditionellen Feierabendbier an der Würstchenbude dabei. Ich finde es sehr schade, dass er nicht verabschiedet wird - das haben weder Rolle noch Schauspieler verdient. Immerhin soll der Ausstieg im nächsten Kölner "Tatort" erklärt werden, so gibt es wenigstens kein Loch im Erzählfluss.

Fazit

"Bausünden" startet wie der "Tatort" in der vorherigen Woche als vielversprechender, solider Kriminalfall, verstrickt sich jedoch schnell in komplexen, gesellschaftskritischen Themen. Sie dienen jedoch nur als grobe Rahmenhandlung und haben wenig mit den eigentlichen Ermittlungen zu tun. Daher fehlt es an allen Ecken und Enden an Informationen, die der Zuschauer zum Verständnis der komplexen Thematiken braucht. Die Auflösung wird letztendlich in wenigen Sätzen erklärt, ohne dabei einige zentrale Fragen zu beantworten. Stattdessen konzentriert sich die Geschichte viel zu sehr auf einige eindimensionale, unergründliche Charaktere, deren Verhalten wenig nachvollziehbar ist. Zeit für den Abschied von Assistent Tobias Reisser bleibt in diesem gehetzten, umständlichen Krimi hingegen leider nicht. Insgesamt ist "Bausünden" ein schwacher Fall, was größtenteils auf das Drehbuch zurückzuführen ist.


Nach Patrick Abozen steht schon der nächste "Tatort"-Ausstieg an. Nächste Woche ermittelt Alwara Höfels als Kommissarin Henni Sieland zum vorletzten Mal in Dresden. Im Fall "Déjà-vu muss sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Karin Gorniak (Karin Hanczewski) den Mord an einem neunjährigen Jungen aufklären. Besonders Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel (Martin Brambach) hat mit dem furchtbaren Verbrechen zu kämpfen: Vor drei Jahren konnte er das Verschwinden eines anderen Jungen nicht aufklären.

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